Inhalt
Teil 1: Entscheidungsfindung bei Unsicherheiten – über Tutiorismus, Probabilismus und Laxismus
Teil 2: Grundbegriffe und Unterscheidungen
Teil 3: Die göttlichen Tugenden und die Kardinaltugenden
Teil 4a: Das 1. Gebot – was die Tugend des Glaubens praktisch bedeutet
Teil 4b: Das 1. Gebot – was die Tugend der Hoffnung praktisch bedeutet
Teil 4c: Das 1. Gebot – was die Tugend der Gottesliebe praktisch bedeutet
Teil 4d: Das 1. Gebot – was die Gottesverehrung praktisch bedeutet
Teil 7a: Sakramente und Kirchengebote – Grundsätzliches & alles rund um die Beichte
Teil 7b: Sakramente und Kirchengebote – alles rund um die Kommunion
Teil 7c: Sakramente und Kirchengebote – Fasten und Unterstützung der Kirche
Teil 8: Selbst-, Nächsten-, Feindesliebe und Vergebung: einige Grundsätze
Teil 9a: Verführung und Ärgernis
Teil 9b: Mitwirkung an fremden Sünden
Teil 9c: Gelegenheiten zur Sünde
Teil 10a: Das 4. Gebot – Eltern und Kinder
Teil 10b: Das 4. Gebot – Bürger und Staat
Teil 11a: Das 5. Gebot – Pflichten gegen das eigene Leben
Teil 11b: Das 5. Gebot – Pflichten gegen fremdes Leben
Teil 11c: Das 5. Gebot – Pflichten gegen Tiere und Umwelt
Teil 12a: Das 6. & 9. Gebot – Allgemeine Prinzipien
Teil 12b: Das 6. & 9. Gebot – Sünden gegen die Keuschheit
Teil 12c: Das 6. & 9. Gebot – Sünden gegen die Schamhaftigkeit
Teil 12d: Das 6. & 9. Gebot – Fragen zur Ehe
(wird fortgesetzt)
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Zusätzlich:
Download: Heribert Jone, Katholische Moraltheologie
Schwere – lässliche – keine Sünde: Beispiele
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Wozu diese Reihe?
Die praktische moraltheologische Bildung der Katholiken muss dringend aufgebessert werden – ich hoffe, da werden meine Leser mir zustimmen. Und ich meine hier schon auch ernsthafte Katholiken. In gewissen frommen Kreisen wird man heutzutage ja, wenn man Fragen hat wie „Muss ich heute Abend noch mal zur Sonntagsmesse gehen, wenn ich aus Nachlässigkeit heute Morgen deutlich zu spät zur Messe gekommen bin?“ oder „Darf ich als Putzfrau oder Verwaltungskraft in einem Krankenhaus arbeiten, das Abtreibungen durchführt?“ oder „Wie genau muss ich eigentlich bei der Beichte sein?“ mit einem „sei kein gesetzlicher Erbsenzähler!“ abgebügelt. Und das ist nicht hilfreich. Gar nicht. Weil das ernsthafte Gewissensfragen sind, mit denen manche Leute sich wirklich herumquälen können. Und andere Leute fallen ohne klare Antworten in einen falschen Laxismus, weil sie keine Lust haben, sich ewig mit diesen Unklarheiten herumzuquälen und meinen, Gott werde es eh nicht so genau nehmen, und wieder andere in einen falschen Tutiorismus, wobei sie meinen, die strengste Möglichkeit wäre immer die einzig erlaubte.
Auf diese Fragen kann man sehr wohl die allgemeinen moraltheologischen Prinzipien – die alle auf das Gebot der Gottes- und Nächstenliebe zurückgehen – anwenden und damit zu einer konkreten Antwort kommen. Man muss es sich nicht schwerer machen, als es ist. Und nochmal für alle Idealisten: „Das und das ist nicht verpflichtend“ heißt nicht, dass man das und das nicht tun darf oder es nicht mehr empfehlenswert oder löblich sein kann, es zu tun. Es heißt nur, dass die Kirche (z. B. in Gestalt des Beichtvaters) nicht von allen Katholiken verlangen kann, es zu tun.
Zu alldem verweise ich einfach mal noch auf einen meiner älteren Artikel. Weiter werde ich mich gegen den Vorwurf der Gesetzlichkeit hier nicht verteidigen.
Jedenfalls, ich musste öfters lange herumsuchen, bis ich zu meinen Einzelfragen Antworten gefunden habe, und deshalb dachte mir, es wäre schön, wenn heute mal wieder etwas mehr praktische Moraltheologie und Kasuistik betrieben/kommuniziert werden würde; aber manches, was man gerne hätte, muss man eben selber machen, also will ich in dieser Reihe solche Einzelfragen angehen, so gut ich kann, was hoffentlich für andere hilfreich ist. Wenn ich bei meinen Schlussfolgerungen Dinge übersehe, möge man mich bitte in den Kommentaren darauf hinweisen. Nachfragen sind auch herzlich willkommen.
(Der hl. Alfons von Liguori (1696-1787), der bedeutendste kath. Moraltheologe des 18. Jahrhunderts. Gemeinfrei.)
Anmerkung 1: Das alles hier ist im Blick auf Nichtskrupulanten, d. h. Menschem mit durchschnittlichem bis laxem Gewissen geschrieben worden. Für Skrupulanten gelten z. B. in Hinblick auf die Beurteilung zweifelhaft schwerer Sünden eigene Regeln. (Siehe etwa hier und hier.)
Anmerkung 2: Bei den Bewertungen, was verpflichtend oder nicht verpflichtend, schwere oder lässliche oder überhaupt keine Sünde ist („schwerwiegende Verpflichtung“ heißt: eine Sünde, die wirklich dagegen verstößt, ist schwer), stütze ich mich u. a. auf den hl. Thomas von Aquin, ab und zu den hl. Alfons von Liguori, und auf Theologen wie Heribert Jone (1885-1967); besonders auf letzteren. Eigene Spekulationen werden (wenn ich es nicht vergesse) als solche deutlich gemacht. Alle diese Bewertungen betreffen die objektive Schwere einer Sünde; subjektiv kann es Schuldminderungsgründe geben. Zu wissen, ob eine Sünde schwer oder lässlich ist, ist für die Frage nützlich, ob man sie beichten muss, wenn man sie bereits getan hat; daher gehe ich auch darauf ein; in Zukunft muss man natürlich beides meiden.
Anmerkung 3: Wer nur knappe & begründungslose Aufzählungen von christlichen Pflichten und möglichen Sünden sucht, dem seien diese beiden Beichtspiegel empfohlen. (Bzgl. dem englischen Beichtspiegel: Wenn hier davon die Rede ist, andere zu kritisieren, ist natürlich ungerechte, verletzende Kritik gemeint, nicht jede Art Kritik, und bei Ironie/Sarkasmus ist auch verletzende Ironie/Sarkasmus gemeint.)