Hochmut rechts und links

Der Hochmut ist eine allgegenwärtige Sünde; er ist die Sünde der gefallenen Engel, er lag der Sünde von Adam und Eva zugrunde, und er taucht immer wieder, manchmal schön verkleidet, in den Sünden aller Menschen auf. Wir sind sehr dafür anfällig, mehr zu sein wollen, als wir sind. Aber dieser Hochmut zeigt sich auf verschiedene Arten.

Der offenkundige, klassische Hochmut auf der einen Seite schaut so aus: Man hält sich selbst für den Größten, man glaubt nur an Stärke, Vitalität, brutale Durchsetzung, man verachtet die Schwachen. Die Eugeniker des 20. Jahrhunderts, die glaubten, dass es im „Kampf ums Dasein“ das Natürlichste und Beste wäre, Behinderte umzubringen oder Arme zwangszusterilisieren, finden sich ebenso auf dieser Seite wie klassische Schlächter à la Dschingis Khan, Attila der Hunnenkönig, oder die assyrischen Großkönige des alten Orients.

Es ist ein sehr banaler Hochmut, und er kommt immer ans Ende, sobald der Hochmütige z. B. von einer Krankheit oder einem Unfall getroffen wird, und natürlich, wenn er stirbt. Derjenige will nicht wahrhaben, dass er das, was er hat, nicht aus sich selbst hat, sondern dass es ihm gegeben wurde und jederzeit wieder genommen werden kann. Kurz gesagt: Man will sich nicht an seine Grenzen halten, und will sich nicht sagen lassen, dass man Tod und Leid manchmal annehmen muss. Stark, schön oder klug zu sein, ist etwas sehr Gutes – besonders wenn man etwas Gutes daraus macht -; aber man müsste sich darüber freuen, statt sich etwas darauf einzubilden.

Dieser Hochmut lässt sich oft mit politisch sog. Rechtsextremen assoziieren, aber diese Assoziation ist nicht zwangsläufig; auch politisch Linke zeig(t)en ihn, wenn sie z. B. glauben, die Natur austricksen zu können und Menschen im Labor schaffen und umformen wollen (künstliche Befruchtung, Leihmutterschaft, Versuch der Schaffung von Tier-Mensch-Mischwesen, geschlechts“angleichende“ Operationen).

(Assyrische Krieger neben den abgeschlagenen Köpfen von Feinden, ca. 7. Jh. v. Chr. Bildnachweis: Osama Shukir Muhammed Amin FRCP(Glasg), CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons hier.)

Es gibt aber auch einen Hochmut auf einer anderen Seite, und der sieht so aus: Man kann es nicht ertragen, dass andere besser sind als man selbst und will sie daher auf sein eigenes Niveau herunterziehen. Es ist ein neidischer, missgünstiger Hochmut; man erkennt irgendwo, dass man selber armselig ist, will es aber nicht zugeben, sondern erklärt sich zum armen Opfer und in Wahrheit Bewundernswertem. Es geht einem nicht so sehr darum, dass man selbst mehr haben will, sondern dass andere weniger haben sollen. Man will sich selber im Elend einrichten, und andere zu sich herunterziehen.

Dieser Hochmut ist viel stärker mit politisch Linken assoziiert, und findet sich sowohl bei jetzigen Wokisten, die sich bei ihrer Opferhierarchie nicht einigen können, ob „Queere“ oder „People of color“ nun am benachteiligsten sind, als auch bei klassischen Kommunisten: Pol Pot ließ in Kambodscha Leute ermorden, die lesen oder zwei Sprachen sprechen konnten, weil elitär.

(Spanische Sozialisten schießen auf eine Herz-Jesu-Statue während des „Roten Terrors“, 1936.)

Die besten Mittel gegen beide Formen müssten die Dankbarkeit, die Demut und die Freude sein. Man ist dankbar über das Schöne, das man hat, und freut sich über das Schöne, das auch andere haben. Und: Man vergisst nicht, von wem man es hat.

Hinterlasse einen Kommentar

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..