Und sie können es nicht lassen: In den letzten fünfzig oder sechzig Jahren hatten wir offenbar noch nicht genug davon, also findet gerade wieder mal eine Protestaktion für Priesterinnen in der katholischen Kirche statt, die sich mit größerer Hybris als üblich „Maria 2.0“ nennt: Verbessern wir doch einfach mal die Gottesmutter. Darauf ließe sich knapp mit einem Zitat der realen Maria antworten: „Er [Gott] zerstreut, die im Herzen voll Hochmut sind.“ Auch die Strategie ist blasphemischer als üblich: Man boykottiert Mariens Sohn und ruft zur schweren Sünde auf, nämlich dem Fernbleiben von der sonntäglichen Eucharistie und damit von Jesus. Damit zeigt man es dem bösen Klerus aber mal.
Man könnte jetzt darüber lästern, dass die Grüppchen, die sich diese Woche vor ein paar Kirchentüren im Lande versammelt haben und ihre Sonntagspflicht verletzen, hauptsächlich aus Frauen über 60 zu bestehen scheinen, aber man soll ja nicht schadenfroh sein. Und man muss zugeben, dass auch die meisten jüngeren Frauen in Deutschland, wenn man sie fragen würde, meinen würden, die Kirche sollte Priesterinnen zulassen; der Unterschied ist freilich, dass die sich nicht mehr für die Kirche und kircheninterne Streiks interessieren und auch nicht kommen würden, wenn die Kirche Priesterinnen zulassen würde – was zu einem nicht geringen Teil das Verdienst der älteren Damen (und Herren) sein könnte, die für Priesterinnen werben. Wenn etliche Katholikinnen selbst ihr Bestes dazu tun, die Kirche als völlig auf dem Holzweg darzustellen, muss man nicht damit rechnen, dass man ihr viele neue Anhängerinnen bringt.
Aber: Wieso jetzt eigentlich keine Frauen als katholische Priesterinnen? Das Thema kommt ja immer wieder auf; und ich habe früher auch nicht verstanden, wieso eigentlich nicht. (Woran, wie gesagt, diese ältere Generation in der Kirche schuld war, die einem keinen Katholizismus beibringt.)
Die einfachste und prinzipiell ausreichende Antwort darauf ist, dass Jesus es nicht wollte. Er hat in den Kreis der Zwölf nur Männer berufen; nicht eine einzige Frau unter Zwölf, was Er gekonnt hätte (Er hielt sich nicht immer an gesellschaftliche Konventionen, und auch damals gab es in anderen Kulten Priesterinnen); auch die Apostel haben nirgendwo Frauen als ihre Nachfolger eingesetzt. Jesus ist Gott; was Gott tut, ist richtig; wir haben Gott zu folgen. Außerdem wurde von der Kirche bereits wiederholt festgestellt und bestätigt, dass die Lehre vom ausschließlich männlichen Priestertum unveränderlich und als „zum Glaubensgut gehörend“ zu betrachten ist, also von jedem Katholiken angenommen werden muss; und auf die von Jesus eingesetzte Kirche vertrauen wir.
So weit, so gut; aber alles, was Gott tut, muss auch einen Grund haben, muss aus irgendeinem Grund notwendig oder zumindest angemessen sein. Und da kann man weiter suchen.
Grundsätzlich gilt zunächst, dass Priester nach katholischer Vorstellung vom Priesteramt eben nicht nur eine Gemeinde organisieren und Predigten halten, sondern dass sie vor allem Christus, das Haupt der Kirche, in heiligen Riten (v. a. der Eucharistie) repräsentieren, in denen Er durch sie handelt. Es gab im Lauf der Geschichte viele Kulte mit Priesterinnen; aber das waren dann normalerweise Priesterinnen einer als weiblich gedachten Gottheit.
Aber wieso denn keine weiblich gedachte Gottheit?, könnte man einwenden. Gott steht über der menschlichen Geschlechterpolarität, Er ist weder männlich noch weiblich. Wieso Ihn also nicht auch „Sie“, „Göttin“, „Mutter“ nennen?
Aus einem einfachen Grund: Er hat sich in männlicher Form zu erkennen gegeben, uns angewiesen, Ihn „Vater“ (und nicht „Mutter“) zu nennen, und ist als Mann Mensch geworden – Priester handeln in persona Christi, in der Person Christi, eines Mannes. Gott wird in der Bibel an ein paar vereinzelten Stellen mit einer Mutter verglichen, aber nie so angesprochen. Das hat auch seine Gründe: Der Glaube an Muttergottheiten hat immer etwas Pantheistisches (man denkt an die Erde, die das Leben gebiert), während das Bild des Vatergottes besser zu einem außerhalb der Welt stehenden Schöpfer passt, an den Christen glauben. Es ist wichtig, in welchen Bildern und Begriffen man von Gott spricht.
Wenn das ausschließlich männliche Priestertum verteidigt wird, wird oft der Vergleich herangezogen, dass Männer auch nicht schwanger werden könnten, so wenig, wie Frauen Priester werden könnten, was auch keine Diskriminierung der Männer durch den Schöpfer von Mann und Frau sei. Dagegen könnte man einwenden, dass Männer zwar keine so zentrale Rolle beim Kinderkriegen spielen wie Frauen und keine so ursprüngliche, intime Bindung zu ihren Kindern haben wie sie, aber trotzdem eine ziemlich wichtige komplementäre Rolle: Zu jeder Mutter braucht es einen Vater. Gibt es eine ergänzende Rolle für Frauen zu den männlichen Priestern?
Es gibt tatsächlich eine: Die geweihte Jungfrau. „Die geweihte Jungfrau (virgo consecrata) ist vor allem Braut Christi (sponsa Christi). Dies ist der Kern des Weihegebetes. (…) Durch ihre Weihe wird die geweihte Jungfrau zu einem Zeichen, das auf die bräutliche und unzertrennliche Liebe der Kirche zu Christus hinweist.“ (Quelle hier.) Der Priester vertritt also Christus; die geweihte Jungfrau repräsentiert die Kirche, die Braut Christi. Geweihte Jungfrau können tatsächlich nur Frauen werden. (Auf eine gewisse Weise kann und soll natürlich jeder Christ beide Rollen verkörpern: In uns soll Christus gegenüber anderen lebendig werden und wir sagen andererseits auch alle als Glieder der Kirche zu Christus: „Du Sohn Davids aus Jakobs Stamm, / mein König und mein Bräutigam, / du hältst mein Herz gefangen. […] Er hat mich ganz sich angetraut, er ist nun mein, ich seine Braut; drum mich auch nichts betrübet.“)
Es ist natürlich für beide Geschlechter möglich, in einer Ordensgemeinschaft oder als Privatgelübde ein Gelübde der ehelosen Keuschheit (und evtl. die weiteren Gelübde der Armut und des Gehorsams) abzulegen; das ist aber unterschieden von der Jungfrauenweihe. Übrigens besteht ein weiterer Unterschied zwischen den Nonnen & Frauen mit Privatgelübden und den vom Bischof geweihten Jungfrauen darin, dass die geweihten Jungfrauen tatsächlich Jungfrauen sein müssen – also niemals freiwillig Sex gehabt haben oder (nach den neuen Statuten) zumindest „niemals eine Ehe eingegangen sind und auch nicht offenkundig ein dem jungfräulichen Stand widersprechendes Leben geführt haben“ (was auch immer genau das heißen soll) – während auch Witwen oder reuige ehemals promiskuitive Frauen als Nonnen in einen Orden eintreten oder Privatgelübde ablegen können: Bei geweihten Jungfrauen steht ihre symbolische Bedeutung mehr im Vordergrund, sie repräsentieren die gesamte Kirche, von der Paulus schreibt „ich habe euch einem einzigen Mann verlobt, um euch als reine Jungfrau zu Christus zu führen“ (2 Korinther 11,2). „Die Lebensform der geweihten Jungfrau ist zu verstehen als Zeichen für die virgo ecclesia, die dem kommenden Herrn auf Erden betend und ihn bezeugend entgegenharrt und sich für ihren Bräutigam bewusst bereitet.“ (Quelle hier.)
(Barna da Siena, Mystische Hochzeit der hl. Katharina von Siena. Gemeinfrei.)
Witzigerweise gab es tatsächlich einmal jemanden, der es den geweihten Jungfrauen neidete, dass sie eine Position hatten, die Männern nicht offen stand: den etwas überheblichen und etwas frauenfeindlichen antiken Theologen (und gegen Ende seines Lebens zu den Montanisten übergegangenen Ketzer) Tertullian (gest. nach 220 n. Chr.), der folgendes über die in der Kirche besonders geehrten geweihten Jungfrauen schrieb (er argumentiert an dieser Stelle dafür, dass die geweihten Jungfrauen ebenso wie die anderen Frauen in der Kirche Kopftücher tragen sollen, um nicht ihre Position zur Schau zu stellen):
„Es ist schon hart genug, dass die Weibsleute, die doch in allem den Männern untergeordnet sind, ein ehrendes Kennzeichen ihrer Jungfrauschaft zur Schau tragen, um dessentwillen sie von den Brüdern hochgeachtet, geehrt und verherrlicht werden, während so viele jungfräuliche Männer, so viele freiwillig Verschnittene einhergehen, ohne dass ihr Vorzug bemerkbar wäre, indem sie nichts tragen, was sie auszeichnete. Sie sollten doch auch irgend welche Abzeichen für sich in Anspruch nehmen, entweder die Federbüsche der Garamanten, die Kopfbinden der Barbaren, die Cicaden der Athener, die Haarbüschel der Deutschen, die Tätowierungen der Bretonen, oder im Gegenteil, sie sollten sich mit verschleiertem Haupte in der Kirche verbergen. Wir sind überzeugt, dass der h. Geist den jungfräulichen Männern Zugeständnisse der Art viel eher hätte machen können, wenn er sie den Weibern gemacht hätte, da den Männern, abgesehen von dem höhern Ansehen ihres Geschlechtes, auch um der Enthaltsamkeit selbst willen höhere Ehre gebührt hätte. Je stärkere und brennendere Begierde dieses Geschlecht gegen die Weiber empfindet, desto schwieriger ist die Beherrschung des heftigeren Triebes, und desto mehr jeder Auszeichnung würdig, wenn die Schaustellung der Jungfräulichkeit überhaupt etwas würdiges ist. […] Wie wäre es also möglich, dass Gott nicht viel eher den Männern etwas derartiges als Auszeichnung zugebilligt haben sollte, schon weil sie ihm als sein Ebenbild näher stehen und weil sie sich mehr angestrengt haben. Wenn er aber dem Manne nichts zugebilligt hat, dann der Frau noch viel weniger.“ (Über die Verschleierung der Jungfrauen, 10. Kapitel)
Schön, könnte man einwenden, es gibt also eine entsprechende Position für Frauen. Aber geweihte Jungfrauen haben in der Kirche weniger Einfluss als Priester. Sie haben kein Amt, keinen bestimmten Beruf in der Kirche, arbeiten oft weiter in einem zivilen Beruf. Und auch Nonnen haben oft weniger Macht als Priester, zumindest aber weniger als Bischöfe.
Das Priesteramt beinhaltet schließlich auch nicht nur die Feier der Eucharistie in persona Christi; die Aufgabe des Klerus ist es, in persona Christi das Volk der Kirche 1) zu lehren, 2) zu leiten und 3) zu heiligen. An allen diesen Aufgaben haben Laien mehr am Rand und ausnahmsweise und dann, wenn der Klerus Aufgaben an sie delegiert, Anteil, nicht nur an Nr. 3). (Ihre eigenen Aufgaben haben sie in der Welt.)
Lehren: Offizielle Lehrentscheidungen treffen können nur die Bischöfe und v. a. der Papst, in der Messe predigen nur Bischöfe, Priester und Diakone, auch wenn Laien Religionslehrer, Theologieprofessoren oder Katecheten sein können.
Leiten: Eine Diözese wird immer vom Bischof geleitet, auch wenn er Laien als Mitarbeiter in der Verwaltung haben kann. Auch eine Pfarrei wird, außer bei extremem Priestermangel, von einem Priester geleitet.
Heiligen: Die Eucharistie feiern, die Beichte abnehmen, die Firmung spenden etc. können nur Kleriker; auch wenn Laien Nottaufen vornehmen (z. B. bei einem Todkranken), einen Wortgottesdienst leiten, beim Rosenkranz vorbeten können.
Wenn also die Priester nur aus den Männern ausgewählt werden, haben Frauen auch an Lehre & Leitung weniger Anteil. Und dass auch das Lehren & Leiten vom Klerus ausgeht, gehört zur Grundstruktur der Kirche.
Auf das Machtargument wird gerne – und völlig richtig – geantwortet, dass es in der Kirche nicht um Macht zu gehen habe, sondern ums Dienen. Wer Macht wolle, sei dafür nicht geeignet. Außerdem ist das Priesteramt nicht gedacht als vorteilhafte Stellung, sondern als aufopferungsvoller Dienst; Priestersein ist auch eine stressige und fordernde Aufgabe, und bringt vor allem viel Verantwortung mit sich. Vor dem Richterstuhl des Herrn werden Priester strenger beurteilt werden als Laien. So wie (um an einen Vergleich von oben zu erinnern) Mütter zwar eine engere Bindung zu ihren Kindern haben als Väter, haben sie es beim Kinderkriegen auch schwerer; dafür haben Priester, die in der Kirche mehr zu sagen haben, es auch schwerer als geweihte Jungfrauen.
Die Befürworter des Frauenpriestertums könnten auf dieses Argument hin sagen, dass es ihnen nicht um Macht, sondern um Gerechtigkeit ginge: Die Kirche sollte nicht einfach eine Gruppe vom Priesteramt ausschließen; sie sollte z. B. genauso wenig wie alle Frauen alle Rothaarigen vom Priesteramt ausschließen. Oder anders formuliert: Sie würden vermutlich sagen, dass der Wunsch nach einer anderen Verteilung von Macht (da Macht nun mal vorhanden ist und irgendjemand sie ausüben muss) nicht aus persönlicher Machtgier, sondern aus Gerechtigkeitssinn komme.
In dieser Argumentation liegt aber ein einfacher Denkfehler, der aus der neuzeitlichen Politik kommt: Die Vorstellung, dass Herrschaft, an der die Beherrschten nicht alle gleichen Anteil und gleiche Mitwirkungsmöglichkeiten hätten, grundsätzlich ungerecht und tyrannisch sein müsse. Wer so denkt, geht z. B. auch davon aus, dass die Erbmonarchie prinzipiell eine illegitime Regierungsform sei; was sie allerdings nach der Lehre der Kirche nicht ist (genauso wenig wie die Wahlmonarchie oder der Parlamentarismus u. Ä.).
Eine reine Demokratie ist auch in der Politik allein schon nirgends möglich. Auch da, wo Wahlen stattfinden, wird nur zwischen wenigen Kandidaten ausgewählt, von denen vielleicht alle sehr unbeliebt sind; die Ämterstruktur ist schon vorher festgelegt und wird nicht einfach verändert; nach der Wahl entscheiden die Gewählten in den nächsten Jahren allein und bieten vielleicht auch ihren Wählern böse Überraschungen; und selbst bei den seltenen Volksabstimmungen hat man nicht einfach „den Willen des Volkes“ vor sich, weil immer viele Wähler schlecht informiert sein werden, über welche konkreten Änderungen sie abstimmen, und vielleicht anders abstimmen würden, wenn sie informiert wären, und weil den Wählern auch nur wenige Möglichkeiten zur Auswahl gestellt werden. Es entscheidet auch niemand, in welchem Land mit welcher Verfassung er geboren wird. Kurz gesagt: „Alle Macht geht vom Volk aus“ ist eine Illusion.
Und sie ist eine Illusion, die man eigentlich nicht nötig hätte: Macht kann auch anständig ausgeübt werden, wenn jemand nicht den Rückhalt (einer Mehrheit) des Volkes hat oder nicht jeder die Möglichkeit hätte, ebenfalls auf seinen Posten zu gelangen. Auch in der Politik gibt es Menschen, die kein aktives und passives Wahlrecht haben (Kinder; geistig Behinderte; Demente; ansässige Ausländer) oder die keine reale Chance haben, selber auf einen mächtigen Posten zu kommen (schwer chronisch Kranke, Menschen ohne Schulabschluss, Analphabeten, Obdachlose). Der Demokratismus müsste davon ausgehen, dass alle diese Gruppen zwangsläufig unterdrückt werden müssen; das werden sie aber nicht.
Da heutzutage niemand mehr Vergleiche und Gleichsetzungen auseinander halten kann: Ich sage nicht „Frauen = Demente/Kinder“; ich mache an einem Vergleich deutlich, dass eine Gruppe nicht zwangsläufig unterdrückt sein muss, wenn sie nicht in Machtpositionen vertreten ist.
Es entspricht der Natur der Menschen, die zusammenleben, dass irgendjemand (bzw. mehrere) das Sagen haben muss; und um sicherzustellen, dass diese Macht nicht falsch verwendet wird, ist anderes entscheidend als ein allgemeines passives Wahlrecht. (Übrigens können Machthaber gerade dann, wenn sie meinen, sie hätten ihre Position nur durch ihre eigenen überlegenen Fähigkeiten erreicht, da angeblich alle anderen dieselben Chancen gehabt hätten, sie zu erreichen, sehr überheblich werden, was für ihre Untergebenen nicht angenehm ist. Das klingt vielleicht wie eine Abschweifung, aber es ist m. E. wichtig, es zu betonen: Die Kirche ist keine Meritokratie und der Bischof muss nicht der klügste Theologe oder der größte Heilige sein; dass es auch kluge Menschen und Heilige außerhalb des Klerus gibt, und man nicht so tut, als müssten alle klugen Theologen oder heiligmäßigen Christen Kleriker werden, bewahrt auch den Klerus vor Anmaßung.)
Die Kirche ist keine Demokratie; und damit ist sie keine Diktatur. Wenn Gott entschieden hätte, alle Rothaarigen vom Priesteramt auszuschließen, hätte er auch dazu das Recht gehabt. Die Kirche hat ihre Verfassung von Gott, der auch „monarchisch“ über die Welt regiert. Eine untergeordnete Position ist nichts Schlimmes, und zu gehorchen völlig in Ordnung. Darüber hat aber vor einiger Zeit Pater Edmund Waldstein OCist (hauptsächlich mit Bezug auf den politischen Bereich) besser geschrieben.
Mir ist schon klar, dass diese Argumentation von der Gegenseite vermutlich als propagandistische Rechtfertigung unterdrückerischer Machtstrukturen wahrgenommen werden wird (die bei einer Frau wie mir nur von internalisierter Misogynie (oder was auch immer) kommen kann). Aber dass das so wahrgenommen wird, liegt ja nur an der Propaganda des Liberalismus und Demokratismus, mit der die heutigen Machthaber einen zudröhnen (ich will nicht sagen, dass sie sie verwenden, um zu verschleiern, dass sie selbst Machthaber mit an sich „undemokratischer“ Legitimation sind, denn sie glauben ja i. d. R. wirklich, was sie sagen). Man sollte sich mal ernsthaft fragen: Würde eine Welt funktionieren, in der (in der Praxis, nicht in der Theorie!) von niemandem erwartet werden würde, sich Autoritäten zu unterwerfen, deren Vorhandensein und deren Regeln er nicht vorher zugestimmt hat? Natürlich würde sie das nicht. Hier sieht man schon einen Grundfehler des Liberalismus und Demokratismus.
Und sich zu beschweren, dass man nicht Priesterin werden kann ist eben letztlich genauso sinnlos wie die Beschwerde, dass man nicht englische Königin werden kann.
Vielleicht gäbe es noch weitere Angemessenheitsgründe für diese Lehre der Kirche; das hier waren nur ein paar Stichpunkte, die man nennen könnte, um auf die Vorwürfe der Gegner zu antworten.
[Update nach einigem Überlegen zu diesen Angemessenheitsgründen:
Es macht ja Sinn, davon auszugehen, dass Gott das Priesteramt nicht nur auf diese Weise eingesetzt hat, um uns etwas über Machtverteilung beizubringen (auch wenn das ein netter Nebeneffekt ist); und wenn Männer und Frauen genau gleich geeignet gewesen wären, wäre es wahrscheinlich gewesen, dass Er zumindest manche aus beiden Gruppen zum Priesteramt zugelassen hätte, damit nicht zu viele Berufungen verlorengehen und die Standpunkte beider genug vertreten werden. Aber ich kann mir u. a. folgende Gründe vorstellen, aus denen es besser ist, nicht zu viele Frauen in der Kirchenleitung und dem Lehramt zu haben:
- Männer mögen abstrakte, akademische Diskussionen mehr, als Frauen das tun. Frauen ergreifen entweder schneller Partei, weil ihnen gefühlsmäßig die eine Möglichkeit für zwingend erscheint, statt alles logisch bis zu seinem Ende durchzudiskutieren, oder erklären die ganze Diskussion für unpraktisch. Frauen sind praktischer veranlagt als Männer und das ist, wenn man theologische Feinheiten klären will, rein um zur Wahrheit dahinter zu kommen, nicht hilfreich. Und solche theologischen Feinheiten haben sich (z. B. in der Dreifaltigkeitslehre) als sehr wichtig herausgestellt, wichtiger, als man zuerst denken mochte, wenn man praktisch veranlagt war.
- Frauen sind in einer größeren Gemeinschaft (nicht immer gegenüber einzelnen) angepasster und friedfertiger als Männer, seltener dagegen um des Dagegenseins willen, und schneller bereit, sich beeinflussen zu lassen. Das hat seine Vorteile, aber auch seine Nachteile. Als Papst oder Bischof muss man aber ziemlichen Gegenwind aushalten (was schon die Männer meistens nicht ordentlich hinbekommen), da ist ein bisschen mehr Dagegensein und Prinzipienreiterei (im guten Sinn) sinnvoll.]