Wenn wir alle an denselben Gott glauben

„Nein, nein, nein!“, heulten die Tiere. „Das kann nicht wahr sein. Aslan verkauft uns nicht als Sklaven an den König von Kalormen.“

„Was soll denn das? Hört auf zu jammern!“, knurrte der Affe. „Wer hat etwas von Sklaven gesagt.ß Ihr werdet keine Sklaven sein. Ihr werdet bezahlt. Ihr bekommt sogar einen sehr guten Lohn. Das heißt, euer Geld wird in Aslans Schatzkasse wandern und er wird alles für jedermanns Wohl verwenden.“ Dann sah er den Befehlshaber der Kalormenen an und zwinkerte ihm zu.

[…]

„Aber diese Dinge brauchen wir doch nicht“, murrte ein alter Bär. „Wir wollen frei sein. Und wir wollen Aslan selbst sprechen hören.“

„Nun fangt nicht an, misstrauisch zu werden“, schalt der Affe aufgebracht. „Das lasse ich nicht zu. Ich bin ein Mensch. Du aber bist nur ein fetter, törichter alter Bär. Was weißt du schon von Freiheit? Du denkst, Freiheit heißt, du kannst alles tun, was du willst. Da hast du dich aber geschnitten. Das ist keine wirkliche Freiheit. Wahre Freiheit heißt: Ihr müsst tun, was ich euch befehle.“

„H-n-n-ch“, grunzte der Bär und ließ seinen Kopf hängen. Die Dinge so zu sehen, verstand er nicht.

„Bitte, bitte“, sagte die hohe Stimme eines wolligen Lämmchens. Jeder staunte, dass ein so junges Tier überhaupt zu reden wagte.

„Was ist denn noch?“ fragte der Affe. „Fass dich kurz.“

„Bitte“, erklärte das Lämmchen, „ich verstehe das nicht. Was haben wir eigentlich mit den Leuten aus Kalormen zu tun? Wir gehören zu Aslan, die anderen gehören zu Tash. Dieser Gott Tash hat vier Arme und einen Geierkopf. Auf seinem Altar werden Menschen getötet. Wie kann der edle und freundliche Aslan mit dem bösen Tash befreundet sein?“

Da wandten alle Tiere ihre Köpfe und ihre hellen Augen funkelten den Affen an. Sie wussten, das war die beste Antwort, die der Affe bisher bekommen hatte.

Wütend sprang Listig auf und bespuckte das Lämmchen. „Kindskopf!“, zischte er. „Dummer kleiner Blöker! Geh heim zu deiner Mutter und trink deine Milch. Was verstehst du schon von solchen Dingen? Hört zu, hört alle zu! Tash ist nur ein anderer Name für Aslan. Die alte Meinung, dass wir Narnianen im Recht sind und die Kalormenen Unrecht haben, ist töricht. Jetzt wissen wir es besser. Die Kalormenen gebrauchen andere Wörter, aber wir meinen alle dasselbe. Tash und Aslan sind nur zwei verschiedene Namen für… ihr wisst, wen ich meine. Deshalb können sie auch nie Streit miteinander haben. Prägt euch das ein, ihr dummes Viehzeug: Tash ist Aslan und Aslan ist Tash.“

Ihr wisst doch, wie traurig ein Hund einen manchmal anschaut. Die Gesichter jener Sprechenden Tiere aber – all dieser redlichen, bescheidenen, verwirrten Vögel, Bären, Dachse, Kaninchen, Maulwürfe und Mäuse – sie waren noch viel trauriger. Jeder Schwanz wurde eingezogen, jedes Schnurrhaar sträubte sich. Es hätte dir das Herz gebrochen, zu sehen, wie unglücklich sie alle waren.

(C. S. Lewis, Die Chroniken von Narnia, Band 7 – Der letzte Kampf)

Helplessness and security

„But, stranger than all this, was the unmistakable atmosphere that seemed to enter with him – an atmosphere that from one side produced a sense of great fear and helplessness, and on the other of a kind of security. In an instant Monsignor felt as a wounded child might feel in the presence of a surgeon.“ (Robert Hugh Benson, The dawn of all, St. Louis 1911, S. 261.)

So könnte man sich manchmal vor Gott fühlen.

Einführung in die Scholastik: Wie Syllogismen funktionieren (oder auch nicht)

„She arrived at this astonishing conclusion by the following process of thought. It may be presented in the form of a syllogism.

All girls who are in love regard the beloved as a spotless, reproachless hero.

Maggie Deronais did not regard Laurie Baxter as a spotless, reproachless hero.

Ergo. Maggie Deronais was not in love with Laurie Baxter.“

(Robert Hugh Benson, The Necromancers, 1909)

Wir merken uns: Nur wenn Obersatz und Untersatz (= 1. und 2. Prämisse) vollkommen stimmen, kommt auch die richtige Konklusion heraus.

(Zur weiteren Info gerne hier.)

Die Pforten der Hölle werden sie nicht überwältigen

„Das haben zweihundert Päpste vor mir nicht geschafft. Warum sollte es ausgerechnet Ihnen gelingen?“

pius-vii-thomas-lawrence

Das soll laut einer Anekdote die Antwort Papst Pius‘ VII. gewesen sein, als Napoleon Bonaporte zu ihm sagte, er habe die Macht, die Kirche zu zerstören. (Das war zu der Zeit, als Napoleon den Papst gefangen nehmen und in Frankreich hatte einsperren lassen.) Es ist nur eine Anekdote, von der nicht geklärt ist, ob sie stimmt, klar, aber es ist trotzdem irgendwie eine seeehr coole Antwort.

(Ein bisschen was zum historischen Hintergrund: 1789 begann bekanntlich die Französische Revolution. Zuerst fing es recht harmlos mit der Einberufung der Generalstände an, die sich um die Finanznot des Königreichs kümmern sollten, dann kamen bald stärkere Forderungen nach größeren Rechten auf, man strebte eine Verfassung an und proklamierte die Menschenrechte, es kam dann auch zu Gewaltausbrüchen wie dem Sturm auf die Bastille, König Ludwig XVI. war nachgiebig und um Frieden bemüht und hatte gleichzeitig keinen rechten Plan, was zu tun war. Anfangs war die Revolution noch nicht wirklich gegen die Kirche gerichtet; aber es gab doch schon seit längerem kirchenfeindliche Strömungen im Land, unter anderem unter den sich als aufklärerisch verstehenden Intellektuellen. Es war im späten 18. Jahrhundert in der feinen Gesellschaft Frankreichs ebenso Mode, die christliche Religion als „Aberglaube“ und „Fanatismus“ zu bezeichnen, wie einen gewissen Antiklerikalismus zur Schau zu tragen und Ordenswesen und Zölibat abzulehnen. Auch der politische Einfluss der Kirche ging vielen zu weit; sie sollte lieber klar dem Staat untergeordnet werden. (Ein Anliegen, das in Frankreich lange Tradition hatte.) 1790 wurden dann, zur Behebung der finanziellen Nöte, die Kirchengüter eingezogen, und da dann natürlich die Besoldung der Kleriker irgendwie geregelt werden musste, beschloss man, zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen: Die Zivilkonstitution des Klerus wurde beschlossen; d. h. Kleriker sollten vom Staat besoldet und von allen Bürgern gewählt werden und einen Eid auf die noch auszuarbeitende Verfassung ablegen. Der damalige Papst, Pius VI., betrachtete diese Entwicklung wohl mit Sorge, zögerte aber mit einer Reaktion. (Ich habe einmal von einem Historiker gehört, dass er ein Papst war, der sich am liebsten zurückzog, um sich mit seiner Sammlung antiker Statuen zu beschäftigen, also kein sehr machtpolitisch und diplomatisch gewandter Fürst.) 1792 verurteilte er die Zivilkonstitution schließlich. Die Revolution hatte sich unterdessen sowieso radikalisiert (Septembermassaker im selben Jahr), und nun wurden auch die eidverweigernden Priester verfolgt und sämtliche noch übrigen Orden aufgehoben. Die Monarchie wurde abgeschafft, der König Anfang 1793 hingerichtet, und Robespierre, der Vorsitzende des Wohlfahrtsausschusses, übernahm die Macht; die Abschaffung des Christentums wurde nun ein Staatsziel, ein neuer Kalender (beginnend mit der Gründung der Republik), neue Feiertage, eine Zehn-Tage-Woche, Revolutionsheilige und Revolutionskulte wurden eingeführt. Zahlreiche Priester (jetzt nicht mehr nur die Eidverweigerer) wurden hingerichtet oder in die südamerikanischen Kolonien deportiert; auch die Nonnen von Compiègne kamen damals unter die Guillotine. Die Revolution fraß bekanntlich auch ihre eigenen Kinder; nicht nur die gemäßigten Girondisten, sondern auch radikalere Revolutionäre wie Danton wurden wegen angeblicher Verschwörung gegen die Revolution hingerichtet. Ein Aufstand gegen die Revolutionsregierung in der Vendée wurde brutal niedergeschlagen. 1794 wurde Robespierre gestürzt und die Situation wurde ein bisschen weniger schlimm; 1799 übernahm Napoleon schließlich die Macht, brachte wieder ein bisschen Ordnung nach Frankreich, und überzog Europa mit Krieg.

Die Revolutionskriege begannen an sich schon 1792; der Kirchenstaat wurde erstmals 1796 besetzt, 1798 dann erneut; die Franzosen riefen in Rom die Republik aus und verschleppten den alten Papst nach Frankreich, wo er 1799 starb. Man nannte ihn spöttisch Pius den Letzten.

Dank österreichischer Hilfe konnte dennoch in Venedig ein Konklave zusammentreten, das 1800 einen Nachfolger, eben Pius VII., wählte. Barnaba Chiaramonti, wie er vorher hieß, war ein italienischer Benediktiner, Theologe und Bischof und galt als neutraler Kompromisskandidat. Beim französischen Italienfeldzug von 1797 hatte er die Italiener von nutzlosem Widerstand abhalten und die Franzosen an der Plünderung einer Stadt hindern können. In seiner Weihnachtspredigt im selben Jahr hatte er gesagt, dass die Demokratie mit dem Christentum vereinbar sei.

Natürlich hatte Pius VII. ebenso wie sein Vorgänger weiter mit der Bedrohung durch Napoleon zu kämpfen; zwar konnte er nach Rom kommen, aber mit der Wiederherstellung des Kirchenstaates sah es nicht so gut aus. Er versuchte, mit dem französischen Herrscher zurande zu kommen, schloß 1801 ein Konkordat mit ihm ab und kam 1804 zu seiner Kaiserkrönung. Aber schließlich, 1809, wurde auch er aus Rom entführt und zuerst nach Savona, dann nach Frankreich gebracht; auch in Gefangenschaft blieb er jedoch gegenüber Forderungen Napoleons fest. Erst 1814 konnte er nach Rom zurückkehren und nach dem Wiener Kongress 1815 wurde der Kirchenstaat wiederhergestellt. Pius gewährte Napoleons Familie dann übrigens Asyl in Rom. Sonst ist er z. B. noch dafür bekannt, dass er die Künste und die Archäologie förderte, den Sklavenhandel verurteilte, und vor allem natürlich dafür, dass er 1814 den 1773 aufgehobenen Jesuitenorden wieder zuließ. Er starb 1823; sein Seligsprechungsprozess läuft seit 2007; inzwischen hat er immerhin schon den Titel „Diener Gottes“ erhalten.)

 

Ich glaube fast, ich habe mit Pius VII. einen neuen Lieblingspapst – d. h. natürlich, neben Benedikt XVI., St. Johannes Paul II., Pius XII., Pius XI., Benedikt XV., St. Pius X., Leo XIII., St. Gregor dem Großen, St. Leo dem Großen, St. Petrus… äh, ja, also ich habe viele Lieblingspäpste. Pius VII. ist mir jedenfalls irgendwie echt sympathisch. Ach ja: Das Internet schreibt ihm übrigens auch noch das Zitat „We are prepared to go to the gates of hell – but no further“ (Wir sind bereit, bis zu den Pforten der Hölle zu gehen – aber nicht weiter) zu. Klingt doch auch passend! Ich hoffe, dass seine Heiligsprechung rasch vorankommt 😉