Ein nicht ganz realitätsferner Kommentarbereich, irgendwo im Internet

(Heute mal bloß eine kleine Spielerei.)

 

Vor gar nicht allzu langer Zeit, in einem unbekannten Sozialen Medium…

 

Katholischer Literaturblog hat gepostet:

Hallo alle miteinander! Heute etwas für alle Eltern mit Kindern im Grundschulalter: Erinnert ihr euch noch, wie begeistert ihr in eurer eigenen Kindheit „Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer“ oder „Jim Knopf und die Wilde 13“ gelesen habt? Lasst uns die Kinderbuchklassiker wiederentdecken! Nicht nur Michael Ende, sondern auch Otfried Preußler oder Paul Maar haben viel Spaß & Spannung zu bieten… (click to read more)

Ottomar St. Michael hilf uns hat kommentiert:

„Jim Knopf“ auf einem KATHOLISCHEN Blog????? Dieses Buch dient in WAHRHEIT der satanischen Unterminierung unseres Glauben!!!! Scheinbar eine Marginalie: Gleich am Anfang des 1. Bands warnt König Alfons der Viertel-vor-Zwölfte vor „Überbevölkerung“ – „‚Unser Land leidet jetzt einfach an Überbevölkerung. Fast alle Länder der Welt leiden daran, aber Lummerland besonders. Ich mache mir schreckliche Sorgen.“ Wegen dieser sog. „ÜBERBEVÖLKERUNG“ verlassen Jim, Lukas und Emma überhaupt erst Lummerland!! Und dann kommen sie nach Mandala (=China) und Jim denkt sich: „Aber er wollte doch lieber dahin, wo etwas weniger Leute waren, Leute, die man auseinanderhalten konnte.“ ES WIRD KLAR: Auf subtile Weise soll hier Kindern eingehämmert werden dass ÜBERBEVÖLKERUNG eine drohende GEfahr ist damit sie der satanischen BEVÖLKERUNGSKONTROLLE durch die UN keinen WIderstand entgegensetzen und der NEUEN WELTORDNUNG nichts mehr im WEg steht!!!!!111 Das ist GEHIRNWÄSCHE!!!1 Wetten dass Michael Ende die Ein-Kind-Politik von China unterstützt hat??? Und wer will wissen wie viel Geld er von SOROS für dieses Buch bekommen hat???? Wir müssen zum HEILIGEN ERZENGEL MICHAEL beten und zu UNSERER LIEBEN FRAU VON FATIMA!!!!!!!! httpp://www.gebete-gegen-die-nwo.blogspot.com

    Anneliese Müller hat kommentiert:

Ich LIEBE Jim Knopf! Ich habe es in der Augsburger Puppenkiste gesehen! Und die Unendliche Geschichte habe ich damals im Kino gesehen! Tolle Erinnerungen!!! 😀 😀 #Kindheit #Kindheitserinnerungen #Kinderbuchklassiker #Augsburger Puppenkiste #Jim Knopf #UnendlicheGeschichte #MichaelEnde #Kinderbücher #Puppentheater #Kino #Erinnerungen #Literatur #ChristlicherLiteraturblog #Lieblingsbücher #Schönwars #Bücher #Filme #SchöneJugendzeit

    Gisela Sefferputt hat kommentiert:

Jim Knopf mag ja eine nette Geschichte sein. ABer sollten wir nicht die Auswirkungen auf unsere Kinder bedenken wenn wir ihnen so was vorlesen??? Gibt es da nicht rassistische Stellen z B das Jim mit dem N-Wort bezeichnet wird????

Stefanie Ditthart-Schnallenhauser hat auf diesen Kommentar geantwortet:

Hallo liebe Frau Sefferputt, ich glaube nicht, dass Rassismus gg. Afro-Stämmigen ein zentrales Problem in „Jim Knopf“ ist. Es gibt Ausgaben, in denen die Sprache an den ein oder zwei problematischen Stellen der heutigen Zeit angepasst wurde, und selbstverständlich würde ich meinen Kindern eine solche Ausgabe kaufen, wenn ich vorhätte, es ihnen vorzulesen. Aber zum Zeitpunkt des Erscheinens war Endes Sprache nicht unbedingt rassistisch; für seine Zeit war der Autor sogar eher fortschrittlich bei der Wahl eines afro-stämmigen Protagonisten und einer asiatischen Protagonistin. (Sicherlich könnte man aber die unzähligen Klischees kritisieren, in die er bei der Beschreibung der „Mandalanier“ verfällt!!!) Was ich allerdings WIRKLICH problematisch finde, ist die Beschreibung der WEIBLICHEN FIGUREN. Mädchen brauchen Vorbilder, die NICHT dem klassischen Heimchen am Herd oder der schutzbedürftigen Jungfrau in Nöten entsprechen. Aber was präsentiert „Jim Knopf“ uns? Frau Waas spielt nur die Rolle des besorgten Hausmütterchens, backt und näht und stellt Erdbeereis her. Und dann ist da Prinzessin Li Si, die eigentlich nichts Handlungsentscheidendes TUT. Im ersten Band muss sie einfach vor Frau Mahlzahn gerettet werden. Im zweiten Band wird ihr verboten, auf die Suche nach der Wilden 13 mitzukommen – Jim bezeichnet das Ganze als „Männersache“ und Lukas sagt: „Für kleine zarte Mädchen (sic!!!) ist ein Kampf mit Seeräubern bestimmt nicht das Geeignete.“ Und nachdem Li Si sich doch heimlich aufs Schiff geschlichen hat, bekommt sie Angst und ist von dem „Abenteuer“ überfordert – mit anderen Worten, die Männer haben Recht behalten. Mansplaining much??? Zwar wird Li Si immerhin als besonders klug dargestellt, aber sogar da sagt sie gegen Ende des 1. Bandes zu Jim, als sie sich von ihm wünscht, dass er Lesen und Schreiben lernt: „also, ich möchte eben, dass mein Bräutigam nicht nur mutiger ist als ich, er soll auch viel klüger sein, damit ich ihn bewundern kann“. Was ist das für eine Sicht auf Beziehungen?? A propos „Bräutigam“. Ende hat nicht einmal auf die Storyline „Der Fürst gibt seine Tochter demjenigen zur Frau, der sie vor dem Drachen rettet“ verzichtet!!!! Ich könnte kotzen bei so was!!! Wie soll ich meinen zwei Töchtern IRGENDWAS über gesunde Beziehungen, informed consent usw beibringen, wenn sie solche Geschichten hören? Meine ältere Tochter hat mich vor ein paar Tagen schon gefragt, ob sie die neue Verfilmung sehen darf, wenn die auf DVD raus kommt! Deswegen habe ich auch meine Buchausgabe wieder herausgekramt und mir das Ganze noch mal durchgelesen. Also, jetzt steht für mich fest, ich werde ihr den Film NICHT kaufen! Solches Zeug wird heute wieder „recycelt“ – haben wir nicht bessere Geschichten, die man verfilmen könnte???

Gisela Sefferputt hat auf diesen Kommentar geantwortet:

Hallo Frau Ditthart-Schnallenhauser also ICH würde meinem Enkelkind grundsätzlich NIE ein Buch vorlesen wo ein Junge als „N****baby“ oder so was bezeichnet wird! Dabei bleibe ich auch!!

Melanie Heller-Danninger hat auf diesen Kommentar geantwortet:

Liebe Stefanie, ich sehe das genau so wie du! Toller Kommentar! Die Gender-Aspekte bei dem Buch sind wirklich schlimm. Was noch dazu kommt: Auch mit der Toleranz, die es angeblich Kindern beibringen soll, ist es nicht so weit her. Die Drachen (klassische Repräsentation des Fremden, (scheinbar) Bedrohlichen) müssen besiegt werden und sich völlig verwandeln, und der Halbdrache muss auch seine Drachenartigkeit (also einen Teil seines WESENS) ablegen, bevor er von den Hauptfiguren akzeptiert wird. Mich wundert es gar nicht, dass ein fundamentalistisch-katholischer Blog diese Bücher empfiehlt – fühlt sich hier irgendwer an die Sicht der Amtskirche auf LGBTQ-Personen erinnert??? „Wir lieben dich ja, aber dass du lesbisch oder queer oder non-binary bist, DAS können wir nicht akzeptieren“ Dasselbe verlogene Konzept!! Sogar der Scheinriese Herr Tur Tur wird nur toleriert, weil er eben nur ein SCHEINriese ist, sprich, er wird akzeptiert, weil er eigentlich genauso ist wie die anderen Figuren und nur auf den ersten Blick anders wirkt – ohne dass IRGENDWO erklärt wird, wieso richtige Riesen böse sein sollten!!

Stefanie Ditthart-Schnallenhauser hat auf diesen Kommentar geantwortet:

Hallo Melanie, das wäre mir noch gar nicht aufgefallen! Gut beobachtet!

Gabriele von Kärten hat kommentiert:

Wieso wird auf diesem „katholischen“ Blog ständig sog. „Fantasy“ empfohlen?? Kindern sollte man REALISTISChE Geschichten zu lesen geben und nicht solches Zeug mit „Halbdrachen“ und fliegenden Lokomotiven!!

Katholischer Literaturblog hat kommentiert:

Die Kommentare sind ab jetzt geschlossen.

Immer noch genial

Lutheran Satire‘s Parodie von Do they know it’s Christmas, die letztes Jahr zur Weihnachtszeit veröffentlicht wurde:

Der Vikar und Mr. Thompson sind auf das Problem aufmerksam geworden, dass die Leute im 21. Jahrhundert keine Ahnung mehr von der Bedeutung von Weihnachten haben und suchen nach einer Lösung.

Vicar: Raise awareness? What does that mean?

Mr. Thompson: Ah, yes. That’s the term that people in the future use for when you’re too lazy to actually fix the problem, so you just tell yourself that publicly whining about it is good enough.

Und genau das machen sie dann auch, mit der Hilfe aller anderen Lutheran-Satire-Figuren, und mit der Verfremdung eines grässlichen 80er-Jahre-Wohltätigskeitprojekt-Weihnachtssongs.

[Ich muss mir das Original jedes Jahr in der Weihnachtszeit anhören, da ein Elternteil ein Fan ist, daher hat mir diese Überarbeitung von Lutheran Satire besonders gefallen. Für alle, die das Glück haben, das Lied von 1984 nicht zu kennen, hier noch dessen Text:

It’s Christmas time, and there’s no need to be afraid

At Christmas time, we let in light and we banish shade

And in our world of plenty, we can spread a smile of joy

Throw your arms around the world at Christmas time

But say a prayer to pray for the other ones

At Christmas time, it’s hard, but when you’re having fun

There’s a world outside your window

And it’s a world of dread and fear

Where the only water flowing is the bitter sting of tears

And the Christmas bells that ring there

Are the clanging chimes of doom

Well, tonight, thank God it’s them instead of you

And there won’t be snow in Africa this Christmas time

The greatest gift they’ll get this year is life

Where nothing ever grows, no rain or rivers flow

Do they know it’s Christmas time at all?

Here’s to you, raise a glass for everyone

Here’s to them underneath that burning sun

Do they know it’s Christmas time at all?

Feed the world

Feed the world

Feed the world,

let them know it’s Christmas time

And feed the world

let them know it’s Christmas time

And feed the world

let them know it’s Christmas time

And feed the world

let them know it’s Christmas time…

Schon ein wenig… over the top… nicht wahr?]

Ähm, ne, das ist nicht romantisch

Eine unvollständige Liste von Liebesfilm- und Liebesromanklischees, die sich niemals hätten etablieren dürfen:

1) Den falschen Partner vor dem Altar stehen lassen, um zum richtigen zu rennen

Auch wenn zwei Drittel aller Romantic Comedies auf diese Szene nicht mehr verzichten mögen: Das ist nicht romantisch! Aus dem einfachen Grund, dass es ziemlich fies gegenüber dem stehengelassenen Partner ist. Ist jemand, der sich so gegenüber jemand anderem aufführt, mit dem er eine längerfristige Beziehung geführt hat, wirklich ein begehrenswerter Partner, den man unbedingt nehmen muss, wenn er/sie noch in Smoking/Hochzeitskleid angerannt kommt? Für mich klingt das eher nach wankelmütig und unberechenbar. Wenn einem wirklich erst vor dem Altar bewusst wird, dass diese Ehe eine ganz arg schlechte Idee wäre, dann würde ich dessen Denk- und Urteilsvermögen irgendwie anzweifeln. Hat er seinen Partner bis jetzt nicht gekannt? Und muss ich noch erwähnen, dass es ganz besonders keine gute Idee ist, Braut oder Bräutigam stehen zu lassen, weil man in den letzten paar Tagen jemanden kennengelernt hat, zu dem es eben einfach eine ganz besondere Verbindung gibt – Liebe auf den ersten Blick? Das klingt nach einer ebenso tragfähigen Beziehung wie das andere Klischee, „Wieder mit dem Exfreund zusammenkommen, den man nach langen Jahren zum ersten Mal wiedertrifft“. Vermutlich gab es Gründe, aus denen man mit dem Ex nicht mehr zusammen ist. Und selbst wenn das schlechte Gründe gewesen sein sollten, konnte man nicht früher drauf kommen? Leute, bitte: Verlobungen kann man lösen, bevor die Hochzeitsgäste anreisen, die Tische gedeckt sind und der Pfarrer bereit steht.

Aber mei. Wenigstens hat dieses Klischee dem nächsten eine Sache voraus: Es ist immer noch bloß eine Sache der Filme.

2) Öffentliche Heiratsanträge

Die sind zu meinem Entsetzen etwas, das sich nicht mehr nur in Filmen findet. Tut mir leid, aber Heiratsanträge macht man nicht im Restaurant, und nicht vor einem extra engagierten Streicherquartett, und erst recht nicht vor einem gefüllten Footballstadium. Und man stellt sie auch nicht auf Youtube, damit jeder bewundern darf, was man sich Tolles für seine Liebste ausgedacht hat. Das ist kein romantisches Setting, sondern ein sehr, sehr… unangenehmes.

Da gibt es auch ein klitzekleines Problemchen: Was, wenn sie, na ja… „Nein“ sagen möchte? Oder: „Ich glaube, dass wir noch warten sollten“. Oder: „Das kommt jetzt etwas überraschend…“ Tja, wenn die Welt zuschaut, während er auf die Knie fällt und die kleine quadratische Schachtel herauszieht, bleibt ihr leider nur eine Möglichkeit:

  • Verzückt die Hände vor den Mund schlagen.
  • „Ja! Ja, ich will dich heiraten!“ (Entweder hauchen oder rufen.)
  • Sich den Ring anstecken lassen.

Oder so ähnlich.

Ich bin ja ein tendenziell unromantischer Mensch. Ich hätte auch kein Problem damit, wenn es keinen Antrag mit Ringschächtelchen und Kniefall gibt, sondern man einfach gemeinsam bespricht, wie weit die Beziehung ist. Aber wer Kniefall und Diamantring mag, gerne. Vielleicht ist man sich auch zu absolut-hundert-Prozent sicher, dass sie annehmen wird. Aber dann muss man das trotzdem nicht vor der neugierigen Familie am Nachbartisch und den versammelten Kellnerinnen erledigen. Ist für alle Beteiligten besser. Heiratsanträge sind was Privates.

Ein besonders erschreckendes Beispiel: Dieser Antrag eines venezolanischen Politikers an seine Freundin vor dem Papst:

Sind wir hier bei Germanys-next-most-romantic-proposal? Und ernsthaft: Was macht man bei so was, wenn man ablehnen möchte?

3) Stalking und Kontrolle

I’m looking at you, Twilight.

Ich weiß gar nicht, was ich an den Büchern mal so gut fand. (Die Filme fand ich schon immer entsetzlich. Dafür gibt es vor allem zwei Gründe: Kristen Stewart und Robert Pattinson. Erstere kennt nur einen Gesichtsausdruck – bekifft – und Letzterer ist zu absichtsvoll gruselig für seine Rolle.) Wie blödsinnig manches in diesen Büchern ist, fällt einem erst auf, wenn man genauer drüber nachdenkt.

Ein Beispiel: Wenn der Junge aus dem Biologiekurs, den du vor ein paar Tagen oder Wochen kennengelernt hast und mit dem du noch nicht mal zusammen bist, sich nachts ohne dein Wissen in dein Zimmer schleicht und dich beim Schlafen beobachtet, dann würde jeder normale Mensch das eher, na ja, gruselig finden. Und zwar unabhängig davon, ob dieser Junge ein Vampir ist.

Und man folgt dem Mädel, in das man sich verliebt hat, auch nicht heimlich, wenn sie in die Nachbarstadt zum Shopping fährt. Sie hat siebzehn Jahre ohne dich überlebt. (Ja, in dem Fall war es ein glücklicher Zufall, dass jemand da war, aber das ändert am Prinzip nichts.) Und man verbietet ihr auch nicht, ihre Freunde zu treffen, nachdem man dann mit ihr zusammen bist. Dass die Werwölfe sind, ist keine Entschuldigung – jedenfalls, wenn du ein Vampir ist, dann hat das nämlich was von Doppelmoral.

In der Praxis wäre so was keine gesunde Beziehung.

4) Selbstmord nach dem (vermeintlichen oder echten) Tod des/der Geliebten

Ebenfalls (bloß als vermeintlicher Tod und versuchter Selbstmord) in der Twilight-Serie zu finden, aber bekanntermaßen auch schon bei „Romeo und Julia“. Wenn Romeo etwas Hilfe von der Notfallseelsorge gekriegt hätte, hätten beide ein Happy End bekommen können. Aber ne. Wieso ist das eigentlich Shakespeare’s beliebtestes Stück? „Macbeth“ ist so viel besser. Wahrscheinlich könnte ich das auch noch über sämtliche seiner anderen Stücke sagen, wenn wir in Englisch noch etwas anderes als „Romeo and Juliet“ und „Macbeth“ gelesen hätten.

„Ohne dich kann ich nicht leben.“ – Doch. Kann man. Muss man vermutlich irgendwann auch. Bei zwei Leuten ist es relativ wahrscheinlich, dass einer vor dem anderen stirbt. Und, na ja, so was wie Trennungen gibt es auch. Das kann ein psychisch gesunder* Mensch überleben. Auch wenn es nie schön ist.

5) Sexszenen (und allzu intime Kussszenen und dergleichen).

Selbst wenn die Filmfiguren anständig verheiratet sind: Auch die haben ihre Privatsphäre, die mich nichts angeht! Im Ernst: so was sollte nicht in Filmen ausgebreitet werden. Ich will nicht darüber stolpern und vorspulen müssen.

So, jetzt habe ich hier mal die ganzen Gedanken von einer, die nicht so viel mit Romantik und so anfangen kann, auf die Welt losgelassen. Ob man’s glaubt oder nicht, ich lese tatsächlich gerne Jane Austen. Aber bitte verschont mich mit der nächsten Braut, die aus der Kirche rennt, und Heiratsanträgen vor dem Papst.

* Nichts gegen psychisch Kranke, ich bin auch psychisch krank. Ich meine ja nur, Verzweiflungstaten aus Trauer sollte man sich nicht zum Vorbild nehmen.

Das Video ist ja wirklich sehr witzig (also sehr sehr witzig!), aber…

…in der Filmversion von Disney ist Claude Frollo kein Kleriker! Was ich übrigens gar nicht schlecht gemacht finde, da meiner Erfahrung nach Laien immer wieder die größeren Fanatiker sein können als jeder Priester oder Bischof. Wieso bitteschön halten so viele Leute einen katholischen Fanatiker in einer schwarzen Robe so automatisch für einen Priester? Noch dazu, wenn er ausdrücklich als Richter bezeichnet wird? Leute, merkt euch das: Laien können das auch.

Und außerdem ist der weiße Streifen am Kragen (der Kollar) zu breit.

[Spoiler alert am Ende, was die Romanversion von „Der Glöckner von Notre Dame“ angeht!]

 

Hier übrigens zum Vergleich noch das Originalvideo aus dem Disneyfilm:

Einführung in die Scholastik: Wie Syllogismen funktionieren (oder auch nicht)

„She arrived at this astonishing conclusion by the following process of thought. It may be presented in the form of a syllogism.

All girls who are in love regard the beloved as a spotless, reproachless hero.

Maggie Deronais did not regard Laurie Baxter as a spotless, reproachless hero.

Ergo. Maggie Deronais was not in love with Laurie Baxter.“

(Robert Hugh Benson, The Necromancers, 1909)

Wir merken uns: Nur wenn Obersatz und Untersatz (= 1. und 2. Prämisse) vollkommen stimmen, kommt auch die richtige Konklusion heraus.

(Zur weiteren Info gerne hier.)

Häresien kurz erklärt: Der Modernismus

Die zentrale Lehre des Modernismus ist, dass der heute lebende Mensch extrem viel dümmer als seine Vorfahren sei. Diese Lehre wird für gewöhnlich hinter der jedoch nur scheinbar von Modernisten vertretenen Lehre versteckt, dass der heute lebende Mensch extrem viel klüger als seine Vorfahren sei.

Lieblingssätze des Modernisten sind z. B: „Das kann man doch heute nicht mehr vermitteln!“, oder: „Wie soll man das denn Menschen des 19./20./21. Jahrhunderts vermitteln?“ (Bei dem nicht Vermittelbaren handelt es sich für gewöhnlich um äußerst einfach zu verstehende Lehren wie etwa die Gottesbeweise des heiligen Thomas oder die Lehre von Auferstehung und Himmelfahrt des Herrn.)

 

Der Schurke in den Filmen und Serien meiner Kindheit: Ein Steckbrief

Ziel:

I. d. R.: Die Weltherrschaft an sich reißen.

(Ausnahmen von dieser Regel sind allerdings zulässig, etwa: Das Erringen der Herrschaft über ein bestimmtes Land; oder: von Unsterblichkeit; oder: eines ganz bestimmten sehr wertvollen Gegenstandes (magischer Stein, wertvollster Diamant der Welt, o. Ä.). Sonstige Alternative: Rache an der/den Hauptfigur(en) für ein empfundenes Unrecht / das Scheitern eines früheren bösen Plans.)

 

Geschlecht:

Häufig männlich, aber ab und zu auch weiblich.

 

Aussehen:

Männlich:

Typus 1 „Böser Zauberer“: bedrohlich-fremdländisch; schwarzer/roter Umhang, Zauberstab, Spitzbart o. Ä.; tritt häufiger in Zeichentrickfilmen auf. (Beispiel: Jafar aus „Aladdin“.) Typus 2 „Böser Geschäftsmann“: kalt-elitär-unauffällig; grauer oder schwarzer Anzug, schwarze, sehr blank geputzte Schuhe, gepflegte, kurze Frisur, glattrasiertes Gesicht, schmieriges Lächeln; tritt häufiger in Filmen mit realen Schauspielern auf. (Beispiel: Die Bösen in der Serie „Allein gegen die Zeit“. Kennt das noch jemand?)

Weiblich:

Dünn. In der Regel sehr dünn und groß. Außerdem zu stark geschminkt, in ihrer Kleiderwahl häufig zu aufgedonnert (Federboa o. Ä.). Die drei sich gelegentlich auch überschneidenden Typen „Böse Hexe“, „Böse Stiefmutter“ und „Böse Geschäftsfrau“ unterscheiden sich manchmal – nicht immer – dadurch, dass die letzteren beiden tatsächlich noch einigermaßen jung sein und einigermaßen gut aussehen können, wenn auch auf ihre kalte, böse Art, während Exemplare des ersten Typus so gut wie immer auf eine lächerlich erfolglose Weise versuchen, ihre Hässlichkeit und ihr hohes Alter zu verdecken. Wenn sie in einem höheren Alter sein sollte, dann kann das kein Typus des weiblichen Bösewichts ertragen. Die böse Stiefmutter und vor allem die böse Geschäftsfrau sind außerdem manchmal etwas weniger auffällig und exzentrisch, dafür etwas eleganter und unauffälliger gekleidet als die böse Hexe. (Beispiele für die böse Geschäftsfrau: Medusa aus „Bernhard und Bianca“, Cruella De Vil aus „101 Dalmatiner“; Beispiel für die böse Hexe: Rabia aus „Bibi Blocksberg“; Beispiele für die böse Stiefmutter: Die Stiefmütter aus sämtlichen Aschenputtel-Verfilmungen, selbstverständlich! Außerdem zum Beispiel die Freundin des Vaters in allen Adaptionen von „Das doppelte Lottchen“.)

 

Besonderes Merkmal:

Böses Grinsen/Lachen. Obligatorisch.

 

Charaktereigenschaften:

Selbstsüchtig, hinterhältig, grausam, rachsüchtig, etc. (Selbsterklärend.)

Außerdem: geschwätzig, süchtig nach Aufmerksamkeit, zögerlich, wenn es hart auf hart kommt. Wenn ein Feind gefangen genommen wurde, muss erst einmal der ganze böse Plan vor diesem ausgebreitet werden, während er (scheinbar) hilflos gefesselt vor einem sitzt. Der klassische Schurke heischt stets Bewunderung für seine Genialität. Am Ende zögert er außerdem mit dem tödlichen Schuss / Schwerthieb / whatever stets genau so lange, bis aus dem Nichts ein (evtl. totgeglaubter) Verbündeter seines gefangenen Feindes eintrifft und ihm von hinten eins über den Schädel ziehen kann, oder bis es dem gefangenen Feind überraschenderweise gelingt, sich zu befreien. So einen richtig entschlossen und schnell handelnden Schurken habe ich noch nie gesehen.

 

Herkunft und Familie:

I. d. R. mysteriös/unbekannt/nicht erwähnt.

 

Tritt auf mit:

1-2 treuen Helfern (bei einem komplizierten politischen Plan auch mehr), i. d. R. etwas weniger böse und oft deutlich weniger intelligent als der Schurke selbst. Helfer treten hauptsächlich in zwei Varianten auf. Typus 1: „Der Hin- und Hergerissene“. Hilft dem Schurken widerwillig, hat Zweifel, sagt sich am Ende zumindest von ihm los oder stellt sich sogar vollkommen auf die Seite der Guten. (Beispiele: Die Fledermaus aus „Anastasia“, Kronk aus „Ein Königreich für ein Lama“.) Typus 2: „Hirnloser Brutalo“. Schlägertypen mit Muskelmasse und ohne Verstand und Gewissen. (Beispiel: Horace und Jasper aus „101 Dalmatiner“.) Typus 2 tritt im Allgemeiner öfter auf als Typus 1.

Seltener ist eine Art Mischvariante, der Typus „Enttäuschter Verbündeter“. Nachdem dieser (oft klassisch dumme, brutale) Helfer vom Schurken fallengelassen wurde, als es dem gerade nützte, wendet er sich aus Rache gegen ihn, ohne damit aber zum Guten zu werden. (Beispiel: Die Hyänen aus „Der König der Löwen“.)

 

Kann oft nur noch aufgehalten werden durch:

Eine kleine Gruppe von Kindern/Teenagern/Tieren/Ausgestoßenen der Gesellschaft, die unerwarteterweise zusammengewürfelt wurden, obwohl sie sich vorher nicht kannten/mochten, und die Wind vom geheimen Plan des Schurken bekommen haben. Wenn es sich um Kinder oder Teenager in einem Nicht-Zeichentrickfilm handelt, gibt es unter ihnen i. d. R. einen sehr schlauen, aber nicht sonderlich beliebten oder gut aussehenden Nerd/Streber, und zum Kontrast einen cool-sportlich-beliebten Typen. Der Nerd/Streber wird eingeführt als hochbegabter Elfjähriger, hat aber nicht das Wissen eines hochbegabten Elfjährigen, sondern das eines hochbegabten vierzigjährigen Atomphysikers, und außerdem Wissen, das kein Mensch haben kann, weil die Dinge, auf die es sich bezieht, in sich unlogisch und einfach unmöglich sind, was jeder wissen sollte, der in der siebten Klasse in Physik nicht gepennt hat (Funktionsweise einer Zeitmaschine oder eines Perpetuum mobile, o. Ä.). Am Ende jedenfalls lernen alle, ihre Differenzen zu überwinden und zusammenzuarbeiten. Yay!

Eltern und Polizei fallen als potentielle Hinternisse für den Schurken im übrigen aus, da sie entweder nicht an seine finsteren Pläne glauben, wenn man ihnen davon erzählt, gerade nicht zu erreichen sind, oder (im Fall der Polizei) bereits von den Helfern des Schurken unterwandert wurden.

Ich hab’s ja schon immer gewusst…

Nun sagt es auch Der Postillon, allgemein schließlich als das verlässlichste Presseorgan der Republik bekannt: „Umfrage: Martin Schulz so beliebt wegen seiner hervorragenden Beliebtheitswerte“:

„Endlich ist sein Geheimnis gelüftet: In einer aktuellen Umfrage hat das Meinungsforschungsintitut Opinion Control herausgefunden, warum Martin Schulz trotz bislang nur weniger konkreter politischer Vorschläge derzeit so hohe Beliebtheitswerte in Umfragen erzielt. Demnach ist der SPD-Kanzlerkandidat vor allem deshalb so beliebt, weil er so beliebt ist. […] Offenbar sind die Befragten der Meinung, dass jemand, der beim Volk derartig beliebt ist, wohl kaum ein schlechter Mensch sein kann.

Die einzige Möglichkeit, wie Martin Schulz vor der Bundestagswahl noch an Boden verlieren könnte, so Geiwasser weiter, wären Umfragen, in denen er schlecht abschneiden würde. Dies sei bei seinen derzeitigen Beliebtheitswerten allerdings nur schwer vorstellbar.“

Ich meine, jetzt mal ganz ernsthaft… glaubt denn irgendjemand, dass Meinungsbildung im Allgemeinen anders funktionieren würde?

(Wobei ich persönlich ja sowieso nicht nachvollziehen kann, weshalb irgendjemand eine Partei, die mit der umbenannten SED koalieren will, überhaupt für wählbar halten könnte… aber das ist wiederum ein anderes Thema.)