Es gibt gewisse Grundsätze, die vielen falschen Ideologien zugrundeliegen, und die sich irgendwie im Kopf der Leute vermischen und als unbemerkte Axiome wieder auftauchen, als wären sie völlig selbstverständliche Fakten. Heute – bzw. seit 200 bis 300 Jahren – sind das meistens folgende:
- Der Relativismus: Man ist gegen die Realität; man glaubt, sich die Welt selbst machen zu können. „Wenn das für dich so ist, dann ist es so“, „jedem seine Wahrheit“. Dabei funktioniert die Welt gerade nicht so. Sie tritt einem entgegen, ob man es will oder nicht, und man muss mit ihr klarkommen. Natürlich kann man seine Einstellung zu ihr ändern, aber auch die eigene Einstellung ist eine objektive Sache, nur eben eine, die man selbst im Griff hat, und sie sollte sich danach richten, ob man an der Welt wirklich etwas Gutes oder etwas Schlechtes bemerken kann. Die Wirklichkeit pfeift darauf, was man über sie denkt, sie ist einfach da; und sie rächt sich, wenn man sich über sie belügt und die falsche Einstellung zu ihr hat. Man muss natürlich mit Menschen mit anderen Einstellungen klarkommen, aber das ist so, wie man mit Unfällen klarkommen muss; Uneinigkeit über die Wahrheit wird deshalb nicht gut, und manche Konflikte lassen sich auch nicht vermeiden. Geeintsein in der Wahrheit ist das, wonach man streben muss.
- Der Egalitarismus: Man setzt Gerechtigkeit mit Gleichheit gleich; wenn es in der Welt keine Gleichheit gibt, muss man sie zwangsweise herstellen. Dabei erfordert Gerechtigkeit oft keine Gleichheit, sondern eher „suum cuique“ („jedem das Seine“; im Lateinersinne); und solange alle genug haben, können auch manche mehr als genug haben.
- Der Liberalismus: Man sieht die Menschen als Einzelwesen, die evtl. zusammenkommen, wobei jeder so gut wie möglich seine Unabhängigkeit bewahren soll, nicht als soziale Wesen, die von Anfang an zu einer Gemeinschaft gehören. Dabei wird kein Mensch ohne andere Menschen geboren, und kein neugeborener Mensch kann ohne andere überleben.
- Der Humanismus: Man glaubt, dass der Mensch sich im Grund selbst gehört. Der Mensch hat in dieser Sicht keinen höheren Zweck. Er soll freilich anderen nicht schaden und seine Umgebung nicht weiter weiter stören, aber soll ansonsten einfach machen, was er will. Vielleicht soll er seine Fähigkeiten zur Entfaltung bringen, aber dabei ist er selbst im Zentrum. Dabei haben wir alle Fähigkeiten nur von Gott und hängen beständig von Ihm ab. Im Grunde genommen muss jemand, der in diesem Sinne Humanist ist, bald sehr zynisch und enttäuscht werden; denn oft genug sind wir Menschen einfach erbärmlich. Aber trotzdem liebt Gott uns eben, und mit seiner Hilfe können wir groß werden, wenn wir uns auf Ihn und andere ausrichten. Der Mensch wird wirklich groß, wenn er sich selbst vergisst und auf etwas außerhalb seiner selbst ausrichtet. Typisch für diese Sorte Humanismus ist auch, dass man nichts dagegen hat, wenn Menschen sich selbst schaden – sollen sie doch. Dabei schuldet man die Liebe auch sich selbst, weil das gut ist, und weil man nicht nur für sich selbst, sondern auch für Gott und die anderen lebt.
- Der Nihilismus oder universale Pessimismus (ganz klar zu unterscheiden vom alltäglichen Pessimismus): Man geht irgendwie davon aus, dass das Böse und das Nichts wirklicher, tiefer seien als das Gute und das Sein, und gibt sich dabei als zynischer Realist. Dabei ist genau das Gegenteil logisch zwingend. Das Böse ist immer nur ein Mangel oder eine Verdrehung; es kann nicht in sich selber bestehen. Eine Krankheit existiert nicht für sich [auch ein Bakterium ist ja nicht die Krankheit], sondern ein gutes Wesen wird von einer Krankheit befallen. Eine böse Tat wird nicht getan, weil sie böse ist, sondern weil sie Nutzen oder Freude (also etwas Gutes) bringen soll. Das Böse ist immer nur parasitär am Guten; das Gute ist das Ursprüngliche, das sich also auch am Ende durchsetzen muss.
- Der Materialismus: Das Materielle wird irgendwie als realer und auf jeden Fall vorrangiger gesehen als das Geistige. Dabei gibt es keinen Anlass dafür. Nur das Leben und der Geist ermöglichen es überhaupt, materialistische Gedanken zu haben.
Mit anderen Worten: Es geht vor allem darum, sich selbst zu belügen und Gott zu vergessen. Das alles zeigt sich in sehr vielen Facetten, aber am deutlichsten wahrscheinlich in der Haltung zum Tod. Er wird irgendwie möglichst ignoriert, und die Vorstellungen, was danach kommt (wenn man sich mal diese Frage stellt), sind sehr vage – wenn du meinst, du wirst auf diese und jene Weise weiterleben, dann, schön, dann ist das für dich so, oder wenn du meinst, danach kommt nichts mehr, auch gut – und irgendwie hat ja alles eh keinen Sinn.
Aber wenn man auf diese Fehler achtet, kann man viele weitere Fehlschlüsse meiden.
Dieser Text ist weitaus besser als ein weiterer Versuch, zu missionieren. Finde ich 😉
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Wenn man diese Fehler am besten vermeiden will, muss man sich missionieren lassen! 😉
– LG, Crescentia
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