Gamaliëls Test

„Da erhob sich im Hohen Rat ein Pharisäer namens Gamaliël, ein beim ganzen Volk angesehener Gesetzeslehrer; er ließ die Apostel für kurze Zeit hinausführen. Dann sagte er: Israeliten, überlegt euch gut, was ihr mit diesen Leuten tun wollt. Vor einiger Zeit nämlich trat Theudas auf und behauptete, er sei etwas Besonderes. Ihm schlossen sich etwa vierhundert Männer an. Aber er wurde getötet und sein ganzer Anhang wurde zerstreut und aufgerieben. Nach ihm trat in den Tagen der Volkszählung Judas, der Galiläer, auf; er brachte viel Volk hinter sich und verleitete es zum Aufruhr. Auch er kam um und alle seine Anhänger wurden zerstreut. Darum rate ich euch jetzt: Lasst von diesen Männern ab und gebt sie frei; denn wenn dieses Vorhaben oder dieses Werk von Menschen stammt, wird es zerstört werden; stammt es aber von Gott, so könnt ihr sie nicht vernichten; sonst werdet ihr noch als Kämpfer gegen Gott dastehen. Sie stimmten ihm zu, riefen die Apostel herein und ließen sie auspeitschen; dann verboten sie ihnen, im Namen Jesu zu predigen, und ließen sie frei. Sie aber gingen weg vom Hohen Rat und freuten sich, dass sie gewürdigt worden waren, für seinen Namen Schmach zu erleiden. Und Tag für Tag lehrten sie unermüdlich im Tempel und in den Häusern und verkündeten das Evangelium von Jesus, dem Christus.“ (Apg 5,34-42)

„Schweigen“, die makkabäischen Märtyrer und die Perfidie des Vaters der Lüge

In Kürze wird ein neuer Film von Martin Scorsese herauskommen: „Silence“. In Deutschland wird er wohl im März 2017 in den Kinos anlaufen; hier der englische Trailer:

Der Film ist nach dem Buch „Schweigen“ von Shusaku Endo, einem japanischen Katholiken, von 1966 gedreht; es ist unter Katholiken recht bekannt und auch der Film wird in der katholischen „Subkultur“ schon mit einer gewissen Spannung erwartet. Ich habe das Buch vor einiger Zeit gelesen, und lege meine Karten gleich auf den Tisch: Ich bin kein Fan. Es ist unglaublich gut geschrieben, aber es gibt etwas daran, das ich nicht mag. Gar nicht mag.

Den historischen Hintergrund des Romans bildet die Christenverfolgung in Japan im 17. Jahrhundert. Erst einmal also ein bisschen was dazu: Im 16. Jahrhundert kamen die ersten Jesuiten nach Japan und begannen dort zu missionieren (der allererste war der legendäre Heilige Franz Xaver, einer der ersten Gefährten des hl. Ignatius von Loyola; später baute vor allem der Italiener Allesandro Valignano die japanische Kirche auf), zuerst mit großem Erfolg, und auch mit Duldung oder sogar Unterstützung der lokalen japanischen Feudalherren. Mehrere hunderttausend Japaner ließen sich im Lauf der Jahre taufen und es wurden von Valignano sogar Priesterseminare eingerichtet, um einen einheimischen Klerus heranzubilden. In dieser Zeit hatten die Herrscher Japans auch Interesse am Seidenhandel mit Spanien, Portugal und anderen europäischen Mächten, und zeigten sich auch aus diesem Grund den Missionaren freundlich gesonnen.

Ab 1587 allerdings, verstärkt ab 1597, und so richtig dann ab 1614, begannen die Verfolgungen. Christen wurden gefoltert und getötet; die Missionare wurden ausgewiesen oder erlitten dasselbe Schicksal, wenn sie im Land blieben und entdeckt wurden. Die Gründe dafür? Die japanischen Herrscher hatten beschlossen, ihr Reich stärker abzuschotten und sahen die Jesuiten als Vertreter fremder Mächte, als gefährlichen ausländischen Einfluss. Japan sollte japanisch bleiben. Und das Intrigieren von protestantischen englischen und holländischen Händlern gegen die katholischen Portugiesen, Spanier und Italiener machte es nicht besser.

Damals gab es etwa 300.000 Katholiken in Japan bei 20 Millionen Einwohnern; gegen sie wurde nun erbarmungslos vorgegangen. 1638 kam auch noch die Shimabara-Rebellion hinzu; ein Aufstand katholischer japanischer Bauern gegen ihre Herren. Sie wurde niedergeschlagen, und die Situation für die japanische Kirche wurde noch schlimmer. Die japanischen Behörden versuchten vor allem, die Christen und die noch heimlich im Land verbliebenen Missionare zum Abfall von ihrem Glauben zu bringen; von ihnen wurde verlangt, auf ein Kruzifix oder ein Bildnis Jesu zu treten; und um das zu erreichen, wurden sie der grausamsten Folter unterzogen; eine Art davon war die Grubenfolter: Die Opfer wurden stunden- oder tagelang kopfüber über eine Jauchegrube gehängt.

Das wurde 1632 auch mit Christovao Ferreira, dem portugiesischen Leiter der Mission, getan – und er gab schließlich auf und verleugnete den Glauben. Aber das eigentlich Erschreckende an seiner Geschichte ist: Er verbrachte danach noch ein langes Leben in Japan und kollaborierte mit seinen Peinigern bei der Verfolgung der Christen. Damit beginnt Endos Buch:

„Eine Nachricht erreichte die Kirche zu Rom. Pater Christovao Ferreira, den die portugiesische Gesellschaft Jesu nach Japan gesandt hatte, war in Nagasaki der Grubenfolter unterzogen worden und hatte dem Glauben abgeschworen. Ein altgedienter Missionar, der dreiunddreißig Jahre in Japan verbracht und dort als Provinzial die Priester und Gläubigen geleitet hatte.

Die Briefe des Paters, der theologisch sehr gebildet war und der auch während der Verfolgung die Mission fortgesetzt hatte, indem er sich im Gebiet um Kyoto verborgen hielt, waren voll unbeugsamen Mutes gewesen. Dass dieser Mensch in irgendeiner Situation Verrat üben könnte, schien unglaubhaft zu sein. Daher gab es in der Kirche und auch in der Gesellschaft Jesu viele, die diese Nachricht für eine Falschmeldung hielten, erfunden von Holländern oder den Japanern.“

Die Hauptfigur des Romans ist allerdings nicht Ferreira, sondern Sebastian Rodrigo, ein junger portugiesischer Jesuit, dessen Lehrer im Seminar Ferreira einmal gewesen war. Rodrigo will zusammen mit zwei anderen jungen Patres nach Japan gehen – um herauszufinden, was mit Ferreira tatsächlich geschehen ist, und um die japanischen Gläubigen zu stärken. Sie fahren zuerst nach Goa und Makao, wo sie auch Valignano treffen und vom Shimabara-Aufstand erfahren und davon, dass es wahnsinnig schwierig ist, überhaupt nach Japan zu gelangen. Valignano rät ihnen davon ab, es überhaupt zu versuchen. Die drei bleiben aber entschlossen; einer von ihnen wird zwar schwer krank und muss in Makao zurückbleiben, aber Rodrigo und sein Gefährte Francisco Garpe finden schließlich einen Weg, heimlich nach Japan überzusetzen.

Die nächsten paar Kapitel bestehen aus langen Briefen Rodrigos; es wird im Buch nicht klar, ob sie jemals irgendjemanden erreichten, oder ob er sie einfach so schreibt; danach geht es im normalen Erzählfluss weiter. Rodrigo und Garpe gelangen nach Japan und finden Dörfer, in denen die Bauern so gut wie alle heimlich katholisch sind. Sie verstecken sich in einer Hütte im Wald, spenden den Japanern die Sakramente. Und dann beginnt alles schief zu gehen.

Die Behörden werden misstrauisch, drei der Bauern werden vorgeladen, unter dem Verdacht, Christen zu sein – und zwei von ihnen, Mokichi und Ichizo, weigern sich, ein Bild der heiligen Jungfrau anzuspucken, und werden auf brutale Weise hingerichtet, durch die Wasserkreuzigung – man sieht im Trailer, wie sie funktioniert. Rodrigo und Garpe, die noch nicht entdeckt wurden, trennen sich schließlich und verlassen dieses Dorf, Rodrigo will Christen in einem anderen Dorf aufsuchen. Hier muss ich nun noch eine Figur erwähnen: Kichijiro, ein japanischer Christ, der den Patres am Anfang hilft, nach Japan zu gelangen, der aber während einer Verfolgung einige Zeit vorher bereits einmal dem Glauben abgeschworen hatte; und der auch nun wieder, als er mit Mokichi und Ichizo vorgeladen wird, aus Furcht vor Folter und Tod Gott verleugnet und schließlich mit den Behörden kollaboriert und ihnen auch Rodrigo ausliefert.

Rodrigo wird also gefangen genommen und in ein Gefängnis in Nagasaki gebracht, zusammen mit einigen japanischen Christen. Er wird längere Zeit gefangen gehalten, auch mal verhört, aber ohne dass man ihn foltern würde. Schließlich bringt man ihn zu Ferreira, der in relativ komfortablem Hausarrest in Nagasaki lebt.

„Ferreira schritt hinter einem älteren buddhistischen Priester; er trug einen dunklen Kimono, und sein Blick war auf den Boden geheftet. Da der kleine Mönch vor ihm selbstbewusst dahinstolzierte, schien Ferreiras ganze Gestalt Unterwerfung auszustrahlen. Es sah nicht anders aus, als ob der Mönch ein großes Haustier an einem um den Kopf gebundenen Strick hinter sich herzerrte, ob es nun wollte oder nicht. […] ‚Padre’, sagte Rodrigo endlich mit zitternder Stimme. ‚Padre.’“

Ferreira arbeitet inzwischen für die Japaner an Astronomie; und an einem Buch gegen das Christentum. Und ihm wurde aufgetragen, Rodrigo vom Glauben abzubringen.

„‚Sie’, flüsterte der Priester, ‚Sie sind nicht mehr Ferreira, den ich gekannt habe.’

‚Du hast recht. Ich bin nicht Ferreira. Ich bin der Mann, dem der Gouverneur den Namen Chuan Sawano gab’, antwortete Ferreira mit niedergeschlagenen Augen. ‚Und er gab mir nicht nur den Namen, er gab mir auch Frau und Kinder eines hingerichteten Mannes.’“

Rodrigo wird schließlich in ein Gefängnis in der Innenstadt von Nagasaki gebracht. Und dort muss er von seiner Zelle aus anhören, wie japanische Christen im Hof gefoltert werden. Ferreira kommt auch dorthin. Er und die japanischen Verfolger sagen Rodrigo, die Christen würden heruntergelassen, sobald er auf das Christusbild trete. Und so tut er es schließlich.

„Der Priester hob den Fuß. Er fühlte in den Beinen einen dumpfen, schweren Schmerz. Das war nicht nur eine Geste. Er selbst trat jetzt auf das, was er in seinem Leben für das Schönste gehalten und an das er als an das Reinste geglaubt hatte, auf das, was alle Träume und Ideale der Menschen erfüllt. Wie dieser Fuß schmerzte! Tritt nur auf mich! sagte der Herr auf der Kupferplatte zum Priester. Tritt nur auf mich! Ich kenne die Schmerzen deiner Füße. Tritt nur! Um von euch getreten zu werden, wurde ich in diese Welt geboren, um eure Schmerzen zu teilen, nahm ich das Kreuz auf die Schultern.

Der Priester setzte seinen Fuß auf das Bild. Es dämmerte. Und in der Ferne krähte ein Hahn.“

Dieser Satz ist noch nicht ganz das Ende des Buches. Es geht noch ein wenig weiter. Damit, dass Rodrigo, wie Ferreira, den japanischen Behörden helfen muss. Sein Leben wird ganz und gar in dieselben Bahnen gelenkt wie das Ferreiras. Und obwohl er leidet, lässt er es geschehen. Obwohl er innerlich noch irgendwie glaubt, lässt er es geschehen. Er sagt sich, dass es Christi Wille sei, was er tue; dass es Christi Wille gewesen sei, dass er Ihn verleugnete – denn er tat es ja, um andere vor der Folter zu retten.

Ich habe hier eine kurze Rezension des Romans von Daniel McInerny gelesen, die ich sehr treffend finde: „Is this really the voice of Christ as he passes by the scene?“ fragt McInerny hier über die Szene, die ich oben zitiert habe. „I cannot think so. I believe it is the voice of Satan tempting Rodrigues to imagine that by betraying his Lord he will be serving him.“ Und das denke ich auch. Es ist eine Lüge Satans, der wieder einmal versucht, als ein Engel des Lichts zu erscheinen, nicht die Stimme Christi.

Ein gewisser Konflikt im Roman beginnt schon lange vor diesem Geschehen. Noch relativ am Anfang des Romans berichtet Mokichi Rodrigo, dass die Behörden sie vorgeladen haben und von ihnen verlangen werden, auf das Christusbild zu treten:

„In meiner Brust regte sich Mitleid. Ohne zu denken gab ich eine Antwort, die Sie wahrscheinlich gegeben hätten. Ich dachte an Pater Gabriel, der während der Verfolgung in Unzen vor dem Bild erklärt hatte: ‚Lieber lasse ich mir diesen Fuß abschneiden, als dass ich darauf trete.’ Ich weiß, dass viele japanische Christen und Patres in dem Augenblick, in dem man ihnen das Christusbild vor die Füße legte, das gleiche empfunden haben. Aber wie konnte ich solchen Opfermut von diesen drei bemitleidenswerten Kreaturen verlangen?

‚Tretet nur darauf! Tretet nur darauf!’ Kaum hatte ich dies hervorgestoßen, begriff ich, dass ich dies nie hätte sagen dürfen. Voll Tadel starrte mich Garpe an.“

Tatsächlich treten die drei, als sie vorgeladen werden, wie Rodrigo ihnen geraten hat, zunächst aus Furcht auf das Christusbild; aber als man dann auch noch von ihnen verlangt, ein Bild der Jungfrau Maria anzuspucken, bringen Mokichi und Ichizo es nicht über sich. Also werden die beiden auf grausame Weise getötet, um alle übrigen Dorfbewohner endgültig vom Christentum abzuschrecken:

„Die Nacht sank herab. Von unserer Hütte aus konnten wir schemenhaft die roten Flammen des Feuers erkennen, das die Wachen angezündet hatten. Dort am Meeresufer standen die Leute von Tomogi und starrten hinaus auf das dunkle Wasser. Meer und Himmel waren so schwarz, dass niemand mehr wusste, wo Mokichi und Ichizo waren. Auch ob sie noch lebten, wusste niemand zu sagen. Weinend sprachen sie Gebete in ihren Herzen.

Da klang mit dem Rauschen der Wellen eine Stimme an ihre Ohren, die Mokichi zu gehören schien. Ob er nun den Dorfbewohnern vermitteln wollte, dass sein Leben noch nicht verlöscht war, oder ob er versuchte, sich selbst so Mut einzuflößen –, der junge Mann sang, um Atem ringend, ein christliches Lied:

‚Lasset uns wandern, lasset uns wandern,

zum Tempel des Paradieses lasset uns wandern!

Wenn wir vom Tempel des Paradieses sprechen,

wenn wir vom großen Tempel des Paradieses sprechen…’

Alle lauschten Mokichis Stimme, auch die Wachen lauschten. Immer wieder brandete seine Stimme, unterbrochen vom Rauschen des Regens und der Wellen, an das Ufer.“

Zu diesem Zeitpunkt beginnt Rodrigo, sich mit der Frage zu quälen, die für den Titel des Romans verantwortlich ist:

„Sie waren Märtyrer. Aber was für ein Märtyrertum war das! Ich hatte viel über Märtyrertum im Leben der Heiligen gelesen – so zum Beispiel hatte ich davon geträumt, dass im Augenblick der Heimkehr ihrer Seelen Strahlen der göttlichen Gnade das Firmament erfüllen und Engel mit ihren Trompeten sie willkommen heißen. Das Martyrium der japanischen Christen, das ich Ihnen eben geschildert habe, glich keinem solch strahlenden Bild. Wie überaus elend, wie schmerzerfüllt hatten die beiden sterben müssen. Unaufhörlich fällt der Regen ins Meer. Und das Meer, das sie getötet hat, verharrt ungerührt in Schweigen. […] Was will ich damit sagen? Ich weiß es selbst nicht genau. Ich weiß nur, dass ich es nicht ertrage, dass auch am heutigen Tag, an dem Mokichi und Ichizo ihr Leben unter Leiden für die Ehre des Herrn gegeben haben, dass auch heute das Meer dunkel und eintönig ans Ufer schlägt. Hinter der ungerührten Ruhe dieses Meeres ahne ich das Schweigen Gottes; Gott, der, die klagenden Stimmen der Menschen im Ohr, mit verschränkten Armen sein Schweigen bewahrt…“ Immer wieder quält er sich mit dieser Frage: „Obwohl doch in den zwanzig Jahren seit dem Ausbruch der Verfolgung über diese schwarze Erde von Japan das Stöhnen unzähliger Christen hallt, das rote Blut der Priester in ihr versickert und die Türme der Kirche niedergerissen wurden, schweigt Gott, schweigt im Angesicht dieser Opfer, die für ihn dargebracht werden.“

Und dann ist da noch eines: Immer wieder stellt Rodrigo sich, zunächst scheinbar zusammenhanglos, eine Frage nach dem Schicksal des Judas – fragt er sich, wieso Christus beim Letzten Abendmahl zu Judas sagte: „Was du tun willst, tue bald!“ Er fragt sich, ob Christus diese Worte im Zorn sagte; ob Er Judas nicht mehr liebte, nicht mehr versuchte, ihn von seiner Tat zurückzuhalten. Schließlich legt er sich die Erklärung zurecht, dass auch Judas einen Teil des Planes Gottes zu erfüllen hatte; ganz am Ende des Romans, glaubt er, dass Christus zu ihm selber spricht: „Wie ich jetzt zu dir sage: Tritt nur auf das Tretbild, sagte ich zu Judas: Führe aus, was du vorhast! Denn sein Herz schmerzte wie jetzt dein Fuß.“

Und ich denke, hier irrt Rodrigo. Wenn es das ist, was Endo mit dem Roman sagen will, dann irrt auch er hier. Judas als Identifikationsfigur? Handelte Judas denn bitte schön, im Übrigen, aus guten Motiven?

Ich bin überzeugt davon, dass Christus zu Judas letztlich sagte: Entscheide dich! Natürlich wollte Er nicht, dass Judas zum Verräter wurde. Er sprach nicht im Zorn, und Er sprach keine Worte der Verdammnis. Er sprach: Was immer du tun willst, das tue bald – du musst jetzt wählen.

Diese Zweifel, die ich beschrieben habe, sind nicht die einzigen, die zu dem beitragen, was Rodrigo am Ende tut. Als er zum ersten Mal mit Ferreira spricht, versucht dieser – und das Gleiche versucht in anderen Gesprächen der japanische Machthaber Inoue – ihm einzureden, dass das Christentum im fremden Japan keine Wurzeln schlagen könne; dass die japanischen Christen nicht wirklich denselben Glauben angenommen hätten, an dem die europäischen Christen festhielten; dass Japan ein Sumpf sei, in dem der dorthin verpflanzte christliche Baum verfaulen müsse.

Nun, ich nehme mal an, es ist kein Wunder, dass Endos Roman seinerzeit besonders von seinen japanischen Mitchristen heftig kritisiert wurde. Ich kann mich ihrer Kritik nur anschließen.

Wie oben schon deutlich wurde, was Rodrigos Festigkeit am Ende wirklich zerstört, ist die Folter anderer. An einer Stelle des Romans muss er dem Tod Garpes und anderer japanischer Christen zusehen (sie werden im Meer ertränkt); ein Dolmetscher versucht auch an dieser Stelle wieder, seinen Glauben ins Wanken zu bringen: „‚Wie oft ich das auch mitansehe, immer wieder finde ich es abscheulich!’ Der Dolmetscher erhob sich vom Hocker. Er schaute den Priester nun hasserfüllt an. ‚Padre, habt ihr schon einmal daran gedacht, welches Unheil euer Traum über diese Bauern bringt? Dieser selbstsüchtige Traum, den ihr Japan aufzwingen wollt? Wieder ist Blut geflossen! Das Blut dieser ahnungslosen Bauern hat wieder fließen müssen.“ Ja, richtig: Die Mörder sagen hier – und an anderen Stellen – zu einem anderen: Du bist schuld, wenn wir sie töten.

Das ist die Perfidie des Teufels, das ist seine List, das ist die Übelkeit erregende Lüge der Hölle, eine der vielen großen Lügen des Vaters der Lüge. Das ist eine Lüge, die gerade jetzt in so vielen Filmen und Romanen wiederholt wird: Töte einen, sonst töte ich mehrere, dann bist du schuld an ihrem Tod – leg dort eine Bombe, sonst töte ich dein Kind, dann bist du schuld an seinem Tod – bring diese Leute um, sonst foltere ich deine Frau, dann bist du schuld an ihrem Schmerz – das ist die Lüge Satans. Und das ist eine Art der Gewalt, die nicht nur für Horrorfilme typisch ist, sondern auch für satanistische Sekten – kein Wunder! Und sie beruht auf einer Lüge.

Der, der das Messer führt, ist der Mörder; der, der tötet, ist schuld am Tod des Getöteten. „Du bist schuld“, sagt der Mörder in diesem Roman, und in so vielen anderen Romanen und Filmen, und so etwas ist eine so unglaublich widerwärtige, ekelerregende Verdrehung und Versuchung, und doch kann Sebastian Rodrigo sich gegen diese Verdrehung und Versuchung nicht wehren. Er glaubt die Lüge. Ihm wird eingetrichtert, er wolle sich ja bloß den Ruhm des unbeugsamen Bekenners erhalten, für sein persönliches reines Gewissen nehme er das Leid anderer in Kauf, kurz: Moralisches Handeln wird als Luxus dargestellt, der im Endeffekt auf Unmoral hinausliefe. Und das ist wiederum eine völlig pervertierte Vorstellung dessen, was Moral eigentlich ist. Ich fürchte jedoch, sie ist nur allzu weit verbreitet. Aber Moral ist kein Luxus. Nie. Das ist eine Lüge.

Ich bin hier schon einmal ziemlich ausführlich auf dieses Thema eingegangen; da speziell auf die Tatsache: Wenn Terroristen Unschuldige als menschliche Schutzschilde verwenden oder als Geiseln nehmen, dann ist der, der sich von den Terroristen nicht erpressen lässt, nicht schuld am Tod dieser Unschuldigen. Ich habe auch hier schon Robert Spaemann zitiert; einen Teil dieses Zitats möchte ich hier noch einmal wiederholen: „Jener Polizist, dem befohlen wurde, ein 12jähriges Judenmädchen zu erschießen, das ihn um sein Leben anflehte, hat wirklich geschossen. Sein sadistischer Vorgesetzter hatte ihm eine Alternative vor Augen gestellt: die Erschießung von 12 anderen unschuldigen und wehrlosen Personen. Der Polizist schoß und wurde wahnsinnig. Er tat, was er nicht mußte, weil er es nicht hätte können müssen. Jeder Mensch muß einmal sterben. Den Tod jener 12 Menschen hätte der Polizist sowenig zu verantworten gehabt, als wenn er keine Hände gehabt hätte. Hätte er nicht auch im Besitz von Händen sagen können: ‚Ich kann nicht’?“ Ja, es kann Situationen geben, wo es besser ist, auf Forderungen von Erpressern einzugehen, um den Tod Unschuldiger zu verhindern. Wenn etwa ein Verbrecher mein Kind entführt hat und von mir 100.000 Euro Lösegeld fordert, ansonsten würde er es töten – natürlich, zahlen. (Es sei denn, die Polizei hätte die Möglichkeit, es zu befreien, ohne dass es dabei wahrscheinlich umgebracht wird.) Aber was, wenn ein Verbrecher mein Kind entführt hat und von mir verlangt, eine Bombe zu platzieren, durch die zahlreiche Unschuldige sterben würden, ansonsten würde er es töten – was dann? Nein: Dann darf man das Verlangte nicht tun. Ist das schlimm, ist das tragisch? Natürlich ist es das! Aber es die Tat dieses Verbrechers, die tragisch ist!

Es gibt bestimmte Dinge, die zu tun immer falsch ist. Zählt hierzu auch das Verleugnen des Glaubens? Ja. Die Kirche hat dazu immer ja gesagt. Die antiken Christen hätten sicher ja gesagt. Die Apostel und die Bischöfe und Priester der alten Kirche ermutigten die Christen zum Martyrium, sie forderten sie auf, alles zu ertragen, was man ihnen antun möchte, eher Folter und Scheiterhaufen und Kreuzigung auf sich zu nehmen, als dem Kaiser auch nur offiziellerweise ein paar Weihrauchkügelchen hinzuwerfen, und sie ertrugen das auch selbst. Sie handelten dabei nach den Worten Jesu: „Wer sich nun vor den Menschen zu mir bekennt, zu dem werde auch ich mich vor meinem Vater im Himmel bekennen. Wer mich aber vor den Menschen verleugnet, den werde auch ich vor meinem Vater im Himmel verleugnen.“ (Mt 10,32-33)

Als ich darüber nachdachte, was Rodrigo in der oben zitierten Stelle zu Mokichi und Ichizo sagt, musste ich auf einmal an eine Geschichte aus dem 2. Buch der Makkabäer denken. Man vergleiche Rodrigos Verhalten mit dem der Mutter der sieben Brüder, die von Antiochus Epiphanes auf grausamste Weise getötet werden, weil sie sich weigern, Schweinefleisch zu essen:

„Ein andermal geschah es, dass man sieben Brüder mit ihrer Mutter festnahm. Der König wollte sie zwingen, entgegen dem göttlichen Gesetz Schweinefleisch zu essen, und ließ sie darum mit Geißeln und Riemen peitschen. Einer von ihnen ergriff für die andern das Wort und sagte: Was willst du uns fragen und von uns wissen? Eher sterben wir, als dass wir die Gesetze unserer Väter übertreten. Da wurde der König zornig und befahl, Pfannen und Kessel heiß zu machen. Kaum waren sie heiß geworden, ließ er ihrem Sprecher die Zunge abschneiden, ihm nach Skythenart die Kopfhaut abziehen und Nase, Ohren, Hände und Füße stückweise abhacken. Dabei mussten die anderen Brüder und die Mutter zuschauen. Den grässlich Verstümmelten, der noch atmete, ließ er ans Feuer bringen und in der Pfanne braten. Während sich der Dunst aus der Pfanne nach allen Seiten verbreitete, sprachen sie und ihre Mutter einander Mut zu, in edler Haltung zu sterben. […] Auch die Mutter war überaus bewundernswert und sie hat es verdient, dass man sich an sie mit Hochachtung erinnert. An einem einzigen Tag sah sie nacheinander ihre sieben Söhne sterben und ertrug es tapfer, weil sie dem Herrn vertraute. In edler Gesinnung stärkte sie ihr weibliches Gemüt mit männlichem Mut, redete jedem von ihnen in ihrer Muttersprache zu und sagte: Ich weiß nicht, wie ihr in meinem Leib entstanden seid, noch habe ich euch Atem und Leben geschenkt; auch habe ich keinen von euch aus den Grundstoffen zusammengefügt. Nein, der Schöpfer der Welt hat den werdenden Menschen geformt, als er entstand; er kennt die Entstehung aller Dinge. Er gibt euch gnädig Atem und Leben wieder, weil ihr jetzt um seiner Gesetze willen nicht auf euch achtet. Antiochus aber glaubte, sie verachte ihn, und er hatte den Verdacht, sie wolle ihn beschimpfen. Nun war nur noch der Jüngste übrig. Auf ihn redete der König nicht nur mit guten Worten ein, sondern versprach ihm unter vielen Eiden, ihn reich und sehr glücklich zu machen, wenn er von der Lebensart seiner Väter abfalle; auch wolle er ihn zu seinem Freund machen und ihn mit hohen Staatsämtern betrauen. Als der Junge nicht darauf einging, rief der König die Mutter und redete ihr zu, sie solle dem Knaben doch raten, sich zu retten. Erst nach langem Zureden willigte sie ein, ihren Sohn zu überreden. Sie beugte sich zu ihm nieder, und den grausamen Tyrannen verspottend, sagte sie in ihrer Muttersprache: Mein Sohn, hab Mitleid mit mir! Neun Monate habe ich dich in meinem Leib getragen, ich habe dich drei Jahre gestillt, dich ernährt, erzogen und für dich gesorgt, bis du nun so groß geworden bist. Ich bitte dich, mein Kind, schau dir den Himmel und die Erde an; sieh alles, was es da gibt, und erkenne: Gott hat das aus dem Nichts erschaffen und so entstehen auch die Menschen. Hab keine Angst vor diesem Henker, sei deiner Brüder würdig und nimm den Tod an! Dann werde ich dich zur Zeit der Gnade mit deinen Brüdern wiederbekommen. Kaum hatte sie aufgehört, da sagte der Junge: Auf wen wartet ihr? Dem Befehl des Königs gehorche ich nicht; ich höre auf den Befehl des Gesetzes, das unseren Vätern durch Mose gegeben wurde. Du aber, der sich alle diese Bosheiten gegen die Hebräer ausgedacht hat, du wirst Gottes Händen nicht entkommen. Denn wir leiden nur, weil wir gesündigt haben. Wenn auch der lebendige Herr eine kurze Zeit lang zornig auf uns ist, um uns durch Strafen zu erziehen, so wird er sich doch mit seinen Dienern wieder versöhnen. Du Ruchloser aber, du größter Verbrecher der Menschheit, überheb dich nicht und werde nicht durch falsche Hoffnungen übermütig, wenn du deine Hand gegen die Kinder des Himmels erhebst. Denn noch bist du dem Gericht des allmächtigen Gottes, der alles sieht, nicht entronnen. Unsere Brüder sind nach kurzem Leiden mit der göttlichen Zusicherung ewigen Lebens gestorben; du jedoch wirst beim Gericht Gottes die gerechte Strafe für deinen Übermut zahlen. Ich gebe wie meine Brüder Leib und Leben hin für die Gesetze unserer Väter und rufe zu Gott, er möge seinem Volk bald wieder gnädig sein; du aber sollst unter Qualen und Schlägen bekennen müssen, dass nur er Gott ist. Bei mir und meinen Brüdern möge der Zorn des Allherrschers aufhören, der sich zu Recht über unser ganzes Volk ergossen hat. Da wurde der König zornig und verfuhr mit ihm noch schlimmer als mit den anderen – so sehr hatte ihn der Hohn verletzt. Auch der Jüngste starb also mit reinem Herzen und vollendetem Gottvertrauen. Zuletzt starb nach ihren Söhnen die Mutter.“ (2 Makk 7,1-5.20-41)

Diese acht Menschen starben wirklich auf schlimmste Weise; wer mag, kann die vollständige Geschichte hier nachlesen. Sie starben bloß für die Weigerung, Schweinefleisch zu essen – ein rein äußerliches Gebot Gottes, ein bloßes Zeichen der Treue zu Gott im Alten Bund. Sie waren nicht bereit, dieses Gebot zu brechen, weil es ein Ausweis der Verleugnung ihres Glaubens gewesen wäre. Und sie versuchten auch nicht, einander vom Martyrium abzuhalten. Die Hoffnung auf ewiges Leben hielt sie aufrecht, und zwar, obwohl auch bei ihrem Martyrium keine himmlischen Erscheinungen und Wunder auftauchen; wenn man so will, Gott zu schweigen schien.

An manchen Stellen des Romans zeigt Rodrigo noch große, nachdenklich machende Einsichten. Nach dem ersten Zusammentreffen mit Ferreira denkt er sich Folgendes: „Ferreiras Traurigkeit fiel dem Priester ein. Ferreira vermied es, in jenem Gespräch über die japanischen Märtyrer zu sprechen. Er versuchte bewusst, diesem Thema aus dem Weg zu gehen. Menschen, die im Unterschied zu ihm stark geblieben waren, sogar die Grubenfolter durchgestanden hatten, solche Menschen trachtete er zu vergessen.“ Aber als Rodrigo selbst in Ferreiras Fußstapfen getreten ist… scheint er sich genauso zu verhalten. Er sagt sich, dass er im Endeffekt Gottes Willen erfüllt habe, auch wenn die Kirche ihn jetzt als Apostaten betrachten möge: „Was wisst denn ihr! Ihr Vorgesetzten in Europa, in Makao! Und in der Dunkelheit verteidigte er sich vor ihnen. Ihr lebt euer behagliches Leben, die Religion verbreitet ihr an friedlichen und sicheren Orten!“ Den Gedanken an die Patres und die Christen, die nicht im behaglichen Europa lebten und tatsächlich zu Märtyrern wurden, scheint er ganz einfach nicht mehr in seinen Kopf zu lassen. Er muss sich versichern, dass er richtig gehandelt hat.

Ich glaube, dass seine Apostasie letztlich auch ein bisschen mit der Tatsache zusammenhängt, dass er nicht sehr viel an das ewige Leben zu denken scheint, dass ihm der Tod als etwas sehr Schlimmes zu erscheinen scheint. Ein bisschen anders die japanischen Katholiken, die im Lauf des Romans zu Märtyrern werden: Lasset uns wandern, lasset uns wandern, zum Tempel des Paradieses lasset uns wandern! Immer wieder einmal kommt es ihm in den Sinn, das ja, auch noch, kurz bevor er auf das Bild tritt, aber er wankt in seinem Glauben:

„Als ob er dadurch diese Vision vertreiben könnte, schlug er immer wieder mit seinem Kopf an die Wand.

‚Diese Leute werden für ihre irdischen Schmerzen mit der ewigen Seligkeit belohnt.’

‚Betrüge dich nicht selbst!’ sagte Ferreira ruhig. ‚Mit schönen Worten suchst du Ausflüchte für deine Schwäche.’

‚Meine Schwäche!’ Der Priester schüttelte ohne Überzeugung den Kopf. ‚Das stimmt nicht. Ich glaube an die Erlösung dieser Leute.’

‚Aber du machst dich selbst wichtiger als die anderen, weil dir am meisten an deiner eigenen Erlösung liegt. Wenn du sagst, dass du den Glauben aufgeben willst, zieht man sie aus der Grube. Ihre Qualen haben ein Ende. Aber du willst nicht abschwören. Denn du willst die Kirche nicht verraten. Du willst kein Schandfleck werden wie ich.’ Ferreiras Stimme, die zornig geklungen hatte, wurde allmählich leiser. ‚Auch ich habe das erlebt. Auch ich fühlte in jener finsteren und eiskalten Nacht das gleiche wie du jetzt. Aber wo bleibt die Liebe? Ein Priester sollte dem Beispiel Christi folgen. Wenn Christus hier wäre…’“

Das ist wieder diese Perfidie: Opfere dein Gewissen, vergiss den Luxus der Moral.

Ich glaube, zum christlichen Glauben gehört es auch, darauf zu vertrauen, dass letztendlich dann alles gut werden wird, wenn man auf Christi Gebote hört – auch, wenn es zunächst genau nach dem Gegenteil aussieht, und wenn einem eine perfide Versuchung die Hoffnung nehmen will. Und eins von Christi klarsten Geboten war, Ihn nicht vor den Menschen zu verleugnen. Rodrigos Aufgabe wäre es gewesen, darauf zu vertrauen, dass auch für die Gefolterten alles, alles gut werden würde.

Aber wie alldem auch sei; selbst wenn man meinen will, dass Rodrigo in diesem Moment richtig handelte – und auch wenn man meint, dass es falsch war, kann man ihn nicht einfach so verurteilen; er tritt auf das Bild in einem Augenblick größten Schmerzes und größter Verwirrung, bedrängt von perfiden Psychotricks seiner Verfolger, schon völlig entmutigt durch Ferreiras Vorbild, weil er nicht glaubt, dass er die Fähigkeit haben wird, standhaft zu bleiben, wenn schon dieser Mann abgefallen ist; und er tut es nicht um seines eigenen Lebens willen –, selbst dann kann man sagen: Wie er dann weiterlebt, ist eindeutig nicht richtig. Dieser eine Moment, das kann man nachvollziehen, auch wenn man es nicht gutheißt – aber die folgenden Monate und Jahre? Denn obwohl er den Glauben innerlich irgendwie bewahren will, verleugnet er ihn tagtäglich. Er arbeitet wie Ferreira mit seinen Verfolgern zusammen. „Bei solchen Gelegenheiten zeigte man ihm irgendwelche Dinge, die die Japaner nicht kannten, und er hatte zu erklären, ob sie etwas mit dem Christentum zu tun hatten oder nicht. Nur er oder Ferreira vermochten sofort zu bestimmen, was von den vielen fremdartigen Gütern, die die Ausländer aus Makao mitbrachten, dem Christentum diente. Hatte er diese Arbeit beendet, so überreichte man ihm Geld oder Kuchen als Dank des Magistrats für die geleisteten Dienste. Die Beamten im Magistrat in Motohakatamachi und auch jener Dolmetscher begegneten ihm stets mit Höflichkeit. Niemals wurde er demütigend oder als Verbrecher behandelt.“ Hat er einmal darüber nachgedacht, was er mit seiner Apostasie den japanischen Gläubigen antut? Was er ihnen dann nicht nur direkt durch diese seine Mitarbeit beim Magistrat, sondern indirekt, geistlich durch seine Apostasie und sein weiteres Handeln antut? In ganz Nagasaki nennt man ihn den „abgefallenen Paulus“ und Ferreira den „abgefallenen Petrus“. Er weiß, dass dort noch Menschen leben müssen, die heimlich Christen sind; und doch gibt er weiter allem nach, was die japanischen Beamten von ihm fordern. Was tut er damit den Christen an, denen zu dienen er gekommen ist? Er ist ihnen das, was Ferreira ihm war; er nimmt ihnen Hoffnung.

Es scheint ihm so oft, als ob Gott schweigt. Aber tut Er das denn? Tut Er das aus Sicht der japanischen Gläubigen? Ein Priester, ein alter Christus (lt. „zweiter Christus“, „anderer Christus“) kommt in ihr Land, trotz der Gefahr, die ihm dort droht – ist das ein Schweigen Gottes? Die Kirche wird der Leib Christi genannt; Christen, und Priester in ganz besonderer Weise, sind in Christus eingegliedert, sie sind Teil seines mystischen Leibes. Er will durch sie handeln, Er will gerade durch sie sprechen. Er spricht durch Märtyrer wie Mokichi und Ichizo (gerade in der Erbärmlichkeit ihres Todes, den sie auf sich nehmen! Was Rodrigo einfach nicht sieht), Er spricht auch anfangs durch Rodrigo, als er nach Japan kommt – aber dann verleugnet dieser Ihn. „Christ is silent as he passes by”, schließt McInerny bei seiner Rezension, „because Rodrigues won’t open up his mouth to give him voice.“

Ich frage mich auch, ob Rodrigo wirklich (wenn er ernsthaft darüber nachdenken würde) eine glorreiche Märtyrerkirche voller Wunder und offensichtlicher Manifestationen des Göttlichen erwartet, als er nach Japan geht. Gleichzeitig frage ich mich – das klingt jetzt vielleicht ein bisschen seltsam – welche Vorstellung Endo vom christlichen Portugal hat? Ich frage mich, ob er diese christliche Kultur nicht vielleicht unbewusst ein bisschen idealisiert. Ist Gott den Priestern in diesem christlichen Portugal stets so offensichtlich und klar und nahe gewesen, dass sie Ihn im heidnischen Japan nicht mehr sehen zu können scheinen?

Dieses Buch schildert den langsamen Niedergang eines Priesters, der schließlich seinen Glauben verleugnet. Vielleicht hat er sich anfangs zuviel zugetraut. Vielleicht hat er tatsächlich zuerst geglaubt, mehr oder weniger aus eigener Kraft das Martyrium bestehen zu können und sich darauf etwas eingebildet. Aber am Ende verliert er auch den Glauben, es mit Gottes Hilfe schaffen zu können. Am Ende könnte man heulen, so sehr tut er einem leid – man möchte ihm zurufen, dass er mit diesem scheußlichen, grauenvollen, einsamen, erstarrten Leben, das ihn selbst so zutiefst unglücklich macht und leiden lässt, doch nicht weitermachen muss, dass er doch wieder umkehren könnte. Ja, wenn er nur umkehren würde! In den letzten Kapiteln beginnt man etwas von der Hölle auf Erden zu ahnen, die Rodrigos Leben geworden ist. Und Ferreira erst… er ist noch schlimmer. Was muss in einem Priester vorgehen, der einen anderen Priester zur Verleugnung des Glaubens bewegt hat? Der weiterhin bei der Verfolgung von Christen hilft? Der öffentlich gegen das Christentum zu argumentieren hat? Wie sollte ein Priester, der Christus die Treue geschworen hat, diesen Schmerz aushalten können, der da in ihm sein muss?

Mein persönliches Fazit also: Ich mag das Buch nicht, obwohl es gut geschrieben ist (was heißt gut – der Schreibstil ist unglaublich gut), weil es zu schlecht ausgeht. Ja, es gibt Menschen, die falsche Entscheidungen treffen und deren Leben furchtbar tragisch ausgeht; aber dennoch: Ich lese einfach nicht gerne Romane, die mich auf diese Art und Weise deprimieren, deswegen würde ich dieses Buch Leuten, denen es ähnlich geht, nicht unbedingt empfehlen. Es bewegt – es lässt einem eine Zeitlang gar keine Ruhe –, es bringt einen zum Nachdenken und zum Trauern, aber es belebt nicht, es zeigt kein überwundenes, sondern finster und einsam triumphierendes Leid. Natürlich, Tragik kann man nie ganz eliminieren; und andere Menschen lassen sich von schlecht endenden Büchern oder Filmen vielleicht nicht so deprimieren (auch Hamlet und Macbeth etwa sind tragisch…); aber ich persönlich eben leicht, und mir fehlt hier völlig die christliche Hoffnung, der feste Glaube. Ich glaube, an Sebastian Rodrigo wird auf negative Weise das deutlich, was „Glaube“ als Tugend wirklich ist. Rodrigo und Ferreira (und sogar einige der japanischen Verfolger, wie Inoue, der das Christentum gut kennt; er lehnt es bloß als unjapanisch ab) zweifeln nicht wirklich intellektuell an der christlichen Lehre; aber festzuhalten am praktischen Vertrauen auf Gott, wenn er zu schweigen scheint… man weiß zwar rein rational ganz genau, dass er Gründe haben muss, aber diesem überwältigenden Eindruck von Verlassenheit und Ausweglosigkeit zu widerstehen, und darauf zu vertrauen, dass Gottes Gebote sich unzweifelhaft als der richtige Weg erweisen werden – das ist Glaube, fides, Treue, im christlichen Sinn. Und das Buch lässt die Hoffnung darauf zu sehr untergehen, dass in einer anderen Welt alles Unrecht zurechtgerückt werden wird, dass alle Tränen abgewischt werden, dass alles, alles gut werden wird. Diese christliche Hoffnung, die die Makkabäer und die römischen Märtyrer und die japanischen Märtyrer, die tatsächlich unter der Grubenfolter starben, unter allen ihren furchtbaren Schmerzen aufrechterhielt.

Ich weiß noch nicht, ob ich mir den Film ansehen werde.

Man kann an dem Buch vielleicht noch kritisieren, dass es wohl (nach den Informationen, die ich habe), einen historischen Fehler enthält; die (wenigen) Priester, die in der Verfolgung abfielen, fielen wohl tatsächlich ab, nachdem sie selbst gefoltert wurden, nicht nachdem andere gefoltert wurden. Aber gut; der Konflikt, der in diesem Buch geschildert wird, ist dennoch ein möglicher Konflikt in einer Verfolgung, die geschilderte Versuchung ist eine, die im menschlichen Leben in verschiedenen Situationen auftreten kann; und so etwas kann man ja auch dann in einem Roman verarbeiten, wenn es nicht streng historisch sein sollte. Ach ja: Über das Ende des historischen Ferreira weiß man übrigens sehr wenig. Es gibt auch Gerüchte, dass er schließlich nach Jahrzehnten doch als Märtyrer gestorben sei. Es ist nicht geklärt. Rodrigo ist nicht historisch, aber nach einer historischen Person geformt. Und was die japanischen Christen angeht… nun einige von ihnen bewahrten über Jahrhunderte hinweg heimlich den Glauben, ohne Priester, und kamen schließlich, als Japan sich im 19. Jahrhundert wieder öffnete und neue Missionare ins Land durften, wieder mit ihrem Glauben hervor. Der Baum verfaulte doch nicht.

Eins noch: Vielleicht haben die Leser dieser Rezension den Eindruck, ich würde mit einem gewissen Hochmut aus meiner bequemen Position in einem christenverfolgungsfreien Land über Rodrigo und Ferreira urteilen. Das tue ich sicher nicht. Ich habe nie behauptet, dass ich mich in einer solchen Situation irgendwie besser verhalten hätte; auch wenn ich hier proklamiere, wie man sich richtigerweise verhalten müsste. Also noch fürs Protokoll: Ich würde mich wahrscheinlich niemals freiwillig in ein Land wagen, wo Christen verfolgt werden, eben aus der Angst heraus, dass ich einer Verfolgung nicht standhalten könnte. Angenommen nun, die Verfolgung käme aber zu mir – etwa in Form einer islamistischen Geiselnahme wie bei Abbé Jacques Hamel –; dazu, so denke ich, kann ich Folgendes behaupten: Ich glaube, ich hätte kein großes Problem mit einem schnellen Märtyrertod, Köpfen oder Erschießen oder so etwas; Angst vor dem Tod habe ich nämlich eigentlich weniger (wobei man das auch leicht sagen kann, solange man nicht in Todesgefahr ist); sehr wohl aber habe ich Angst vor der Folter. Folter, und ebenso Psychofolter, ist genau genommen eine furchtbare Horrorvorstellung für mich, und ich denke, ich kann nur unseren Herrn Jesus Christus bitten, dass ich niemals in eine Situation komme, die Folter beinhaltet. (Wofür die Chancen ja zum Glück ganz gut stehen…)

Nun also: Was denkt ihr über dieses Buch? Irgendwelche Anmerkungen?

[Update: Hier noch ein paar Informationen über den tatsächlichen historischen Hintergrund.]

Die allumfassende Kirche, Teil 9: Alles hat seine Stunde

Alle Teile hier.

Im Katholizismus gibt es gelegentlich mal gruselige, harte oder traurige Dinge. Wir haben Reliquiare mit Knochenstückchen auf Seitenaltären stehen und es gibt in Europa Kapellen voller aufgetürmter Schädel und mit Wänden, die mit Knochen behangen sind [hier ein paar Fotos]. Unsere Heiligen werden dargestellt mit Sägen und Äxten und siedendem Öl, weil sie dadurch zu Tode kamen, und von Johannes dem Täufer sieht man auf zahlreichen Darstellungen nur seinen Kopf auf einer silbernen Schale. Sogar die Patronate dieser Heiligen zeigen einen ziemlichen Galgenhumor – St. Sebastian beispielsweise ist der Patron der Bogenschützen, weil er mit Pfeilen getötet wurde. Wir glauben an Fegefeuer, Hölle und Endgericht, es gibt das Dies Irae und wir haben sogar Exorzismen.* Es gibt im Kirchenjahr Zeiten der Trauer und des Fastens. Und dann gibt es – natürlich – den Karfreitag. Das zentrale Symbol unseres Glaubens ist ein grausames Hinrichtungsgerät. Das Kreuz muss damals in der Antike ein noch abwegigeres Symbol gewesen sein, als wenn heutzutage Galgen oder Guillotine oder Elektrischer Stuhl oder Waterboardinginstrumente als Symbole einer neuen Sekte auserkoren würden.

Trotzdem sind diese dunklen Dinge nicht das eigentliche Wesen des Katholizismus. Das Wesen des Katholizismus, wie ich es erfahren habe, ist Klarheit, Freude, Friede, Licht und Hoffnung – zu seinem Wesen gehört der Sieg über das Leid durch dessen Annahme.

In dieser Religion wurde das Leid nie ignoriert. Vergänglichkeit, Tod und Krankheit, die Ungerechtigkeit der Welt und zwischenmenschliche Bosheit galten in der Geschichte der katholischen Religion immer als Grundkonstante des Lebens aller Menschen, was sie ja sind; ein paar YOLO- oder Prosperity-Gospel-Philosophien versuchen diese offensichtliche Tatsache zwar heutzutage zu ignorieren, aber ich denke, dass sich alle vernünftigen Menschen darüber einig sind, dass es so ist. (Dass der Versuch von Ideologien wie dem Kommunismus, eine vollkommen leidlose Welt zu schaffen, grandios gescheitert ist, darüber sind wir uns auch einig, oder?) Die menschlichen Abgründe wurden in der Kirche nie ignoriert. Wir haben Heilige, die zuerst einmal Mörder, Räuber, Prostituierte oder Christenverfolger waren. (St. Moses der Äthiopier, St. Afra, St. Maria von Ägypten, St. Paulus…) Die Kirche ist dazu da, Heilung zu bringen – Leben nach dem Tod, Vergebung aller Verbrechen.

Es gibt im Kirchenjahr Zeiten des Fastens, der Trauer und des Entsetzens über das Böse. Der Karfreitag ist ein dunkler Tag. Aber er hat nicht das letzte Wort. Am Ostersonntag triumphiert das Licht wieder.

Im Buch Koholet gibt es eine sehr schöne Stelle: „Alles hat seine Stunde. Für jedes Geschehen unter dem Himmel gibt es eine bestimmte Zeit: eine Zeit zum Gebären und eine Zeit zum Sterben, eine Zeit zum Pflanzen und eine Zeit zum Abernten der Pflanzen, eine Zeit zum Töten und eine Zeit zum Heilen, eine Zeit zum Niederreißen und eine Zeit zum Bauen, eine Zeit zum Weinen und eine Zeit zum Lachen, eine Zeit für die Klage und eine Zeit für den Tanz; eine Zeit zum Steinewerfen und eine Zeit zum Steinesammeln, eine Zeit zum Umarmen und eine Zeit, die Umarmung zu lösen, eine Zeit zum Suchen und eine Zeit zum Verlieren, eine Zeit zum Behalten und eine Zeit zum Wegwerfen, eine Zeit zum Zerreißen und eine Zeit zum Zusammennähen, eine Zeit zum Schweigen und eine Zeit zum Reden, eine Zeit zum Lieben und eine Zeit zum Hassen, eine Zeit für den Krieg und eine Zeit für den Frieden.“ (Kohelet 3,1-8) Eine Zeit zum Hassen, eine Zeit für den Krieg? Das habe ich mich früher bei dieser Stelle gefragt. Aber ja, auch die gibt es – man denke nur an die fehlgeleitete britische Appeasement-Politik gegenüber Hitler, und, im Kontrast dazu, die spätere richtige Entscheidung zum Kriegseintritt nach dem Angriff auf Polen. Es gibt eine Zeit zum Krieg.

Aber das gilt für diese Welt, für diese gefallene Welt. In der kommenden wird das alles überwunden werden; das Böse ist stark, aber das Gute ist stärker, und es wird am Ende siegen. Das ist genau der Unterschied zwischen der katholischen Weltsicht und nihilistischer Verzweiflung. Die Kirche gibt nie die Hoffnung und den Glauben auf. Es geht immer weiter, es ist nie zu spät, es gibt immer noch Hoffnung, am Ende wird alles gut werden. Deshalb ist auch der Glaube in dieser Religion eine so wichtige Tugend – denn er bedeutet nicht ein Nicht-Genau-Wissen, sondern das feste und unwandelbare Vertrauen auf eine Person. Andere Religionen, etwa die antike römische, definierten sich nicht als Glauben, sondern als Kulte; es ging um die richtigen Rituale zur Verehrung der Götter. Ebenso definiert sich der Buddhismus nicht als Glaube, sondern als Weg der Erkenntnis und Selbsterlösung. Der Katholizismus dagegen ist ein Weg des vertrauenden, hoffenden Glaubens auf die Macht und die Liebe Gottes, die am Ende siegen wird.

*Zur Beruhigung aller Leser, die sich nicht damit auskennen, was die katholische Kirche unter „Exorzismus“ versteht: Nein, das ist nichts Brutales oder so, hier wird einfach nur mit Gebet und Weihwasser und so gearbeitet. Exorzisten sind erfahrene Priester, die vom Bischof für diese Aufgabe bestellt werden müssen, und alle Exorzisten sagen, dass sie die meisten Menschen, die zu ihnen kommen, weil sie sich von Dämonen bedrängt fühlen, einfach zum Psychiater weiterschicken können; hier wird nämlich genau geprüft. Aber es gibt gelegentlich auch Phänomene, die sich auf diese Weise nicht erklären lassen, sondern bei denen die logischste Erklärung wirklich das Bedrängtwerden oder die Besessenheit von einer fremden Macht ist. Nähere Informationen vielleicht hier oder hier. Und diese Phänomene treten auch nicht einfach so auf, sondern meistens dann, wenn Leute sich auf satanistische Sekten oder sonstigen Okkultismus eingelassen haben oder so – „die Geister, die ich rief“ und so. Und ja, wir Katholiken gehen davon aus, dass es böse Geister gibt. Wir glauben, da uns Gottes Offenbarung das sagt, dass Gott nicht nur Menschen, Tiere und Pflanzen geschaffen hat, sondern zu allem Anfang auch rein geistige Wesen, die wir Engel nennen, und dass die ebenso einen freien Willen haben wie die Menschen, woraus logisch folgt, dass es unter ihnen ebenso gute wie böse geben muss. Die bösen Engel nennt man die gefallenen Engel oder Dämonen. Zu den guten Engeln zählen beispielsweise die Schutzengel, oder auch die Erzengel Michael, Gabriel und Raphael.

Ach ja: Wer konkrete Beispiele dafür haben will, wie Exorzismen funktionieren, kann auch einfach die Evangelien aufschlagen – Jesus hat nämlich auch Dämonen ausgetrieben.

Wissen, das die Welt nicht braucht

Wusstet ihr schon, dass…

 

  • …es auf der Welt zwei katholische Bischöfe gibt, die gleichzeitig Staatsoberhäupter sind? Der eine wäre natürlich der Bischof von Rom, das Oberhaupt des Vatikanstaats, der andere der Bischof der spanischen Diözese Urgell, der, zusammen mit dem französischen Präsidenten, Kofürst und damit Staatsoberhaupt von Andorra ist.
  • …der Vatikanstaat die einzige absolute Wahlmonarchie der Welt ist? Es gibt noch ein paar wenige andere absolute Monarchien, aber das sind dann eben Erbmonarchien.
  • …wir einen Heiligen haben, der ein Urenkel eines Papstes war? Francisco de Borja, der dritte General der Jesuiten und früher ein so beliebter Heiliger, dass zu Beginn des 20. Jahrhunderts bayerische Kinder gerne mal den Vornamen „Franz Borgias“ erhielten, stammte von dem berühmt-berüchtigten Renaissance-Papst Alexander VI. ab. Wenn es in „Die Borgias“ um ihn ginge, ließe sich die Serie wahrscheinlich nicht so gut vermarkten…
  • …die Abkürzung CSSR nicht nur für die ehemalige Tschechoslowakei steht, sondern auch für den Redemptoristenorden? Okay, eigentlich lautet das Ordenskürzel CSsR mit kleinem s, für Congregatio Sanctissimi Redemptoris (Gesellschaft des heiligsten Erlösers), aber manchmal wird auch CSSR verwendet.
  • …da wir schon bei Ordenskürzeln sind, das Kürzel FMI gleich für sechs verschiedene Orden steht?
  • …1644 in England unter Oliver Cromwell das Feiern von Weihnachten verboten wurde? (Ich sage nur: Protestanten!)
  • …es auch heute noch so etwas wie Gegenpäpste gibt, obwohl im Allgemeinen „Felix V.“ (1383-1451; Gegenpapst 1439-1449) als letzter Gegenpapst gezählt wird? Zum Beispiel wäre da David Bawden, ein Laie aus Kansas, der sich „Papst Michael“ nennt und so ungefähr 30 Anhänger hat.

Den weltanschaulich neutralen Staat gibt es nicht

Das ist eigentlich eine ziemliche Binsenweisheit; trotzdem scheint sie vielen Menschen nicht ganz bewusst zu sein.

Es wird sehr viel davon geredet, dass eine „plurale“ Gesellschaft und die Regierung einer solchen Gesellschaft vor allem Toleranz und Akzeptanz für unterschiedliche Lebensentwürfe zeigen müssten und den Menschen nicht vorschreiben dürften, wie sie zu leben hätten. Aber diese Aussage selbst ist nicht weltanschaulich neutral, sondern Ausweis einer Weltanschauung. In jedem Staat und jeder Gesellschaft existieren Dinge, die als wünschenswert gelten, Dinge, die toleriert werden, und Dinge, die nicht toleriert werden. Die Frage, in welchem Rahmen man wofür wie viel Toleranz zeigen will, ist selbst schon eine Frage der Weltanschauung.

Ein Staat wird immer von der Weltanschauung der Mehrheit seiner Bevölkerung geprägt sein; oder sagen wir, des Teils der Bevölkerung, der seine Ansichten in der Öffentlichkeit vertreten und durchsetzen kann. Dieser Teil der Bevölkerung kann auch einmal kleiner sein als die Mehrheit, aber es wird selten eine Minderheit von bloß zwei Prozent sein. Wenn achtundneunzig Prozent der Bevölkerung eines Staates überzeugte Nationalisten sind, die ihre Meinung unerschrocken vertreten, sich davon nicht abbringen lassen und gegebenenfalls passiven oder sogar aktiven Widerstand zu leisten bereit sind, wird es auch die engagierteste antinationalistische Regierung schwer haben, egal welche Vollmachten und Möglichkeiten sie hat.

Die Frage, in welchem Rahmen man Toleranz zeigen kann und was einfach nicht mehr tolerierbar ist, ist eine Frage der Weltanschauung. In unserer Gesellschaft kommt es hier gelegentlich zu Reibereien, gerade weil wir Toleranz und Meinungsfreiheit eigentlich so toll finden, aber dann scheinen manche Meinungen uns doch irgendwie zu krass und brutal und unmenschlich zu sein, als dass man dulden wollte, dass sie ausgesprochen werden, und dann weiß man nicht recht, was man da jetzt machen soll. Die Frage stellt sich zum Beispiel, wenn der australische Philosoph Peter Singer, der für die Legalisierung der Tötung behinderter Neugeborener wirbt, nach Deutschland reist und eine Rede halten will – darf man so jemandem „eine Bühne bieten“? Soll man die NPD verbieten? Wie geht man mit Linksradikalen um? Was ist mit fundamentalistischen muslimischen Predigern? Darf man AfD-Politiker in Talkshows einladen oder soll man mit denen gar nicht reden? Das ist das beste Beispiel, denn es zeigt auch das, was ich oben schon gesagt habe: Sobald eine Kraft zu groß geworden ist, kann man sie nicht mehr einfach komplett ignorieren; wenn die AfD erstmal Ergebnisse von 20% einfährt, muss man da zumindest irgendwie mal drüber reden.

Es ist ganz allgemein so, und war bei allen Minderheiten so, ob nun bei Christen, Juden, Kommunisten, Faschisten oder was auch immer: Solange eine Minderheit 0,003% eines Landes stellt, kann sie ignoriert werden und wird es in der Regel auch; sobald sie 3% stellt, kann sie unterdrückt oder verfolgt werden, weil sie als Bedrohung wahrgenommen werden kann, aber nicht viel effektiven Widerstand zu leisten imstande ist; sobald sie 30% stellt, kann man sie vielleicht in der Öffentlichkeit schlecht machen und marginalisieren, aber sie wird auf jeden Fall relativ sicher leben können. Sobald sie 60 oder 70% stellt, werden sich immer mehr zu ihr bekehren und viele, die ihr ursprünglich ablehnend gegenüberstanden, werden sich schließlich fragen, ob sie nicht doch Recht haben könnte. Das war in der Spätantike bei den Christen der Fall und in den 30ern bei den Nazis; es war der Fall bei der Änderung der gesellschaftlichen Einstellung zum Kolonialismus, zur Abtreibung, zum Frauenwahlrecht oder zur Homosexualität. (Der rumänisch-französische Schriftsteller Eugène Ionesco hat diesen Prozess einmal in seiner Erzählung „Die Nashörner“ dargestellt; er bezog sich dabei auf seine Erfahrung mit dem Faschismus in Rumänien. Er beschreibt eine Gesellschaft, in der Menschen beginnen, sich in Nashörner zu verwandeln; zuerst nur einzelne, dann immer mehr. Dieser Prozess geht immer schneller voran, weil Nashörner mit der Zeit allen nicht mehr als gefährliche Biester erscheinen, sondern als etwas ebenso Normales wie Menschen, und schließlich sogar als etwas Normaleres als Menschen, bis schließlich der verzweifelte Protagonist allein noch als Mensch zurückgeblieben ist. Die Erzählung ist wirklich interessant zu lesen, allein schon so von der Psychologie her, die dahinter steht.)

Eine Gesellschaft kann über einen langen Zeitraum hinweg dieselbe politische Verfassung bewahren, aber wenn sich ihre Überzeugungen ändern, dann wird der äußere Bestand der Verfassung einen tiefgreifenden inneren Wandel nicht verhindern. Staat und Gesellschaft hängen eng zusammen, zumindest dort, wo der Staat nicht den ausgefeiltesten Apparat von Spitzeln, Geheimpolizei und Arbeitslagern besitzt, und wo die Bevölkerung es wagt, ihre Meinung kundzutun. Solange wir nicht sowjetische Verhältnisse haben, wird die Meinung der Gesellschaft sich zumindest in gewissen Grenzen auf die Regierung auswirken; und auch Regierende ändern ihre Meinung ja sowieso gelegentlich. Daher der Kampf um Meinungen; die Debatten darum, wie viel Bühne man „Populisten“ bieten soll oder darf; daher Sprüche wie „Keine Toleranz den Intoleranten“. Ich glaube, unsere Gesellschaft ist nahe daran, zu erkennen, dass es mit bloßer allgemeiner „Toleranz“ für alles ohne „Werte“, wie man das so nennt, nicht so richtig klappt, und streitet sich jetzt darum, welche „Werte“ das denn dann sein sollen und mit welchen Mitteln man die durchsetzen soll. (Denn auch die Frage nach den Mitteln hängt ja von den Werten ab.)

Aristoteles hat einmal gesagt, wer sage, dass man seine Mutter schlagen dürfe, verdiene nicht Argumente, sondern Schläge; und ich glaube, da werden ihm viele schon ganz instinktiv zustimmen. Jede Gesellschaft, ob sie es wahrhaben will oder nicht, ist sich einig, dass es so etwas wie Ketzerei gibt, d. h. Meinungen, die indiskutabel sind und die zu vertreten moralisch falsch ist, auch wenn manche ihrer Vertreter in gutem Glauben handeln mögen, und dass man zumindest die Verbreitung dieser Ketzereien verhindern muss, wenn man die eigene Gesellschaft bewahren will – ob nun Albigenser oder Wiedertäufer oder „Papisten“ oder Rassisten oder Hippies, die für Pädophilie werben, oder islamistische Prediger, die junge Männer zum Bombenbau oder zur Reise nach Syrien animieren, die Ketzer sind. Gesellschaften unterscheiden sich darin, was sie als Ketzerei sehen, und mit welchen Mitteln sie Ketzerei bekämpfen, aber alle Gesellschaften der Weltgeschichte sind sich darin einig, dass es Ketzerei gibt und man sie bekämpfen oder zumindest eindämmen muss. Oft sind sie sich auch einig darin, dass man sie nicht nur mit Zwang, sondern (auch oder vor allem) mit überzeugenden Gegenargumenten bekämpfen muss (das war in der Gegenreformation nicht anders als in heutigen Programmen gegen die „Radikalisierung“ junger Muslime; sogar in der Zeit der Verfolgung der Albigenser war es so). Gesetze für Jugendschutz und gegen „Volksverhetzung“ sind nichts anderes als Zensur und Ketzerbekämpfung, wenn auch milde ausfallende, und unsere Gesellschaft sollte das ruhig wahrhaben können. Es kommt immer darauf an, was man als Ketzerei sieht und zu welchen Mitteln man bei ihrer Bekämpfung greift; nicht darauf, ob man Ketzerei bekämpft; das wird sowieso getan werden.

Ich musste, als ich diesen Post vorbereitet habe, auf einmal an die Enzyklika „Mirari Vos“ von Papst Gregor XVI. aus dem Jahr 1832 denken. Dieser Papst beklagt darin vehement die Idee der schrankenlosen Pressefreiheit, weist die Ansicht zurück, sie sei doch gut und durch die offene Debatte würden sich sogar Vorteile ergeben, weil man ja gegen schlechte Bücher auch gute Bücher herausbringen könnte; er erwidert darauf: „In Wirklichkeit ist es frevelhaft und gegen jedes Recht, absichtlich ein offenkundiges und größeres Übel zu vollbringen, in der Hoffnung, dass daraus etwas Gutes entstehen könnte. Welcher vernünftige Mensch würde behaupten, dass Gifte frei verbreitet sowie öffentlich verkauft und angeboten, ja sogar getrunken werden dürfen, weil damit ein Heilmittel zur Verfügung steht, durch dessen Gebrauch gelegentlich jemand vor dem Untergang gerettet werden könnte?“ Auch wenn man vielleicht noch hinzufügen könnte, dass es (manchmal) einen Unterschied machen kann, ob es etwas Schlechtes nur zugelassen oder direkt gewollt ist, so ein Satz erinnert doch total an das Konzept der „geistigen Brandstiftung“ – oder etwa nicht? Wenn unsere heutige politische Linke es nur zugeben würde, müsste sie sagen, dass sie in dieser Hinsicht voll und ganz auf einer Linie mit den Päpsten des frühen 19. Jahrhunderts steht – auch wenn diese beiden Parteien sich wohl kaum darüber einig werden könnten, was genau „Gift“ bzw. „Brandstiftung“ wäre.

Ach ja: Wer übrigens ein wirklich scheußliches und absurdes Beispiel für die Zensur sehen will, die moderne Staaten ausüben, die die Ideale der „Meinungsfreiheit“ und „Pressefreiheit“ so stolz vor sich her tragen, der siehe mal hier.

Die allumfassende Kirche, Teil 8 – Kirche der Sünder und Heiligen

Alle Teile hier.

Die Kirche hat immer klargestellt, dass Kirchenmitgliedschaft nicht automatisch gleichbedeutend ist mit ewigem Heil. Das heißt, auch ein Katholik kann ein schlechter Mensch sein und, ähm, letztlich gegebenenfalls in die Hölle kommen. Diese Lehre ist aber irgendwie ganz tröstlich. Denn sie bedeutet, dass die Kirche keine Kirche der Reinen sein will, sondern eine Kirche der Sünder, die immer und immer wieder der Umkehr bedürfen; kein Hochbegabtenprogramm, sondern ein Krankenhaus. Sünde schmeißt einen noch nicht aus der Kirche raus; wenn man sich im Krankenhaus eine neue Infektion einfängt, ist man ja auch immer noch drin und bekommt dort seine neuen Medikamente. Was sind die Sakramente wohl sonst?

Damit wandte sich die Kirche schon in der Antike gegen verschiedene Sekten, die meinten, eine Kirche der Reinen aufbauen zu müssen; gegen Hippolyt, Novatian, die Montanisten oder die Donatisten. In dieser Zeit stellte sich nämlich immer wieder die Frage: Was machen wir mit Christen, die in einer der immer wieder aufbrandenden Verfolgungswellen nachgegeben und dem Kaiser geopfert haben? Sie stellte sich besonders während der letzten Verfolgungen ab Mitte des 3. Jahrhunderts (die letzte und größte Verfolgung fand ca. 304/305 unter Kaiser Diokletian statt). Denn in dieser Zeit war die Kirche schon groß genug geworden, um als wirkliche Bedrohung wahrgenommen zu werden; also erließen die Kaiser reichsweite Opferbefehle. Jeder im Reich hatte sich vor den entsprechenden Staatsbeamten einzufinden und vor der Statue des als divus, Vergöttlichtem, verehrten Kaiser ein Opfer darzubringen, wer es nicht tat, konnte mit dem Tod bestraft werden. Man tat diesem Befehl Genüge, indem man ein paar Körnerchen Weihrauch in die Schale vor dem Kaiserbild warf; das war alles. Aber natürlich widersprach das dem Bekenntnis des christlichen Glaubens: Nur einer ist Gott, und einem falschen Gott huldigt man nicht. In dieser Zeit wurden einige der bekanntesten antiken Heiligen zu Märtyrern. Andere entkamen der Verfolgung – durch Flucht, oder vielleicht weil die Beamten das Edikt nicht mit dem größten Eifer durchsetzten, oder aus irgendwelchen anderen Gründen. Aber natürlich bestand die Kirche auch damals nicht nur aus Heiligen, und viele Christen opferten, um dem Tod zu entgehen. Wenn sie hinterher, sobald die Verfolgung abgeebbt war (nur wenige Jahre nach der letzten Verfolgung kam dann ja auch schließlich die endgültige staatliche Toleranz durch Konstantin), bereuten und wieder in die Kirche aufgenommen werden wollten, stellte sich natürlich die Frage, wie die in der Verfolgungszeit treu gebliebene Kirche damit umgehen sollte. Das gleiche Problem stellte sich übrigens nicht nur bei der Sünde der Glaubensverleugnung; Mord und Ehebruch wurden als ebenso schwere Sünden betrachtet, und es ist Unsinn zu meinen, dass sie bei den frühen Christen im Allgemeinen nie vorgekommen wären – vor allem wohl in Bezug auf Ehebruch. Die Kirche ging dann mit solchen besonders schweren Sünden folgendermaßen um: Der reuige Christ hatte eine Zeit der Buße vor sich, in der er nicht zur Kommunion treten durfte und gewisse Auflagen zu erfüllen hatte, z. B. bei der Messe nur ganz hinten stehen oder gar nicht oder nur in spezieller Bußkleidung teilnehmen durfte oder ein bestimmtes Fasten einhalten musste. (So genau kenne ich mich mit der antiken Bußpraxis nicht aus, aber ungefähr so lief es ab.) Diese Bußzeit konnte sogar mehrere Jahre dauern. Dann beichtete der Büßer seine Sünde, der Bischof sprach ihn los, und er wurde wieder zur Kommunion zugelassen. Nun ist das schon ein sehr strenges Vorgehen, verglichen mit unserer heutigen Disziplin, aber manchen der antiken Christen war auch das noch nicht streng genug.

Die Donatisten etwa spalteten sich im 4. Jahrhundert in Nordafrika genau wegen dieser Frage von der Kirche ab. Nach dem Ende der Verfolgungen wurde dort ein neuer Bischof geweiht und eine Gruppe um einen gewissen Donatus hielt seine Weihe für ungültig, weil einer der Konsekratoren während der Verfolgung abgefallen sei. Sie meinten, ein abgefallener Christ müsse neu getauft und, wenn es ein Kleriker sei, neu geweiht werden; er könne nicht einfach so wieder eingegliedert werden, er habe sein Christsein und, als Kleriker, seine Vollmacht, Sakramente zu spenden, verloren. Die Kirche dagegen hielt daran fest, dass Taufe und Weihe den Menschen unauslöschlich prägen; ein sündiger Christ oder Bischof war trotzdem noch Christ oder Bischof.

Während sie Apostaten zumindest nach einer Wiedertaufe wieder zulassen wollten, gab es, noch früher in der Geschichte der Kirche, auch Christen, die meinten, eine so schwere Sünde, die nach der Taufe begangen worden sei, könne überhaupt nicht mehr vergeben werden – oder sie könne zumindest nicht von der Kirche, sondern nur von Gott nach dem Tod vergeben werden, oder wenn von der Kirche, dann erst am Totenbett, das heißt, ein Büßer müsse bis zu seinem Tod im Stand der Buße verbleiben. (Es gab da verschiedene Gruppierungen.)

Eine davon, die Montanisten, denen sich Tertullian gegen Ende seines Lebens anschloss, waren eine dieser Bewegungen, die direkte Inspiration durch den Heiligen Geist für ihre Propheten beanspruchen und das nahe Weltende ankündigen; die Bewegung entstand so ungefähr um 170 n. Chr. Die Montanisten verlangten nicht nur allgemein eine sehr strenge Moral (z. B. keine Wiederheirat nach dem Tod des Ehepartners), sondern auch den endgültigen Ausschluss von Mördern, Ehebrechern und Apostaten aus der kirchlichen Gemeinschaft; diese Sünden seien zu schwer, als dass die Kirche sie vergeben könne. Auch die frühesten Gegenpäpste kamen aus dieser Richtung – St. Hippolyt von Rom (ca. 170-235) beispielsweise; er überwarf sich mit Papst St. Calixt I. wegen der Frage, ob Unzuchtsünden vergeben werden könnten, und wurde der erste Gegenbischof von Rom. (Er ist der einzige heilige Gegenpapst, denn er sah seinen Fehler nach Jahren schließlich ein und versöhnte sich wieder mit dem späteren rechtmäßigen Papst, St. Pontianus, nachdem beide gemeinsam von Kaiser Maximinus Thrax zur Zwangsarbeit in ein Bergwerk geschickt worden waren.) Nur wenige Jahre später, 251, gab es in Rom dann schon den nächsten Gegenbischof, der für eine Abspaltung von der Kirche sorgte, nämlich Novatian; auch er lehnte die Wiederaufnahme schwerer Sünder, besonders der Apostaten, ab. Seine Anhänger nannten sich die „Katharoi“, die „Reinen“. (Nicht mit den mittelalterlichen Katharern verwechseln!)

Sehr viele Häretiker, die sich im Lauf der Geschichte von der Kirche abspalteten, störten sich an ihrer Sündhaftigkeit. Auch die Reformation beispielsweise wollte zur „reinen Urkirche“ – oder dem, was sie darunter verstand – zurückkehren (für die Reformatoren war die Kirche auch nicht die sichtbare Gemeinschaft aller Getauften, sondern nur die unsichtbare Gemeinschaft der Geretteten). Und das hat nie funktioniert, und es ist Unsinn, und es ist falsch. Joseph Ratzinger hat es in „Einführung in das Christentum“ sehr gut ausgedrückt:

„‚Heilig’ wird die Kirche im Symbolum [=Glaubensbekenntnis] nicht deshalb genannt, weil ihre Glieder samt und sonders heilige, sündenlose Menschen wären – dieser Traum, der in allen Jahrhunderten von neuem auftaucht, hat in der wachen Welt unseres Textes keinen Platz, so bewegend er eine Sehnsucht des Menschen ausdrückt, die ihn nicht verlassen kann, bis nicht wirklich ein neuer Himmel und eine neue Erde ihm schenken, was ihm diese Zeit niemals geben wird. Schon hier werden wir sagen können, dass die härtesten Kritiker der Kirche in unserer Zeit verborgenerweise ebenfalls von jenem Traum leben und, da sie ihn enttäuscht finden, die Türe des Hauses krachend ins Schloss schlagen und es als lügnerisch denunzieren. Aber kehren wir zurück: Die Heiligkeit der Kirche besteht in jener Macht der Heiligung, die Gott in ihr trotz der menschlichen Sündhaftigkeit ausübt. Wir stoßen hier auf das eigentliche Kennzeichen des ‚Neuen Bundes’: In Christus hat sich Gott selbst an die Menschen gebunden, sich binden lassen durch sie. […]

 Die Kirche lebt ja nicht anders als in uns, sie lebt vom Kampf der Unheiligen um die Heiligkeit, so wie freilich dieser Kampf von der Gabe Gottes lebt, ohne die er nicht sein könnte. […] Eine Bitterkeit, die nur destruiert, richtet sich selbst. Eine zugeschlagene Tür kann zwar zum Zeichen werden, das die aufrüttelt, die drinnen sind. Aber die Illusion, als ob man in der Isolierung mehr aufbauen könnte als im Miteinander, ist eben eine Illusion genau wie die Vorstellung einer Kirche der ‚Heiligen’ anstatt einer ‚heiligen Kirche’, die heilig ist, weil der Herr in ihr die Gabe der Heiligkeit schenkt ohne Verdienst.“

Das alles hängt natürlich auch damit zusammen, dass der Mensch nicht richten darf. Die irdische Kirche wurde immer als Acker mit „Unkraut und Weizen“ gesehen, weil eben erst Gott wirklich hinter die Fassade sehen wird, wie es im Gleichnis beschrieben ist:

„Und Jesus erzählte ihnen noch ein anderes Gleichnis: Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem Mann, der guten Samen auf seinen Acker säte. Während nun die Leute schliefen, kam sein Feind, säte Unkraut unter den Weizen und ging wieder weg. Als die Saat aufging und sich die Ähren bildeten, kam auch das Unkraut zum Vorschein. Da gingen die Knechte zu dem Gutsherrn und sagten: Herr, hast du nicht guten Samen auf deinen Acker gesät? Woher kommt dann das Unkraut? Er antwortete: Das hat ein Feind von mir getan. Da sagten die Knechte zu ihm: Sollen wir gehen und es ausreißen? Er entgegnete: Nein, sonst reißt ihr zusammen mit dem Unkraut auch den Weizen aus. Lasst beides wachsen bis zur Ernte. Wenn dann die Zeit der Ernte da ist, werde ich den Arbeitern sagen: Sammelt zuerst das Unkraut und bindet es in Bündel, um es zu verbrennen; den Weizen aber bringt in meine Scheune. […] Dann verließ er die Menge und ging nach Hause. Und seine Jünger kamen zu ihm und sagten: Erkläre uns das Gleichnis vom Unkraut auf dem Acker. Er antwortete: Der Mann, der den guten Samen sät, ist der Menschensohn; der Acker ist die Welt; der gute Samen, das sind die Söhne des Reiches; das Unkraut sind die Söhne des Bösen; der Feind, der es gesät hat, ist der Teufel; die Ernte ist das Ende der Welt; die Arbeiter bei dieser Ernte sind die Engel. Wie nun das Unkraut aufgesammelt und im Feuer verbrannt wird, so wird es auch am Ende der Welt sein: Der Menschensohn wird seine Engel aussenden und sie werden aus seinem Reich alle zusammenholen, die andere verführt und Gottes Gesetz übertreten haben, und werden sie in den Ofen werfen, in dem das Feuer brennt. Dort werden sie heulen und mit den Zähnen knirschen. Dann werden die Gerechten im Reich ihres Vaters wie die Sonne leuchten. Wer Ohren hat, der höre!“ (Mt 13,24-30.36-43)

Irgendwann einmal wird der Patient im Krankenhaus entweder sterben (und in diesem Krankenhaus kann er nur sterben, wenn er sich weigert, seine Medikamente zu nehmen), oder er wird geheilt entlassen werden. Das Krankenhaus ist etwas Vorläufiges; und darin befinden sich solche, die sterben werden und solche, die geheilt werden werden, und der Chefarzt darf bestimmten Patienten nicht weniger Sorge zukommen lassen, weil er ihre Heilungschancen als zu gering einschätzt. Sünder gehören zur Kirche, und die Kirche muss sie zur Umkehr rufen, und was daraus wird, wird man erst am Ende sehen.

Ich bin ganz froh, dass ich von Kindheit an zumindest halbwegs katholisch sozialisiert bin. Das schützt vor falschen Kirchenbildern. Einerseits ist man so schon mal davor gefeit, in der Kirche finster vor sich hin mordende Opus-Dei-Mönche wie bei Dan Brown zu vermuten (selbst wenn man noch nicht weiß, dass es beim Opus Dei gar keine Mönche gibt, weil die nämlich kein Orden sind), oder auch in jeder Sakristei Kinderschänder zu wittern, andererseits wird man auch sehr effektiv daran gehindert, sich eine idealisierte Vorstellung von einer heiligen Gemeinschaft voller inniger Nächstenliebe, Frömmigkeit, Freundlichkeit und Klugheit zu machen. Stattdessen erwartet man langweilige Pfarrgemeinderäte, sehr schlecht singende Kinderchöre, rechthaberische Pfarrer, einfach nur unfähige Religionslehrer, arrogante ältere Damen, Bischöfe, die es allen recht machen wollen, Theologen, die mit Absicht so zu schreiben scheinen, dass es möglichst kryptisch bleibt, was sie einem eigentlich sagen wollen, und Oberministranten ohne logisches Denkvermögen oder Organisationstalent ebenso wie starke Anteilnahme und Hilfsbereitschaft in der Seelsorge, Ehrfurcht und Schönheit in der Liturgie, klare, geniale Gedanken in der Predigt oder der Theologie, nette Feiern und bewegende, gut geplante Fahrten nach Rom oder Jerusalem. Katholiken sind halt auch Menschen, und Menschen sind öfters mal schlecht und gelegentlich auch gut; sie sind Sünder. [Aber sie sind nicht nur Sünder, sondern alle auch einfach in nicht schuldhafter Weise unvollkommen: dumm, ungebildet oder hässlich, psychisch krank, physisch krank, unsportlich, schüchtern, ungeschickt, übergewichtig, alt, erfolglos, geistig behindert, körperlich behindert, unbeliebt, arbeitslos, arm… Wie viele Menschen wären nicht zumindest eins der Dinge aus dieser Liste? Die Heiligen, das ist sehr tröstlich, waren durchaus nicht alle strahlende, überirdische Lichtgestalten. Der hl. Alphons von Liguori war Skrupulant, die hl. Teresa von Kalkutta litt unter starken Depressionen, die hl. Anna Schäffer war gelähmt und bettlägerig, der hl. Pfarrer von Ars hatte große Lernschwierigkeiten, der hl. Thomas von Aquin war stark übergewichtig, der sel. Kaiser Karl I. von Österreich-Ungarn hatte keinen Erfolg mit seinen Friedensbemühungen im 1. Weltkrieg…]

Die Kirche ist keine Elitegesellschaft. Sie stellt ein paar Mindestanforderungen; solange man katholisch getauft ist, den katholischen Glauben hat und in Gemeinschaft mit dem Papst steht, ist man drin. Das kann durchaus heißen, dass man noch kein besonders guter Mensch ist und noch einen weiten Weg mit Gott vor sich hat. Aber deswegen gehört man trotzdem dazu. Natürlich; es gibt solche Dinge wie die Exkommunikation. Exkommuniziert wird man aber entweder, weil man den katholischen Glauben aufgegeben hat (Apostasie, Häresie), oder weil man sich von der Kirche abgespalten hat (Schisma), oder weil man bestimmte sehr schwerwiegende, im Kirchenrecht klar bestimmte Sünden begangen hat – Bruch des Beichtgeheimnisses, Hostienschändung, Abtreibung, Attentat auf den Papst, solche Sachen. (Auch das geduldigste Krankenhaus steckt einen in strenge Quarantäne, wenn man auf die Idee kommt, sich selber im Labor Pesterreger zu spritzen, und dann noch mit der Spritze herumzulaufen, um auch andere Patienten zu infizieren.) Aber selbst die Exkommunikation ist klar definiert als eine Beugestrafe, die den damit Belegten dazu führen soll, wieder in die volle Gemeinschaft der Kirche zurückzukommen. Und eigentlich gehört man, kirchenrechtlich gesehen, immer irgendwie noch zu ihr, sobald man getauft ist, auch wenn man nicht mehr in der vollen Gemeinschaft mit ihr steht; da kann man so ketzerisch und sündhaft sein wie man will. (Auch die Quarantänestation ist noch ans Krankenhaus angeschlossen.) Die Verbindung mit der Kirche lässt sich für einen gültig Getauften nie ganz zerreißen.

Nebenbei: Das oben Gesagte über Kirchenmitgliedschaft und ewiges Heil gilt auch umgekehrt: Auch jemand, der offiziell nicht der katholischen Kirche angehört, kann seinem Gewissen folgen und zumindest schon auf dem richtigen Weg zu Gott sein, auch wenn er die wahre Religion noch nicht erkannt hat; wobei er dabei mit größeren Schwierigkeiten zu kämpfen haben wird, um das Richtige zu erkennen und es dann auch zu tun.

Einfältige, Sklaven, Weiber und Kinder

Ich bin ja immer für Ehrlichkeit in der Apologetik. Auch unsere Gegner und Kritiker haben nicht immer Unrecht, und wenn sie einmal Recht haben, muss man es auch ganz offen und ehrlich zugeben. Da darf man die Tatsachen nicht verdrehen.

In diesem konkreten Fall: Der antike Kirchenkritiker Kelsos (2. Hälfte 2. Jh.) warf den Christen seiner Zeit an einer Stelle seiner antichristlichen Polemik „Wahre Lehre“ (Alethes logos) vor, sie wollten „offenbar nur die einfältigen, gemeinen und stumpfsinnigen Menschen, und nur Sklaven, Weiber und Kinder überreden, und vermögen dies auch“. Wir wollen daher einmal ganz ehrlich und unvoreingenommen prüfen, anhand einiger Vorbilder im Glauben, die unsere Kirche uns präsentiert, ob er denn Recht hat mit seinem Vorwurf, unsere Religion sei eine Religion nur für „einfältige, gemeine und stumpfsinnige Menschen, […] Sklaven, Weiber und Kinder.“

Fangen wir da beim Thema Sklaven an:

  • St. Onesimus: Ihn finden wir in der Bibel. Er war seinem Herrn Philemon, einem Christen, davongelaufen und traf Paulus in Rom. Paulus schickte ihn zu Philemon zurück und gab ihm einen Brief mit (eben den „Brief an Philemon“ im Neuen Testament), in dem er für Onesimus Fürsprache einlegte und um seine Freilassung bat. „Ich, Paulus, ein alter Mann, der jetzt für Christus Jesus im Kerker liegt, ich bitte dich für mein Kind Onesimus, dem ich im Gefängnis zum Vater geworden bin. Früher konntest du ihn zu nichts gebrauchen, doch jetzt ist er dir und mir recht nützlich. Ich schicke ihn zu dir zurück, ihn, das bedeutet mein eigenes Herz. […] Denn vielleicht wurde er nur deshalb eine Weile von dir getrennt, damit du ihn für ewig zurückerhältst, nicht mehr als Sklaven, sondern als weit mehr: als geliebten Bruder. Das ist er jedenfalls für mich, um wie viel mehr dann für dich, als Mensch und auch vor dem Herrn. Wenn du dich mir verbunden fühlst, dann nimm ihn also auf wie mich selbst! Wenn er dich aber geschädigt hat oder dir etwas schuldet, setz das auf meine Rechnung! Ich, Paulus, schreibe mit eigener Hand: Ich werde es bezahlen – um nicht davon zu reden, dass du dich selbst mir schuldest. Ja, Bruder, um des Herrn willen möchte ich von dir einen Nutzen haben. Erfreue mein Herz; wir gehören beide zu Christus. Ich schreibe dir im Vertrauen auf deinen Gehorsam und weiß, dass du noch mehr tun wirst, als ich gesagt habe.“ (Phlm 8-12.15-21) Der Überlieferung nach wurde Onesimus tatsächlich freigelassen und wurde später als Nachfolger des Timotheus Bischof von Ephesus, und schließlich Märtyrer.
  • St. Anakletus: Der dritte Papst nach St. Petrus und St. Linus war wahrscheinlich ein Sklave oder ein Freigelassener. Er soll etwa von 76 bis 88 n. Chr. Bischof von Rom gewesen sein. Der Überlieferung nach ebenfalls Märtyrer.
  • St. Felicitas: Sie war eine Sklavin der reichen Römerin St. Perpetua; beide erlitten im Jahr 203 in Karthago zusammen das Martyrium. Ihre Geschichte ist sehr gut überliefert; Perpetua selbst schrieb im Gefängnis ihre Erlebnisse auf.
  • St. Benedikt „der Mohr“, auch Benedikt von San Fratello (1526-1589): Er war ein äthiopischstämmiger Sklave und wurde auf Sizilien geboren. Mit 18 Jahren wurde er aufgrund der treuen Dienste seiner Eltern freigelassen; ein paar Jahre später wurde er zuerst Eremit und schloss sich dann den Franziskanern an, wo er als Koch des Klosters fungierte. Gegen seinen Willen und obwohl er Analphabet war (wir erinnern uns: „einfältige, gemeine und stumpfsinnige Menschen“), wählten seine Mitbrüder ihn später zum Oberen. Er stand im Ruf großer Heiligkeit und wurde während seines Lebens von Massen von ratsuchenden Menschen aus dem ganzen Land aufgesucht. Er soll seinen Todeszeitpunkt selbst vorhergesagt und noch andere Wunder vollbracht haben und wurde schon gleich nach seinem Tod sehr verehrt; seliggesprochen wurde er 1743 und heiliggesprochen 1807.
  • St. Josefine Bakhita (1869-1947): Sie wurde in einem Dorf im Sudan geboren und als Kind von Sklavenjägern verschleppt und in El Obeid und Khartoum mehrmals weiterverkauft. Durch das Trauma der Entführung vergaß sie ihren ursprünglichen Namen; „Bakhita“ (die Glückliche) ist der Name, den ihre Entführer ihr in einem Anflug von Zynismus gaben. In dieser Zeit erlebte sie bei verschiedenen Besitzern furchtbar brutale Behandlungen. Schließlich wurde sie von einem italienischen Konsul gekauft, der sie gut behandelte und schließlich nach Italien mitnahm. Dort gab er sie zur Familie eines Freundes, den Michielis, für deren Tochter sie als Kindermädchen diente. Zusammen mit dem Kind kam sie dann zeitweise in die Obhut eines Konvents der Canossianerinnen, wo sie den Glauben kennenlernte. 1890 ließ sie sich taufen. Als die Michielis sie wieder zu sich holen wollten, konnte sie durchsetzen, im Kloster zu bleiben (ein Gericht erklärte sie schließlich für frei); sie trat in den Orden ein, wobei sie den Namen Guiseppina annahm, und legte 1895 die ewige Profess ab. Sie war Pförtnerin im Kloster. Später wurde sie von ihrem Orden angeregt, ihre Erinnerungen aufzuschreiben und in den 30ern sprach sie in verschiedenen Klöstern in Italien über ihr Leben, um junge Ordensschwestern auf die Mission in Afrika vorzubereiten. Bei der Bevölkerung war sie bekannt als die „Santa madre moretta“ (heilige braune Mutter); 1992 wurde sie selig- und 2000 heiliggesprochen.
  • Ehrwürdiger Diener Gottes Augustine Tolton (1854-1897): Er wurde als Sklave in Missouri geboren. Sein Vater floh während des Bürgerkrieges, um sich den Truppen der Nordstaaten anzuschließen; auch seine Mutter floh ein wenig später mit ihren drei Kindern nach Quincy, Illinois. Der Vater starb noch vor dem Ende des Krieges an einer Krankheit und kehrte nie zu der Familie zurück. Augustine arbeitete in einer Tabakwarenfabrik in Quincy und ging im Winter in die Schule seiner Pfarrei. Sein Pfarrer Peter McGirr förderte seinen Wunsch, Priester zu werden; kein amerikanisches Seminar nahm ihn auf, aber schließlich konnte er stattdessen in Rom studieren. 1886 wurde er zum Priester geweiht; damit der erste schwarze Priester der USA. (James Augustine Healy, der später auch Bischof wurde, wurde zwar schon 1854 geweiht, aber Healy war „gemischtrassig“, und seine Abstammung war zwar seinen Vorgesetzten, aber nicht der Öffentlichkeit, bekannt, da er äußerlich als weiß durchgehen konnte.) Zuerst sollte Tolton in die Mission nach Afrika gehen, aber dann wurde er doch in die USA zurück geschickt. (Hier findet sich ein Bericht aus einer deutschen Missionszeitschrift von damals über seine Primiz in Quincy.) Zuerst blieb er in Quincy, wo er aber bald mit Schwierigkeiten und Ablehnung zu kämpfen hatte; später wurde er nach Chicago versetzt, wo er eine Pfarrkirche für afroamerikanische Katholiken bauen ließ. Er starb mit nur 43 Jahren überraschend an einer Krankheit. Sein Seligsprechungsverfahren läuft derzeit.
  • St. Petrus Claver (1580-1654): Er war ein Apostel von Sklaven – ein spanischer Jesuit, der nach Cartagena, das Zentrum des südamerikanischen Sklavenhandels, ging, mit dem Schwur „allezeit Sklave der N*gersklaven“ zu sein. Er ging auf die neu ankommenden Schiffe aus Afrika, sorgte für die Gefangenen dort mit Essen und Kleidung, pflegte die Kranken, predigte das Evangelium. 300.000 Menschen soll er in seinen vierzig Jahren dort getauft haben. Jedes Jahr um Ostern durchwanderte er die unwegsame Gegend, um die Sklaven auf dem Land aufzusuchen und ihnen die Sakramente zu spenden; er schlief dabei immer in ihren Hütten, und in Cartagena bestand er gegenüber den feinen spanischen Herrschaften darauf, dass eine Messe für Herren wie Sklaven gemeinsam gefeiert wurde; als ein paar Damen sich über den Gestank der Afrikaner in der Kirche beschwerten, erwiderte er, Gott müsse auch den Gestank der Sünden dieser Damen aushalten.
  • St. Petrus Nolascus (um 1182-1249/1256) und St. Raimund Nonnatus (1202-1240): Ersterer gründete den Orden der Mercedarier, der sich zur Aufgabe setzte, verschleppte Christen aus der Sklaverei von Muslimen loszukaufen, letzterer war sein wahrscheinlich bedeutendster Ordensbruder. Raimund legte, wie alle Mercedarier, den Schwur ab, notfalls als Geisel in der Hand der Muslime zu bleiben, wenn es zur Befreiung der Christen notwendig sei, und er war dann tatsächlich zeitweise in muslimischer Gefangenschaft. Dort predigte er allerdings fröhlich weiter das Evangelium, sodass man ihm mit einem Eisenpfahl die Lippen durchbohrt und seinen Mund mit einem Vorhängeschloss verschlossen haben soll. Schließlich konnte er von seinem Orden noch freigekauft werden, starb aber kurze Zeit später.
  • Wen gäbe es noch zu erwähnen? St. Serapion natürlich, einen Märtyrer der Mercedarier, und St. Patrick von Irland fiele mir ein, oh, ja, und Papst Calixt I., vielleicht könnte man noch die ehrwürdige Dienerin Gottes Henriette de Lille und St. Martin de Porres zählen…

Kommen wir nach den Sklaven zu den Kindern:

  • Heilige Unschuldige Kinder: Die dürfen natürlich nicht fehlen. Unsere allerjüngsten Heiligen.
  • St. Tarcisius: Der Patron der Ministranten. Er lebte in der zweiten Hälfte des 3. Jahrhunderts in Rom und war damit beauftragt, die Eucharistie zu den Kranken zu bringen. Als eine Gruppe heidnischer Jugendlicher ihn zwingen wollte, herzuzeigen und herauszugeben, was er da bei sich hatte, weigerte er sich; daraufhin wurde er zusammengeschlagen und getötet.
  • St. Agnes von Rom (gest. ca. 250): Agnes war erst 12 Jahre alt, als sie zur Märtyrerin wurde. Der Überlieferung nach weigerte sie sich, zu heiraten, da sie Jungfräulichkeit gelobt hatte; ziemlich viele Legenden ranken sich um ihr Martyrium. Sie ist sicherlich historisch (sie wurde schon im 4. Jahrhundert verehrt), aber wie viel Wahres an den Details ihrer Geschichte ist, weiß man nicht.
  • St. José Luis Sánchez del Rio (1913-1928): Er ist einer unserer wenigen Heiligen, die direkt an militärischen Auseinandersetzungen beteiligt waren – in seinem Fall am Cristero-Aufstand gegen die die Kirche verfolgende Regierung in Mexiko. Er war erst vierzehn, als er getötet wurde, und man hatte ihm daher nicht erlaubt, wirklich mitzukämpfen, aber schließlich hatte einer der Anführer der Cristeros ihn als Bannerträger aufgenommen. Er wurde in einem Kampf von den Regierungstruppen gefangen genommen und schließlich gefoltert und getötet, weil er sich weigerte, seinen Glauben abzulegen. (Man schlitzte ihm die Fußsohlen auf und ließ ihn auf ausgestreutem Salz hin und her laufen. Seine Peiniger boten ihm an, ihn zu verschonen, wenn er rufe: Tod, Christus dem König! Aber er rief den Ruf der Cristeros: „Viva Cristo Rey!“ – Es lebe Christus, der König! Am Ende wurde er dann per Kopfschuss getötet.) Am 16. Oktober 2016 erst wurde er heiliggesprochen.
  • Sel. Jacinta Marto (1910-1920) und sel. Francisco Marto (1908-1919): Den beiden Geschwistern erschien, zusammen mit ihrer Cousine Lucia dos Santos (die sehr lange lebte und erst 2005 starb; ihr Seligsprechungsverfahren läuft), im Jahr 1917 bei ihrem portugiesischen Heimatdorf Fatima die Gottesmutter, als sie gerade Schafe hüteten. Sie starben sehr jung an der Spanischen Grippe.
  • Ansonsten gäbe es noch St. Domenico Savio (1842-1857), oder die sel. Imelda Lambertini (1321/22-1333)…

Zu den Weibern muss ich wahrscheinlich nichts sagen, oder? Ich meine, so angesichts der Tatsache, dass unsere allerhöchste Heilige eine Frau ist („gebenedeit unter den Frauen“) und so… (Nebenbei: Ich vermute mal, dass die Anzahl der kanonisierten Heiligen sich relativ geschlechtergerecht aufteilt, aber es war übrigens auch im 19. und frühen 20. Jahrhundert ein Vorwurf der fortschrittlichen Denker gegen die katholische Kirche, dass ja eh bloß Weiber dahin gingen.)

Noch allgemein etwas zu den einfältigen, gemeinen und stumpfsinnigen Menschen? Na ja, da könnte man St. Jean-Marie Vianney, auch bekannt als Pfarrer von Ars, nennen, der während seiner Seminarzeit mit großen Lernschwierigkeiten – besonders in Bezug auf die lateinische Sprache – zu kämpfen hatte, oder auch „ungelehrte und einfache Leute“ (Apg 4,13) wie St. Petrus, den Apostelfürsten und ersten Papst…

Ist der Katholizismus also eine Religion nur für „einfältige, gemeine und stumpfsinnige Menschen, […] Sklaven, Weiber und Kinder“? Na, ich würde behaupten, sicher nicht „nur“, aber definitiv „auch“!

Okay. Das war nun eine recht ausführliche Darlegung hierzu, aber ich will nun doch auch einmal wieder ernst sein. Der arme Kelsos verdient es ja schließlich, dass man ihm eine ernsthafte Antwort gibt. Das hat damals in der Antike Origenes getan – Kelsos’ Aussagen sind uns übrigens ausschließlich in Zitaten seiner christlichen Gegner wie Origenes überliefert. Daher hier einmal, für alle, die es noch interessiert, das, was Origenes in seinem Werk Contra Celsum dazu sagt (falls jemand jetzt verwirrt ist: Auf Griechisch nennt man ihn Kelsos, latinisiert ist das Celsus, und da die Titel sämtlicher antiker Werke bei uns im vom Mittelalter her lateinisch geprägten Westen im Allgemeinen auf Latein angegeben werden, wird auch Origenes’ ursprünglich auf Griechisch geschriebenes Werk mit dem lateinischen Contra Celsum betitelt):

„Celsus führt dann im folgenden die im Widerspruche zu der Lehre Jesu stehenden Äußerungen von einige wenigen Personen an, die zwar den christlichen Namen tragen, aber nicht zu „den Verständigeren“ wie er meint, sondern zu den Ungebildetsten zu zählen sind. Er sagt, „dass solche Anordnungen von ihnen getroffen würden: Kein Gebildeter komme heran, kein Weiser, kein Verständiger“; denn „solche Eigenschaften würden bei uns für übel angesehen. Sondern wenn einer ungelehrt, wenn einer unvernünftig, wenn einer ungebildet, wenn einer töricht ist, der solle getrost kommen. Indem sie solche Leute von vornherein als würdig ihres Gottes bezeichnen, wollen sie offenbar nur die einfältigen, gemeinen und stumpfsinnigen Menschen, und nur Sklaven, Weiber und Kinder überreden, und vermögen dies auch.“ Darauf gebe ich zur Antwort: Jesus macht die Enthaltsamkeit zur Pflicht, indem er sagt: „Wer ein Weib ansieht mit Begierde nach ihr, hat schon die Ehe mit ihr gebrochen in seinem Herzen“. Wenn man nun von so vielen Christen einige wenige, die für Christen angesehen werden, ein unsittliches Leben führen sähe, dann würde man ihnen mit vollstem Rechte den Vorwurf machen, dass ihr Leben der Lehre Jesu widerspricht, höchst unvernünftig würde man dagegen handeln, wenn man den Vorwurf, den diese verdienen, der Lehre Jesu machen wollte. Ebenso wird man, wenn sich findet, dass die Lehre der Christen so gut wie irgendeine zur Weisheit ermahnt, diejenigen tadeln müssen, die ihre eigene Unwissenheit verteidigen, und zwar nicht solche Dinge vorbringen, wie Celsus sie ihnen zuschreibt – denn wenn einige auch einfältig und unwissend sind, eine solche schamlose Sprache führen sie doch nicht -, sondern weit geringere Dinge, die aber immerhin geeignet sind, die Menschen von der Übung der Weisheit abwendig zu machen.

Dass es aber der Absicht unserer Lehre entspricht, wenn wir nach Weisheit streben, lässt sich aus den alten jüdischen Schriften nachweisen, die bei uns wie bei den Juden in Geltung sind, ebenso sehr aber auch aus jenen Schriften, die nach Jesus verfaßt sind und in den Gemeinden als göttliche anerkannt werden. [Alttestamentliche Stellen werden angeführt]

Unserer Lehre ist so sehr daran gelegen, Weise unter der Zahl ihrer Bekenner zu haben, dass sie, um den Verstand der Zuhörer zu üben, einige ihrer Wahrheiten in Rätseln, andere in den sogenannten dunklen Worten, und wieder andere durch Gleichnisse und andere durch gestellte Aufgaben verkündet. So spricht Hosea, einer der Propheten am Schlusse seiner Reden: „Wer ist weise und wird dieses verstehen? oder verständig und wird es erkennen?“. Daniel und die Männer, die mit ihm in der Gefangenschaft waren, machten auch in den Wissenschaften, denen zu Babylon die Gelehrten am Hofe des Königs oblagen, solche Fortschritte, dass sie sich anerkanntermaßen vor allen diesen „zehnfach“ auszeichneten. Auch bei Ezechiel wird dem Herrscher von Tyros, der auf seine Weisheit stolz war, gesagt: „Bist du weiser als Daniel? Ist dir nicht alles Verborgene gezeigt worden?“

[Weitere Bibelstellen]

Wahrscheinlich haben die Worte des Paulus im ersten Briefe an die Korinther, gerichtet an Griechen, die auf ihre griechische Weisheit sehr stolz waren, einige auf die Meinung gebracht, als ob unser Glaube von gebildeten Personen nichts wissen wollte. Wer solcher Meinung ist, der mag hören, dass der Apostel an jener Stelle niedrig gesinnte Menschen tadelt, die nicht für die geistigen, unsichtbaren und ewigen Dinge „weise“ seien, sondern sich nur mit dem Sinnlichen beschäftigten und darauf allen Wert legten; deshalb nennt er sie „Weise der Welt“. Nun gibt es aber viele Lehrmeinungen; die einen nehmen nur Stoff und Körper an und erklären auch alle die Wesen, denen ein höheres Sein zukommt, für Körper und leugnen, dass es außer diesen Körpern etwas anderes gäbe, mag man es nun „unsichtbar“ nennen oder als „unkörperlich“ bezeichnen. Diese Anschauungen nennt Paulus „Weisheit der Welt“, die zunichte und zur Torheit gemacht wird, und „Weisheit dieser Zeit“. Es gibt aber auch andere Lehrmeinungen, die die Seele von dem Streben nach dem Irdischen abziehen und zur Seligkeit bei Gott und zu seinem Reich erheben; sie wollen, dass der Mensch alles Sinnliche und Sichtbare als vergänglich verachte, aber zu dem Unsichtbaren hineile und das Nichtsinnliche zum Ziele nehme; diese bezeichnet er als „Weisheit Gottes“. In seiner Wahrheitsliebe aber sagt Paulus von einigen griechischen Weltweisen, dass sie da, wo sie der Wahrheit gemäß reden, „Gott erkannt, ihn aber nicht als Gott gepriesen, noch ihm gedankt haben“. Er gibt ihnen das Zeugnis, dass sie „Gott erkannt haben“ und erklärt zugleich, dass ihnen dies ohne göttliche Hilfe nicht möglich gewesen wäre, wenn er sagt: „Denn Gott hat es ihnen offenbart“. Wenn ich nicht irre, redet er hier geheimnisvoll von den Personen, die von den sichtbaren Dingen zu den geistigen emporsteigen, wenn er schreibt; „Das unsichtbare Wesen wird von Erschaffung der Welt her an seinen Werken durch das Denken gesehen, nämlich seine ewige Macht und Göttlichkeit, damit sie ohne Entschuldigung seien, weil sie Gott zwar erkannt, ihn aber nicht als Gott gepriesen, noch ihm gedankt haben“.

Der Apostel schreibt an einer anderen Stelle: „Sehet aber auf eure Berufung, Brüder! Da sind nicht viel Weise nach dem Fleische, nicht viel Mächtige, nicht viel angesehene Leute. Sondern was vor der Welt töricht ist, hat Gott auserwählt, um die Weisen zu beschämen, und das Unedle vor der Welt und das Verachtete hat Gott auserwählt, und das, was nichts ist, um zunichte zu machen, was etwas ist, damit allem Fleische der Ruhm vor ihm benommen sei“. Es ist möglich, dass auch durch diese Worte einige zu der Meinung veranlasst worden sind, dass „kein Gebildeter, kein Weiser, kein Verständiger“ zu unserem Glauben komme. Einer solchen Meinung müssen wir entgegenhalten, dass der Apostel nicht schreibt: „Kein Weiser nach dem Fleische“, sondern: „Nicht viel Weise nach dem Fleische.“ Und wenn Paulus anderswo in der Charakteristik der Bischöfe die Eigenschaften aufzählt, die ein Bischof haben soll, so rechnet er bekanntlich dazu auch die Fähigkeit zur Verwaltung des Lehramtes.

Er sagt nämlich, „der Bischof müsse imstande sein, auch die Widersprechenden zu widerlegen“, damit er durch die Weisheit, die in ihm ist, die hohlen Schwätzer und Seelenverführer zum Schweigen bringe“. […] Wie kann uns also Celsus mit Recht vorwerfen, dass wir sagten: „Kein Gebildeter komme heran, kein Weiser, kein Verständiger“? Nein, vielmehr soll jeder Gebildete und Weise und Verständige“, der es nur will, zu uns kommen; aber ebensogut soll auch zu uns kommen, „wenn einer ungelehrt und unvernünftig und ungebildet und töricht ist“. Denn unsere Lehre, die alle Menschen zum Dienste Gottes würdig zubereitet, verspricht auch für solche Menschen, wenn sie ihr beitreten, sorgen zu wollen.

Unwahr ist auch die Behauptung, dass die Lehrer des göttlichen Wortes „nur einfältige, gemeine und stumpfsinnige Menschen, und nur Sklaven, Weiber und Kinder überreden wollen“. Es ist wahr, unsere Lehre wendet sich an solche Personen, um sie zu bessern; sie will aber auch die gewinnen, die von diesen sehr verschieden sind. Denn Christus ist „ein Heiland aller Menschen“ und „besonders der gläubigen“, mögen sie nun scharfsinnige Geister oder einfache Leute sein, und er ist „eine Sühne“ „bei dem Vater“ „für unsere Sünden, doch nicht allein für die unsrigen, sondern auch für die ganze Welt“. Es erübrigt sich also für uns auf die folgenden Einwürfe des Celsus zu antworten, die so lauten: „Was ist denn sonst Schlimmes dabei, gebildet zu sein und sich um die besten Lehren zu bemühen und verständig zu sein und auch verständig zu scheinen? Ist dies ein Hindernis für die Gotteserkenntnis? Ist es nicht vielmehr förderlich und von der Art, dass man dadurch eher in den Besitz der Wahrheit gelangen kann?“ Wahrhaft „gebildet zu sein“ ist freilich „nichts Schlimmes“, denn der Weg zur Tugend ist die wissenschaftliche Ausbildung. Freilich werden auch die griechischen Weisen nicht sagen, dass man diejenigen unter die Gebildeten“ rechnen solle, die falschen Lehren anhangen. Wer wollte dagegen bestreiten, dass es gut sei „sich um die besten Lehren zu bemühen“? Doch welche „Lehren“ werden wir als „die besten“ bezeichnen?, welche anders als die wahren, die uns zur Tugend ermuntern? „Verständig sein“ ist gleichfalls eine gute Sache, aber nicht, es zu „scheinen“, was ja Celsus sagt. „Gebildet zu sein und sich um die besten Lehren zu bemühen und verständig zu sein“, das sind Dinge, durch welche die Erkenntnis Gottes“ nicht „gehindert“, sondern im Gegenteil gefördert wird. Und zu dieser Behauptung sind wir mehr berechtigt als Celsus, besonders wenn es sich herausstellt, dass er ein Epikureer ist.“ (Origenes, Contra Celsum, 3,44-49)

Kurz gesagt: Gott ist nicht nur für brillante Philosophen da; freilich ist er auch für sie da.

Ich habe noch nicht viel von den Kirchenvätern gelesen, aber ich finde es ziemlich spannend, damit anzufangen. Vieles von dem, was Origenes im Allgemeinen schreibt, kann man nämlich heute noch ganz genauso in Debatten mit Atheisten gebrauchen – er schreibt über das Naturrecht, das Zeugnis der Apostel und ziemlich viele andere Dinge noch. Wirklich interessant. Interessant ist auch, dass Kelsos es an einigen Stellen genau so zu machen scheint wie zahlreiche moderne Kritiker des Christentums – sprich, er reimt sich aus einzelnen Stellen der Evangelien seine eigene Version der Geschichte von Jesus von Nazareth zusammen, und ignoriert dann alles, was da nicht hinein passt. Ich bin noch nicht mit Contra Celsum fertig und habe manche Stellen eher überflogen, aber es ist wirklich interessant. (Es findet sich übrigens hier.) Irgendwie kommen mir unsere Zeit und die Antike immer ähnlicher vor, je mehr ich über letztere erfahre. Okay, ein paar Unterschiede gibt es, so etwa, um bei diesem Beispiel hier zu bleiben, hält Kelsos die Wunder, die durch Jesus und auch noch die späteren Christen geschahen, nicht für unmöglich, sondern für Beispiele von Zauberei, die man erlernen könnte. Aber insgesamt gibt es auch viele Gemeinsamkeiten, habe ich so allgemein den Eindruck. Ermutigend, oder? Schließlich setzte sich in der Antike die Überzeugungskraft des Christentums am Ende durch.

And did those feet in ancient time

 

Jerusalem

 

And did those feet in ancient time

Walk upon England’s mountains green?

And was the holy Lamb of God

On England’s pleasant pastures seen?

 

And did the Countenance Divine

Shine forth upon our clouded hills?

And was Jerusalem builded here

Among these dark Satanic mills?

 

Bring me my bow of burning gold:

Bring me my arrows of desire:

Bring me my spear: O clouds unfold!

Bring me my chariot of fire.

 

I will not cease from mental fight,

Nor shall my sword sleep in my hand

Till we have built Jerusalem

In England’s green and pleasant land.

 

In den Weiten des Internets gefunden

Heute mal ein paar interessante Links:

  • Eine kleine Zeitreise: Hier gibt es ein Reenactment einer mittelalterlichen Messe, wie sie am 4. Oktober 1450 gehalten worden sein müsste, d. h. noch vor dem Tridentinum. (Ach ja, noch etwas von der selben Seite: habt ihr euch eigentlich schon mal gefragt,welche Blutgruppe Jesus hatte?)
  • Etwas zu lesen: Hier findet sich eine ziemlich große Anzahl katholischer Autoren – mit Lebensbeschreibung und Informationen über die wichtigsten Werke.
  • Noch mehr zu lesen: In der „Bibliothek der Kirchenväter“ gibt es eine wunderbare Auswahl an deutschen Übesetzungen von antiken Werken, die man gleich online lesen kann. Für alle, die sich dafür interessieren, wie denn das antike Christentum ganz konkret wirklich ausgeschaut hat.
  • Catholic Memes! Das darf natürlich nicht fehlen.
  • Katholische Satire: Deutsche und amerikanische.
  • Seiten über ein paar Personen, die möglicherweise zur gegebenen Zeit in unseren Heiligenkalender aufgenommen werden, sobald die notwendigen Wunder zusammengekommen sind: Seliger Engelmar Unzeitig, ehrwürdiger Diener Gottes Fulton Sheen, G. K. Chesterton (Seligsprechungsprozess ist in Angriff genommen). (Ein paar weitere meiner Lieblings-Hoffentlich-Bald-Heiligen wären z. B. der ehrwürdige Diener Gottes Pius XII., der ehrwürdige Diener Gottes Pius VII. (hier ein paar interessante Infos über ihn), die ehrwürdige Dienerin Gottes Henriette De Lille, der selige Kaiser Karl I…. aber über die alle habe ich keine extra Seiten gefunden.) Wer also ein Wunder gebrauchen könnte, kann es ja mal mit dem Gebet zu einem dieser Leute versuchen, vielleicht klappt es ja und dann geht es auch mit ihren Prozessen voran und wir kriegen neue Heilige!
  • Oh, und noch ein paar katholische Karikaturen – ich mag ja am liebsten die über den armen geplagten St. Valentin.