Die frühen Christen (bis 200 n. Chr.), Teil 14: Die Taufe

Wer wissen will, was es mit dieser Reihe auf sich hat, möge bitte diese kurze Einführung hier lesen; knapp gesagt: ich habe Zitate aus christlichen Schriften vom Jahr 95 bis ca. 200 n. Chr. gesammelt, um einen Eindruck von der frühen Kirche zu vermitteln. (In der Einführung findet sich eine Liste mit allen herangezogenen Werken mitsamt ihrer Datierung.)

Alle bisher veröffentlichten Teile gibt es hier.

Bibelstellen zum Vergleich (Auswahl):Mt 28,19f.; Mt 3,11; Apg 8,36-39; Mk 16,16; 1 Petr 3,21; Apg 19,3-5; Röm 6,3-11; Eph 4,4-6; Kol 2,11-13; 1 Kor 12,13.

Die Taufe war schon immer das zentrale Ritual zur Aufnahme in die Kirche. Nach katholischer Lehre ist sie eins der sieben Sakramente – Menschen bewirken eine sichtbare, zeichenhafte Handlung, die so von Jesus vorgeschrieben wurde, und Gott bewirkt darin unsichtbar, aber real, das, was dieses Zeichen bedeutet. Die Taufe, gespendet durch Untertauchen/Übergießen mit Wasser und dem Ausspruch „Ich taufe dich im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes“, reinigt von der Erbsünde und allen persönlich begangenen Sünden, macht den Getauften zum Kind Gottes und öffnet ihm den Himmel. Ihm werden durch die Taufe die Verdienste durch Jesu Leiden am Kreuz als Sühne zugewendet. Die Taufe ist der normale Weg zum Himmel, aber auch der Wunsch nach der Taufe (Begierdetaufe) zählt als Taufe, wenn jemand vor der Wassertaufe stirbt (sogar der implizite Wunsch nach der Taufe, also wenn jemand Gott sucht und bereit ist, Ihm zu gehorchen bzgl. dem, was zur Erlösung zu tun ist). Wenn jemand sich taufen lassen will und davor den Märtyrertod stirbt, bezeichnet man das als „Bluttaufe“.

Jetzt also zu den Aussagen zur Taufe, die sich in frühchristlichen Quellen außerhalb der Bibel finden.

Die Didache, eine Gemeindeordnung von ca. 100 n. Chr. gibt folgende Anweisungen zur Taufe:

„Bezüglich der Taufe haltet es so: Wenn ihr all das Vorhergehende gesagt habt, ‚taufet auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes‘ in fließendem Wasser. Wenn du aber kein fließendes Wasser hast, dann taufe in einem anderen Wasser; wenn du es nicht in kaltem tun kannst, tue es im warmen. Wenn du beides nicht hast, gieße dreimal Wasser auf den Kopf ‚auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes‘. Vor der Taufe soll fasten der Taufende, der Täufling und wer sonst kann; den Täufling lasse ein oder zwei Tage zuvor fasten.“ (Didache 7)

Die Vorbereitung auf die Taufe war also wichtig; und Untertauchen und Übergießen galt beides als gültig.

Justin der Märtyrer beschreibt um 150 n. Chr. die Taufe ausführlich:

„Wie wir uns aber nach unserer Neuschaffung durch Christus Gott geweiht haben, wollen wir jetzt darlegen, damit wir nicht, wenn wir dieses übergehen, in unserer Ausführung eine Unredlichkeit zu begehen scheinen. Alle, die sich von der Wahrheit unserer Lehren und Aussagen überzeugen lassen, die glauben und versprechen, daß sie es vermögen, ihr Leben darnach einzurichten, werden angeleitet zu beten, und unter Fasten Verzeihung ihrer früheren Vergehungen von Gott zu erflehen. Auch wir beten und fasten mit ihnen. Dann werden sie von uns an einen Ort geführt, wo Wasser ist, und werden neu geboren in einer Art von Wiedergeburt, die wir auch selbst an uns erfahren haben; denn im Namen Gottes, des Vaters und Herrn aller Dinge, und im Namen unseres Heilandes Jesus Christus und des Heiligen Geistes nehmen sie alsdann im Wasser ein Bad. Christus sagte nämlich: ‚Wenn ihr nicht wiedergeboren werdet, werdet ihr in das Himmelreich nicht eingehen.‘ Daß es nun aber für die einmal Geborenen unmöglich ist, in ihrer Mutter Leib zurückzukehren, leuchtet allen ein. Durch den Propheten Isaias ist, wie wir früher mitgeteilt haben, gesagt worden, auf welche Weise die, welche gesündigt haben und Buße tun, von ihren Sünden loskommen werden. Die Worte lauten: ‚Waschet, reinigt euch, schafft die Bosheiten fort aus euren Herzen, lernet Gutes tun, seid Anwalt der Waise und helfet der Witwe zu ihrem Rechte, und dann kommt und laßt uns rechten, spricht der Herr. Und sollten eure Sünden sein wie Purpur, ich werde sie weiß machen wie Wolle; sind sie wie Scharlach, ich werde sie weiß machen wie Schnee. Wenn ihr aber nicht auf mich hört, wird das Schwert euch verzehren; denn der Mund des Herrn hat gesprochen.‘ Und hierfür haben wir von den Aposteln folgende Begründung überkommen. Da wir bei unserer ersten Entstehung ohne unser Wissen nach Naturzwang … gezeugt wurden und in schlechten Sitten und üblen Grundsätzen aufgewachsen sind, so wird, damit wir nicht Kinder der Notwendigkeit und der Unwissenheit bleiben, sondern Kinder der freien Wahl und der Einsicht, auch der Vergebung unserer früheren Sünden teilhaftig werden, im Wasser über dem, der nach der Wiedergeburt Verlangen trägt und seine Vergehen bereut hat, der Name Gottes, des Allvaters und Herrn, ausgesprochen, wobei der, welcher den Täufling zum Bade führt, nur eben diese Bezeichnung gebraucht. Denn einen Namen für den unnennbaren Gott vermag niemand anzugeben, und sollte jemand behaupten wollen, es gebe einen solchen, so wäre er mit unheilbarem Wahnsinn behaftet. Es heißt aber dieses Bad Erleuchtung, weil diejenigen, die das an sich erfahren, im Geiste erleuchtet werden. Aber auch im Namen Jesu Christi, des unter Pontius Pilatus Gekreuzigten, und im Namen des Heiligen Geistes, der durch die Propheten alles auf Jesus Bezügliche vorherverkündigt hat, wird der, welcher die Erleuchtung empfängt, abgewaschen. […]

Wir aber führen nach diesem Bade (c. 61) den, der gläubig geworden und uns beigetreten ist, zu denen, die wir Brüder nennen, dorthin, wo sie versammelt sind, um gemeinschaftlich für uns, für den, der erleuchtet worden ist, und für alle andern auf der ganzen Welt inbrünstig zu beten, damit wir, nachdem wir die Wahrheit erkannt haben, gewürdigt werden, auch in Werken als tüchtige Mitglieder der Gemeinde und als Beobachter der Gebote erfunden zu werden, und so die ewige Seligkeit zu erlangen.“ (Justin, 1. Apologie 61.65)

Danach beschreibt Justin die Messe, die nach der Aufnahme des Täuflings stattfindet.

In einem anderen Werk, einem Dialog mit dem Juden Tryphon, sagt er:

„Daher müßt ihr diese Hoffnung eurer Seele beschneiden und euch bemühen um die Erkenntnis des Weges, auf welchem euch die Sünden werden nachgelassen werden und ihr das Erbe der verheißenen Güter erhoffen dürft. Diesen Weg geht ihr aber nur dann, wenn ihr unseren Christus anerkennt, euch in dem durch Isaias verkündeten, der Nachlassung der Sünden dienenden Bade reinigt und dann ohne Sünden lebt.“ (Justin, Dialog mit Tryphon, 44,4)

Der Barnabasbrief kritisiert die nichtchristlichen Juden in Bezug auf die Taufe:

„Lasset uns aber untersuchen, ob dem Herrn daran gelegen war, über das Wasser und über das Kreuz im voraus etwas zu offenbaren. Über das Wasser steht an Israel geschrieben, wie sie die Taufe, die Vergebung der Sünden bringt, nicht annehmen werden, sondern wie sie andere Gebräuche für sich einführen werden.“ (Barnabasbrief 11,1)

Er sieht im Alten Testament schon Vorausdeutungen auf die Taufe, die dann zitiert werden.

Der Hirte des Hermas, eine Reihe von Privatoffenbarungen mit manchmal etwas unorthodoxen Ideen, beschreibt die Vorstellung, dass auch diejenigen, die vor der Einsetzung der Taufe durch Christus gestorben waren, noch nach ihrem Tod auf irgendeine Weise die Taufe hätten empfangen müssen, wozu die Apostel zu ihnen ins Totenreich gekommen wären. Ein Engel zeigt Hermas in einem Gleichnis den Bau eines Turmes, der die Kirche darstellt, und Hermas fragt ihn:

„‚Noch anderes musst du mir erklären, Herr.‘ ‚Was möchtest du wissen?‘ ‚Warum, Herr, kamen diese Steine aus der Tiefe und wurden in den Bau (des Turmes) gelegt, wenn sie doch Träger dieses Geistes waren?‘ ‚Sie mussten notwendig durch das Wasser emporsteigen, damit sie das Leben erlangten; denn sie konnten nicht anders in das Reich Gottes eingehen, als wenn sie die Sterblichkeit des [früheren] Lebens ablegten. So haben also auch diese Entschlafenen die Besiegelung des Gottessohnes erhalten [und sind eingegangen in das Reich Gottes]. Denn bevor der Mensch den Namen des Gottessohnes trägt, ist er tot; sobald er aber die Besiegelung erhalten hat, legt er die Sterblichkeit ab und nimmt das Leben an. Die Besiegelung aber ist das Wasser: ins Wasser tauchen sie unter als Tote und tauchen empor als Lebendige. Auch ihnen ging die Botschaft zu von dieser Besiegelung; sie machten davon Gebrauch, damit sie ins Reich Gottes gelangten.‘ ‚Warum kamen nun, Herr, diese vierzig Steine mit diesen aus der Tiefe empor, obwohl sie das Siegel schon hatten?‘ ‚Weil die Apostel und Lehrer, die Verkündiger des Namens des Gottessohnes, nachdem sie in der Kraft und im Glauben des Gottessohnes entschlafen waren, auch den vorher Entschlafenen predigten und ihnen das Siegel der Botschaft übergaben. Sie tauchten nun mit ihnen ins Wasser und stiegen wieder empor; aber diese waren lebend, als sie untertauchten, und lebend, als sie wieder emporstiegen; aber die vorher Entschlafenen tauchten unter als Tote und kamen empor als Lebendige. Durch sie also haben jene das Leben erlangt und den Namen des Gottessohnes erkannt; deshalb also stiegen sie zugleich mit jenen empor, wurden zugleich mit ihnen dem Bau des Turmes eingefügt und unbehauen dem Bau verbunden; waren sie ja doch in Gerechtigkeit und großer Reinheit entschlafen; nur diese Besiegelung hatten sie nicht erhalten. Nun hast du auch hierfür die Erklärung.‘ ‚Ja, Herr.‘ (Hirte des Hermas III,9,16)

Zum Vergleich: Die Kirche lehrt, dass auch die gerechten Toten, die vor der Zeit Jesu gestorben waren, noch die Erlösung durch Ihn brauchten und vor Seinem Kreuzestod nicht Gott schauen konnten, auch wenn sie im Jenseits keine sonstigen Strafen verdienten. Er stieg nach Seinem Tod ins Totenreich – den sog. Limbus der Väter – und holte sie herauf. Von einer Taufe ist hier aber nicht die Rede; nur wer noch lebt, kann getauft werden. Aber im übertragenen Sinne kann man das wohl so gelten lassen.

In den Petrusakten, einer Erzählung über das Leben des Petrus aus dem 2. Jahrhundert, tauft Petrus einen Schiffskapitän auf der Reise nach Rom im Meer:

„Nach wenigen Tagen aber stand der Kapitän zur Stunde seines Frühstücks auf. Er bat den Petrus, mit ihm zu speisen und sagte zu ihm: ‚O, wer du auch sein magst, ich kenne dich zu wenig, ob du ein Gott oder ein Mensch bist. Aber ich meine – soweit ich es verstehe -, daß du ein Diener Gottes bist. Denn während mitten in der Nacht mein Schiff von mir gesteuert wurde und ich eingeschlafen war, da schien es mir, als ob eine menschliche Stimme vom Himmel her zu mir sagte: ‚Theon, Theon!‘ Zweimal rief sie mich bei meinem Namen und sagte zu mir: ‚Unter allen, die mit dir fahren, sei dir Petrus derjenige, der höchster Verehrung wert ist. Durch ihn werdet ihr, du und die übrigen, aus unverhoffter Situation heraus ohne jeden Schaden heil hervorgehen‘.‘ Petrus aber glaubte, daß Gott denen, die auf dem Schiff waren, auf dem Meere seine Vorsehung zeigen wollte. Daraufhin begann Petrus dem Theon die großen Taten Gottes darzulegen und wie Gott ihn unter den Aposteln erwählt habe und welchen Zweck seine Reise nach Italien habe. Täglich aber teilte er ihm das Wort Gottes mit. Und er betrachtete ihn und erkannte durch den Verkehr mit ihm, daß er gleichgesinnt im Glauben sei und würdig des Dienstes. Als aber das Schiff auf der Adria in eine Windstille geriet, wies Theon den Petrus auf die Windstille hin und sagte: ‚Wenn du mich für würdig halten willst, in das Zeichen des Herrn einzutauchen, so hast du (jetzt) Gelegenheit (dazu).‘ Denn alle, die auf dem Schiff waren, schliefen betrunken. Petrus ließ sich an einem Tau herab und taufte den Theon im Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes. Jener aber stieg fröhlich und in großer Freude aus dem Wasser empor, auch Petrus war froher geworden, weil Gott den Theon seines Namens für würdig gehalten hatte. Es geschah aber, daß an derselben Stelle, an der Theon getauft worden war, ein Jüngling erschien, strahlend vor Glanz, und zu ihnen sprach: ‚Friede (sei) mit euch!‘ Und sofort stiegen Petrus und Theon hinauf und gingen in die Kajüte hinein, und Petrus nahm Brot und dankte dem Herrn, der ihn seines heiligen Dienstes gewürdigt hatte, und (dafür), daß ihnen der Jüngling erschienen wäre, der ‚Friede (sei) mit euch‘ sagte. (Petrus sprach:) ‚Bester und allein Heiliger! Denn du bist uns doch erschienen, Gott Jesus Christus, in deinem Namen ist er (Theon) eben getauft und mit deinem heiligen Zeichen ist er gezeichnet worden. Daher teile ich auch in deinem Namen ihm deine Eucharistie mit, damit er dein vollkommener Diener sei ohne Tadel für immer.'“ (Petrusakten 5, in: Edgar Hennecke u. Wilhelm Schneemelcher (Hrsg.): Neutestamentliche Apokryphen in deutscher Übersetzung. 2. Band. Apostolisches, Apokalypsen und Verwandtes, 4. Aufl., Tübingen 1971, S. 195.)

Auch hier beginnt also Petrus gleich nach der Taufe mit der Vorbereitung der Eucharistie, an der der Getaufte jetzt teilnehmen darf.

Auch die Akten des Paulus und der Thekla berichten von der Taufe; sie stammen ebenfalls aus dem 2. Jahrhundert und erzählen von Paulus und Thekla, einem jungen Mädchen, das er bekehrt, das dann geweihte Jungfrau wird, zwei Mal knapp dem Märtyrertod entgeht und dann lange Jahre als Einsiedlerin lebt. Thekla kommt zuerst zu Paulus, als er im Gefängnis ist, bekehrt sich schnell, will geweihte Jungfrau werden und weigert sich, ihren Verlobten zu heiraten, soll dann hingerichtet werden, wird aber von Gott gerettet und zieht mit Paulus fort. Er schiebt dabei ihre Taufe zunächst auf:

„Er aber sprach: ‚Die Zeit ist böse und du bist schön von Gestalt. Daß nur nicht eine andere Versuchung über dich komme, schlimmer als die erste, und du nicht aushältst und feige wirst!‘ Und Thekla sagte: ‚Gib mir nur das Siegel in Christo, und keine Versuchung wird mich ergreifen.‘ Und Paulus antwortete: ‚Thekla, habe Geduld, und du wirst das Wasser empfangen.'“ (Paulusakten 3,25, in: Edgar Hennecke u. Wilhelm Schneemelcher (Hrsg.): Neutestamentliche Apokryphen in deutscher Übersetzung. 2. Band. Apostolisches, Apokalypsen und Verwandtes, 4. Aufl., Tübingen 1971, S. 247.)

Als Thekla dann in einer anderen Stadt den wilden Tieren im Amphitheater vorgeworfen werden soll, können die Tiere ihr nicht schaden. Sie will sich selbst taufen und wirft sich in eine Grube Wasser mit wilden Robben:

„Da ließen sie viele Tiere hinein, während sie dastand und die Hände ausgebreitet hatte und betete. Als sie aber ihr Gebet beendet hatte, wandte sie sich um und sah eine große Grube voll Wasser und sprach: ‚Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, mich zu waschen.‘ Und sie stürzte sich selbst hinein mit den Worten: ‚Im Namen Jesu Christi taufe ich mich am letzten Tage!‘ Als das die Frauen und das ganze Volk sahen, weinten sie und riefen: ‚Stürze dich nicht selbst ins Wasser!‘ Sogar der Statthalter vergoß Tränen, weil soviel Schönheit von den Robben gefressen werden sollte. Sie also stürzte sich ins Wasser im Namen Jesu Christi; die Robben aber sahen den Glanz eines Blitzes und schwammen tot an der Oberfläche.“ (Paulusakten 3,34, in: Ebd., S. 249.)

Eine Selbsttaufe, noch dazu nicht im Namen der Dreifaltigkeit, ist eigentlich ungültig; deswegen stand dieser Text in der Kritik. Außerdem findet sich dort in den Paulusakten noch eine seltsame, ebenfalls kritisierte Passage, die von einem getauften Löwen handelt. Paulus erzählt dabei Folgendes:

„Als ich mit meinem Gebet zu Ende war, hatte sich das Tier zu meinen Füßen geworfen. Ich ward voll heiligen Geistes, sah es an und sagte zu ihm: ‚Löwe, was willst du?‘ Da sagte er: ‚Ich möchte getauft werden.‘

Ich lobte Gott, der dem Tier Sprache verliehen hatte und seinen Dienern das Heil. Nun gab es an diesem Orte einen großen Fluß; ich stieg dort hinein … [Dann] (ihr) Männer (und) Brüder, rief ich: ‚Der, der in den obersten [Orten] wohnt, der seinen Blick auf die Demütigen richtet, der, der den Erschöpften die Ruhe gegeben hat, der, der das Maul der Löwen bei Daniel verstopft hat, der mir (?) unseren Herrn Jesus Christus gesandt hat, [o du], gib, daß unser … entkommt dem Tier, und den Plan, den du mir [festgelegt] hast, erfülle ihn!‘ Nachdem ich mit diesen Worten gebetet hatte, nahm ich den [Löwen] bei seiner Mähne und im Namen Jesu Christi tauchte (?) ich ihn dreimal unter. Als er dem Wasser wieder entstieg, schüttelte er seine Mähne zurecht und sagte zu mir: ‚Gnade sei mit dir!‘ Und ich sagte zu ihm: ‚Desgleichen mit dir!‘

Der Löwe lief nun zu dem Feld davon, voller Jubel; tatsächlich, es wurde mir im Herzen offenbart.“ (Paulusakten, Ebd., S. 269)

Auch damals gab es eben schon seltsame fromme Legenden.

In der Epistula Apostolorum, einem angeblichen Gespräch Jesu mit den Aposteln, sagt Jesus zu ihnen, dass quasi Er selbst durch sie taufen wird:

„Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Väter werdet ihr genannt werden, weil ihr liebreich und barmherzig ihnen offenbart habt, was im Himmelreich (ist …, weil) sie durch meine Hand empfangen werden die Taufe des Lebens und die Vergebung der Sünde.“ (Epistula Apostolorum 42 (53), äthiopische Fassung, in: Edgar Hennecke u. Wilhelm Schneemelcher (Hrsg.): Neutestamentliche Apokryphen in deutscher Übersetzung. 1. Band. Evangelien, 4. Auflage, Tübingen 1968, S. 150.)

Hier zeigt sich also: Es handeln nicht allein die Menschen, die taufen, sondern da ist wirklich Gott am Werk.

Baptistère, thermes de Cimiez.jpg
(Spätantikes Taufbecken in Cimiez im heutigen Frankreich. Bildquelle hier.)

Was mich in „rechten“ (Online-)Kreisen nervt

Eins vorneweg: Der Artikel ist nicht böse gemeint. „Rechte“ Kreise muss man kritisieren, um sie zu verbessern; linke Kreise muss man kritisieren, um sie zu besiegen.

Wie auch immer: Ich bin ja seit einiger Zeit politisch moderat „rechter“ geworden, und da bekommt man dann (z. B. auf Twitter) immer wieder gewisse Ecken dieses Spektrums mit, für die man dann doch nicht so viel übrig hat. Manche sind mehr in Internetnischen verbreitet, manche zeigen sich mehr „draußen“, z. B. bei Äußerungen des örtlichen AfD-Kreisverbands. „Rechtssein“ (oder was so genannt wird) ist eben doch momentan mehr eine Protestbewegung mit vagen gegenseitigen Ähnlichkeiten als eine Gemeinschaft mit denselben Grunddogmen.

Man könnte die Gemeinsamkeiten, auf die man sich einigen kann, vielleicht so zusammenfassen:

  • Recht und Ordnung sind gut und Verbrecher verdienen Strafe (nicht nur zur Besserung, sondern erst einmal zur Sühne)
  • Man soll das Eigene lieben, und da sind besonders Familie und Heimat wichtig; man ist zuerst den Nächsten verpflichtet, nicht den Fernsten
  • Aufbauen ist besser als zerstören, Revolutionen meistens kontraproduktiv
  • Es gibt natürliche Ungleichheit (z. B. zwischen den Geschlechtern), und die muss nicht schlecht sein; zwanghafte Gleichmacherei ist nicht gut
  • Die westliche Zivilisation hat einiges Erhaltenswertes zu bieten
  • Der Erhalt von verschiedenen Völkern ist gut, ihre demographische Verdrängung nicht

Aber dann gibt es auch vieles, wo man sich nicht so ganz einig ist. Und schwierig sind z. B. folgende Leute:

  • Die dem Liberalismus Verfallenenen, darunter Ex-FDPler und mehr oder weniger anarchistische Libertäre: Für sie ist der Staat der Ursprung allen Übels; sie erkennen nicht, dass, auch wenn der Staat verschwunden wäre, falsche Ideologien noch die Menschen im Griff hätten. Sie wollen vor allem in Ruhe gelassen werden, und rümpfen eher die Nase darüber, dass man an Volk oder Familie gebunden sein soll, die man sich nicht ausgesucht hat. Wenn sie das Sagen hätten, würde sich der einzelne doch recht verloren vorkommen. Und die Leute würden auch nicht aufhören, Überzeugungen zu haben, und andere Menschen davon überzeugen zu wollen – so ganz in Ruhe lassen würde keiner den anderen, es würde einfach nicht funktionieren, würde nicht stabil bleiben, sondern die Gesellschaft würde bald in Extreme kippen, die auch nicht liberal bleiben würden. Meistens leiden diese Leute auch an einem der Grundfehler des Liberalismus: Sie verstehen nicht, dass Böses auch dann böse bleibt, wenn jemand zustimmt, es sich antun zu lassen, und dass auch Dumme, Beeinflussbare und Schwache vor bösen Einflüssen geschützt werden sollten und es nicht verdienen, in der Welt unterzugehen.
  • Die zynischen Realpolitiker: Man hört sie so etwas sagen wie „in der Politik geht es eben hart zu“ oder „in der Außenpolitik gibt es keine Freundschaft, höchstens gemeinsame Interessen“. Das ist völliger Irrsinn. In der Politik mag hart gekämpft werden, aber auch in diesem Kampf muss man fair und ehrenhaft bleiben; und natürlich kann es auch Freundschaft, Nachbarschaft und ehrenhalber einzuhaltende Bündnisse zwischen Völkern geben. Die Moral hört nicht plötzlich auf zu gelten, nur weil wir von kleineren Menschengruppen hin zu größeren Menschengruppen gehen. Manchmal sieht man solche Pragmatiker auch bzgl. der Migrationswelle aus Vorderasien und Afrika vermitteln „wir müssen eben egoistisch sein“. Aber das ist Blödsinn. Wir sind absolut moralisch im Recht, wenn wir sehr wenige Einwanderer aus Nigeria oder Marokko hereinlassen wollen oder illegal Eingewanderte wieder abschieben wollen, und tun denen damit auch kein Unrecht (so wie die Japaner uns kein Unrecht tun würden, wenn sie uns nicht hereinlassen wollten). Es ist sogar Feigheit, Unklugheit und Ungerechtigkeit, unkontrolliert alle Migranten hereinzulassen, denn damit sorgen unsere Regierungen für Chaos und mehr Kriminalität und kulturelle Verdrängung der Einheimischen. Gerade unsere Seite muss moralisch sein. Der Zweck heiligt nie die Mittel und wir haben keinem einzigen Menschen prinzipiell feind zu sein.
    Freilich sind auch eigene Interessen nicht einfach „böse“ oder irgendwie zwielichtig. Jeder darf seine Interessen haben und vertreten, sogar Deutschland gegenüber anderen Ländern.
    Diese Pragmatiker meinen oft auch, irgendwie hätten die Linksgrünen ja auch gute Ideen und Motive, aber sie würden es eben übertreiben, und man könne nicht immer so idealistisch sein. Dabei ist das Problem an den Linksgrünen gerade, dass sie sehr schlechte Ideen und oft auch niedere Motive haben (manche sind natürlich nur fehlgeleitet). Es ist z. B. eine sehr schlechte Idee, zwangsweise Gemeineigentum einzuführen und den Staat über alles entscheiden zu lassen, wie es die Kommunisten woll(t)en, denn eine gewisse Freiheit und das Streben nach Unabhängigkeit für die eigene Familie sind gut und vom Naturrecht geboten und nötig für das Glück der Menschen. Die Linken pflegen sehr oft auch einen extremen Hass auf das Eigene und das Gewöhnliche, Verachtung für die Leute um sie herum, und wollen sich bei exotisch scheinenden Außenstehenden anbiedern. Sie erklären es zum Recht, allen sexuellen Wünschen nachzugeben; sie sind für Entgrenzung, Abschaffung von klaren Regeln, und bereiten damit Missbrauch und Manipulation den Weg. Viele sog. „Umweltschützer“ unter ihnen sind nicht naturliebend, sondern eher menschenfeindlich; sie sehen den Menschen nicht als Teil der Natur und ihren Gärtner, der sie auch nutzen und verschönern darf, sondern als bösen Parasiten, der besser verschwinden sollte. Das ist alles böse und falsch, nicht übertrieben idealistisch.
  • Die Russlandfreunde und die Russlandhasser: Russland ist weder das basierte heimelige idealrechte Land (siehe: astronomisch hohe Abtreibungsraten, Alkoholismus, AIDS, kaum Kirchenbesuch, „Dedowschtschina“) noch der endzeitliche Feind, der zu vernichten wäre. Es ist ein heruntergekommenes, korruptes Großreich, das sich noch nicht vom Stalinismus erholt hat, und das von einem Mann regiert wird, der seit den 90ern diesem Land ein wenig aufgeholfen hat, und der wohl einfach dieses Land kräftigen, vergrößern und seine Macht ausbauen will. Man muss irgendwie neben diesem Land zurechtkommen und dabei das Beste für sich und verbündete Länder herausschlagen, und sich seine Aggressionen auch nicht einfach gefallen lassen. Vor allem sollte man sich in seiner Reaktion ihm gegenüber nicht einfach von „das Gegenteil von dem, was die Linken sagen, wird schon stimmen“ leiten lassen – das mag für die erste Orientierung eine hilfreiche Faustregel sein, aber man sollte sich nicht immer auf sie verlassen.
  • Die Islamversteher: Sie scheinen sich eingeschüchtert zu fühlen von manchen proletenhaften Migrationshintergründlern, die nach Deutschland kommen und deklarieren, dass sie uns ersetzen werden, und meinen irgendwie, der Islam wäre wenigstens eine Religion der Stärke, radikal und kompromisslos, und weniger degeneriert als der Westen. Dabei übersehen sie, dass der Islam eigentlich immer eine Religion der weltlichen Kompromisse war, ganz sicher nicht radikal (an die Wurzel gehend), sondern höchstens mal fanatisch. Und er hat seine eigene Form der Degeneration, für die klassisch der Harem steht: Unzucht wird für Männer weitgehend ermöglicht, aber die Konflikte zwischen Männern dadurch begrenzt, dass die Frauen eben jeweils weggesperrt werden. Von Herzensreinheit, Mäßigung, Treue und selbstloser Liebe hat der Islam wenig Ahnung – ganz abgesehen davon, dass so einige in Deutschland lebende Muslime auch genug von der westlichen Art der Degeneration übernehmen, wenn auch ohne dabei die Verachtung gegenüber dem Westen abzulegen.
  • Die 80er-Jahre-Konservativen: Sie erinnern sich wehmütig daran, dass es in ihrer Jugendzeit noch nicht verboten war „Ind*aner“ zu sagen, und nicht überall zwanghaft gegendert wurde. Sie sind davon überzeugt, dass jetzt einfach alles übertrieben wird, aber haben nur sehr vage oder gar keine Vorstellungen davon, wo die Wurzel des Problems liegt. Ihnen ist irgendwie unwohl zumute bei Drag Queens und Geschlechtsumwandlungen bei Minderjährigen, aber sie können sich kaum vorstellen, dass es ein Problem bei zweifach Geschiedenen geben könnte, die ihre Kinder jede Woche zu einem anderen Teil der Familie schicken. Es gibt bei ihnen einige Überlappungen mit den zynischen Realpolitikern.
  • Die übertrieben Provozierenden: Sie scheinen sich zu denken, „hey, wenn die Linken Adolf Hitler so hassen, dann kann der wohl nicht so schlecht gewesen sein, auf jeden Fall kann man sich doch mal ‚unironisch rechtsextrem‘ nennen, um ein paar Libs zu ärgern“. Abgesehen davon, dass es nervig ist, ist es böse. Dass wir es Tag für Tag in der Schule vorgekaut bekommen haben, ändert nun mal nichts daran, dass der Nationalsozialismus einfach böse war; Wiederholung macht Lügen nicht wahrer und die Wahrheit nicht falscher, und Massenmord von Unschuldigen bleibt eben böse. Im übrigen war er aber auch eine kurzlebige Erscheinung der Moderne, und manchmal eine recht peinliche. Wir können auf viel ältere Prinzipien zurückgreifen – und wir sind auch nicht extrem, sondern im Vergleich mit unseren Vorfahren der letzten paar tausend Jahre schlicht und einfach normal. Wir können Stärke bewundern, ohne Schwache zu verachten, Hierarchien haben, ohne die unteren Stufen der Hierarchie für wertlos zu erklären; wir können tapfer und besonnen sein, ohne an „Der Zweck heiligt die Mittel“ zu glauben, und das mit dem Massenmord bleiben lassen. Und wir können darauf vertrauen, dass Gott alles gut machen wird, besonders, wenn man eben nicht zu allen Mitteln greift, und dass Er die Völker erst mal verfluchen wird, die das tun. Im übrigen wäre es auch ganz wünschenswert, dass es unter Europas Brudervölkern Völkerfreundschaft statt Krieg um Lebensraum gibt, und der normale – im Sinn von: der Norm entsprechend – Zustand von Menschen ist nun mal der des Friedens, nicht des Krieges; die gegenteilige Ansicht ein typischer Fehler der Darwinisten. Wir sind nicht für Chaos geschaffen, sondern für Ordnung.
  • Die Kulturrelativisten: Sie sind der Meinung, dass der Islam hier nun mal nichts zu suchen hat, weil, äh, er nicht schon länger hier ist, und genauso wenig das Christentum etwas in China. Das kann so weit gehen, dass sie es als gerechtfertigt ansehen, dass die chinesische Regierung „subversive“ Christen ins Arbeitslager steckt. Damit gräbt man aber jeder ernsthaften Weltanschauung das Wasser ab. Denn wieso sollte man überhaupt Christ oder Moslem oder Taoist oder Kommunist sein, wenn nicht, weil diese Weltanschauung einer universellen Wahrheit entspricht? Hier kann man auch nicht argumentieren, dass die unterschiedlichen Weltanschauungen eben zu unterschiedlichen Völkern passen würden. Wie könnte das Christentum zu irgendeinem Volk „passen“, wenn es den dreifaltigen Gott nicht gibt und die Menschwerdung nicht wahr ist? Gott ändert Seine Natur nun mal nicht an der Grenze zwischen Griechenland und der Türkei. Irgendwo muss man auch schauen, was die universelle Wahrheit ist; „ich lass dich in Ruhe und du lässt mich in Ruhe“ kann höchstens ein Kompromiss bei einem Waffenstillstand sein, keine ernsthafte Weltanschauung. Wenn es Gott gibt, kann er zwar Neigungen, Fähigkeiten und Temperamente unterschiedlich unter den Menschen verteilt haben, aber doch nicht so, dass nur manche Menschen fähig wären, die Wahrheit zu erkennen oder bestimmte Wahrheiten nur für sie gelten würden.
  • Die darwinistischen Frauenhasser: Sie haben völlig zu Recht genug vom Feminismus, setzen ihm aber leider etwas ähnlich Verkehrtes entgegen. Es ist eine Tatsache, dass die Frauen oft gegen die Männer aufgehetzt worden sind, aber dem kann man wohl kaum damit abhelfen, auch noch die Männer gegen die Frauen aufzuhetzen.
    Zu dem, was sie kritisieren, gehört es z. B., dass Scheidungen zu 70% von Frauen initiiert wären (was nicht ganz stimmt), Frauen also leicht ihre Männer wegwerfen würden, oder dass 80% der Frauen versuchen würden, die „ranghöchsten“ 20% der Männer zu bekommen (was aus Statistiken dazu abgeleitet wird, wie Frauen und Männer sich gegenseitig auf Datingapps bewerten oder zurückschreiben), oder dass Frauen die Annäherungsversuche von Männern zur furchtbaren Belästigung deklarieren, wenn sie denjenigen Mann nicht attraktiv finden, und dieselbe Annäherung von einem attraktiven Mann ersehnen – was alles dazu führen würde, dass die durchschnittlichen oder etwas unterdurchschnittlichen Männer quasi so behandelt werden, als würden sie keine Beachtung oder Liebe verdienen. Aber dazu kann man natürlich sagen: Tinder- oder OkCupid-Daten sind nicht gerade eine sinnvolle Quelle, denn sie spiegeln wider, wie sich in einer verdorbenen Kultur Menschen verhalten, die auf schnellen Sex aus sind und nicht auf eine Beziehung. Da kann es natürlich sein, dass die meisten Frauen versuchen, den zu bekommen, der am besten aussieht und am selbstbewusstesten wirkt, auch wenn der noch ein paar andere Weiber nebenher hat. Aber schauen wir doch mal, wie unsere Urgroßeltern gelebt haben. Da waren auch die etwas unattraktiven oder armen Männer nicht alle zum Junggesellendasein verurteilt, und die Frauen waren eher treuer gegenüber ihren Ehegatten als die Männer (das sind sie eigentlich immer noch, Männer sind statistisch gesehen auch offener für offene Beziehungen). Man könnte sich auch als Frau über die Männer aufregen, über Pornokonsum oder Prostitution oder (wirkliche) sexuelle Belästigung, denn keiner wird bestreiten, dass hier die Männer schlimmer sind. Sowohl Männer als auch Frauen haben sowohl biologische Instinkte als auch die Fähigkeit, zu lieben und zu denken – ja, haben sie – und beide verwenden letztere zu selten und unsere Kultur macht sie immer weniger geneigt, sie zu verwenden. Natürlich brauchen wir ein Patriarchat zurück und die Männer sollten wieder die Führungsrolle übernehmen, aber nicht, weil Frauen einfach unverständliche amoralische Wesen wären.
  • Die Vulgäratheisten: Sie wollen eine Kultur erhalten, die erst der Wunsch, Gott zu ehren und Ihm Ehre zu machen, und das Staunen über Seine Herrlichkeit, aufgebaut hat, und wissen kaum etwas von dieser Kultur, erst recht verstehen sie nichts.
  • Die Neuheiden und Esoteriker: Sie verbreiten Memes und tragen T-Shirts mit Sprüchen wie „Dein Gott wurde ans Kreuz genagelt, mein Gott hat einen Hammer“. (Wobei sie nicht mal merken, dass der Herr Jesus in seiner Zimmermannswerkstatt wohl nicht nur Hämmer, sondern auch noch Feilen, Sägen und was weiß ich was hatte.) Sie scheinen selber gar nicht zu wissen, was sie eigentlich glauben, ob an die Existenz von wirklichen übermenschlichen, aber menschenähnlichen Wesen namens Thor und Odin, an die übernatürlichen Kräfte der Ahnen, an die Existenz von göttlichen Naturkräften, die man mit Götternamen benennen kann, oder ob sie einfach nur Atheisten sind, die irgendwie die alten Mythen mögen (meistens wohl eher letzteres). Dabei haben sie ihre Vorstellung vom germanischen Heidentum natürlich erst aus christlichen frühmittelalterlichen Quellen, denn andere gibt es ja kaum, oder schlimmer noch (denn seien wir mal ehrlich, wie viele lesen schon die Edda?), aus Wikingerfilmen. Vor allem aber fragen sie sich nicht: Wieso glaube ich an dies oder jenes? Was überzeugt mich davon? Bin ich mir sicher, dass das der Wirklichkeit entspricht? Sie übernehmen einfach irgendetwas, weil es ihnen als irgendwie authentisch für ihr Volk erscheint. Dabei kommen sie sich schlau vor, wenn sie Stärke vergöttern, und merken nicht, wie armselig Menschen eigentlich sind.

Wir brauchen (wenn man es banal herunterbricht) eher die Ästhetik von heiligen Königen, Pfadfindergruppen und Bauernfamilien als von Brutalismus und Stechschritt oder 80er-CDU-und-FDP oder Odin-Gelarpe. Wir brauchen keine Extreme, keinen Zynismus und keinen Pragmatismus. Wir brauchen Recht, Gerechtigkeit, Vernunft, Klugheit, Ehre, Treue, Freiheit, Vaterlandsliebe, Mut und Frömmigkeit. Und vor allem brauchen wir Jesus Christus, denn ohne Ihn geht am Ende sowieso alles den Bach hinunter.

Franz von Defregger, Heimkehrender Tiroler Landsturm.

Abschied von Benedikt XVI.

Papst emeritus Benedikt XVI. ist tot. Nicht überraschend bei einem 95jährigen, aber trotzdem, man trauert.

Benedikt hat vielen Menschen geholfen; darunter auch mir, als ich ca. 2011 richtig zum Glauben gefunden habe. Er war sehr klug, und freundlich, hat vieles in schönen Worten erklärt. Er hat damals 2011 den YOUCAT herausgegeben, und man hat plötzlich eine Alternative zu dem Schwachsinn im Reliunterricht in der Schule gesehen. Er hat einem verstehen geholfen, dass der Glaube nicht ein Gegensatz zur Vernunft ist, hat einem in seinen Büchern erklärt, was Naturrecht ist. (Das nehmen ihm natürlich viele übel, und kaum ein Journalist kann sich Seitenhiebe gegen ihn verkneifen.*) Man hat ihn richtig idealisiert, praktisch schon zum lebenden Heiligen erklärt. Er hat so freundlich und verständnisvoll geschrieben und geredet.

(Bildquelle hier.)

In den letzten paar Jahren habe ich ihn weniger unkritisch gesehen, aber man muss ihn trotzdem mögen. Der Gegensatz zu Papst Franziskus, der sich so ungefähr gar nicht um uns schert, ist krass. Sein theologischer Fehler war meiner Ansicht nach, dass er meinte, bestimmte neue Ideen (z. B. säkularisierte Staaten als Ideal) gut mit der Tradition der Kirche vereinen zu können, dass er das 2. Vatikanum retten wollte, auch wenn es ein Pastoralkonzil ohne unfehlbare Aussagen war. „Hermeneutik der Kontinuität“, wie er es nannte. (Die bessere Strategie wäre aus meiner Sicht gewesen, zu sagen: „Ok, das war eine dumme Phase mit ‚pastoral‘ sein wollendem Gelaber, mit dem wir zu weit auf die gottfeindliche Welt zugegangen sind. Diese Phase beenden wir jetzt und kehren wieder ganz zur Tradition zurück.“ Auch ein Papst, der so etwas getan hätte, hätte natürlich nicht alles auf einmal zum Guten wenden können, aber er hätte einen Anfang machen können: Z. B. die alte Messe in allen Priesterseminaren lehren lassen können, auch in der neuen Messe wieder die Mundkommunion verpflichtend machen können, o. Ä.)

Aber hier sieht man trotzdem, dass er eben katholisch war. Für ihn war der Grundsatz, dass die Kirche vom Herrn gestiftet wurde und geleitet wird, früher und jetzt. Er wollte die Tradition nicht aufgeben, er irrte sich nur darin, wie weit man sie umdeuten könnte. Er hing etwas zu sehr am Konzil, das er mitgeprägt hatte, er hatte in den 60ern irgendeinen Aufbruch sehen wollen, aber er war nicht bereit, deswegen den ganzen Glauben aufzugeben. Er war wirklich gläubig und behandelte Gott als Realität, nicht als Theorie für den Hörsaal; und das ist viel mehr als man über manche andere Bischöfe sagen kann (jedenfalls, soweit man irgendeinen Menschen von außen beurteilen kann).

Benedikt war milde und freundlich; manchmal vielleicht zu sehr. Er hat auch seinen Gegnern immer Respekt entgegengebracht. Das ist auf der einen Seite schön und gut; aber er hätte diese Seite seines Charakters vielleicht manchmal überwinden und härter sein müssen. Er hätte vielleicht andere Männer zu Bischöfen und Kardinälen machen können (er hat einige wirklich gute ernannt, aber auch ein paar schlechte oder feige), sich stärker ihrer unbedingten Loyalität zum Glauben versichern können, hätte universitäre Theologen stärker maßregeln können, hätte sich in der Kurie mit wirklichen Getreuen umgeben können. Hier geht es ja nicht um kleinliche Parteienkämpfe, sondern um die Gläubigen, die er als Hirte vor den Wölfen zu beschützen hatte. Es ist von außen natürlich schwer zu sagen, wie viel Spielraum er hatte; vielleicht ist das auch ein oberflächliches Urteil.

Benedikt hat für uns viel Gutes getan. Er hat ein Ordinariat für ehemalige Anglikaner gegründet und ihnen damit den Übertritt zur Kirche erleichtert. Er hat die alte Messe freigegeben und die (angebliche) Exkommunikation der Weihbischöfe der Piusbruderschaft aufgehoben. Er hat immer wieder klare Aussagen zur katholischen Lehre getroffen. Er hat als Präfekt der Glaubenskongregation auch stärker bei Kindesmissbrauch eingegriffen, soweit ich weiß.** Er wollte uns Gutes, und hatte es nicht immer leicht. Der Teufel lauert dem Papst besonders auf, und böse Menschen tun dasselbe; in der Kurie gab es sicher auch genug Widerstand gegen ihn.

Trotzdem hat er Fehler begangen, das kann man auch nicht ganz unter den Teppich kehren. Er hat nicht genug dafür Sorge getragen, dass wir in Sicherheit sind, wenn er nicht mehr persönlich da ist. Wenn er 2013 nicht zurückgetreten, sondern bis jetzt Papst gewesen wäre, hätte viel Böses verhindert werden können. Selbst wenn er hauptsächlich krank im Bett gelegen hätte: Die Gläubigen wären nicht in solche Verwirrung gestürzt und von der Kirche weggetrieben worden, wie es durch Franziskus geschehen ist, und er hätte noch einige neue, bessere Kardinäle ernennen können, sodass eine Papstwahl nach seinem Tod vielleicht anders ausgegangen wäre. Ich frage mich, wie viel er noch von dem schrecklichen Zustand der Kirche unter Franziskus mitbekommen hat. Vielleicht hat man ihn eher davon abgeschirmt; vielleicht hat er es auch mitbekommen, und hat gedacht, wenn er mehr dazu sagt, würde es die Sache noch schlimmer machen, und hat stattdessen einfach für uns alle gebetet. Offenbar hat er aber schon ein paar Dinge getan; jetzt wurde bekannt, dass er der Petrusbruderschaft nach Traditionis Custodes einen privaten Brief mit Ermutigungen geschrieben haben soll. Vielleicht hat er sich später selber gewünscht, er wäre nicht zurückgetreten. Aber wahrscheinlich dachte er zum Zeitpunkt seines Rücktritts wirklich, dieser Rücktritt wäre das Beste; auf jeden Fall ist es eine tragische Situation. Vielleicht haben wir auch zu wenig für ihn gebetet, als er noch Papst war (was sich ja jetzt nachholen ließe). Vielleicht sehen wir ihn mal im Himmel wieder und können ihn dann nach alldem fragen.

Seine letzten Worte sollen gewesen sein: „Jesus, ich liebe dich.“ Und diese Liebe ist es ja, worauf es ankommt.

Es bleibt abzuwarten, wie es jetzt ohne ihn wird, wenn im Vatikan nicht mehr irgendwo ein Schatten von Rücksicht auf den konservativen Ex-Papst genommen werden muss.

* Manche ausländische Journalisten bringen sogar ihren alten Talking Point von wegen „Benedikt war in der Hitlerjugend“ wieder auf. Ja, genau, war er: er hat so lange vermieden, der Hitlerjugend beizutreten, bis es verpflichtend für alle deutschen Jungen ab 14 wurde, und hat es sogar dann noch geschafft, die meisten Treffen zu meiden.

** Seine Rolle bzgl. diesem Thema in seinen paar Jahren als Erzbischof von München-Freising ist nicht ganz geklärt. Ihm wurde vor einem Jahr von einem Gutachten vorgeworfen, bei drei (noch eher minderschweren) Fällen informiert gewesen zu sein, aber nicht genug eingegriffen zu haben; er erklärte, er wäre nicht informiert gewesen. Es ist schwer, hier Genaues zu sagen.