Es gibt kein drittes Geschlecht

Bei Menschen kann man zwei große Gruppen unterscheiden:

1) die, deren Körper grundsätzlich Eizellen hat/haben könnte/gehabt haben könnte („Frauen“ genannt)

2) die, deren Körper grundsätzlich Spermien hat/haben könnte/gehabt haben könnte („Männer“ genannt)

(„haben könnte“, weil es manchmal Fehlentwicklungen geben kann, und „gehabt haben könnte“, weil Embryonen manchmal sterben, bevor sich diese Organe entwickeln, und es auch schon geborene Leute gibt, denen sie aus irgendeinem Grund, z. B. Krebs, herausoperiert werden mussten; das ändert aber an dem grundsätzlichen Wesen dieser Leute nichts. Im Bauplan einer Katze ist angegeben, dass sie vier Beine hat, aber wenn sie eins verliert, wird sie nicht zur Nicht-Katze, sondern zur verstümmelten Katze.)

Es gibt schlichtweg keine Menschen, deren Körper beides produziert/produzieren könnte; keine wirklichen „Zwitter“, die sich selbst befruchten könnten, nicht mal als seltene Abweichung. (Während es das bei manchen Tieren gibt.) Und es gibt auch keine Menschen, die in keine dieser beiden Gruppen passen.

Was es gibt, sind Menschen, bei denen diese Merkmale wenig oder seltsam ausgeprägt sind oder die auch Sekundärmerkmale haben, die typisch für die andere Gruppe sind. Z. B. kommen unter sog. Intersexuellen Männer mit Mikropenis und Frauen mit übergroßer Klitoris vor. Menschen mit Agonadismus sind genetisch ganz normal männlich (XY-Chromosomen) oder weiblich (XX-Chromosomen), aber wegen einer Fehlbildung entwickeln sich die Keimdrüsen (Eierstöcke/Hoden), die sie gehabt haben könnten, nicht. Das Turnersyndrom ist eine Krankheit bei Frauen, die auch gut als Frauen erkennbar sind, denen aber ein Chromosom fehlt (d. h. sie haben nur ein X-Chromosom statt zwei) und die unfruchtbar sind. Männer mit dem Klinefelter-Syndrom haben ein X-Chromosom zu viel (d. h. XXY-Chromosomen), verkleinerte Hoden und einen Testosteronmangel und sind oft, aber nicht immer, unfruchtbar, aber sie sind Männer, und deutlich erkennbar als Männer. Beim Swyer-Syndrom bilden sich bei einem genetisch männlichen Embryo wegen einer Störung keine männlichen Keimdrüsen (Hoden) aus, und dann entwickelt sich der Körper weiterhin auf eine gewissermaßen weibliche Weise, bildet also eine Art Vagina und Gebärmutter aus, aber keine weiblichen Keimdrüsen (Eierstöcke). Jungen mit Swyer-Syndrom erscheinen anhand der äußeren Genitalien als Mädchen, ihr übriger Körper wirkt eher männlich, sie erleben keine Pubertät und sind unfruchtbar. Bei einem 5α-Reduktase-Mangel werden Jungen geboren, die zuerst wie Mädchen wirken, weil ihre Hoden zunächst im Körper verborgen sind und sich ihr Penis nicht entwickelt hat, die dann aber eine männliche Pubertät durchmachen und dann auch nach außen hin wie Männer aussehen.

Intersexuelle sind oft unfruchtbar, sehen manchmal sicher auch seltsam aus, aber sind nicht a-geschlechtlich – höchstens stecken sie zwischen zwei genau bestimmbaren Geschlechtern und haben Merkmale von beiden, aber im Grunde gehören sie immer noch klar zu einem der beiden.

Transpersonen wiederum sind etwas völlig anderes als Intersexuelle – nämlich Menschen, die körperlich klar einem Geschlecht zugehörig sind und keine solchen Gendefekte haben, die aber psychisch einfach nicht mit ihrem körperlichen Geschlecht klarkommen. Geschlechtsdysphorie ist nicht gleich Intersexualität.

Männer und Frauen kann man bezeichnen, wie auch immer man will: Sie bleiben trotzdem in der Realität als abgegrenzte Gruppen bestehen; und das wird man auch niemals ändern können. Auch Operationen, bei denen z. B. Männern die Geschlechtsteile abgeschnitten werden und eine künstliche Öffnung zwischen ihren Beinen geformt wird, ändern daran nichts und können auch nicht dazu führen, dass jemand sich als das andere Geschlecht fortpflanzen könnte.

Transgenderideologen kommen manchmal mit folgendem Argument, um die klare Abgegrenztheit der Kategorien „Mann“ und „Frau“ zu verunklaren: „Hast du deine Chromosomen testen lassen? Weißt du, ob in deinem Körper wirklich Eizellen sind? Siehst du, du gehst einfach davon aus, dass du eine Frau bist, du fühlst es einfach, wie Transpersonen es auch fühlen.“ Das ist aber erstens Blödsinn und zweitens Gaslighting. Bei einem normal aussehenden Nutellaglas muss ich es nicht erst bis unten auslöffeln, um davon ausgehen zu können, dass auch im ganzen Glas Nutella ist, oder es vielleicht nur innen dunkelbraun angemalt ist. Und als durchschnittliche Frau kann ich davon ausgehen, dass Merkmale, die etwas mehr äußerlich sind, schon zeigen, was weiter innen ist (abgesehen davon, dass gerade in der Pubertät, bei frauenärztlichen Untersuchungen, bei Bauchoperationen oder bei Gentests ja innere Auffälligkeiten entdeckt werden würden, aber in den seltensten Fällen entdeckt werden). Es gibt extrem seltene Fälle, in denen man sich bei der Geschlechtsbestimmung irren kann – aber nicht deshalb, weil das Neugeborene ein drittes Geschlecht hätte, sondern eben, weil es wegen einer seltenen medizinischen Fehlentwicklung schwer zu sehen ist, zu welchem Geschlecht es gehört. Normalerweise kann man sich da aber sicher sein.

Das Geschlecht kann körperlich eindeutig bestimmt werden, und jeder Mensch hat ein bestimmtes Geschlecht.

Selbst die LGBTQ-Bewegung geht irgendwie davon aus, indem die Kategorien jetzt eben nicht mehr „Mann“ und „Frau“, sondern „Cis-Mann“, „Transfrau“, „Cis-Frau“ und „Transmann“ heißen; und „Cis-Frauen“ und „Transmänner“ zusammengenommen sind einfach nur das, was man früher als „Frauen“ bezeichnete, und „Cis-Männer“ und „Transfrauen“ zusammengenommen einfach nur das, was man früher als „Männer“ bezeichnete. Man kann Begriffsverschiebungen durchführen, ohne den Realitäten dahinter zu entkommen.

Und auch die Versuche, aus Geschlecht ein „Spektrum“ zu machen, oder „divers“ als drittes Geschlecht einzuführen, gehen ja immer noch zutiefst von der Geschlechterdualität aus. Transgender – ich will zum anderen der zwei Geschlechter gehören. Genderfluid – ich will mal zu dem, mal zu dem der zwei Geschlechter gehören. A-gender/Non-binary – ich will zu keinem der beiden Geschlechter gehören. Man kann kein genuin drittes Geschlecht mit einer ganz eigenen Rolle erfinden, weil es nun mal bei der Fortpflanzung der Menschheit nur zwei Rollen gibt.

Das, was die zwei Geschlechter grundsätzlich unterscheidet, ist ihre Rolle bei der Fortpflanzung. (Und wenn man über die redet, könnte man gefälligst mal aufhören, so zu tun, als wäre sie eine unwichtige Sache, eine rein pragmatisch-materielle Geschichte. Hier geht es darum, neue einmalige Menschen zu machen, deren Seelen ewig leben werden. Natürlich sind diese Unterschiede wichtig.)

Andere Unterschiede gehen normalerweise damit einher, aber nicht in allen Fällen: Frauen entwickeln Brüste, Männer nicht; Männer sind fast immer stärker als Frauen; Männer sind im Durchschnitt körperlich aggressiver und gehen mehr Risiken ein, Frauen sind angepasster; Männer denken sachlicher und Frauen personenbezogener; usw. Diese Merkmale bestimmen nicht das Geschlecht, sondern sind seine Ausprägungen. Auch eine flachbrüstige, groß und breit gebaute Frau, die unsere Großeltern als „Mannweib“ bezeichnet hätten und die gerne Extremsport betreibt, bleibt eine Frau. Es ist generell nicht schlimm, wenn man nicht alle diese Ausprägungen hat, es gibt keine moralische Verpflichtung, einem bestimmten idealtypischen Bild genau zu entsprechen; aber die meisten Menschen haben zumindest viele davon und diese Dualität, diese gegenseitige Ergänzung von Männern und Frauen, ist auch gut so. Sie ist u. a. auch deswegen gut, weil sie der Rolle bei der Fortpflanzung zugutekommt: Frauen stillen das Kind und kümmern sich direkter um es; Männer, die unabhängiger vom Kind und körperlich stärker sind, beschaffen derweil den Lebensunterhalt für Frau und Kind. Aber diese gegenseitige Ergänzung und Verschiedenheit ist auch in anderen Lebensbereichen nützlich, und generell ist es gut, wenn man sich hier mit seiner jeweiligen Rolle identifizieren kann.

Zuletzt gibt es rein äußerliche Merkmale, die von Menschen selbst festgelegt sind, und mit denen Frauen und Männer sich voneinander abgrenzen – z. B. dass nur Frauen Röcke tragen (außer in Schottland). Ein Mann, der sich im Fasching zum Spaß einen Rock anzieht und sich Lippenstift auf die Lippen malt, bleibt genauso sehr ein Mann wie einer, der sich ernsthaft einen Rock anzieht und sich Lippenstift auf die Lippen malt, weil er gerne eine Frau sein möchte. Es ist aber auch gut, dass es diese Merkmale gibt; so, wie es gut ist, dass es überhaupt Begrüßungsrituale oder Tischsitten gibt, auch wenn die von Kultur zu Kultur unterschiedlich sein können, man manchmal zum Spaß darauf verzichten kann und sie sich ändern können. Man muss auch hier nicht immer total stereotyp sein; aber sich ernsthaft – nicht nur im Fasching – als das andere Geschlecht zu verkleiden, weil man wie dieses Geschlecht wirken will und seines hasst, ist falsch, weil das Motiv dahinter falsch ist.

Gott hat einem ja ein Geschlecht zugewiesen. Das waren nicht die Eltern oder ein Arzt, es war Gott. Und Schwierigkeiten dabei, sich mit dem Geschlecht, das man nun mal hat, zu identifizieren, sind dasselbe wie andere Schwierigkeiten dabei, mit dem Leben, wie es nun mal ist, zurechtzukommen, z. B. Autismus oder eine Angststörung. Die Realität zurechtzubiegen ist dabei ebenso so sinn- wie aussichtslos; man muss eben irgendwie mit ihr zurechtkommen; und solange man nichts wirklich Falsches tut, ist es auch nicht schlimm, wenn man dabei ab und zu etwas seltsam auf andere Menschen wirkt. Aber wenn man ein Mann ist, ist man ein Mann, wird ein Mann bleiben und sollte nicht versuchen, sich ernsthaft als Frau zu präsentieren. Wenn man sich wie ein ungewöhnlicher Mann verhält, ist das eine Sache; wenn man vorgibt, eine Frau zu sein, eine andere.

In der ganzen Debatte ums Transgendertum werden ja auch viele andere Realitäten oft zurechtgebogen – z. B. die Tatsache, dass die Zahl von Kindern, die sich als transgender identifizieren, in den letzten fünf Jahren um ein Vielfaches gestiegen ist, und dass oft innerhalb derselben Klasse oder Gruppe andere Kinder, die bisher keine Geschlechtsdysphorie hatten, sich davon anstecken lassen. Sich als transgender zu identifizieren (etwas, von dem man vorher gar nicht wusste, dass es das gibt) kann als Ausweg aus Schwierigkeiten erscheinen, als Möglichkeit, jemand ganz anderer zu werden. Sog. Rapid Onset Gender Dysphoria ist gut dokumentiert. Und in vielen Fällen werden solchen Kindern dann schon vor der Pubertät einfach Pubertätsblocker gegeben, die den Körper schädigen und unfruchtbar machen. Psychologen und Ärzte wollen ja nicht transfeindlich wirken. Auch gerne übersehen werden die Menschen, die nach einer Transition gemerkt haben, dass es nicht funktioniert, und sie es eigentlich doch nicht wollen, und die wieder ihre ursprüngliche Identität angenommen haben. Auch übersehen wird gerne, dass es unter Transfrauen auch einige Männer mit Autogynophilie gibt, d. h. Männer, die sexuell von der Vorstellung von sich als Frau erregt werden; nicht nur Männer, die sich einfach als Frauen fühlen. Auch übersehen wird gerne, wie aggressiv gerade Transfrauen oft gegenüber Frauen werden, die keine biologischen Männer in Damentoiletten, Frauenhäusern und Frauengefängnissen wollen, also Orten, wo Frauen besonders verletzlich und ausgeliefert sind. Auch übersehen wird gerne, dass die enorme Selbstmordrate unter Transpersonen (um die 40%) nach einer Geschlechtsumwandlung nicht nach unten geht. Und das darauf zu schieben, dass einfach die Unterdrückung noch immer so schlimm wäre, funktioniert nicht ganz – eine solche Selbstmordrate können wahrscheinlich nicht mal Sklavinnen beim IS vorweisen.

Es geht hier nicht um Menschen, die einfach innerlich schon immer sicher waren, dass sie zum anderen Geschlecht gehören (wie will man überhaupt wissen, wie es sich anfühlt, etwas zu sein, das man nie war?), und die dann glücklich und zufrieden sind, wenn sie das endlich leben können. Das ist nicht alles harmlos und nett, genauso wie Homosexualität nicht Händchenhalten ist. Auch wenn man gerne so tut, als wäre es das.

4 Gedanken zu “Es gibt kein drittes Geschlecht

  1. Das mit dem Nutella Glas merk ich mir, der Vergleich ist so süß…..;-)
    Ansonsten kann man schon davon ausgehen, dass wir in besonderen Zeiten leben, wo man klarstellen muss, dass es kein drittes Geschlecht gibt.

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  2. „Im Bauplan einer Katze ist angegeben, dass sie vier Beine hat, aber wenn sie eins verliert, wird sie nicht zur Nicht-Katze, sondern zur verstümmelten Katze.“

    Liebe Crescentia, so banal und selbstverständlich das eigentlich ist, so erschreckend ist es, dass man das heutzutage explizit machen muss, weil es überall nur so vor kategorialen Fehlern bzw. Unaufrichtigkeiten nur so wimmelt. Aber es typisch für das intellektuelle Niveau der Debatte auf progressiver Seite. Ein anderes Beispiel von denen, über die man so stolpert, wäre: Weil es kinderlose Ehen gibt, ist die Homoehe zulässig und gleichwertig. Oder: Weil es unbemerkte Abgänge gibt, ist Abtreibung zulässig. Etc. pp.
    😐

    Gefällt 1 Person

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