Die Demut Gottes akzeptieren

Ich finde es immer wieder schwer zu erfassen, wirklich zu verinnerlichen, aber: Jesus, der Gottmensch, steigt bei der Messe herab und nimmt die Form einer kleinen weißen Hostie an. Seine Menschwerdung war das größte Wunder aller Zeiten; aber jetzt nimmt Er sogar – wieder und wieder und wieder – die Form von Brot an (wobei Er Mensch und Gott bleibt).

Gott ist nicht nur liebend, Gott ist auch demütig.

Jesus zeigt es bei der Fußwaschung beim letzten Abendmahl: Er tut nicht so, als wäre Er nicht der Meister und Herr, denn Er ist es; aber Er verlangt auch mit all Seiner Autorität, dass wir Ihn uns dienen lassen, Ihn demütigende Aufgaben für uns tun lassen. Er sagt es klar zu Petrus: „Wenn ich dich nicht waschen darf, hast du keine Gemeinschaft mit mir.“ (Joh 13,8) Petrus‘ Protest ist verständlich, logisch, angemessen: Aber Jesus befiehlt ihm trotzdem, diesen Protest sein zu lassen.

So befiehlt Er uns auch jetzt, Ihn zu essen, weil Er sich mit uns vereinen will („Wenn Ihr das Fleisch des Menschensohnes nicht eßt und sein Blut nicht trinkt, habt ihr kein Leben in euch“, Joh 6,53). Und da ist es richtig und angemessen, bei der Zeremonie unsererseits jede Demut und Ehrfurcht zu zeigen, aber Ihn eben trotzdem zu essen, und wir werden dem, was Er tut, niemals gerecht werden können.

Albert Edelfelt. Fußwaschung beim letzten Abendmahl.

Gott befiehlt uns einfach, Seine Demut, Seine Liebe zu akzeptieren. Er will so viel für uns tun, und da ist es nicht an uns, zu protestieren „aber nein, das muss doch nicht sein“.

Natürlich: Es schadet Jesus nicht mehr, wenn Ihn jemand in der Eucharistie verunehrt. Er ist verherrlicht und empfindet als Mensch keine Schmerzen oder unangenehmen Gefühle mehr. Trotzdem ist es eine große Verdemütigung. Er verzichtet darauf, sich in all Seiner Herrlichkeit zu zeigen, die uns verängstigen würde, und kommt ganz klein und versteckt. Und Er ist geduldig; Er wartet und wartet und lässt uns Zeit, zu kommen. Manchmal denkt man sich „wäre jetzt schon Zeit, dass mal die Wiederkunft Christi eintritt“, aber Er ist geduldig.

Ein bisschen kann man es wohl mit Eltern vergleichen: Sie leiden und arbeiten auch viel für einen, und man muss es einfach annehmen. Jesus selbst hat Sein Kreuz mit den Schmerzen einer Gebärenden verglichen (Joh 16,21). Aber den Eltern kann man es wenigstens irgendwie zurückzahlen, indem man sich um sie kümmert, wenn sie alt und dement sind. Gott können wir nichts zurückzahlen.

Also kann man nichts anderes tun als: es einfach dankbar annehmen. Auch das gehört zur (menschlichen) Demut: einfach annehmen, was jemand für einen tun will. Akzeptieren, wie unendlich groß Gottes Liebe ist.