„Das schickt sich nicht“: Über sinnvolle und sinnlose Regeln

Es ist ein Lieblingshandlungsstrang aller Macher von Historienfilmen: Die junge selbstbewusste Protagonistin, die bald Abenteuer und Romantik erleben soll, setzt sich über Konventionen hinweg, während sie von sauertöpfischen Müttern und Vätern gesagt gekriegt: „Das schickt sich nicht! Das ist unziemlich!“ Die altmodische Sprache soll natürlich die Zuschauer zum herablassenden Lächeln bringen, aber die Worte meinten früher auch einfach nur allgemeine gesellschaftliche Regeln: Teilweise Höflichkeitsregeln, teilweise wesentlich bedeutsamere Grundsätze.

Die Höflichkeitsregeln waren nicht gleichgültig: Wenn man umständliche Grußformeln und Titel wegließ, konnte das signalisieren, dass man dem Gesprächspartner bewusst Verachtung zeigen wollte. Wenn man nicht die übliche Trauerkleidung nach dem Tod eines Verwandten trug, konnte das andere denken lassen, er wäre einem egal gewesen. Unhöflichkeit ist keine Tugend; heute wäre es auch keine Tugend, sich zu weigern, einen älteren Fremden mit „Sie“ anzusprechen, oder mit Jogginghose zum Vorstellungsgespräch zu gehen. In jeder Gesellschaft gelten gewisse Symbole und Signale; die Signale selbst können wechseln, aber der Inhalt bleibt: Ausdruck von Respekt oder Verachtung, Ausdruck von Zuneigung oder Ablehnung. Also hält man sich eben an die allgemein üblichen Signale, wie man die allgemein gesprochene Sprache verwendet.

Aber dann gab es noch die bedeutsameren Regeln. Wenn im Film die hochadligen Eltern ihre Tochter schelten, weil sie sich mit einem mittellosen Studenten trifft, dann sind sie einfach nur böse, geizig, überheblich. Aber wenn reale Eltern im Jahr, sagen wir, 1860, vor einer solchen Beziehung warnten, wollten sie ihre Tochter vielleicht einfach nur vor einem Mitgiftjäger bewahren, der ihr Verliebtheit vorspielte, ohne dass ihm wirklich etwas an ihr lag. Es wäre ähnlich wie der Fall, dass heute Eltern ihre Tochter warnen, einen nigerianischen Asylbewerber zu heiraten, der es vielleicht eher auf die unbefristete Aufenthaltserlaubnis als auf die Liebesbeziehung abgesehen hat, oder wie wenn ein reicher 45jähriger Geschäftsmann skeptisch ist, wenn sich eine 20jährige hübsche blonde Frau plötzlich für ihn interessiert. Die Beziehung mit dem mittellosen Studenten musste nicht automatisch schlecht sein; aber es war etwas mehr Vorsicht geboten. Ebenso damit, dass man unverheiratete Paare nicht ganz allein in geschlossenen Räumen lassen wollte: Die Anstandsdame konnte einfach ein Schutz vor date rape sein, denn wer weiß, wie vertrauenswürdig Fräulein Luises neuer Verehrer, den sie letzte Woche beim Tanz kennengelernt hat, denn wirklich ist? Nicht alle gesellschaftlichen Regeln aller Zeiten waren sinnvoll, aber auch nicht alle Regeln sinnlos, oder jedenfalls nicht völlig grundlos.

Andere Konventionen wiederum, gegen die im historischen Liebesdrama zu rebellieren ist, waren nur Moden. Das Korsett übermäßig eng zu schnüren beispielsweise war kein unterdrückerischer Befehl des Patriarchats, sondern eine (auch nicht derart langlebige) Mode unter Frauen. Von Ärzten wurde sie immer wieder kritisiert, manchmal sogar zu heftig und für Krankheiten verantwortlich gemacht, die sie nicht verursacht haben konnte, und bestimmte Hersteller erfanden bequeme, gesündere Korsetts. (Korsetts an sich waren ja nur die damalige Version von BH und Stütze für die gerade Haltung.)

Die meisten Frauen im Jahr 1750 oder 1890 waren nicht besonders rebellisch, und das ist ok so. Sie interessierten sich für die aktuelle Mode und folgten den aktuellen Höflichkeitsregeln. Wie die meisten Frauen heute eben auch.

Die frühen Christen (bis 200 n. Chr.), Teil 14: Die Taufe

Wer wissen will, was es mit dieser Reihe auf sich hat, möge bitte diese kurze Einführung hier lesen; knapp gesagt: ich habe Zitate aus christlichen Schriften vom Jahr 95 bis ca. 200 n. Chr. gesammelt, um einen Eindruck von der frühen Kirche zu vermitteln. (In der Einführung findet sich eine Liste mit allen herangezogenen Werken mitsamt ihrer Datierung.)

Alle bisher veröffentlichten Teile gibt es hier.

Bibelstellen zum Vergleich (Auswahl):Mt 28,19f.; Mt 3,11; Apg 8,36-39; Mk 16,16; 1 Petr 3,21; Apg 19,3-5; Röm 6,3-11; Eph 4,4-6; Kol 2,11-13; 1 Kor 12,13.

Die Taufe war schon immer das zentrale Ritual zur Aufnahme in die Kirche. Nach katholischer Lehre ist sie eins der sieben Sakramente – Menschen bewirken eine sichtbare, zeichenhafte Handlung, die so von Jesus vorgeschrieben wurde, und Gott bewirkt darin unsichtbar, aber real, das, was dieses Zeichen bedeutet. Die Taufe, gespendet durch Untertauchen/Übergießen mit Wasser und dem Ausspruch „Ich taufe dich im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes“, reinigt von der Erbsünde und allen persönlich begangenen Sünden, macht den Getauften zum Kind Gottes und öffnet ihm den Himmel. Ihm werden durch die Taufe die Verdienste durch Jesu Leiden am Kreuz als Sühne zugewendet. Die Taufe ist der normale Weg zum Himmel, aber auch der Wunsch nach der Taufe (Begierdetaufe) zählt als Taufe, wenn jemand vor der Wassertaufe stirbt (sogar der implizite Wunsch nach der Taufe, also wenn jemand Gott sucht und bereit ist, Ihm zu gehorchen bzgl. dem, was zur Erlösung zu tun ist). Wenn jemand sich taufen lassen will und davor den Märtyrertod stirbt, bezeichnet man das als „Bluttaufe“.

Jetzt also zu den Aussagen zur Taufe, die sich in frühchristlichen Quellen außerhalb der Bibel finden.

Die Didache, eine Gemeindeordnung von ca. 100 n. Chr. gibt folgende Anweisungen zur Taufe:

„Bezüglich der Taufe haltet es so: Wenn ihr all das Vorhergehende gesagt habt, ‚taufet auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes‘ in fließendem Wasser. Wenn du aber kein fließendes Wasser hast, dann taufe in einem anderen Wasser; wenn du es nicht in kaltem tun kannst, tue es im warmen. Wenn du beides nicht hast, gieße dreimal Wasser auf den Kopf ‚auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes‘. Vor der Taufe soll fasten der Taufende, der Täufling und wer sonst kann; den Täufling lasse ein oder zwei Tage zuvor fasten.“ (Didache 7)

Die Vorbereitung auf die Taufe war also wichtig; und Untertauchen und Übergießen galt beides als gültig.

Justin der Märtyrer beschreibt um 150 n. Chr. die Taufe ausführlich:

„Wie wir uns aber nach unserer Neuschaffung durch Christus Gott geweiht haben, wollen wir jetzt darlegen, damit wir nicht, wenn wir dieses übergehen, in unserer Ausführung eine Unredlichkeit zu begehen scheinen. Alle, die sich von der Wahrheit unserer Lehren und Aussagen überzeugen lassen, die glauben und versprechen, daß sie es vermögen, ihr Leben darnach einzurichten, werden angeleitet zu beten, und unter Fasten Verzeihung ihrer früheren Vergehungen von Gott zu erflehen. Auch wir beten und fasten mit ihnen. Dann werden sie von uns an einen Ort geführt, wo Wasser ist, und werden neu geboren in einer Art von Wiedergeburt, die wir auch selbst an uns erfahren haben; denn im Namen Gottes, des Vaters und Herrn aller Dinge, und im Namen unseres Heilandes Jesus Christus und des Heiligen Geistes nehmen sie alsdann im Wasser ein Bad. Christus sagte nämlich: ‚Wenn ihr nicht wiedergeboren werdet, werdet ihr in das Himmelreich nicht eingehen.‘ Daß es nun aber für die einmal Geborenen unmöglich ist, in ihrer Mutter Leib zurückzukehren, leuchtet allen ein. Durch den Propheten Isaias ist, wie wir früher mitgeteilt haben, gesagt worden, auf welche Weise die, welche gesündigt haben und Buße tun, von ihren Sünden loskommen werden. Die Worte lauten: ‚Waschet, reinigt euch, schafft die Bosheiten fort aus euren Herzen, lernet Gutes tun, seid Anwalt der Waise und helfet der Witwe zu ihrem Rechte, und dann kommt und laßt uns rechten, spricht der Herr. Und sollten eure Sünden sein wie Purpur, ich werde sie weiß machen wie Wolle; sind sie wie Scharlach, ich werde sie weiß machen wie Schnee. Wenn ihr aber nicht auf mich hört, wird das Schwert euch verzehren; denn der Mund des Herrn hat gesprochen.‘ Und hierfür haben wir von den Aposteln folgende Begründung überkommen. Da wir bei unserer ersten Entstehung ohne unser Wissen nach Naturzwang … gezeugt wurden und in schlechten Sitten und üblen Grundsätzen aufgewachsen sind, so wird, damit wir nicht Kinder der Notwendigkeit und der Unwissenheit bleiben, sondern Kinder der freien Wahl und der Einsicht, auch der Vergebung unserer früheren Sünden teilhaftig werden, im Wasser über dem, der nach der Wiedergeburt Verlangen trägt und seine Vergehen bereut hat, der Name Gottes, des Allvaters und Herrn, ausgesprochen, wobei der, welcher den Täufling zum Bade führt, nur eben diese Bezeichnung gebraucht. Denn einen Namen für den unnennbaren Gott vermag niemand anzugeben, und sollte jemand behaupten wollen, es gebe einen solchen, so wäre er mit unheilbarem Wahnsinn behaftet. Es heißt aber dieses Bad Erleuchtung, weil diejenigen, die das an sich erfahren, im Geiste erleuchtet werden. Aber auch im Namen Jesu Christi, des unter Pontius Pilatus Gekreuzigten, und im Namen des Heiligen Geistes, der durch die Propheten alles auf Jesus Bezügliche vorherverkündigt hat, wird der, welcher die Erleuchtung empfängt, abgewaschen. […]

Wir aber führen nach diesem Bade (c. 61) den, der gläubig geworden und uns beigetreten ist, zu denen, die wir Brüder nennen, dorthin, wo sie versammelt sind, um gemeinschaftlich für uns, für den, der erleuchtet worden ist, und für alle andern auf der ganzen Welt inbrünstig zu beten, damit wir, nachdem wir die Wahrheit erkannt haben, gewürdigt werden, auch in Werken als tüchtige Mitglieder der Gemeinde und als Beobachter der Gebote erfunden zu werden, und so die ewige Seligkeit zu erlangen.“ (Justin, 1. Apologie 61.65)

Danach beschreibt Justin die Messe, die nach der Aufnahme des Täuflings stattfindet.

In einem anderen Werk, einem Dialog mit dem Juden Tryphon, sagt er:

„Daher müßt ihr diese Hoffnung eurer Seele beschneiden und euch bemühen um die Erkenntnis des Weges, auf welchem euch die Sünden werden nachgelassen werden und ihr das Erbe der verheißenen Güter erhoffen dürft. Diesen Weg geht ihr aber nur dann, wenn ihr unseren Christus anerkennt, euch in dem durch Isaias verkündeten, der Nachlassung der Sünden dienenden Bade reinigt und dann ohne Sünden lebt.“ (Justin, Dialog mit Tryphon, 44,4)

Der Barnabasbrief kritisiert die nichtchristlichen Juden in Bezug auf die Taufe:

„Lasset uns aber untersuchen, ob dem Herrn daran gelegen war, über das Wasser und über das Kreuz im voraus etwas zu offenbaren. Über das Wasser steht an Israel geschrieben, wie sie die Taufe, die Vergebung der Sünden bringt, nicht annehmen werden, sondern wie sie andere Gebräuche für sich einführen werden.“ (Barnabasbrief 11,1)

Er sieht im Alten Testament schon Vorausdeutungen auf die Taufe, die dann zitiert werden.

Der Hirte des Hermas, eine Reihe von Privatoffenbarungen mit manchmal etwas unorthodoxen Ideen, beschreibt die Vorstellung, dass auch diejenigen, die vor der Einsetzung der Taufe durch Christus gestorben waren, noch nach ihrem Tod auf irgendeine Weise die Taufe hätten empfangen müssen, wozu die Apostel zu ihnen ins Totenreich gekommen wären. Ein Engel zeigt Hermas in einem Gleichnis den Bau eines Turmes, der die Kirche darstellt, und Hermas fragt ihn:

„‚Noch anderes musst du mir erklären, Herr.‘ ‚Was möchtest du wissen?‘ ‚Warum, Herr, kamen diese Steine aus der Tiefe und wurden in den Bau (des Turmes) gelegt, wenn sie doch Träger dieses Geistes waren?‘ ‚Sie mussten notwendig durch das Wasser emporsteigen, damit sie das Leben erlangten; denn sie konnten nicht anders in das Reich Gottes eingehen, als wenn sie die Sterblichkeit des [früheren] Lebens ablegten. So haben also auch diese Entschlafenen die Besiegelung des Gottessohnes erhalten [und sind eingegangen in das Reich Gottes]. Denn bevor der Mensch den Namen des Gottessohnes trägt, ist er tot; sobald er aber die Besiegelung erhalten hat, legt er die Sterblichkeit ab und nimmt das Leben an. Die Besiegelung aber ist das Wasser: ins Wasser tauchen sie unter als Tote und tauchen empor als Lebendige. Auch ihnen ging die Botschaft zu von dieser Besiegelung; sie machten davon Gebrauch, damit sie ins Reich Gottes gelangten.‘ ‚Warum kamen nun, Herr, diese vierzig Steine mit diesen aus der Tiefe empor, obwohl sie das Siegel schon hatten?‘ ‚Weil die Apostel und Lehrer, die Verkündiger des Namens des Gottessohnes, nachdem sie in der Kraft und im Glauben des Gottessohnes entschlafen waren, auch den vorher Entschlafenen predigten und ihnen das Siegel der Botschaft übergaben. Sie tauchten nun mit ihnen ins Wasser und stiegen wieder empor; aber diese waren lebend, als sie untertauchten, und lebend, als sie wieder emporstiegen; aber die vorher Entschlafenen tauchten unter als Tote und kamen empor als Lebendige. Durch sie also haben jene das Leben erlangt und den Namen des Gottessohnes erkannt; deshalb also stiegen sie zugleich mit jenen empor, wurden zugleich mit ihnen dem Bau des Turmes eingefügt und unbehauen dem Bau verbunden; waren sie ja doch in Gerechtigkeit und großer Reinheit entschlafen; nur diese Besiegelung hatten sie nicht erhalten. Nun hast du auch hierfür die Erklärung.‘ ‚Ja, Herr.‘ (Hirte des Hermas III,9,16)

Zum Vergleich: Die Kirche lehrt, dass auch die gerechten Toten, die vor der Zeit Jesu gestorben waren, noch die Erlösung durch Ihn brauchten und vor Seinem Kreuzestod nicht Gott schauen konnten, auch wenn sie im Jenseits keine sonstigen Strafen verdienten. Er stieg nach Seinem Tod ins Totenreich – den sog. Limbus der Väter – und holte sie herauf. Von einer Taufe ist hier aber nicht die Rede; nur wer noch lebt, kann getauft werden. Aber im übertragenen Sinne kann man das wohl so gelten lassen.

In den Petrusakten, einer Erzählung über das Leben des Petrus aus dem 2. Jahrhundert, tauft Petrus einen Schiffskapitän auf der Reise nach Rom im Meer:

„Nach wenigen Tagen aber stand der Kapitän zur Stunde seines Frühstücks auf. Er bat den Petrus, mit ihm zu speisen und sagte zu ihm: ‚O, wer du auch sein magst, ich kenne dich zu wenig, ob du ein Gott oder ein Mensch bist. Aber ich meine – soweit ich es verstehe -, daß du ein Diener Gottes bist. Denn während mitten in der Nacht mein Schiff von mir gesteuert wurde und ich eingeschlafen war, da schien es mir, als ob eine menschliche Stimme vom Himmel her zu mir sagte: ‚Theon, Theon!‘ Zweimal rief sie mich bei meinem Namen und sagte zu mir: ‚Unter allen, die mit dir fahren, sei dir Petrus derjenige, der höchster Verehrung wert ist. Durch ihn werdet ihr, du und die übrigen, aus unverhoffter Situation heraus ohne jeden Schaden heil hervorgehen‘.‘ Petrus aber glaubte, daß Gott denen, die auf dem Schiff waren, auf dem Meere seine Vorsehung zeigen wollte. Daraufhin begann Petrus dem Theon die großen Taten Gottes darzulegen und wie Gott ihn unter den Aposteln erwählt habe und welchen Zweck seine Reise nach Italien habe. Täglich aber teilte er ihm das Wort Gottes mit. Und er betrachtete ihn und erkannte durch den Verkehr mit ihm, daß er gleichgesinnt im Glauben sei und würdig des Dienstes. Als aber das Schiff auf der Adria in eine Windstille geriet, wies Theon den Petrus auf die Windstille hin und sagte: ‚Wenn du mich für würdig halten willst, in das Zeichen des Herrn einzutauchen, so hast du (jetzt) Gelegenheit (dazu).‘ Denn alle, die auf dem Schiff waren, schliefen betrunken. Petrus ließ sich an einem Tau herab und taufte den Theon im Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes. Jener aber stieg fröhlich und in großer Freude aus dem Wasser empor, auch Petrus war froher geworden, weil Gott den Theon seines Namens für würdig gehalten hatte. Es geschah aber, daß an derselben Stelle, an der Theon getauft worden war, ein Jüngling erschien, strahlend vor Glanz, und zu ihnen sprach: ‚Friede (sei) mit euch!‘ Und sofort stiegen Petrus und Theon hinauf und gingen in die Kajüte hinein, und Petrus nahm Brot und dankte dem Herrn, der ihn seines heiligen Dienstes gewürdigt hatte, und (dafür), daß ihnen der Jüngling erschienen wäre, der ‚Friede (sei) mit euch‘ sagte. (Petrus sprach:) ‚Bester und allein Heiliger! Denn du bist uns doch erschienen, Gott Jesus Christus, in deinem Namen ist er (Theon) eben getauft und mit deinem heiligen Zeichen ist er gezeichnet worden. Daher teile ich auch in deinem Namen ihm deine Eucharistie mit, damit er dein vollkommener Diener sei ohne Tadel für immer.'“ (Petrusakten 5, in: Edgar Hennecke u. Wilhelm Schneemelcher (Hrsg.): Neutestamentliche Apokryphen in deutscher Übersetzung. 2. Band. Apostolisches, Apokalypsen und Verwandtes, 4. Aufl., Tübingen 1971, S. 195.)

Auch hier beginnt also Petrus gleich nach der Taufe mit der Vorbereitung der Eucharistie, an der der Getaufte jetzt teilnehmen darf.

Auch die Akten des Paulus und der Thekla berichten von der Taufe; sie stammen ebenfalls aus dem 2. Jahrhundert und erzählen von Paulus und Thekla, einem jungen Mädchen, das er bekehrt, das dann geweihte Jungfrau wird, zwei Mal knapp dem Märtyrertod entgeht und dann lange Jahre als Einsiedlerin lebt. Thekla kommt zuerst zu Paulus, als er im Gefängnis ist, bekehrt sich schnell, will geweihte Jungfrau werden und weigert sich, ihren Verlobten zu heiraten, soll dann hingerichtet werden, wird aber von Gott gerettet und zieht mit Paulus fort. Er schiebt dabei ihre Taufe zunächst auf:

„Er aber sprach: ‚Die Zeit ist böse und du bist schön von Gestalt. Daß nur nicht eine andere Versuchung über dich komme, schlimmer als die erste, und du nicht aushältst und feige wirst!‘ Und Thekla sagte: ‚Gib mir nur das Siegel in Christo, und keine Versuchung wird mich ergreifen.‘ Und Paulus antwortete: ‚Thekla, habe Geduld, und du wirst das Wasser empfangen.'“ (Paulusakten 3,25, in: Edgar Hennecke u. Wilhelm Schneemelcher (Hrsg.): Neutestamentliche Apokryphen in deutscher Übersetzung. 2. Band. Apostolisches, Apokalypsen und Verwandtes, 4. Aufl., Tübingen 1971, S. 247.)

Als Thekla dann in einer anderen Stadt den wilden Tieren im Amphitheater vorgeworfen werden soll, können die Tiere ihr nicht schaden. Sie will sich selbst taufen und wirft sich in eine Grube Wasser mit wilden Robben:

„Da ließen sie viele Tiere hinein, während sie dastand und die Hände ausgebreitet hatte und betete. Als sie aber ihr Gebet beendet hatte, wandte sie sich um und sah eine große Grube voll Wasser und sprach: ‚Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, mich zu waschen.‘ Und sie stürzte sich selbst hinein mit den Worten: ‚Im Namen Jesu Christi taufe ich mich am letzten Tage!‘ Als das die Frauen und das ganze Volk sahen, weinten sie und riefen: ‚Stürze dich nicht selbst ins Wasser!‘ Sogar der Statthalter vergoß Tränen, weil soviel Schönheit von den Robben gefressen werden sollte. Sie also stürzte sich ins Wasser im Namen Jesu Christi; die Robben aber sahen den Glanz eines Blitzes und schwammen tot an der Oberfläche.“ (Paulusakten 3,34, in: Ebd., S. 249.)

Eine Selbsttaufe, noch dazu nicht im Namen der Dreifaltigkeit, ist eigentlich ungültig; deswegen stand dieser Text in der Kritik. Außerdem findet sich dort in den Paulusakten noch eine seltsame, ebenfalls kritisierte Passage, die von einem getauften Löwen handelt. Paulus erzählt dabei Folgendes:

„Als ich mit meinem Gebet zu Ende war, hatte sich das Tier zu meinen Füßen geworfen. Ich ward voll heiligen Geistes, sah es an und sagte zu ihm: ‚Löwe, was willst du?‘ Da sagte er: ‚Ich möchte getauft werden.‘

Ich lobte Gott, der dem Tier Sprache verliehen hatte und seinen Dienern das Heil. Nun gab es an diesem Orte einen großen Fluß; ich stieg dort hinein … [Dann] (ihr) Männer (und) Brüder, rief ich: ‚Der, der in den obersten [Orten] wohnt, der seinen Blick auf die Demütigen richtet, der, der den Erschöpften die Ruhe gegeben hat, der, der das Maul der Löwen bei Daniel verstopft hat, der mir (?) unseren Herrn Jesus Christus gesandt hat, [o du], gib, daß unser … entkommt dem Tier, und den Plan, den du mir [festgelegt] hast, erfülle ihn!‘ Nachdem ich mit diesen Worten gebetet hatte, nahm ich den [Löwen] bei seiner Mähne und im Namen Jesu Christi tauchte (?) ich ihn dreimal unter. Als er dem Wasser wieder entstieg, schüttelte er seine Mähne zurecht und sagte zu mir: ‚Gnade sei mit dir!‘ Und ich sagte zu ihm: ‚Desgleichen mit dir!‘

Der Löwe lief nun zu dem Feld davon, voller Jubel; tatsächlich, es wurde mir im Herzen offenbart.“ (Paulusakten, Ebd., S. 269)

Auch damals gab es eben schon seltsame fromme Legenden.

In der Epistula Apostolorum, einem angeblichen Gespräch Jesu mit den Aposteln, sagt Jesus zu ihnen, dass quasi Er selbst durch sie taufen wird:

„Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Väter werdet ihr genannt werden, weil ihr liebreich und barmherzig ihnen offenbart habt, was im Himmelreich (ist …, weil) sie durch meine Hand empfangen werden die Taufe des Lebens und die Vergebung der Sünde.“ (Epistula Apostolorum 42 (53), äthiopische Fassung, in: Edgar Hennecke u. Wilhelm Schneemelcher (Hrsg.): Neutestamentliche Apokryphen in deutscher Übersetzung. 1. Band. Evangelien, 4. Auflage, Tübingen 1968, S. 150.)

Hier zeigt sich also: Es handeln nicht allein die Menschen, die taufen, sondern da ist wirklich Gott am Werk.

Baptistère, thermes de Cimiez.jpg
(Spätantikes Taufbecken in Cimiez im heutigen Frankreich. Bildquelle hier.)

Auch wenn ein Engel vom Himmel euch ein anderes Evangelium verkündete: Das Problem mit dem Islam

Der Islam gilt bei vielen als eine der „abrahamitischen Religionen“, die uns Christen doch verwandt wäre, mit der wir doch gut auskommen müssten. Ganz falsch ist das nicht – dazu unten -, aber er ist, wenn man die Sache so durchdenkt, trotzdem genau die Religion, die der Teufel sich im 7. Jahrhundert wünschen konnte.

Die Situation war diese: Das Oströmische Reich (Griechenland, Kleinasien, Naher Osten, Nordafrika) war christlich; die germanischen Stämme, die das Weströmische Reich überrannt hatten, nahmen einer nach dem anderen das Christentum der von ihnen unterworfenen Weströmer an; Irland war christlich; Armenien war christlich; Äthiopien war christlich; in Persien und Arabien gab es schon einige Christen und einzelne sogar in Indien. Es war materiell gesehen nicht die beste Zeit, mit vielen Kriegen und Krankheiten und Klimaverschlechterung, aber dennoch war insgesamt das Christentum auf dem Vormarsch. Die Verehrung von Ahnen, Naturkräften und Geistern verlor an Überzeugungskraft, der eine Gott wirkte logischer und zeigte Seine Macht. Brutale heidnische Sitten wie Stammesfehden waren nicht verschwunden, aber ihnen wurde ganz allmählich entgegengewirkt. (Das Judentum war auch noch relativ stark, auch wenn es nicht so sehr wuchs.)

Nun tritt da in Arabien ein angeblicher Prophet namens Mohammed auf, der erklärt, ein Engel sei ihm erschienen, und ja, es gebe nur einen Gott, aber diese früheren jüdischen und christlichen Offenbarungen seien alle verfälscht, und er sei jetzt als entscheidender Prophet gesandt worden, um alles zu korrigieren. Jesus sei nicht gekreuzigt worden und nicht auferstanden und habe eigentlich überhaupt nichts Besonderes getan, außer zu verkünden, es sei nur ein Gott, und ihn, Mohammed, anzukündigen. Ja, in der Bibel sei alles verfälscht, nur die eine Stelle, an der Jesus ankündigt, den Beistand, den Heiligen Geist, zu senden, sei insoweit nicht verfälscht, als mit dem Beistand nicht der Heilige Geist, sondern er, Mohammed, gemeint sei. („Der Beistand aber, der Heilige Geist, den der Vater in meinem Namen senden wird, der wird euch alles lehren und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe.“ Joh 14,26) Nein, er kann keine alten Manuskripte vorzeigen, die unverfälscht sind, nein, auch keine anderen Leute, die noch die ursprüngliche Wahrheit über Jesus bewahrt haben, nein, er kann auch keine öffentlichen Wunder wie Heilungen vorzeigen, die ihn als von Gott gesandt bestätigen würden, obwohl er selbst anerkennt, dass Jesus noch solche Wunder gewirkt hat. Hey, immerhin wäre er nachts einmal nach Jerusalem und in den Himmel entrückt worden, das solle man ihm gefälligst glauben, auch wenn es niemand gesehen hat, das sei doch Zeugnis genug. (Außerdem wird 200 Jahre später in einer Hadithensammlung aufgezeichnet, er habe den Mond gespalten, was ein paar wenige Leute gesehen haben sollen – nein, da macht es nichts, dass niemand von seinen Zeitgenossen etwas davon berichtet und niemand sonst es gesehen haben soll.) Außerdem seien seine zusammenhanglosen Predigten, die zu einem Buch zusammengestellt werden, literarisch auf Arabisch so schön, dass das sein Prophetentum beweise. Wer ihm nicht glaube, der komme eben in die Hölle, selber schuld. Bei seinen Predigten gegen die Christen machte er lachhafte Fehler – z. B. impliziert er an einer Stelle, die Christen würden Jesus und Maria (Maria, nicht einmal den Heiligen Geist!) als getrennte Götter neben Gott anbeten: „Und wenn Allah sagt: ‚O ʿĪsā, Sohn Maryams, bist du es, der zu den Menschen gesagt hat: ‚Nehmt mich und meine Mutter außer Allah zu Göttern!‘?‘, wird er sagen: ‚Preis sei Dir! Es steht mir nicht zu, etwas zu sagen, wozu ich kein Recht habe. Wenn ich es (tatsächlich doch) gesagt hätte, dann wüßtest Du es bestimmt. Du weißt, was in mir vorgeht, aber ich weiß nicht, was in Dir vorgeht. Du bist ja der Allwisser der verborgenen Dinge.“ (Sure 5, Vers 116) (Es ist keine einzige christliche Sekte bekannt, die Maria als Göttin verehrt hätte.)

Mohammeds Himmelfahrt, Persien, 16. Jahrhundert.

Kein kluger und ernsthafter Christ hätte diesen Mann ernst nehmen können. Alle Beweise und Zeugnisse der Apostel, die für ihren Glauben immerhin den Märtyrertod erlitten hatten, standen dagegen, es war schlichtweg lachhaft. Gute Dichtkunst können sehr viele Menschen schaffen, und niemand sieht deshalb Homer als gottgesandten Propheten, der alle anderen Propheten übertrumpfen soll. Wieso sollte man an ihn glauben und alles andere verwerfen? (Auch heute wissen wir, dass alle frühesten Bibelmanuskripte sowie die sonstigen Quellen und archäologischen Beweise übereinstimmen, das Christentum eben nicht ursprünglich etwas anderes lehrte. Das sollte auch das zentrale Argument gegen den Islam sein: Nicht dass diese oder jene seiner Regeln falsch ist, denn damit stößt man bei Moslems sowieso auf taube Ohren, sondern dass er von Grund auf unglaubwürdig, das Christentum aber längst bewiesen ist.)

Wer würde an Mohammed glauben? Vielleicht dumme Leute, die begierig waren, einen richtigen echten Propheten in ihren Tagen zu sehen, oder Polytheisten, die bisher noch nicht viel von Christen- und Judentum mitbekommen hatten. Und zwar insbesondere solche, denen es in ihrem persönlichen Leben entgegenkam, ihm zu glauben.

Mohammed hatte ein paar taktische Vorteile, er kam den heidnischen Arabern entgegen:

  • Seine Religion erlaubte die Polygamie (bis zu vier Frauen), während das Christentum die Monogamie verlangte.
  • Seine Religion erlaubte die Unzucht mit bzw. Vergewaltigung von unbegrenzt vielen Sklavinnen. Auch eine verheiratete Frau, die in Kriegsgefangenschaft geriet, hatte damit automatisch als von ihrem Ehemann geschieden zu gelten und hatte dem sie raubenden Muslim zur sexuellen Verfügung zu stehen. (Es ist fast lustig, wie sich moderne islamische Apologeten verknoten, das zu rechtfertigen. „Nein, wirklich, diese Frauen haben bestimmt bald gesehen, wie die Muslime im Recht waren und ihre Leute im Unrecht und wollten jetzt zu den Muslimen gehören, ganz ehrlich! Und außerdem werfen sich Frauen doch sowieso gern dem Sieger an den Hals und überhaupt!“ Das war im übrigen etwas Neues im Vergleich zu den anderen monotheistischen Religionen. Das Gesetz des Mose verlangte, dass ein Mann eine Sklavin wenigstens ordentlich zur Ehefrau – zumindest zur Nebenfrau – nehmen, also auch zu einer freien Frau machen musste, wenn er Sex mit ihr wollte, und schimpfte über solches Benehmen, und das Christentum verurteilte solche Taten natürlich völlig.)
  • Seine Religion erlaubte die Scheidung, ähnlich wie das Judentum, anders als das Christentum.
  • Seine Religion erlaubte die „Ehe auf Zeit“ z. B. während Feldzügen.
  • Seine Religion erlaubte Abtreibung bis zu einer gewissen Frist.
  • Seine Religion erlaubte es, im Notfall zu lügen und sich nicht zu ihr zu bekennen, wenn man dafür Verfolgung zu befürchten hatte.
  • Seine Religion verlangte keine Feindesliebe.
  • Seine Religion sah ausdrücklich den Krieg als primäres Mittel der Ausdehnung der Gemeinschaft der Muslime vor. Das war damals auch etwas Neues, keine Angelegenheit von „das war eben im 7. Jahrhundert so“. Natürlich hatte Religion oder die Ablehnung einer Religion auch bisher oft eine Rolle in Kriegen oder politischen Konflikten gespielt – wie auch nicht, sie ist zentral wichtig für sämtliche Menschen -, aber Propheten oder Philosophen waren nicht vorrangig als Kriegsherren aufgetreten. Das gilt auch für seltsame Sektengründer. Zarathustra, Mani, Simon Magus, Arius, Markion, Montanus – keiner von ihnen war wie Mohammed gewesen.

Mohammed fand also nach und nach doch genug Anhänger, die ihn als Führer anerkannten und unter ihm gute Positionen fanden, und so wurde das islamische Kalifat begründet und breitete sich schnell immer weiter aus.

Man hört manchmal Christen argumentieren (ich selber fand es nicht ganz unplausibel): „Der Islam kennt wenigstens den Glauben an einen Schöpfer der Welt, der über Gut und Böse richten wird. Das ist besser als nichts, viel besser als der Polytheismus mit seinem absurden Götzendienst und seinen irrsinnigen, abergläubischen Praktiken, auch viel besser als der Atheismus, der Gott komplett die Anerkennung verweigert. Muslime könnten eigentlich unsere Verbündeten gegen einen aggressiven Atheismus sein.“

Das ist nicht ganz falsch, aber hier übersieht man etwas. Gerade, dass der Islam „nicht so schlimm“ ist, ist eine seiner Fallen. Jede falsche Ideologie braucht irgendwo eine Anziehungskraft, und der Islam hat die eher als z. B. der Atheismus oder der Polytheismus. Und so konnte er mächtig werden, und einen mächtigen negativen Einfluss ausüben.

Der Islam verhinderte die weitere Ausbreitung des Christentums. Er schnitt die Äthiopier und Inder vom Rest der Christenheit ab, unterdrückte das aufkeimende Christentum in Persien und Arabien. Er war Gift für jede christliche Mission. Ohne den Islam hätte sich die Kirche vielleicht ganz normal allmählich bis zu den Chinesen und Turkvölkern ausgebreitet, so wie sie sich im Westen zu den Wikingern und Slawen ausbreitete. Die Christen in Ländern wie Ägypten oder Syrien durften zunächst gegen Schutzgeldzahlungen weiterhin unter ihren islamischen Herren leben, aber sie waren beständiger Repression ausgeliefert, und auch einem schädlichen kulturellen Einfluss der islamischen Welt.

Heiden (Polytheisten, Animisten) nehmen viel leichter das Christentum an als Muslime, das haben christliche Missionare in Afrika erlebt. Dort sind die Volksgruppen, die vorher Heiden waren, mittlerweile mit deutlicher Mehrheit Christen (auch wenn sie oft noch Aberglauben beibehalten haben und teilweise bescheuerten Pfingstkirchen folgen); die Volksgruppen, die vorher Muslime waren, sind es auch jetzt noch.

Der Islam impft den Muslimen eine Abwehrreaktion gegen das Christentum ein, v. a. in Bezug auf die Dreieinigkeit. „3 ist nicht 1, 1 ist nicht 3, basta, weiter hören wir nicht zu.“ Dabei übersehen sie, wie gerade das Geheimnis der Dreieinigkeit ein bisschen Licht ins Dunkel um das Wesen Gottes bringt. Wir wissen: Gott ist das Gute und damit ist Er die Liebe; Gott ist sich selbst genug und hatte es nicht nötig, Geschöpfe zu erschaffen, um nicht einsam zu sein (Er hat uns rein aus überfließender Liebe geschaffen); Gott enthält in sich auf irgendeine Weise alles Gute, das wir in den Geschöpfen stückhaft sehen, und eins dieser guten Dinge ist Gegenseitigkeit, Ausgerichtetsein auf einen anderen. Das macht auf einmal viel mehr Sinn, wenn man weiß, dass es in Gott auf irgendeine Weise eine Gemeinschaft, ein Gegenüber gibt. Gleichzeitig ist Er vollkommen eins und besteht nicht aus Teilen; die drei Personen in Gott sind vollkommen eins und damit die wirklichste Liebesgemeinschaft, die es geben kann. Natürlich ist das ein Mysterium, aber was erwartet man denn bei Gott? Auch von Dingen wie Unendlichkeit oder Allwissenheit können wir uns keine rechte Vorstellung machen. Und Gott hat das nun mal offenbart.

Der Islam lässt seine Anhänger glauben, sie wären große Heilige, während sie nur ihre niederen Triebe ausüben, und bringt sogar gute Menschen dazu, Schlechtes gutzuheißen. Er stellt ein paar Forderungen, bei denen sich die Muslime stolz sagen können, wie radikal er sei, aber macht dann wieder bequeme Kompromisse. Er erlaubt es, Hass voll auszuleben. Der Dschihad ist eigentlich etwas für testosterongesteuerte Knaben, die den Kick des Krieges wollen, die irgendeinen Einsatz wollen, und die außerdem arrogant sind und sich über all den dummen Pöbel, die Kuffar, erheben wollen, die sich aber nicht wirklich selbst verleugnen wollen und die sogar für ihren Tod im Krieg noch ein himmlisches Bordell als Belohnung erwarten – nicht für wirkliche Männer. Der Islam verlangt keine Feindesliebe, kein Verständnis für Irrtum, keine langwierigen Bemühungen, jemanden mit Argumenten zu überzeugen, keine Nächstenliebe auch gegenüber Irrenden. Er macht die Menschen, die ihm voll und ganz folgen, zu schlechten Menschen, die im Zuge dessen ihr Gewissen abschalten müssen.

Der Islam macht es außerdem Muslimen, die seine Falschheit erkannt haben, sehr schwer, ihn zu verlassen (er schreibt immerhin die Tötung von abgefallenen Muslimen vor), und bringt auch sie damit dazu, gegen ihr Gewissen zu handeln.

Es wird sicher einige Muslime geben, die, da sie immerhin Gott und eine rudimentäre Moral kennen, mithilfe von unverschuldeter Unwissenheit in den Himmel kommen – meiner Vermutung nach wahrscheinlich vor allem fromme, altmodische, friedlich gesinnte Leute, die sich eher auf Aspekte wie Gebet, Fasten und Almosen konzentrieren, die zwar wollen, dass ihre Frauen aus Sittsamkeit Kopftuch tragen, aber den Gesichtsschleier für übertrieben halten, und die lieber nicht an Aspekte wie Sexsklaverei denken bzw. sich da mit dem angeblichen historischen Kontext herausreden. Aber das sind nicht alle Muslime. Es gibt auch die Sorte junge Männer, die sich sonst was auf ihre Herkunft einbilden, aus islamischen Einstellungen heraus sämtliche kopftuchlosen Frauen als Schlampen verachten und selber Pornos konsumieren, und sich wie Mehmed der Eroberer vorkommen, wenn sie sich in der Integrationsklasse der Berufsschule aufführen wie der letzte Depp. Der Islam versperrt den Zugang zu vielen Gnadenhilfen und sorgt damit auch dafür, dass die Muslime nicht mal seinen kompromisslerischen Vorschriften nachkommen, und er pervertiert den Sinn für Gut und Böse, sodass Muslime Dinge tun, die sie auch ohne Christentum als falsch erkennen müssten.

Der Islam ist, kurz gesagt, eine verdrehte Nachäffung des Christentums, und gerade dadurch gefährlicher als die Kulte von Jupiter und Odin.

Es gibt ja verschiedene Theorien, wieso Mohammed sich zum Propheten erklärte:

  • Er war ein Lügner.
  • Er hatte psychische Probleme.
  • Er war von einem Dämon getäuscht, der sich als „Engel des Lichts“ ausgab.

Dass er ein Lügner war, halte ich für unwahrscheinlich, er scheint schon selbst von seiner Botschaft überzeugt gewesen zu sein; da macht eine der beiden anderen Theorien dann mehr Sinn. Gerade da der Islam dem Teufel so viel genützt haben muss.

Heidentum, Dämonen und Menschenopfer

Wenn man Säkularisten erklären will, vor was für einer Welt das Christentum uns gerettet hat, stößt man öfter auf die Schwierigkeit, dass sie es sich gar nicht richtig vorstellen können. Es hat unsere Kultur so lange geprägt, dass zu vieles zu einer Selbstverständlichkeit geworden ist; und selbst auf heidnische Regionen wie Asien hatte es über die politische Macht und die kulturelle Dominanz Europas und Amerikas mittelbar einen gewissen Einfluss. Wenn man Leuten darlegt, dass z. B. die alten Kanaaniter/Phönizier Menschenopfer und Tempelprostitution pflegten, wird das leicht zu feindlicher Propaganda erklärt (zumindest solange, bis ein Haufen geopferter Kinderleichen in phönizischen Siedlungen im Mittelmeerraum ausgegraben wird).

Überbleibsel einer phönizischen Opferstätte, Karthago, heutiges Tunesien.

Aber die Sache ist ja die: Das Heidentum existiert immer noch. In geschwächter Form, aber es existiert, und die Leute wissen es nur oft nicht. Indien ist ein gutes Beispiel; dort schafften die englischen Kolonialherren zwar z. B. die Witwenverbrennung ab, aber vieles andere bestand ungehindert fort. (Die East India Company verhinderte übrigens bis Anfang des 19. Jahrhunderts aus geschäftlichen Interessen eine christliche Mission in Indien; andernfalls wäre es vielleicht inzwischen schon besser.)

Menschenopfer existieren heute noch. Sie passieren eben z. B. in Indien, und selbst wenn die Täter zur Rechenschaft gezogen werden, gibt es einflussreiche Hindu-Politiker, die alles zur Verleumdungskampagne erklären. Auch in Afrika kommen sie vor; Uganda hat deswegen erst Anfang 2021 ein eigenes Gesetz zu ihrer Verhinderung erlassen. Das sind nicht zentral geplante Veranstaltungen in großen Tempeln, sie folgen keinen geschriebenen Regeln; eher kommt es vor, dass ein Dorfbewohner, dem ein Heiler eingeredet hat, er sei verhext worden, heimlich ein Nachbarskind entführt und in seiner Hütte auf brutale Weise umbringt, um dadurch einen bösen Geist zu besänftigen oder von ihm Macht zu erlangen. Und doch kann das Ganze einen größeren Umfang annehmen; in Ibadan, Nigeria gab es 2014 Unruhen, als im Wald ein „Haus des Schreckens“ entdeckt wurde, voller Leichen, Leichenteile und halbtoter Gefangener (übrigens wurde es nicht von der Polizei entdeckt, sondern von Motorrad-Taxi-Fahrern, die auf eigene Faust nach einem entführten Kollegen suchten). In Indien gibt es auch trotz eines staatlichen Verbots noch Tempelprostituierte – Devadasi, „Göttersklavinnen“. Junge Mädchen werden mit einer Gottheit „verheiratet“ und vollziehen für diese Gottheit Tänze und Sex; das Geld, das sie mit der Prostitution verdienen, geht teilweise an den Tempel. Früher waren diese Frauen wohl noch mächtiger, heute stammen sie vor allem aus den untersten, armen Kasten; und die halbherzigen Bemühungen der Regierung dagegen helfen nicht viel.

Devadasis um 1920.

Wenn sie an indische/südostasiatische Religion denken, haben die meisten Deutschen wahrscheinlich ein Bild von orangegekleideten Mönchen im Kopf, die im Schneidersitz sitzen und „Om“ sagen. Das ist ein geringer Teil dieser Religionen.

Das Hauptsächliche am Heidentum ist doch seine Verworrenheit. Man hat vage Vorstellungen von einer Welt der Geister und „Götter“, die man besänftigen muss, die man fürchtet. Man hat keine abgegrenzten Lehren, es muss keinen Sinn ergeben; man nimmt alles mögliche auf, was irgendein Guru verkündet, egal, welcher Tradition der angehört. Diese Geister müssen nicht rational zu verstehen sein; vielleicht wollen sie gerade, dass man Irrationales, Böses tut, um ihnen seine Gefolgschaft zu beweisen. Vielleicht sind sie Totengeister, vielleicht verkörpern sie Naturkräfte, vielleicht sind sie böse Geister, die man gerade durch die perversesten Riten gefügig machen oder beeindrucken will, vielleicht sind sie mehr oder weniger gute Geister, die einen für Gastfreundschaft belohnen und für Betrug bestrafen. Banaler Aberglaube existiert neben Philosophen, die die alten Göttergeschichten für irgendwie bildlich gemeint erklären; irgendwo im Hintergrund wird vielleicht ein höchster Schöpfer erkannt, der die ganze Welt gemacht hat, aber im Vordergrund steht ein Schwarm von „Göttern“, die innerhalb der Welt leben und miteinander konkurrieren.

Die indische Göttin Yellamma, zu deren Ehren es Tempelprostituierte gibt.

Die Christen in der Antike, die mit der verworrenen Götterwelt im Mittelmeerraum zu tun hatten (wenn auch solche Dinge wie Menschenopfer dort nicht so häufig waren wie in anderen heidnischen Kulturen), erklärten diese Dinge nicht nur mit menschlicher Dummheit, sondern auch mit einem wirklichen übernatürlichen Einfluss; dem der Dämonen. Die Dämonen sind nach christlichem Verständnis gerade keine Götter, sondern Geschöpfe Gottes, Engel, also reine Geistwesen, die aber durch ihren Hochmut von Ihm abgefallen sind, und, von Gott getrennt, sich selbst zugrunde richteten. Diese Christen waren der Ansicht, dass zumindest manchmal, wenn jemand beanspruchte, eine Vision zu haben, oder von einer Gottheit besessen zu sein, oder die Stimme einer Gottheit zu hören, nicht nur Einbildung oder Lüge, sondern diese Dämonen dahinter steckten. Sie ließen sich gerne als angebliche Götter anbeten, wollten die Menschen vom wirklichen Gott abziehen, und sie nebenbei noch zu an sich schon bösen Riten verführen. Das lässt sich auch bestätigen durch den Psalmvers „Alle Götter der Heiden sind Dämonen“ (Ps 96,5). Wie sehr diese Götter vor allem im Alten Testament verurteilt werden, wird auch verständlich, wenn man sieht, dass einige Israeliten selbst sich verleiten ließen, zu glauben, man solle sich mit ihnen verbünden und ihre Gunst erlangen. „Ja, die Söhne Judas taten, was böse ist in meinen Augen – Spruch des HERRN. Sie haben in dem Haus, über dem mein Name ausgerufen ist, ihre Scheusale aufgestellt, um es zu entweihen. Auch haben sie die Kulthöhen des Tofet im Tal Ben-Hinnom gebaut, um ihre Söhne und ihre Töchter im Feuer zu verbrennen, was ich nie befohlen habe und was mir niemals in den Sinn gekommen ist.“ (Jeremia 7,30f.)

Und wenn man so manche Vorgänge in heidnischen Ländern sieht, wirkt die Deutung mit den Dämonen schon ganz überzeugend.

Die einfache Wahrheit des Christentums ist: Es gibt nur einen Gott, Er hat alles in der Hand und Er ist vollkommen gut und will nicht, dass man Ihm seine Kinder schlachtet. Die Dämonen mögen ein wenig wüten, aber letztlich sind sie machtlos, wenn man sich Gott dem Herrn anvertraut. Und diese Wahrheit bedeutet eine große Befreiung.

Die frühen Christen (bis 200 n. Chr.), Teil 13: Dämonen und Satan

Wer wissen will, was es mit dieser Reihe auf sich hat, möge bitte diese kurze Einführung hier lesen; knapp gesagt: ich habe Zitate aus christlichen Schriften vom Jahr 95 bis ca. 200 n. Chr. gesammelt, um einen Eindruck von der frühen Kirche zu vermitteln. (In der Einführung findet sich eine Liste mit allen herangezogenen Werken mitsamt ihrer Datierung.)

Alle bisher veröffentlichten Teile gibt es hier.

Bibelstellen zum Vergleich (Auswahl): Gen 3; Mt 4,1-11; Mk 1,12f.; Lk 4,1-13; Mt 25,41; Mt 8,28-34; Mt 9,32-34; Lk 13,16; Mk 1,23-27; Mk 3,11f.; Joh 8,44; 1 Petr 5,8; 1 Joh 3,8; Jud 1,9; Offb 20,10; Hiob 1-2; 2 Kor 11,3.14; Sach 3,1f.

Im letzten Teil ging es schon um die Engel, reine Geistwesen, wie die Menschen mit freiem Willen begabt. Laut der christlichen Lehre wurden sie nach ihrer Erschaffung (vor der Erschaffung der Menschen) von Gott einer Prüfung unterworfen, und ein Teil der Engel wandte sich von Gott ab; ihr Wesen verfinsterte sich und sie verfielen der Strafe. Ihre Sünde war der Hochmut, der Stolz. (Manche Theologen sagen, dass sich Offb 12,4 – Sein Schwanz [des Drachen] fegte ein Drittel der Sterne vom Himmel und warf sie auf die Erde herab“ – so interpretieren lässt, dass ein Drittel der Engel gefallen und zwei Drittel Gott treugeblieben seien.) Satan/Teufel ist der Oberste dieser bösen Engel, d. h. der Dämonen; als Engel hieß er noch Lucifer – Lichtträger -, da er ein mächtiger und hoher Engel war. Die Dämonen können auch Menschen bedrängen und in Einzelfällen sogar „besessen“ machen, also von ihrem Körper Besitz ergreifen; vor allem aber versuchen sie, die Menschen zum Bösen zu verführen, weil sie ihnen nicht das Glück der Gemeinschaft mit Gott gönnen, das sie selbst verworfen haben. Der Satan verführte die ersten Menschen, Adam und Eva, sodass sie die Ursünde begingen. Er klagt die Menschen vor Gott an, er will, dass sie auch seine Strafe teilen. Er ist „der Vater der Lüge“ und „ein Mörder von Anfang an“ (Joh 8,44). Die Dämonen sind zwar klug und mächtig, aber nicht allwissend und allmächtig; sie vermögen nur, was Gott zulässt und wussten z. B. nicht unbedingt im voraus, auf welche Weise Gott die Menschen erlösen würde. Gott lässt sie jetzt etwas wüten, aber nach dem Jüngsten Gericht wird Er ihnen auch diese Möglichkeit nehmen, und sie werden nur noch Strafe leiden. Der Teufel ist keine Gott ebenbürtige böse Macht, sondern nur ein abgefallenes Geschöpf. Die Dämonen können sich nicht mehr bekehren, da ihre Erkenntnis viel klarer war als die der Menschen und sie im vollen Bewusstsein Nein zu Gott gesagt und sich in dieser Abtrünnigkeit verhärtet haben.

Jetzt also dazu, welche Aussagen zu Satan und seinen Engeln sich bei den frühen Christen finden lassen.

Satan hat verschiedene Namen:

„Bei uns wird nämlich das Oberhaupt der bösen Dämonen Schlange, Satan und Verleumder genannt, wie ihr, wenn ihr nachforschen wollt, in unsern Schriften finden könnt. Daß dieser mit seiner Heerschar und den ihm anhangenden Menschen ins Feuer werde geworfen werden zu ewig dauernder Bestrafung, hat Christus vorhergesagt.“ (Justin, 1. Apologie 28)

„Oder es bezeichnete der Logos [das Wort Gottes, d. h. Jesus] als ‚Löwen, der wider ihn brüllt‘, den Teufel, der von Moses Schlange genannt wird, bei Job und Zacharias Teufel heißt und von Jesus Satanas angeredet worden ist, ein zusammengesetztes Wort, mit welchem der Teufel, wie Jesus zu erkennen gibt, wegen seines Verhaltens benannt wurde; denn Sata heißt in der Sprache der Juden und Syrer ein Abtrünniger, und das Wort Nas wird mit Schlange übersetzt, und aus diesen beiden Worten ist das eine Wort Satanas gebildet. Denn gleich nachdem Jesus aus dem Flusse Jordan gestiegen war und die Stimme zu ihm gesprochen hatte: ‚Mein Sohn bist du, heute habe ich dich erzeugt‘, trat, wie in den Denkwürdigkeiten der Apostel geschrieben ist, dieser Teufel zu ihm, versuchte ihn und sprach schließlich zu ihm: ‚Bete mich an!‘ worauf Christus ihm antwortete: ‚Weiche von mir, Satanas! Du sollst den Herrn, deinen Gott anbeten und ihm allein dienen!‘. Wie er nämlich Adam betrogen hatte, so meinte er auch mit Jesus verfahren zu können.“ (Justin, Dialog mit Tryphon 103,5f.)

„Der Teufel heißt auch der Drache, weil er Gott wie ein flüchtiger Sklave entflohen ist [dia to apodedrakenai](διὰ τὸ ἀποδεδρακέναι); denn er war anfänglich ein Engel.“ (Theophilus, An Autolykus II,28)

Auch „Fürst dieser Welt“ (vgl. Joh 12,31; Joh 14,30; Joh 16,11) wird er genannt:

„Denn falls wir in ihm [Jesus] allen Übermut des Fürsten dieser Welt ertragen und meiden, werden wir Gottes teilhaftig werden.“ (Brief des  Ignatius an die Magnesier 1,2)

Über die abtrünnigen Engel vs. die abtrünnigen Menschen schreibt Irenäus von Lyon:

„Seitdem nämlich er das Geschöpf Gottes benedeite, seitdem ist sein Engel abtrünnig geworden und sein Feind, und schickte sich an, auch dieses Gott zum Feinde zu machen. Deswegen hat auch Gott den, der heimlich aus eigenem Antrieb Unkraut säte, d. h. zur Übertretung verleitete, von seinem Umgang ausgeschlossen, über den Menschen aber, der ohne Überlegung, aber doch in Bosheit sein Gebot übertrat, sich erbarmt, und die Feindschaft, die jener gestiftet hatte, gegen den Urheber der Feindschaft selbst gekehrt, indem er seine Feindschaft gegen den Menschen aufgab und sie lediglich auf die Schlange zurückwarf. Deshalb sprach der Herr, wie die Schrift sagt, zu der Schlange: ‚Und Feindschaft werde ich setzen zwischen dir und der Schlange und zwischen deinem Samen und dem Samen des Weibes. Er wird deinen Kopf zertreten, und du wirst beobachten seine Ferse.‘ Und diese Feindschaft rekapitulierte der Herr in sich selbst, der von dem Weibe Mensch geworden war, und zertrat ihren Kopf, wie wir in dem vorigen Buche gezeigt haben.“ (Irenäus, Gegen die Häresien IV,40,3)

Der Teufel ist nur ein Geschöpf, die Dämonen nicht von ihm geschaffen:

„Wenn er einige Engel des Teufels nannte, denen das ewige Feuer bereitet ist, und von dem Unkraut wiederum sagt: ‚Das Unkraut sind die Söhne des Bösen‘, dann muß man bemerken, daß er alle Abtrünnigen dem zuschreibt, welcher der Urheber der Übertretung ist. Aber keineswegs hat jener aus eigener Kraft Engel oder Menschen gemacht. Denn offenbar konnte der Teufel gar nichts machen, da er ja wie die übrigen Engel selbst ein Geschöpf Gottes ist. Denn alles hat Gott gemacht, wie auch David sagt: ‚Er sprach, und es ist geworden; er befahl, und es ist erschaffen.‘

Obgleich Gott alles gemacht hat und der Teufel für sich und die anderen nur die Ursache des Abfalls geworden ist, so nennt die Schrift mit Recht diejenigen, welche im Abfall verharren, immer Söhne des Teufels und Engel des Bösen. Sohn nämlich kann, wie einer vor uns gesagt hat, in zweifachem Sinne verständen werden: Der eine gilt als Sohn der Natur nach, weil er als solcher geboren wurde, der andere insofern, als er dazu gemacht wurde, wiewohl zwischen beiden ein Unterschied ist, da ja der eine sein leiblicher Sohn ist, der andere aber nur dazu gemacht wurde, sei es durch die Erschaffung oder durch Lehrunterricht. Wer nämlich von jemand unterrichtet ist durch das Wort, der wird Sohn des Lehrers und jener sein Vater genannt. Infolge der natürlichen Erschaffung aber sind wir alle gleichsam Söhne Gottes, weil wir alle von Gott gemacht sind. In anbetracht ihres Gehorsams aber und ihrer Anschauungen sind nicht alle Söhne Gottes, sondern nur die, welche ihm glauben und seinen Willen tun. Die aber ihm nicht glauben und seinen Willen nicht tun, sind Engel und Söhne des Teufels, Da nun dem so ist, spricht er bei Isaias: ‚Söhne habe ich erzeugt und erhöht, sie aber haben mich verachtet.‘ Und ein andermal nennt er diese fremde Söhne: ‚Fremde Söhne haben mir gelogen.‘ Der Natur nach sind sie seine Söhne, weil er sie gemacht hat, aber nach ihren Werken sind sie nicht seine Söhne.

Wie nämlich bei den Menschen ungehorsame Söhne, von den Vätern verstoßen, der Natur nach zwar ihre Söhne sind, aber nicht mehr dem Gesetz nach, weil sie ihre natürlichen Eltern nicht mehr beerben, geradeso werden bei Gott die, welche ihm nicht gehorchen, vom ihm verstoßen und hören auf, seine Söhne zu sein. Daher können sie auch von ihm kein Erbe empfangen, wie David sagt: ‚Entfremdet sind die Sünder seit dem Mutterleibe, der Zorn ist über ihnen nach dem Bilde der Schlange.‘ Deshalb nannte der Herr gewisse Menschen Natterngezücht, weil sie wie jene Tiere in Arglist wandeln und die anderen verletzen. […] Und als Isaias in Judäa predigte und mit Israel rechtete, nannte er sie Fürsten von Sodoma und Volk von Gomorrha, gebrauchte ähnliche Ausdrücke, weil ihr Abfall und ihre Sünden sie den Sodomitern ähnlich machten. Und weil sie nicht Gott von Natur so gemacht hatte, sondern weil sie auch gerecht hätten handeln können, gibt er ihnen den guten Rat: ‚Waschet euch und seid rein, schaffet weg die Bosheiten eurer Seelen aus meinen Augen, stehet ab von euren Ungerechtigkeiten!‘ Wenn sie ebenso wie die Sodomiter frevelten und sündigten, erhielten sie denselben Tadel wie jene; wollten sie sich aber bekehren und Buße tun und von ihrer Bosheit abstehen, dann konnten sie auch Söhne Gottes sein und die Erbschaft der Unvergänglichkeit erlangen, welche er gewährt. Insofern sie aber dem Teufel glauben und seine Werke tun, nennt er sie Engel des Teufels und Söhne des Bösen, obgleich von Anfang alle von ein und demselben Gott gemacht wurden. Wenn sie also glauben und im Gehorsam gegen Gott verharren und seine Lehre bewahren, dann sind sie Söhne Gottes, wenn sie aber von ihm abfallen und gegen ihn sündigen, dann gehören sie zu dem Teufel als Herrn, der zuerst für sich und dann für die anderen der Urheber des Abfalls geworden ist.“ (Irenäus, Gegen die Häresien IV,41,1-3)


(Die Versuchung Christi, Juan de Flandes.)

Die Eucharistie und die Gemeinschaft der Kirche hält Satan fern, schreibt Ignatius von Antiochia:

„Befleißiget euch daher, dass ihr häufiger zusammenkommt zur (Feier der) Eucharistie Gottes und zum Lobe. Denn wenn ihr euch oft versammelt, wird die Macht Satans gebrochen, und sein verderblicher Einfluss wird in der Eintracht eures Glaubens aufgehoben.“ (Brief des  Ignatius an die Epheser 13,1)

Christen brauchen den Teufel eigentlich nicht zu fürchten, heißt es im Hirten des Hermas:

„Den Teufel sollst du nicht fürchten; denn in der Furcht des Herrn wirst du den Teufel überwinden, weil er keine Macht besitzt. Wer aber keine Macht hat, den braucht man auch nicht zu fürchten; wessen Macht aber anerkannt ist, vor dem hat man auch Furcht. Jeder, der Macht hat, flößt auch Furcht ein; nur wer machtlos ist, wird allgemein übersehen. Furcht haben sollst du vor des Teufels Werken, weil sie böse sind. Wenn du nun den Herrn fürchtest, fürchtest du auch die Werke des Teufels und tust sie nicht, sondern hältst dich fern von ihnen. Demnach gibt es also eine zweifache Furcht: fürchte den Herrn, wenn du etwas Böses tun willst, dann wirst du es nicht tun; wenn du aber etwas Gutes tun willst, so fürchte den Herrn, und du wirst es tun. So ist die Furcht des Herrn stark, mächtig und rühmlich. Fürchte also den Herrn, und du wirst ihm leben; und alle, die ihn fürchten und seine Gebote halten, werden in Gott leben.“ (Hirte des Hermas II,7,2-4)

„Nehmet also ihr, die ihr leer seid und geringen Glaubens, den Herrn in euer Herz auf, und ihr werdet erkennen, dass nichts leichter, nichts süßer und milder ist als diese Gebote. Bekehret euch daher, die ihr in den Geboten des Teufels wandelt, von diesen schweren, bitteren, wilden und wüsten Geboten und fürchtet den Teufel nicht, weil er keine Gewalt wider euch besitzt. Denn ich, der Engel der Buße, werde mit euch sein, und ich habe Gewalt über ihn. Der Teufel flößt nur Furcht ein, aber diese Furcht ist ohne Belang; fürchtet ihn also nicht, und er wird von euch weichen. Ich sprach zu ihm: ‚Höre, o Herr, ein paar Worte von mir an.‘ ‚Sprich, was du willst.‘ ‚Der Mensch‘, begann ich, ‚o Herr, hat zwar den guten Willen, die Gebote Gottes zu halten, und es gibt niemand, der nicht den Herrn um die Gnade anflehen würde, in den Geboten gefestigt zu werden und ihnen untertan zu sein; aber der Teufel gibt nicht nach und wird Herr über die Menschen.‘ ‚Aber‘, versetzte er, ‚er kann nicht Herr werden über die Diener Gottes, die von ganzem Herzen auf ihn hoffen. Der Teufel kann zwar ringen (wider den Menschen), aber niederringen kann er ihn nicht. Wenn ihr ihm also widerstehet, wird er besiegt voll Schmach von euch abziehen. Allerdings die leeren Menschen fürchten den Teufel, wie wenn er Macht hätte.'“ (Hirte des Hermas II,12,4,6-II,12,5,2)

Der Teufel und die Dämonen sorgen auch für falsche Beschuldigungen gegen die Christen, schreibt Justin der Märtyrer, sodass diese von anderen Menschen verfolgt werden:

„Und wir meinen, daß es im Interesse aller Menschen liegt, daß sie von der Erkenntnis dieser Dinge nicht abgehalten, vielmehr zu ihr hingeführt werden. Denn was die menschlichen Gesetze nicht zuwege bringen konnten, das hätte der Logos, da er göttlich ist, bewirkt, wenn nicht die bösen Dämonen viele Lügen und gottlose Beschuldigungen verbreitet hätten, indem sie sich verbündeten mit der jedem Menschen innewohnenden, zu allem Bösen neigenden und ihrer Natur nach vielgestaltigen Lust, Beschuldigungen, von denen uns doch keine trifft.“ (Justin, 1. Apologie 10)

Lucifer
(Lucifer, Illustration zu Dantes Inferno von Alessandro Vellutello.)

Über Besessenheit schreibt Justin:

„Denn, wie wir schon gesagt haben, er ist Mensch geworden, nach dem Willen Gottes des Vaters zur Welt gekommen für die gläubigen Menschen und zum Sturze der Dämonen, wie ihr noch jetzt aus dem ersehen könnt, was vor euren Augen geschieht. Haben doch viele von den Unsrigen, nämlich von den Christen, eine ganze Menge von Besessenen in der ganzen Welt und auch in eurer Hauptstadt, die von allen anderen Beschwörern, Zauberern und Kräutermischern nicht geheilt worden waren, durch Beschwörung im Namen Jesu Christi, des unter Pontius Pilatus Gekreuzigten, geheilt und heilen sie noch, indem sie die Dämonen, welche die Menschen festhalten, außer Kraft setzen und vertreiben.“ (Justin, 2. Apologie 5)

In einem Dialog mit dem Juden Tryphon sagt Justin:

„‚Denn gerade im Namen dieses Sohnes Gottes und Erstgeborenen aller Schöpfung, des durch eine Jungfrau geborenen Menschen, der leiden mußte, unter Pontius Pilatus von eurem Volke gekreuzigt wurde, starb, von den Toten auferstand und in den Himmel auffuhr, wird jeglicher Dämon beschworen, besiegt und unterworfen. Keiner der Dämonen wird sich aber unterwerfen, wenn ihr sie in irgendeinem Namen eurer Könige, Gerechten, Propheten oder Patriarchen beschwört. Sollte jedoch einer von euch im Namen des Gottes Abrahams, des Gottes Isaaks und des Gottes Jakobs sie beschwören, dann werden sie sich wohl unterwerfen. Der gleichen Mittel wie die Heiden‘, fügte ich bei, ‚des Weihrauchs, der Binden bedienen sich nunmehr eure Exorzisten bei den Beschwörungen.'“ (Justin, Dialog mit Tryphon 85,2f.)

„Jedermann weiß es, daß wir, seine Gläubigen, ihn auch bitten, er möge uns vor den ‚Fremdlingen‘, das ist vor den schlechten und falschen Geistern, bewahren, wie es das Prophetenwort bildlich im Namen eines Gläubigen sagt. Um Befreiung von den Dämonen, welche die ‚Fremdlinge‘ der göttlichen Religion sind, und welche wir ehedem anbeteten, flehen wir nämlich immer zu Gott durch Jesus Christus, um uns durch diesen zu Gott zu bekehren und unbescholten zu sein. Wir nennen jenen ja Helfer und Erlöser. Auch erbeben die Dämonen vor seinem gewaltigen Namen, und sie unterwerfen sich heutigentags ihm, beschworen im Namen Jesu Christi, der gekreuzigt wurde unter Pontius Pilatus, dem Prokurator von Judäa. Aus der Geschichte der Gegenwart ist es nun allen klar, daß sein Vater ihm so große Gewalt gegeben hat, daß selbst die Dämonen seinem Namen und der Heilswirkung seines Leidens sich unterwerfen.“ (Justin, Dialog mit Tryphon, 30,2f.)

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(Satan verschlingt die Verdammten in der Hölle, Illustration zu Dantes Inferno von Henry John Stock.)

Gemäß dem Psalmenwort „Alle Götter der Heiden sind Dämonen“ (Ps 96,5) waren die frühen Christen überzeugt, dass die Dämonen sich gegenüber den Menschen als Götter ausgegeben hatten; sie wären es, durch die Wahrsager sprachen, die Träume und Erscheinungen schickten, und denen die Heiden Tier- und manchmal Menschenopfer darbrachten. Justin schreibt:

„Wie ist das nun? Inbezug auf uns, die wir geloben, kein Unrecht zu begehen und solche gottesleugnerischen Ansichten nicht zu hegen, stellt ihr keine genauen Untersuchungen an, sondern strafet uns in unvernünftiger Leidenschaft und vom Stachel böser Dämonen getrieben ohne Überlegung und unbekümmert. Denn es soll die Wahrheit gesagt werden: Vor alters hatten böse Dämonen, die Gestalten angenommen hatten, Weiber entehrt, Knaben geschändet und den Menschen Schreckbilder vorgezeigt, so daß die, welche die Vorgänge nicht mit Einsicht unterschieden, verwirrt wurden; von Furcht berückt und verkennend, daß es böse Dämonen waren, nannten sie jene Götter und legten den einzelnen den Namen bei, den ein jeder der Dämonen sich selbst gab. Als aber Sokrates mit wahrer Vernunft und nach genauer Prüfung diese Dinge ans Licht zu bringen und die Menschen von den Dämonen abzuziehen versuchte, haben die Dämonen es durch Menschen, die an der Schlechtigkeit ihre Freude hatten, dahin gebracht, daß er als Gottesleugner und Religionsfrevler hingerichtet wurde, indem sie vorgaben, er führe neue Götter ein und in gleicher Weise setzen sie gegen uns ganz dasselbe ins Werk. Denn nicht allein bei den Griechen wurden durch Sokrates vom Logos [Wort, Vernunft, Geist] diese Dinge ans Licht gebracht, sondern auch bei den Barbaren von demselben Logos, als er Gestalt angenommen hatte, Mensch geworden war und Jesus Christus hieß. Diesem folgend erklären wir, daß die Geister, die solches getan haben, nicht nur keine richtigen Gottheiten, sondern böse und ruchlose Dämonen sind, die nicht einmal dieselben Handlungen aufweisen können, wie die nach Tugend strebenden Menschen.“ (Justin, 1. Apologie 5)

„Denn wir sagen es euch im voraus: Hütet euch, daß nicht die oben von uns angeschuldigten Dämonen euch berücken und euch von allem Lesen und Verstehen unserer Werke abziehen; denn sie bemühen sich, euch zu Sklaven und Untergebenen zu haben und bald durch Traumgesichte, bald hinwiederum durch Zauberränke machen sie sich alle untertänig, die in keiner Weise auf ihr Seelenheil bedacht sind; wie auch wir, nachdem wir dem Logos gefolgt sind, von jenen uns losgesagt haben und Gott allein, dem Ungezeugten, durch seinen Sohn anhangen.“ (Justin, 1. Apologie 14)

Die Dämonen inspirieren auch Sektengründer:

„Auch den Markion aus Pontus schoben, wie wir früher sagten, die bösen Dämonen vor, der auch jetzt noch Gott, den Schöpfer aller himmlischen und irdischen Dinge, und seinen Sohn, den von den Propheten vorherverkündeten Christus, zu leugnen lehrt, und einen andern Gott neben dem Schöpfer des Alls und ebenso einen andern Sohn verkündet. Ihm haben viele Glauben geschenkt, als ob er im Alleinbesitz der Wahrheit sei, und spotten unser, obschon sie keinen Beweis haben für das, was sie sagen, sondern gedankenlos wie vom Wolf geraubte Schafe eine Beute der gottlosen Lehren und Dämonen werden. Denn auf nichts anderes arbeiten die genannten Dämonen hin, als die Menschen von dem Schöpfergott und seinem Erstgeborenen, nämlich Christus, abzuziehen, und die, welche sich über die Erde nicht erheben können, die ketteten sie und ketten sie jetzt noch an die irdischen Dinge und an die Werke von Menschenhand; die sich aber zur Betrachtung göttlicher Dinge emporschwingen, die drängen sie, wenn sie sich nicht ein gesundes Urteil und ein reines, von Leidenschaften freies Leben bewahren, unversehens vom rechten Wege ab und stürzen sie in Gottlosigkeit.“ (Justin, 1. Apologie 58)

In einem Bericht über einige Märtyrer sagt einer von ihnen gegenüber einem Prokonsul folgendes:

„Der Prokonsul aber sprach. zornig: Opfert den Göttern und seid vernünftig! Karpus entgegnete lächelnd: Götter, die den Himmel und die Erde nicht geschaffen haben, mögen zugrunde gehen! Der Prokonsul sprach: Du mußt opfern; denn der Kaiser hat es befohlen. Karpus antwortete: Die Lebenden opfern nicht den Toten. Der Prokonsul sprach: Die Götter hältst du für tot? Karpus entgegnete: Willst du hören? Sie haben nicht einmal als Menschen gelebt, um zu sterben. Willst du sehen, daß das wahr ist? Entzieh ihnen deine Ehre, die du ihnen zu erweisen scheinst, und du wirst erkennen, daß sie nichts sind; Erdstoff sind sie und gehen mit der Zeit unter. Unser Gott nämlich, der zeitlos ist und die Zeit geschaffen hat, bleibt selbst immer unvergänglich und ewig; er ist immer derselbe und erleidet keinen Zugang noch Abgang; jene aber werden von Menschen gemacht und, wie ich sagte, von der Zeit vernichtet. Daß sie aber Orakel geben und täuschen, möge dich nicht wundern; denn der Teufel macht von Anbeginn an, nachdem er aus seiner erhabenen Stellung gefallen ist, vermöge der ihm eigenen Bosheit die Liebe Gottes gegen die Menschen zuschanden, arbeitet den Heiligen, die ihm zusetzen, entgegen, erregt Feindschaften und gibt von diesen im voraus seinen Anhängern Kunde. In gleicher Weise erschließt er auch aus dem, was uns täglich zustößt, da er der Zeit nach älter ist, die Zukunft und sagt das Schlimme voraus, das er selbst zu tun beabsichtigt. Denn infolge der Verfluchung Gottes sinnt er auf Ungerechtigkeit und mit Zulassung Gottes versucht er den Menschen, den er von der Frömmigkeit abzubringen sucht. Glaube mir also, Konsular, daß ihr in nicht geringem Wahne seid.“ (Martyrium der Heiligen Karpus, Papylus und Agathonike 2)

Die Götterbilder sind also nur vergängliche Materie, und hinter ihnen stehen irgendwo die Dämonen, die den Menschen manchmal die Zukunft voraussagen, die sie besser abschätzen können als Menschen, um sie sich dienstbar zu machen; daher sind heidnische Orakel nicht immer falsch.

Tatian (der manchmal etwas eigensinnige Ideen hatte) schrieb den Dämonen eine gewisse Materialität („wie Rauch und Nebel“) zu; er betont auch, dass sie keine Totengeister sind, sondern eine andere Art von Wesen:

„Gleich den Menschen haben also auch die Dämonen, wie ihr sie nennt, eine materielle Konstitution mit einem materiellen Geist erhalten und sind sündhaft und üppig geworden, da sich nur einige von ihnen der Reinheit zuwandten, die anderen aber den Schmutz der Materie wählten und demgemäß ihren Wandel einrichteten. Diese betet ihr an, ihr Bekenner des Griechentums, obgleich sie aus irdischem Stoffe geworden sind und weitab von der rechten Ordnung befunden wurden. Denn da sie sich in ihrer Torheit ruhmsüchtiger Eitelkeit hingegeben und alle Zügel abgeworfen hatten, erfrechten sie sich sogar, Gottesräuber zu werden. Der Herr des Alls aber läßt sie ihren Übermut treiben, bis die Welt ein Ende nimmt und aufgelöst wird und der Richter erscheint und alle Menschen, die während des Aufruhrs der Dämonen nach der  Erkenntnis des vollkommenen Gottes gestrebt haben, am Tage des Gerichtes ein um so makelloseres Zeugnis um ihrer Kämpfe willen empfangen werden. […]

Etwas Ähnliches seid auch ihr Bekenner des Griechentums: in Worten großmäulig, aber im Erkennen schwachsinnig, habt ihr sogar die Vielherrschaft statt der Alleinherrschaft ins Werk gesetzt, um den vermeintlich mächtigen Dämonen zu folgen. Aber wie die Räuber in ihrer Unmenschlichkeit ihresgleichen frech zu überwältigen pflegen, so haben auch die Dämonen euere vereinsamten Seelen in den Pfuhl der Bosheit geführt und mit Lügen und Gaukeleien getäuscht. Da sie nicht leicht den (physischen Tod) sterben, zumal sie ohne Fleisch sind, so können sie zwar fortlebend Werke des (Sünden-) Todes verrichten, sterben aber trotzdem (obwohl sie fortleben) gerade so oft (den Sündentod), als sie ihre Anhänger im Sündigen unterrichten; was sie also derzeit vor den Menschen voraushaben: nicht wie die Menschen (den physischen Tod) sterben zu müssen, das (der ewige Tod der Verdammten) wird sie einst treffen, wenn sie gerichtet werden, indem sie dann keinen Anteil haben werden am ewigen Leben, das sie etwa (wie die Gerechten) statt ewigen Todes gewinnen könnten. Wie vielmehr wir, denen jetzo das Sterben leicht fällt, nachher entweder die ewige Glückseligkeit oder die ewige Verdammnis erlangen werden, so werden auch die Dämonen, die das jetzige Leben immerdar zu Freveln mißbrauchen und so schon während ihres Lebens sterben, dereinst derselben ewigen Verdammnis (wie die Ungerechten) anheim fallen gemäß ihrer Beschaffenheit, die fürwahr keine andere ist als bei jenen Menschen, die aus freien Stücken vollbrachten, was ihnen die Dämonen zu ihren Lebzeiten vorgeschrieben haben, ganz zu schweigen davon, daß sich natürlich bei den Menschen, die ihnen folgen, weniger Arten von Sünden entwickeln, da ihr Leben nur kurz ist, jene Dämonen aber die Frevel häufen, weil ihr Leben unbegrenzte Dauer hat. […]

Die Dämonen dagegen sind alle ohne Fleisch und haben einen geistigen Organismus wie von Rauch und Nebel. Nur die vom Geiste Gottes Beschützten vermögen daher die Gestalten der Dämonen zu sehen; die übrigen Menschen, ich meine diejenigen, in denen nur die Seele ohne den Geist wohnt, vermögen es nicht, weil das Niedrigere nicht das Höhere zu erfassen vermag. Das freilich ist auch der Grund, warum das Wesen der Dämonen keine Möglichkeit der Buße besitzt; denn sie sind bloß Spiegelbilder der Materie und der Bosheit. Die Materie aber wollte die Seele knechten und so haben die Dämonen, da sie willensfrei sind, den Menschen Gesetze des Todes geben können. […]

Aber (wohl gemerkt): die Dämonen, die mit den Menschen schalten, sind nicht die Seelen der abgeschiedenen Menschen. Denn wie sollten sie just nach dem Tode tatkräftig werden, außer man nähme an, daß der Mensch ohne Verstand und ohne Kraft ins Leben trete und erst durch den Tod eine gewisse Kraftfülle empfange. Doch das stimmt nicht, wie ich anderswo bewiesen habe, und es wäre auch schwer zu begreifen, daß die ‚unsterbliche‘ Seele von den Gliedern des (sterblichen) Leibes gehemmt sein und erst dann, wann sie sich von ihm trenne, vernünftiger werden so. Die Dämonen – nicht die Seelen der Abgeschiedenen – sind es, die in ihrer Bosheit gegen die Menschen wüten und durch mancherlei verlogene Kniffe ihre Gedanken, die ohnedies am Weltlichen haften, ablenken, damit sie sich nicht mehr zur himmlischen Wanderung erheben können. Doch sind einerseits uns Barbaren die irdischen Dinge nicht verborgen, andererseits werdet auch ihr das Göttliche leicht erfassen können, wenn die Kraft, welche die Seelen unsterblich zu machen vermag, zu euch kommt. Aber auch von denjenigen, die dieser Kraft entbehren, werden zuweilen die Dämonen gesehen, wann sie sich nämlich selbst den Menschen zeigen, um als etwas zu gelten oder als schlecht gesinnte Freunde den Menschen wie Feinden etwas Übels anzutun oder um ihresgleichen Gelegenheit zu ihrer Anbetung zu geben. Denn wär’s ihnen möglich gewesen, so hätten sie allerdings sogar den Himmel samt der übrigen Schöpfung zerstört: jetzt haben sie das völlig aufgegeben, denn sie vermögen es nicht, aber mittels der niederen Materie kämpfen sie wider die ihnen ähnliche Materie. Will sie daher einer besiegen, so muß er die Materie abtun; denn mit dem Panzer des himmlischen Geistes gewappnet wird er alles, was von diesem Panzer umschossen wird, zu retten imstande sein.

In der Materie an uns gibt es Krankheiten und Kämpfe. Treten sie ein, so schreiben die  Dämonen sich die Ursachen davon zu, obwohl sie erst hinzukommen, wenn die Krankheit schon um sich gegriffen hat. Bisweilen freilich erschüttern sie auch selber durch einen Ansturm ihrer Verworfenheit den Zustand unseres Leibes; aber durch ein Machtwort Gottes getroffen, weichen sie erschreckt von hinnen und der Kranke wird geheilt. (Tatian, Rede an die Bekenner des Griechentums 12,7-9 u. 14 u. 15,8-11 u. 16)

Bei der Auslegung der Versuchung Jesu schreibt Irenäus von Lyon folgendes; er betont, dass der Teufel immerzu ein Lügner ist und seine Versuchungen nicht stimmen:

„Der abtrünnige Engel Gottes aber wird durch seinen Wortlaut entlarvt und vom Menschensohne besiegt, indem dieser das Gebot Gottes beobachtet. Denn da er im Anfang den Menschen überredete, das Gebot des Schöpfers zu übertreten, so hatte er ihn in seiner Gewalt. Seine Gewalt aber ist die Übertretung und der Abfall; und hiermit band er den Menschen. Darum mußte er umgekehrt gerade durch den Menschen besiegt und mit denselben Binden gefesselt werden, durch die er den Menschen gefesselt hatte, damit der Mensch, losgelöst, zu seinem Herrn zurückkehre und dem, durch den er gebunden war, die Fesseln überlasse, d. h. die Übertretung. Seine Fesselung nämlich ist die Befreiung des Menschen geworden, denn niemand kann in das Haus des Starken eingehen und seine Gefäße plündern, wenn er nicht zuerst den Starken selbst gebunden hat. So überführte ihn der Herr als Feind dessen, der alles gemacht hat und unterwarf ihn durch das Gebot— denn das Gebot Gottes ist das Gesetz —. Sein Mensch entlarvte ihn als Deserteur, Übertreter des Gesetzes und Empörer gegen Gott, und alsdann hat das Wort ihn für immer als Deserteur gebunden und seine Gefäße an sich gebracht, d. h. die Menschen, die von ihm in angemaßter Herrschaft niedergehalten wurden. Und rechtmäßigerweise ist der gefangen genommen, der den Menschen zu Unrecht gefangen hatte. Der vorher in die Gefangenschaft geratene Mensch aber ist gemäß der Barmherzigkeit Gottes des Vaters der Gewalt seines Besitzers entrissen. Er erbarmte sich seines Geschöpfes und gab ihm aufs neue das Heil durch das Wort, d. h. durch Christus, damit aus der Erfahrung der Mensch lerne, daß er nicht von sich selbst, sondern aus Gottes Gnade die Unverweslichkeit empfängt.“ (Irenäus, Gegen die Häresien V,21,3)

„Nicht von dem Reichtum oder dem Ruhm der Welt oder einer augenblicklichen Vorstellung sollen wir uns fangen lassen, sondern wissen, daß nur nötig ist, Gott den Herrn anzubeten und ihm allein zu dienen, aber dem nicht zu glauben, der fälschlich das versprach, was er nicht besaß, indem er sagte: ‚Dies alles will ich dir geben, wenn du niederfällst und mich anbetest.‘ Gesteht er selbst doch, daß ihn anbeten und seinen Willen tun, den Abfall von der Herrlichkeit Gottes bedeutet. Welches Schöne oder Gute aber kann dem Gefallenen zuteil werden? Oder was kann ein solcher anders hoffen und erwarten als den Tod? Denn dem Gefallenen ist der Tod ganz nahe. Also wird er ihm auch das Versprochene nicht geben; denn wie kann er es ihm geben, wenn er gefallen ist? Ferner herrscht über die Menschen wie über ihn Gott, und ‚ohne den Willen unseres Vaters, der im Himmel ist, fällt nicht einmal ein Sperling auf die Erde‘. Das Wort also: ‚Dies alles ist mir übergeben, und wem ich will, gebe ich es‘, beweist nur seinen Hochmut. Die Schöpfung steht nicht unter seiner Gewalt, ist er doch selbst nur eins von den Geschöpfen. Ebensowenig wird er die Herrschaft über die Menschen den Menschen verleihen, sondern alles und auch das, was den Menschen betrifft, wird nach dem Willen Gottes des Vaters angeordnet. Der Herr sagt aber, daß der Teufel ein Lügner von Anbeginn ist und in der Wahrheit nicht bestanden ist. Wenn er aber ein Lügner ist und in der Wahrheit nicht besteht, dann ist auch unwahr sein Wort: ‚Dies alles ist mir übergeben und wem ich will, gebe ich es‘, und er ist ein Lügner.“ (Irenäus, Gegen die Häresien V,22,2)

Auch wenn Satan manchmal Fürst der (gefallenen) Welt genannt wird, weil er diese Welt sehr beeinflusst, kann er also im Endeffekt nichts tun und keine Macht verleihen, wenn Gott es nicht zulässt. Weiter schreibt Irenäus über die Lügen des Teufels beim Sündenfall:

„Hatte er sich doch schon bei der Verführung des Menschen daran gewöhnt, gegen Gott zu lügen. Im Anfang hatte ja Gott dem Menschen viele Speise gegeben und ihm nur verboten, von einem Baume zu essen, wie nach der Schrift Gott zu Adam sprach: ‚Von jedem Baum im Paradiese sollst du Speise essen, von dem Baume der Erkenntnis des Guten und des Bösen aber, von ihm sollt ihr nicht essen; an welchem Tage ihr esset von ihm, werdet ihr des Todes sterben.‘ Da log jener gegen den Herrn, um den Menschen zu versuchen, und die Schlange sprach nach der Schrift zu dem Weibe: ‚Was hat doch Gott euch gesagt? Nicht sollt ihr essen von jedem Baume des Paradieses?‘ Da wies jene die Lüge zurück und gab einfach das Gebot wieder, indem sie sprach: ‚Von jedem Baume des Paradieses werden wir essen, von der Frucht des Baumes aber, der in der Mitte des Paradieses ist, hat Gott gesagt, von der sollt ihr nicht essen, noch sie anrühren, damit ihr nicht sterbet.‘ Als er nun von dem Weibe das Gebot Gottes vernommen hatte, da nahm er zur List seine Zuflucht und täuschte sie abermals, indem er sprach: ‚Nicht werdet ihr des Todes sterben. Es wußte Gott nämlich, daß, an welchem Tage ihr davon essen werdet, eure Augen sich öffnen werden und ihr sein werdet wie die Götter, indem ihr das Gute und Böse wisset.‘ Erstlich also sprach er in Gottes Paradiese von Gott, als ob er nicht zugegen wäre, denn er kannte ja nicht die Größe Gottes. Und zweitens: Als er von Eva gehört hatte, daß Gott gesagt hatte, daß sie sterben würden, wenn sie von dem genannten Baume gekostet hätten, sprach er die dritte Lüge, indem er sagte: ‚Ihr werdet nicht des Todes sterben.‘ Daß aber Gott wahr ist und die Schlange ein Lügner, zeigte die Wirkung, indem der Tod denen folgte, die gegessen hatten. Denn zugleich mit der Speise zogen sie sich auch den Tod zu, da sie im Ungehorsam aßen. Ungehorsam nämlich gegen Gott bringt den Tod. Deshalb stehen sie seitdem unter dem Tode und wurden seine Schuldner.

Gerade an dem Tage also, an welchem sie aßen, sind sie gestorben und Schuldner des Todes geworden, da es derselbe Schöpfungstag war. ‚Denn‘, heißt es, ‚es wurde Abend, und es wurde Morgen, ein Tag.‘ An diesem Tage aßen sie, und an ebendiesem sind sie auch gestorben. Will aber jemand genau wissen, an welchem von den sieben Wochentagen nach dem Kreislauf der Tage Adam gestorben ist, so ergibt sich das aus dem Heilsplan des Herrn. Indem er nämlich den ganzen Menschen von Anfang bis zu Ende in sich rekapitulierte, rekapitulierte er auch seinen Tod. Offenbar also nahm er an jenem Tage in Gehorsam gegen den Vater den Tod auf sich, an welchem Adam im Ungehorsam gegen Gott gestorben ist. An dem Tage aber, da er starb, hatte er auch gegessen. Denn der Herr sprach: ‚An dem Tage, an welchem ihr davon essen werdet, an dem werdet ihr des Todes sterben.‘ Indem also der Herr diesen Tag in sich rekapitulierte, kam er zur Passion an dem Tage, der dem Sabbat vorausgeht, d. i. der sechste Schöpfungstag, an dem auch der Mensch erschaffen wurde, indem er ihm durch sein Leiden die zweite Erschaffung, die ihn vom Tode erlöste, schenkte. Einige aber verlegen den Tod des Adam auf das tausendste Jahr, da ja ‚der Tag des Herrn wie tausend Jahre‘. Diese tausend Jahre hat Adam nicht überschritten, sondern ist innerhalb derselben gestorben, indem er gemäß dem über seinen Ungehorsam gefällten Urteilsspruche starb. Mag man also den Ungehorsam schon als den Tod betrachten, oder annehmen, daß sie seitdem dem Tode überliefert und Schuldner des Todes wurden, oder daß sie an demselben Schöpfungstage, an dem sie gegessen hatten, auch gestorben sind, oder daß sie an demselben Wochentage, an dem sie aßen, auch starben, d. h. an dem Freitag der Parasceve, auf deutsch das reine Mahl, auf den auch der Herr durch sein Leiden hinwies, oder auch, daß er tausend Jahre nicht überschritten hat, sondern innerhalb derselben gestorben ist, in jedem Falle ist Gott wahrhaft; denn gestorben sind, die vom Baume kosteten, die Schlange aber ist als Lügner und Menschenmörder entlarvt, wie der Herr von ihr sagte, ‚daß sie von Anbeginn ein Menschenmörder ist und in der Wahrheit nicht bestanden ist‘.“ (Irenäus, Gegen die Häresien V,23,1-2)

„Wie er also im Anfange gelogen hat, so log er auch am Ende, indem er sprach: ‚Dies alles ist mir übergeben, und wem ich will, gebe ich es.‘ Denn nicht er verteilte die Königreiche dieser Welt, sondern Gott. ‚Das Herz des Königs nämlich ist in der Hand Gottes.‘ Und durch Salomon spricht er das Wort: ‚Durch mich herrschen die Könige, und die Mächtigen halten die Gerechtigkeit. Durch mich werden die Fürsten erhöht werden, und die Tyrannen regieren durch mich die Erde.‘ Auch Paulus sagt mit Bezug hierauf: ‚Allen höheren Gewalten seid Untertan, denn es ist keine Gewalt außer von Gott. Die aber sind, sind von Gott angeordnet.‘ Und weiter heißt es: ‚Denn nicht ohne Grund trägt sie das Schwert; Gottes Dienerin nämlich ist sie, Rächerin zum Zorn dem, der Böses tut.‘ Daß er aber dies nicht von den Gewalten der Engel, noch von den unsichtbaren Fürsten sagt, wie es einige zu erklären wagen, sondern von den menschlichen, spricht er: ‚Deswegen entrichtet ihr auch Abgaben, denn sie sind Gottes Diener, hierzu dienend.‘ Das hat auch der Herr bestätigt, indem er nicht tat, was ihm vom Teufel geraten wurde; vielmehr ließ er den Steuereinnehmern für sich und den Petrus die Steuer geben, denn ‚Diener Gottes sind sie, hierzu dienend‘.

Da nämlich der von Gott abtrünnige Mensch so verwilderte, daß er selbst seinen Blutsverwandten als Feind betrachtete und in allerlei Unruhe und Menschenmord und Geiz ohne Scheu sich erging, so legte Gott ihm die Furcht vor den Menschen auf, da er die Furcht vor Gott nicht kannte. Menschlicher Gewalt unterworfen und menschlichem Gesetze verbunden, sollten sie in etwa wenigstens zur Gerechtigkeit gelangen und sich gegenseitig zügeln, indem sie das Schwert vor ihren Augen fürchteten, wie der Apostel sagt: ‚Denn nicht ohne Grund trägt sie das Schwert; Gottes Dienerin nämlich ist sie, Rächerin zum Zorn dem, der Böses tut.‘ Deswegen werden auch die Obrigkeiten, die die Gesetze als Gewand der Gerechtigkeit haben, über das nicht gefragt, was immer sie gerecht und gesetzlich tun, noch bestraft. Was sie aber zur Unterdrückung des Gerechten ungerecht, gottlos, gegen das Gesetz und nach Tyrannenart verüben, das bringt ihnen Verderben ein; denn alle erreicht das gerechte Gericht Gottes gleichmäßig und macht vor keinem Halt. Also sind die irdischen Reiche zum Nutzen der Völker von Gott auf gestellt, und nicht vom Teufel, der doch niemals ruhig ist und demgemäß auch nicht will, daß die Völker in Ruhe leben. Die irdische Herrschaft fürchtend, sollen die Menschen sich nicht nach Art der Fische gegenseitig verschlingen, sondern durch die Bestimmungen der Gesetze die vielfache Ungerechtigkeit der Heiden hinten anhalten. Und in diesem Sinne sind die, welche von uns Steuern fordern, Diener Gottes, indem sie hier zudienen.

[…] Der Teufel aber, der doch nur ein abtrünniger Engel ist, kann, wie er im Anfange offenbart hat, weiter nichts als den Sinn des Menschen ablenken und ihn verführen, die Gebote Gottes zu überschreiten, und die Herzen derer, die sich einließen, ihm zu dienen, allmählich so verblenden, daß sie den wahren Gott vergessen, ihn aber als ihren Gott anbeten.

Wie wenn ein Rebell ein Land erobert und seine Einwohner so verwirrt, daß sie ihm königliche Ehre erweisen, ohne zu ahnen, daß er nur ein Rebell und Räuber ist, so hat auch der Teufel, einer von den Engeln, die über den Geist der Luft gesetzt waren, wie der Apostel Paulus im Briefe an die Epheser kundtut, in Neid gegen den Menschen das göttliche Gesetz übertreten; denn der Neid entfremdet von Gott. Und weil durch einen Menschen seine Apostasie aufgedeckt wurde und der Mensch der Prüfstein seiner Absicht wurde, deswegen stellte er sich immer mehr dem Menschen entgegen, da er ihn um sein Leben beneidete und ihn mit der Macht seines Abfalls umstricken wollte. Das Wort Gottes aber, das alles vermag, besiegte ihn durch den Menschen und stellte ihn als Apostaten bloß, ja unterwarf ihn sogar dem Menschen. ‚Siehe‘, sprach es, ‚ich gebe euch die Gewalt, über Schlangen und Skorpionen und über alle Gewalt des Feindes zu wandeln.‘ Wie er durch seine Apostasie über den Menschen herrschte, so sollte durch den Menschen, der sich zu Gott zurückwandte, wiederum seine Apostasie vernichtet werden.“ (Irenäus, Gegen die Häresien V,24,1-4)


(Versuchung Jesu, Félix Joseph Barrias.)

Satan kennt die Zukunft nicht:

„Nun und nicht früher sieht man, wie Satan durch diese Gott lästert, der das ewige Feuer für alle Apostasie bereitet hat. Denn offenkundig wagt er selbst nicht, seinen Herrn zu lästern, wie er auch im Anfang durch die Schlange den Menschen verführt hat, gleich als ob er Gott verborgen blieb. Treffend sagte Justinus, daß niemals vor der Ankunft des Herrn Satan gewagt hat, Gott zu lästern, da ihm seine Verdammnis noch nicht bekannt war, weil dies nur in Parabeln und Allegorien von den Propheten über ihn so verkündet var. Nach der Ankunft des Herrn aber erfuhr er aus den Worten Christi und der Apostel deutlich, daß das ewige Feuer dem bereitet ist, der mit freiem Willen von Gott sich abwendet, und allen, die ohne Buße in der Apostasie verharren. Durch solche Menschen nun lästert er den Gott, dem das Gericht zusteht, da er ja schon verdammt ist, und die Sünde seines Abfalls rechnet er seinem Schöpfer zu und nicht seinem eigenen Entschluß und Willen, wie die, welche die Gesetze übertreten und bestraft werden, nicht sich, sondern die Gesetzgeber anklagen. So schleudern auch die, welche voll des teuflischen Geistes sind, zahllose Anklagen gegen unsern Schöpfer, der den Geist des Lebens uns geschenkt hat und allen das passende Gesetz gegeben hat. Sie wollen das Gericht Gottes nicht als gerecht anerkennen.“ (Irenäus, Gegen die Häresien V,26,2)

Bei der Auslegung des Sündenfalls schreibt Irenäus folgendes; u. a. meint er nebenbei, Satan habe eine reale Schlange besessen gemacht und durch sie gesprochen:

„Dieses Gebot hat der Mensch nicht gehalten, sondern er wurde ungehorsam gegen Gott, mißleitet vom Engel. Dieser letztere war wegen der vielen Gaben, die Gott dem Menschen verliehen hatte, von bitterem Neid erfüllt. In diesem richtete er sich selbst zu Grund und machte den Menschen zum Sünder, indem er ihn zum Ungehorsam gegen das Gebot Gottes verleitete. Durch die Lüge zum Anstifter und Urheber der Sünde geworden, verfiel er zwar selbst dem göttlichen Strafgerichte im Abfall von Gott; aber er hatte auch bewirkt, daß der Mensch aus dem Paradies vertrieben wurde. Weil der Engel nach einem aus sich selbst gefaßten Entschluß von Gott abgefallen ist, wurde er in hebräischer Sprache Satan genannt, was so viel ist als Widersacher. Doch wird er auch noch Verleumder [Teufel] genannt. — Die Schlange, welche den Teufel in sich trug, verfluchte also Gott. Sein Fluch traf das Tier, aber er ging auch über auf den in ihm listig verborgenen Teufel. Den Menschen verwies er von seinem Angesichte und gab ihm seinen Wohnsitz vor den Toren des Paradieses. Denn das Paradies nimmt die Sünder nicht in sich auf.“ (Irenäus, Erweis der Apostolischen Verkündigung 16)

Die Petrusakten erzählen von einem reichen römischen Christen, einem Senator namens Marcellus, der sehr wohltätig war, aber seine Wohltätigkeit bereute, als er sich von der Kirche abwandte und ein Anhänger eines gewissen Simon Magus wurde (wie zeitweise die meisten Christen der jungen römischen Gemeinde). Dieser Simon Magus ist derselbe, der in der Apostelgeschichte (Apg 8) auftaucht, für kurze Zeit Christ wird und die Gabe des Heiligen Geistes von den Aposteln für Geld kaufen will, und später als Begründer der gnostischen Sekten galt. Hier wird es auch so dargestellt, dass Simon Zaubertricks und scheinbare Wunder wirken kann und mit den Dämonen gemeinsame Sache macht. Zunächst predigt Petrus der Gemeinde:

„Teuerste Brüder, ich habe unsern Herrn Jesus Christus verleugnet, und nicht nur einmal, sondern dreimal. Es waren nämlich die, die mich umringt hatten, schlechte Hunde, wie der Prophet des Herrn sagt. Aber der Herr hat es mir nicht angerechnet. Er wandte sich zu mir und erbarmte sich der Schwachheit meines Fleisches, so daß ich nachher bitterlich weinte, und ich war betrübt über meinen so schwachen Glauben, da ich von dem Teufel um den Verstand gebracht war und das Wort meines Herrn nicht im Sinn hatte. Und jetzt sage ich euch, ihr Brüder, die ihr im Namen Jesu Christi zusammengekommen seid: auch auf euch richtet der Betrüger Satan seine Pfeile, damit ihr vom Wege abweicht. Aber werdet nicht abtrünnig, Brüder, und fallt nicht im Geist, sondern seid stark und stehet fest und zweifelt nicht! Denn wenn mich, den der Herr in so hoher Ehre hielt, Satan in Anfechtung gebracht hat, so daß ich das Licht meiner Hoffnung verleugnete, wenn er mich niederwarf und überredete, ich solle fliehen, als ob ich an einen Menschen glaubte, was glaubt ihr wohl, die ihr Neubekehrte seid? Meintet ihr, daß er euch nicht aus der Bahn werfen würde, um euch zu Feinden des Reiches Gottes zu machen und durch den schlimmsten Irrtum euch ins Verderben zu stürzen? Denn jeder, den er von der Hoffnung auf unseren Herrn Jesus Christus abdrängt, der ist ein Kind des Verderbens in alle Ewigkeit. Bekehrt euch also, vom Herrn erwählte Brüder, und seid stark in dem allmächtigen Herrn, dem Vater unseres Herrn Jesu Christi, den niemand je gesehen  hat noch sehen kann außer dem, der an ihn glaubt. Erkennet aber, woher euch die Versuchung gekommen ist. Denn nicht nur deswegen, um euch mit Worten zu überzeugen, dieser, den ich verkündige, sei Christus, sondern auch durch Taten und großartige Kräfte mahne ich euch durch den Glauben an Christus Jesus, daß keiner von euch einen anderen erwartet (sc. als Heiland) als den Verachteten und von den Juden Geschmähten, diesen gekreuzigten Nazarener, der starb und am dritten Tage auferstand.“ (Petrusakten 3, in: Edgar Hennecke u. Wilhelm Schneemelcher (Hrsg.): Neutestamentliche Apokryphen in deutscher Übersetzung. 2. Band. Apostolisches, Apokalypsen und Verwandtes, 4. Aufl., Tübingen 1971, S. 198.)

Dann geht es folgendermaßen weiter; Satan wird hier als einer dargestellt, der gute Menschen versucht, nötigt, fast schon zwingt, Böses zu tun:

„Voll Reue aber baten die Brüder den Petrus, den Simon zu überwinden, der von sich behauptete, er sei die Kraft Gottes – er hielt sich im Hause des Senators Marcellus auf, der von seinen Zaubersprüchen beschwatzt war -, und sie sprachen: „Glaube uns, Bruder Petrus, niemand war so weise unter den Menschen wie dieser Marcellus. Alle Witwen, die auf Christus hofften, fanden bei ihm Zuflucht; alle Waisen wurden von ihm ernährt. Was weiter, Bruder? Marcellus nannten alle Armen ihren Schutzherren, sein Haus trug den Namen (Herberge) der Pilger und Armen. Zu ihm sprach der Kaiser: ‚Von jedem Amt halte dich fern, damit du nicht die Provinzen ausplünderst und den Christen (die Erträge) zukommen läßt‘. Ihm erwiderte Marcellus: ‚Und alles, was mein ist, gehört dir‘. Ihm entgegnete der Kaiser: ‚Es wäre mein, wenn du es für mich bewahren würdest; jetzt aber ist es nicht mein, weil du es schenkst, wem du willst, und ich weiß nicht welchen niedrigen Leuten‘. Das also, Bruder Petrus, haben wir vor Augen, und berichten dir, wie sich die große Barmherzigkeit des Mannes in Gotteslästerung verwandelt hat. Wenn nämlich jener sich nicht gewandelt hätte, dann hätten auch wir uns nicht entfernt von dem heiligen Glauben an Gott, unseren Herrn. Dieser Marcellus ist jetzt wütend und bereut sein Wohltun, indem er spricht: ‚Ein so großes Vermögen habe ich so lange Zeit verwendet in dem vergeblichen Glauben, ich verausgabte es zur Erkenntnis Gottes‘. Soweit (geht er in seiner Wut), daß, wenn einer von den Fremden zu ihm an die Tür seines Hauses kommt, er ihn mit dem Stock schlägt und hinauswerfen läßt und sagt: ‚O hätte ich doch für jene Betrüger nicht soviel Geld ausgegeben!‘ Aber er sagt noch mehr Gotteslästerungen. Wenn aber in dir noch etwas von dem Erbarmen unseres Herrn oder von der Güte seiner Vorschriften verblieben ist, so hilf seinem Irrtum auf; er hat doch in so großer Zahl den Dienern Gottes Almosen gegeben.‘ Als aber Petrus dies sah, wurde er von großem Schmerz ergriffen und schalt: ‚O mannigfaltige Künste und Versuchungen des Teufels! O Listen und Erfindungen von Bösem! Der für sich auf den Tag des Zorns das große Feuer nährt, Verwüstung einfältiger Menschen, ein reißender Wolf, ein Verschlinger und Zerstreuer des ewigen Lebens! Du hast den ersten Menschen in böse Lust verstrickt und hast ihn durch deine frühere Schlechtigkeit und ein körperliches Band (an dich) gefesselt. Du bist die Frucht des Baumes der Bitterkeit, die ganz bitter ist, der du mannigfaltige Lüste einflößest. Du hast meinen Mitschüler und Mitapostel Judas gezwungen, gottlos zu handeln, daß er verriet unsern Herrn Jesus Christus, der dich dafür notwendigerweise strafen muß. Du hast das Herz des Herodes verstockt und den Pharao entflammt und ihn gezwungen zu kämpfen gegen den heiligen Diener Gottes, Moses; du hast dem Kaiphas die Kühnheit beigebracht, daß er der feindlichen Menge unsern Herrn Jesus Christus übergab; und auch jetzt noch schießest du mit deinen giftigen Pfeilen auf unschuldige Seelen. Du gottloser Feind aller, als ein Fluch wirst du von der Kirche des Sohnes des heiligen allmächtigen Gottes (getrennt) und wie ein vom Herd geworfener Feuerbrand von den Dienern unseres Herrn Jesu Christi ausgelöscht werden. Gegen dich möge sich kehren deine Schwärze und gegen deine Söhne, den schlechtesten Samen, gegen dich mögen sich kehren deine Schlechtigkeiten und gegen dich deine Drohungen und gegen dich deine Versuchungen und gegen deine Engel, du Anfang der Schlechtigkeit, Abgrund der Finsternis! Deine Finsternis, die du hast, sei mit dir und mit deinen Gefäßen, die du besitzest. Weiche darum von denen, die Gott glauben wollen, weiche von den Dienern Christi und denen, die für ihn Kriegsdienste leisten wollen! Behalte du für dich deine Tore der Finsternis; vergeblich klopfst du an fremde Türen, die nicht dir gehören, sondern Christus Jesus, der sie bewacht. Denn du, reißender Wolf, willst die Schafe rauben, die nicht dir, sondern Jesus Christus gehören, die sie eifrig mit dem höchsten Eifer bewacht‘.

Während Petrus dies unter großem Schmerz seiner Seele sprach, wurden weit mehr, die an den Herrn glaubten, hinzugetan. Die Brüder aber baten den Petrus, er möge sich mit Simon in einen Kampf einlassen und nicht zugeben, daß er noch länger das Volk aufhetze. Unverzüglich verließ Petrus die Versammlung und ging zum Hause des Marcellus, wo Simon wohnte. Es folgten ihm aber große Volkshaufen. Als er aber zur Tür kam, rief er den Türhüter und sprach zu ihm: ‚Geh, sag dem Simon: Petrus, dessentwegen du aus Judäa geflohen bist, erwartet dich an der Tür!‘ Der Türhüter antwortete dem Petrus: ‚Ob du Petrus bist, weiß ich nicht, Herr. Ich habe aber einen Befehl: Er (sc. Simon) erfuhr nämlich, daß du gestern die Stadt betreten hast; da sagte er zu mir: ‚Ob bei Tag, ob bei Nacht, und zu welcher Stunde er auch kommen sollte, sag, daß ich nicht zu Hause bin!“ Petrus aber sagte zu dem Jüngling: ‚Du hast recht geantwortet, daß du das vermeldet hast, von ihm (dazu) gezwungen.‘ Und Petrus wandte sich zum Volk, das ihm folgte, und sprach: ‚Ihr werdet gleich ein großes und wunderbares Zeichen schauen.‘ Und Petrus sah hinter sich einen großen Hund, der an einer großen Kette gebunden war, ging auf ihn zu und band ihn los. Als aber der Hund losgebunden war, nahm er menschliche Stimme an und sprach zu Petrus: ‚Was befiehlst du mir zu tun, du Diener des unaussprechlichen, lebendigen Gottes?‘ Petrus sprach zu ihm: ‚Geh hinein und sag dem Simon inmitten seiner Gesellschaft: ‚Petrus läßt dir sagen: Komm hervor in die Öffentlichkeit; deinetwegen bin ich nach Rom gekommen, du Gottloser und Aufwiegler einfältiger Seelen!“ Und auf der Stelle rannte der Hund los und ging hinein, stürmte mitten hinein in die Gesellschaft, die um Simon versammelt war, erhob seine Vorderfüße und rief mit lauter Stimme: ‚Du Simon, Petrus, der Diener Christi, der an der Tür steht, läßt dir sagen: ‚Komm hervor an die Öffentlichkeit; denn deinetwegen bin ich nach Rom gekommen, du Gottlosester und Verführer einfältiger Seelen‘!‘ Als Simon das hörte und die unglaubliche Erscheinung sah, verschlug es ihm die Rede, mit der er die Umstehenden verführt hatte; alle (anderen) aber staunten.

Als aber Marcellus dies sah, lief er hinaus zum Tor, warf sich dem Petrus zu Füßen und sprach: ‚Petrus, ich umfasse deine Füße, du heiliger Knecht des heiligen Gottes; ich habe viel gesündigt! Strafe nicht meine Sünden, wenn etwas von dem wahren Glauben an Christus in dir ist, den du predigst, wenn du seiner Gebote eingedenk bist, niemanden zu hassen, gegen niemanden böse zu sein, wie ich von deinem Mitapostel Paulus gelernt habe. Rechne mir nicht meine Sünden an, sondern bitte für mich den Herrn, den heiligen Sohn Gottes, den ich zum Zorn verleitet habe, weil ich seine Knechte verfolgt habe. Bitte also für mich als guter Anwalt bei Gott, daß ich nicht mit den Sünden Simons dem ewigen Feuer übergeben werde, der mich sogar überredet hat, ihm ein Standbild zu errichten, mit der Inschrift: ‚Dem Simon, dem jugendlichen Gott‘. Wenn ich wüßte, Petrus, daß du durch Geld gewonnen werden könntest, würde ich mein ganzes Vermögen geben; ich würde es verachtet und dir gegeben haben, um meine Seele zu gewinnen. […] Ich gestehe aber, daß er mich dadurch verführt hat, daß er behauptete, er sei die Kraft Gottes. Und doch will ich dir berichten, lieber Petrus: nicht war ich würdig, dich zu hören, du Knecht Gottes, noch war ich befestigt im Glauben an Gott, der in Christus beruht. Deshalb bin ich gestrauchelt. Darum bitte ich dich, nimm mir nicht übel, was ich sagen werde. Christus, unser Herr, den du in Wahrheit verkündigst, sagte zu deinen Mitaposteln in deiner Gegenwart: ‚Wenn ihr Glauben habt wie ein Senfkorn, so werdet ihr zu diesem Berge sagen: hebe dich weg, und sogleich wird er sich wegheben.‘ Dich aber, Petrus, hat dieser Simon einen Ungläubigen genannt, weil du auf den Wassern gezweifelt hast. Ich hörte nämlich, daß er auch gesagt hat: ‚Die mit mir sind, haben mich nicht verstanden‘. Darum wenn ihr, denen er sogar die Hände aufgelegt und die er selbst erwählt hat, mit denen er auch Wunder gewirkt hat, in Zweifel geraten seid, so habe ich also dieses Zeugnis und werde von Reue ergriffen, und ich nehme zu deinen Gebeten Zuflucht. Nimm dich doch meiner Seele an, der ich von unserem Herrn und seiner Verheißung abgefallen bin. Aber ich glaube, daß er sich meiner erbarmen wird, wenn ich Buße tue. Denn treu ist der Allmächtige, mir die Sünde zu vergeben.‘ Petrus aber sagte mit lauter Stimme: ‚Dir, unser Herr, (sei) Ruhm und Preis, allmächtiger Gott, Vater unseres Herrn Jesu Christi. Dir sei Lob und Ruhm und Ehre in alle Ewigkeit, Amen. Da du auch uns jetzt voll gestärkt und auf dich fest gegründet hast vor den Augen aller, die es sehen, heiliger Herr, so befestige den Marcellus und sende heute deinen Frieden in ihn und sein Haus; alles aber, was verlorengegangen ist oder in die Irre geht, du allein kannst es zum Rechten wenden. Dich flehen wir alle an, o Herr, du Hirt der einst zerstreuten Schafe, jetzt aber werden sie durch dich wieder vereinigt werden. So nimm auch den Marcellus (wieder) auf wie eines von deinen Schäflein und dulde nicht, daß er noch länger in Irrtum oder Unwissenheit umherschweift; sondern nimm ihn auf in die Zahl deiner Schafe. Ja, Herr, nimm ihn auf, ihn, der mit Schmerzen und Tränen dich bittet.‘

So sprach Petrus und umarmte den Marcellus. Petrus wandte sich der Menge zu, die bei ihm stand, und sah in der Menge einen lächeln; in dem war ein sehr bösartiger Dämon. Zu ihm sprach Petrus: ‚Wer du auch bist, der du gelacht hast, zeige dich offen allen Umstehenden!‘ Als der Jüngling dieses gehört hatte, stürzte er in die Vorhalle des Hauses und rief mit lauter Stimme, warf sich gegen die Wand und sagte: ‚Petrus, es herrscht ein gewaltiger Streit zwischen Simon und dem Hund, den du geschickt hast. Denn Simon sagt zu dem Hund: ‚Sag, ich sei nicht hier!‘ Zu ihm aber spricht der Hund noch mehr, als du ihm aufgetragen hast. Und wenn er die geheimnisvolle Sache, die du ihm befohlen hast, erledigt haben wird, dann wird er vor deinen Füßen sterben.‘ Petrus aber sprach: ‚Und du nun, was du auch immer für ein Dämon bist, im Namen unseres Herrn Jesu Christi fahre aus dem Jüngling heraus, ohne ihm zu schaden; zeige dich allen Umstehenden!‘ Als der Jüngling das gehört hatte, fuhr er aus; dabei ergriff er eine große Marmorstatue, die in der Vorhalle des Hauses stand, und zertrümmerte sie mit Fußtritten.“ (Petrusakten 4, in: Ebd., S. 198-201)

Marcellus wirft Simon letztlich aus dem Haus, und Petrus wirkt weitere Wunder und berichtet der Gemeinde, wie Simon in Judäa eine reiche Frau beraubt hat, was durch Gott und Petrus aufgedeckt wurde. Am nächsten Sabbat stellt Simon sich Petrus auf dem Forum. Der Präfekt ordnet eine Probe an. Simon tötet einen Jungen mit seiner Zauberei, und Petrus macht ihn wieder lebendig (dann erweckt er auch noch zwei andere Tote). Simon wirkt auch in den nächsten Tagen weiterhin scheinbare Wunder/Zaubertricks, wird aber jedes Mal von Petrus mit echten Wundern widerlegt, und muss schließlich verletzt aus Rom abziehen.

Zuletzt noch zu einem etwas sonderbaren Thema. Justin der Märtyrer unterscheidet den Satan, die gefallenen Engel und außerdem noch halbmenschliche Dämonen. Er bezieht sich hier auf die rätselhafte Bibelstelle Genesis 6,1-4: „Als sich die Menschen auf Erden zu vermehren begannen und ihnen Töchter geboren wurden, sahen die Gottessöhne, wie schön die Menschentöchter waren, und sie nahmen sich von ihnen allen Frauen, die sie auswählten. Da sprach der HERR: Mein Geist soll nicht für immer im Menschen bleiben, weil er eben Fleisch ist; daher soll seine Lebenszeit hundertzwanzig Jahre betragen. In jenen Tagen gab es auf der Erde die Riesen, und auch später noch, nachdem sich die Gottessöhne mit den Menschentöchtern eingelassen und diese ihnen Kinder geboren hatten. Das sind die Helden der Vorzeit, die namhaften Männer.“ Diese Stelle ist unterschiedlich interpretiert worden; die „Gottessöhne“ wurden tatsächlich von manchen Theologen als „Engel“ gelesen. Andere interpretierten die „Gottessöhne“ als Nachkommen von Adams Sohn Set, die „Menschentöchter“ als Nachkommen von seinem abtrünnigen Sohn Kain. Auch die „Riesen“ wurden unterschiedlich interpretiert; es ist nicht ganz klar, was das hebräische Wort meint (langlebige Menschen? besonders herausragende oder kriegerische Menschen?). Justin jedenfalls schreibt:

„Sollte aber jemandem der Gedanke kommen, wenn wir einen hilfreichen Gott bekennten, würden wir nicht, wie wir doch behaupten, von Ungerechten vergewaltigt und gestraft werden, so will ich auch darüber sprechen. Als Gott das Weltall geschaffen und das, was auf Erden ist, den Menschen unterstellt, die Himmelskörper aber zum Wachstum der Früchte und zum Wechsel der Zeiten geordnet und ihnen, die er ersichtlich auch der Menschen wegen geschaffen hatte, ein göttliches Gesetz vorgezeichnet hatte, da übertrug er die Vorsorge für die Menschen und für alles, was unter dem Himmel ist, Engeln, die er über sie setzte. Die Engel aber übertraten diese Anordnung, erniedrigten sich zum Verkehr mit Weibern und zeugten Kinder, die sogenannten Dämonen. Außerdem machten sie sich fortan das Menschengeschlecht dienstbar teils durch Zauberzeichen, teils durch Furcht und durch Strafen, die sie verhängten, teils durch Anleitungen zu Opfern, Räucherwerk und Trankspenden, deren sie bedürftig geworden waren, seitdem sie von der Leidenschaft ihrer Begierden sich hatten unterjochen lassen; auch verbreiteten sie unter den Menschen Mord, Krieg, Ehebruch und jede Art von Schandtaten. Daher haben Dichter und Sagenerzähler, weil sie nicht wußten, daß die Engel und ihre Kinder, die Dämonen, jenes über Männer, Weiber, Städte und Völker gebracht hatten, das, was sie niederschrieben, auf den Gott (Zeus) selbst und auf die angeblich von ihm gezeugten Söhne und auf seine vermeintlichen Brüder Poseidon und Pluton und auf deren Kinder übertragen. Sie benannten nämlich einen jeden mit dem Namen, den jeder der Engel sich und seinen Kindern beigelegt hatte.“ (Justin, 2. Apologie 4)

Auf dieselbe Stelle bezieht sich wohl Irenäus: „Zu den Zeiten des Noe führte es [das Wort Gottes, d. i. Jesus] die Sintflut herbei, um das arge Geschlecht der damaligen Menschen auszulöschen, die für Gott keine Frucht bringen konnten, da sich die treulosen Engel mit ihnen vermischt hatten, und um ihren Sünden Einhalt zu gebieten, den Urtypus des Menschen aber, die Gestalt des Adam, zu bewahren.“ (Irenäus, Gegen die Häresien IV,36,4)

Die gefallenen Engel hätten die Menschen Böses gelehrt, u. a. auch Zauberei (=Okkultismus, Geisterbeschwörung, Satanismus):

„Die Bosheit gewann nun eine sehr weite Verbreitung und erfaßte das ganze Menschengeschlecht so sehr, daß nur sehr wenige Keime der Gerechtigkeit in ihm erhalten blieben. Dem Naturgesetz widerstrebende Verbindungen wurden auf Erden eingegangen. Engel verbanden sich mit den Töchtern der Menschen. Diese gebaren ihnen Söhne, welche wegen ihrer außerordentlichen Größe Riesensprossen genannt wurden. Als Gabe brachten diese Engel ihren Weibern die Anleitung zum Bösen mit. Sie lehrten sie die Kraft der Wurzeln und Kräuter, das Färben und das Schminken, die Erfindung wertvoller Stoffe, Mittel zur Beförderung der Anmut, zum Wecken des Hasses und der Liebe, Sicherungen der Lebensdauer, Hexenbünde, jegliche Gaukelei und gottverhaßten Götzendienst. Durch die Einführung dieser Dinge in die Welt fand die Sache der Bosheit Aufschwung und Verbreitung, Die [Sache] der Gerechtigkeit aber nahm ab und verkümmerte.“ (Irenäus, Erweis der Apostolischen Verkündigung 18)

Auch Athenagoras von Athen schreibt etwas Ähnliches:

„Denn nach unserer Lehre existiert ein Gott und ein Sohn, sein Wort, und ein Heiliger Geist, die hinsichtlich der Macht ein einziges Wesen sind, der Vater, der Sohn, der Geist; denn der Sohn ist des Vaters Verstand, Wort, Weisheit und der Geist ist Ausfluß wie Licht von Feuer; ebenso kennen wir die Existenz anderer Kräfte, die sich im Umkreis und innerhalb der Materie befinden, darunter auch die Existenz einer gottwidrigen Kraft, nicht als ob es etwas gäbe, was Gott prinzipiell gegenüberstünde wie der Haß der Liebe im Sinne des Empedokles und wie die Nacht dem Tage auf dem Gebiete der Naturerscheinungen (denn stünde etwas Gott gegenüber, so müßte es aufhören zu sein, da es infolge der göttlichen Kraft und Stärke allen Halt verlöre), sondern weil der Güte Gottes, die ihm als Eigenschaft zukommt und mit ihm so notwendig existiert wie die Haut mit dem Leibe und ohne die er nicht existiert (nicht als ob sie ein Teil von ihm wäre, sondern weil sie eine notwendige Folge ist und mit ihm vereint und verbunden ist wie das Rot mit dem Feuer und das Blau mit dem Himmel), der die Materie umschwebende Geist gegenübersteht, der von Gott geschaffen ist, wie auch die übrigen Engel von ihm geschaffen sind, und mit der Verwaltung der Materie und der Erscheinungsformen der Materie betraut wurde. Diese, die Engel, hat Gott erschaffen aus Fürsorge für das von ihm Geordnete, damit, während Gott im allgemeinen sorgt für das Ganze und für das Große, für jeden Teil die hiefür beordneten Engel sorgen. Wie aber nun unter den Menschen, deren Tugend und Schlechtigkeit freier Willensentscheidung entspringen (Ihr würdet ja sonst die Guten nicht auszeichnen und die Bösen nicht strafen, wenn Tugend und Schlechtigkeit nicht von ihnen selbst abhinge), die einen in dem ihnen von Euch anvertrauten Amte als eifrig, die andern als unzuverlässig befunden werden, so steht es auch bei den Engeln. Die einen blieben (Gott hat sie natürlich mit freiem Willen ausgestattet) bei dem, wozu Gott sie geschaffen und bestimmt hatte, die andern aber wurden stolz auf ihre Natur und Herrschaft, darunter auch jener Beherrscher der Materie und ihrer Erscheinungsformen und noch andere, deren Bereich diese unsere Welt ist (seid überzeugt, wir lehren nicht etwas Unbeglaubigtes, sondern was wir verkünden, wurde schon von den Propheten ausgesprochen); die letzterwähnten Engel wurden von Begierde nach Jungfrauen erfüllt und unterlagen der Fleischeslust, jener hingegen zeigte sich nachlässig und schlecht in der Verwaltung des ihm anvertrauten Amtes. Von den Engeln nun, die sich mit Jungfrauen eingelassen hatten, wurden die sogenannten Giganten erzeugt. Daß auch die Dichter über die Giganten teilweise Richtiges vorbrachten, braucht Euch nicht zu befremden; zwischen der prophetischen Weisheit und der Weltweisheit besteht ein ähnlicher Unterschied wie zwischen der Wahrheit und der Wahrscheinlichkeit; jene beschäftigt sich mit himmlischen Dingen, diese mit irdischen und darum auch mit dem Beherrscher der Materie. ‚Meist ist unser Wissen ein Trug, dem Wahren nur ähnlich.‘

Diese Engel nun, die aus den Himmeln gestürzt wurden und nunmehr in der Luft und auf der Erde wohnen, da sie sich zum Himmlischen nicht mehr emporschwingen können, und die Seelen der Giganten, das sind die in der Welt umherirrenden Dämonen. Die Erregungen, die sie hervorbringen, entsprechen bei den einen [den Dämonen] der Natur, die sie empfangen haben, bei den andern [den Engeln] den Begierden, von denen sie erfaßt wurden; der Beherrscher der Materie führt, wie man unmittelbar aus Tatsachen ersehen kann, Aufsicht und Verwaltung in einer der Güte Gottes widersprechenden Weise.

‚Oft schon dacht ich in meiner Seele,
Ob Zufall in den menschlichen Dingen herrscht oder ein Dämon.
Denn gegen Erwartung und gegen Recht
Kommen die einen um Haus und Hof,
Von Gott verlassen, während andere im Glücke schwelgen‘

Weil also gegen Erwartung und Recht die einen glücklich, die andern unglücklich sind, so konnte es sich Euripides nicht erklären, wer die Verwaltung der irdischen Dinge habe, bei der man ausrufen möchte:

‚Wie sollten wir beim Anblick solcher Dinge noch
An Götter glauben oder halten ein Gesetz?‘

Dies bewog auch einen Aristoteles zu dem Ausspruche, daß es für die Dinge unter dem Himmel keine Fürsorge gebe. Aber die ewige Fürsorge Gottes bleibt uns nach wie vor:

‚Ob gern, ob ungern sprießt die Erde Weide mir.
Naturnotwendig, und ernährt zur Mast mein Vieh‘

und auch die Fürsorge für die Teile erstreckt sich tatsächlich, nicht bloß vermeintlich, auf die würdigen; auch für das übrige ist, soweit es der gemeinsame Zweck der Schöpfung fordert, durch weise Einrichtung gesorgt. Weil aber die vom feindseligen Geiste ausgehenden Erregungen und Einwirkungen besagte Unordnung hineinbringen, da sie nunmehr auch die Menschen, den einen so, den andern anders, bald einzelne, bald ganze Völker durch geteilten oder gemeinschaftlichen Ansturm, je nach dem Verhältnisse eines jeden zur Materie und nach dem Grade seiner Empfänglichkeit fürs göttliche, innerlich und äußerlich in Erregung versetzen, so haben einige und zwar Autoritäten gemeint, daß das Universum nicht auf einer Ordnung beruhe, sondern der Tummelplatz blinden Zufalls sei; sie haben dabei übersehen, daß von all den Dingen, von denen eigentlich der Fortbestand der Welt abhängt, kein einziges ungeordnet und vernachlässigt ist, sondern ein jedes eine vernünftige Einrichtung zeigt, so daß sie die ihnen gesetzte Ordnung nicht überschreiten. Auch der Mensch, wie er aus des Schöpfers Hand hervorging, ist ein wohlgeordnetes Wesen, mag man nun die Art und Weise seiner Entstehung betrachten, die einen einheitlichen, für alle gültigen Plan aufweist, oder sein organisches Wachstum, welches das hiefür maßgebende Gesetz nicht überschreitet, oder das Ende des Lebens, das gleich und gemeinschaftlich bleibt für alle. Aber nach seiner eigenen individuellen Vernunft und nach der Einwirkung jenes drängenden Herrschers und seines Dämonengefolges wird der eine so, der andere anders beeinflußt und erregt, obschon die Fähigkeit vernünftigen Denkens allen in gleicher Weise innewohnt.(Athenagoras, Bittschrift für die Christen 24-25)

Die Bibel und „Stille Post“

Manchmal denke ich mir, dass das Spiel „Stille Post“ mehr dazu beigetragen hat, falsche Vorstellungen über Jesus und die Bibel zu säen als alle sonstigen Scheinargumente von Atheisten und Kirchenfeinden.

Die Vorstellung ist quasi: „Eigentlich können wir ja gar nichts über Jesus wissen. Diese Texte über ihn wurden immer und immer wieder abgeschrieben, dabei geht was verloren, dann lässt einer was weg, das ihm nicht passt, oder dichtet was hinzu – am Ende hat das Ergebnis wie beim Spiel Stille Post nichts mehr mit den ursprünglichen Aussagen gemein.“

Der Vergleich ist freilich etwa so stichhaltig wie die Aussage „Schokoladeneis schaut aus wie Schlamm, also schmeckt es auch so“. Wenn man sich Stille Post und die Arbeit antiker und mittelalterlicher Schreiber anschaut, fallen einem doch zuallererst die Unterschiede auf:

  • Bei Stille Post wird extra geflüstert, damit derjenige vielleicht etwas falsch versteht; man will, dass irgendein lustiges falsches Ergebnis herauskommt. Beim Abschreiben der Bibel hatte der Schreiber die Schrift klar vor sich.
  • Bei Stille Post darf niemand nachfragen, wenn er etwas beim ersten Mal nicht verstanden hat. Der Schreiber konnte jederzeit auf das Manuskript vor ihm schauen und kontrollieren, ob er auch kein Wort vergessen hatte.
  • Bei Stille Post geht es genau in einer Linie vom Anfang bis zum Ende. Wenn dabei einer einen Fehler macht, wird dieser Fehler zwangsläufig bis zum Ende weitergegeben; die nachfolgenden Spieler können sich nicht noch einmal an den ersten Spieler wenden, oder an fünf verschiedene Spieler, die das Wort alle direkt vom ersten Spieler gehört haben. Beim Abschreiben der Bibel war es ganz anders. Die ersten Schriften wurden etliche Male abgeschrieben und dann verteilt, dann wurden diese Manuskripte wiederum von verschiedenen Schreibern abgeschrieben. Es bildete sich ein riesiger Stammbaum an Manuskripten heraus. Ein Schreiber konnte entweder ältere Schriften noch einmal kontrollieren, oder parallele Schriften der Seitenstränge. Wenn die jüngeren Schriften irgendwie nicht zusammenpassten, konnte man schauen, was sie gemeinsam hatten (was also wohl authentisch sein musste) und worin sie voneinander abwichen (was zweifelhafter war). Bei Stille Post sind Fehler einkalkuliert; beim Abschreiben von Manuskripten kann ein späterer Schreiber offensichtliche Fehler (wie ein falsch geschriebenes oder ausgelassenes Wort) wieder korrigieren. Es gibt ja diese berühmte englische Bibelausgabe, in der im 6. Gebot („Du sollst nicht ehebrechen“) das Wort „nicht“ vergessen wurde. Falls jemals jemand die Bibel von diesem Manuskript abgeschrieben hat, wird er wohl fähig gewesen sein, diesen Fehler zu korrigieren. Durch bloße Leichtsinnsfehler schleicht sich in solchen langen Büchern kein falscher Sinn ein, dann müssten es schon bewusste Fälschungen sein. Aber auch bewusste Fälschungen wären hier nicht einfach.
  • Bei Stille Post ist es keinem besonders wichtig, etwas haargenau so weiterzugeben, wie es gesagt wurde; im Gegenteil, man will ja über irgendein lustiges Ergebnis lachen. Bei der Bibel wachte dagegen die ganze Kirchengemeinschaft über die unveränderte Weitergabe dieser heiligen Schriften. Wenn ein Kleriker es gewagt hätte, sie nach seinem Belieben umzuschreiben, wären ihm sofort hundert andere Kleriker an die Gurgel gesprungen. Wir sehen das ja auch heute noch: Es gibt kleine Abweichungen z. B. zwischen protestantischen und katholischen Übersetzungen, auch wo diese dieselben Urtexte übersetzen, und die Theologen debattieren diese Abweichungen leidenschaftlich. Diese Abweichungen sind auch bekannt, sie können nicht versteckt werden; einer, der eine neue tendenziöse Übersetzung erstellt, kann nicht alle bisherigen Manuskripte zerstören. Er kann vielleicht seine Leser täuschen, aber nicht alle seiner Gelehrtenkollegen. Es geht aber nicht nur darum, dass man erwischt werden könnte; auch die eigene Scheu vor den heiligen Texten hätte Schreiber daran gehindert, etwas zu verfälschen. Sie sahen ihre Tätigkeit als Dienst an Gott. Das ist etwa so wie heute bei Gesetzestexten; wenn ein Anwalt etwas durchsetzen will, das nicht im Gesetz steht, interpretiert er vielleicht daran herum bis zum Gehtnichtmehr, aber er lässt sich nicht einfach eine verfälschte Ausgabe von BGB oder GG drucken.

Aber gab es früher nicht öfter Fälschungen?, könnte man einwenden. Die Konstantinische Schenkung, die monita secreta… Freilich gab es die; es gibt sie auch heute noch. Aber eher in dem Sinn, dass man eine neue Schrift herbeizauberte, von der dann behauptet wurde, sie sei schon viel älter und wäre in einem alten Klosterarchiv gefunden worden oder in der geheimen Korrespondenz der politischen Gegner. Das Umschreiben bereits weit verbreiteter Schriften wäre viel schwieriger gewesen. So hielten es auch die Sekten, die im 2., 3., 4. Jahrhundert ihre eigenen Evangelien schrieben; sie fügten neue hinzu, und schrieben nicht die alten um. Natürlich hatte nicht jeder Dorfpriester fünfzig verschiedene Bibeln vor sich auf dem Schreibtisch liegen, die er vergleichen konnte, aber Priester, Klöster und Bischöfe hatten bekanntlich Kontakt miteinander. Es konnte gut vorkommen, dass es einem Kleriker nicht auffiel, wenn eine Zeile in einer Ahnenliste im Alten Testament fehlte, weil der Schreiber geschlampt hatte, aber wenn jemand eine wichtige neue Lehre in einem Evangelium eingefügt hätte, wären doch ein paar Leute stutzig geworden.

Tatsache ist, wir haben ja auch eine ziemlich große Zahl von Bibelmanuskripten aus der Antike. Die sind nicht alle lückenlos, aber sie stimmen alle überein. Allein die Liste der antiken Papyri (also Pergamentabschriften nicht mitgezählt) mit Texten des Neuen Testaments ist ziemlich ansehnlich. Und auf einem Fetzen aus dem Jahr 125 n. Chr. stehen dieselben Verse des Johannesevangelium, die ich auch in meinem griechischen Neuen Testament in der Nestle-Aland-Ausgabe sehen kann. Es gibt natürlich ein paar Abweichungen (die in solchen modernen Ausgaben auch alle klitzeklein aufgeführt sind). Da sind so außerordentliche Sachen dabei wie etwa, dass im einen Manuskript „Jesus Christus“ und im anderen „Christus Jesus“ steht.

Es gibt ein paar sehr wenige größere Abweichungen; die mit Abstand größten sind, dass in manchen Manuskripten der Schluss des Markusevangeliums fehlt und in manchen die Geschichte mit der Ehebrecherin in Joh 8. Vielleicht ließ der hl. Markus sein Evangelium zunächst am leeren Grab enden, wo der Engel den Frauen die Auferstehung verkündet, und dachte sich später, in einer neueren „Ausgabe“ könnte er es doch so machen wie die anderen Evangelisten, die mittlerweile ihre Evangelien veröffentlicht hatten, und auch noch eine kurze Zusammenfassung der Erscheinungen des auferstandenen Jesus anfügen. Aber die Auferstehung steht so oder so drin.

Und, das kann man nicht oft genug betonen: Es gibt keine einzige katholische Lehre über Jesus, die allein an irgendeiner zweifelhaften Stelle in den Evangelien hängt, die in manchen Manuskripten fehlt. Es gibt schlicht keine.

Es gibt ein paar Texte in der Bibel, die in unterschiedlichen Überlieferungssträngen ein paar mehr Unterschiede aufweisen; die Psalmen zum Beispiel. Es gibt auch ein paar Bücher, deren Zugehörigkeit zur Bibel zeitweise umstritten war; der 2. Petrusbrief zum Beispiel. Aber auch hier steht keine christliche Lehre auf dem Spiel, und auf die Evangelien trifft schon mal beides nicht zu.

Es ist eine Tatsache, dass die Evangelien, als sie nicht lange nach Jesu Tod um 30 n. Chr., nämlich irgendwann um 40, 50, 60 n. Chr. (Johannes evtl. später)*, geschrieben wurden, so aussahen, wie sie uns auch jetzt vorliegen. Da kann man sie sich jetzt ansehen und sein Urteil darüber fällen, was man von dem Jesus hält, den sie präsentieren, aber man kann nicht behaupten, dieser Jesus wäre eine durch Fehler und Fälschungen im Lauf der Jahrhunderte aufgebaute Karikatur.

Papyrus Bodmer II mit dem Johannesevangelium, um 200 n. Chr.

* Bei der Datierung hilft die Apostelgeschichte, die Lukas als Fortsetzung seines Evangeliums schrieb. Sie endet Anfang der 60er, als Paulus als Gefangener in Rom ist, und erwähnt seinen Märtyrertod nicht mehr, ein immerhin ziemlich wichtiges Ereignis; der logische Schluss ist, dass sie eben Anfang der 60er geschrieben wurde, als er noch nicht tot war. Das Lukasevangelium würde dann auf ungefähr 60 datieren, Matthäus und Markus dürften älter sein. Heute werden alle diese Schriften gerne auf 70-80 n. Chr. datiert, da Jesus die Zerstörung Jerusalems im Jahr 70 n. Chr. voraussagt, und die heutigen Textkritiker davon ausgehen, Er hätte kein zukünftiges Ereignis voraussagen können, und man hätte Ihm diese Aussage im Nachhinein in den Mund gelegt. Dass Jesus nicht der Sohn Gottes sei und die Zukunft nicht habe wissen können, ist aber eine weltanschauliche Behauptung, die man nicht als neutraler Historiker zum Maßstab machen kann, um einen Text zu datieren; wenn, dann muss man nach anderen Hinweisen suchen. (Tatsächlich wäre es sogar, wenn man Jesus nicht für den Sohn Gottes hält, gut möglich, anzunehmen, Er hätte einfach vorausgeahnt, dass auch Jerusalem irgendwann, wahrscheinlich in nicht allzu ferner Zukunft, Krieg und Zerstörung erleben würde; das war keine allzu fernliegende Vorhersagung.) Jesus war ca. 30 n. Chr. hingerichtet worden; die Frühdatierung würde also bedeuten, dass die Evangelien mit höchstens solchem zeitlichen Abstand dazu geschrieben wurden, wie wir ihn zum Mauerfall haben, die Spätdatierung würde einen ähnlichen Abstand wie den von uns zur 68er-Bewegung.

Die frühen Christen (bis 200 n. Chr.), Teil 12: Engel

Wer wissen will, was es mit dieser Reihe auf sich hat, möge bitte diese kurze Einführung hier lesen; knapp gesagt: ich habe Zitate aus christlichen Schriften vom Jahr 95 bis ca. 200 n. Chr. gesammelt, um einen Eindruck von der frühen Kirche zu vermitteln. (In der Einführung findet sich eine Liste mit allen herangezogenen Werken mitsamt ihrer Datierung.)

Alle bisher veröffentlichten Teile gibt es hier.

Bibelstellen zum Vergleich (Auswahl): Lk 1-2; Mt 1-2; Mt 4,11; Mt 18,10-11; Mt 13,49; Jud 1,9; Tob 12; Gen 16,7-12; Gen 19; Gen 21,17f.; Gen 28,12; 1 Kön 19,5-7; 2 Kön 19,35; Ps 34,8; Dan 3,49f.; Dan 14,34-39; Apg 10; Apg 12; Offb.

In den letzten Teilen ging es schon um Endzeit, Auferstehung, Himmel, Hölle usw; und zu den Bewohnern des Himmels zählen ja nicht nur die erlösten Menschen, sondern auch die Engel, reine Geistwesen, die schon vor den Menschen erschaffen wurden. Das Wort „Engel“ bedeutet „Gesandter, Bote“ und zeigt an, was die Engel in Bezug auf uns manchmal sind, nämlich Gesandte Gottes. In der Bibel tauchen sie immer wieder in dieser Rolle auf, und auch bei den frühen Christen ist der Engelglaube eine Selbstverständlichkeit. Es gibt auch von Gott abgefallene Engel, die Dämonen, zu denen auch der Teufel gehört (er ist kein ebenbürtiger Gegner Gottes, sondern nur ein abtrünniges Geschöpf); aber zu ihnen im nächsten Teil. Hier erst einmal ein paar Beispiele für den Glauben an die gut gebliebenen Engel.

Angel with a lamp, 1885 - 1896 - Viktor Vasnetsov - WikiArt.org
(Viktor Vasnetsov, Engel mit einer Lampe.)

Athenagoras von Athen schreibt um 176/177 n. Chr., dass die Engel über die Schöpfung wachen:

„Doch bleibt der theologische Teil unserer Lehre nicht dabei stehen, sondern wir lehren auch eine Menge von Engeln und Dienern, welche Gott, der Schöpfer und Bildner der Welt, durch sein Wort verteilt und aufgestellt hat, damit sie über die Elemente und die Himmel, über die Welt, die Dinge in der Welt und deren Ordnung wachen.“ (Athenagoras, Bittschrift für die Christen 10)

Im „Hirten des Hermas“ (spätestens Mitte des 2. Jh.s) spielen Engel eine zentrale Rolle. Der römische Christ Hermas erhält Offenbarungen von einem Engel der Buße, außerdem wird einmal ein Engel der Strafe erwähnt, und in mehreren Visionen helfen Engel dabei, die Kirche aufzubauen. Dann kommt auch eine Stelle, an der Hermas gesagt wird, dass ein guter und ein böser Engel den Menschen gute bzw. schlechte Eingebungen bringen:

„‚So höre mich denn‘, fuhr er weiter, ‚an über den Glauben. Zwei Engel sind bei dem Menschen, einer der Gerechtigkeit und einer der Schlechtigkeit.‘ ‚Wie nun‘, unterbrach ich, ‚wie nun soll ich, o Herr, ihre Wirkungen erkennen, da doch beide Engel in mir wohnen?‘ ‚Höre‘, erwiderte er, ‚und lerne sie kennen. Der Engel der Gerechtigkeit ist zart, schamhaft, milde und ruhig; wenn nun dieser in deinem Herzen sich regt, spricht er sogleich mit dir über Gerechtigkeit, Keuschheit, Heiligkeit, Genügsamkeit, über jegliche gerechte Tat und über jede rühmliche Tugend. Wenn all dies in deinem Herzen sich regt, dann wisse, dass der Engel der Gerechtigkeit mit dir ist. Denn das sind die Werke des Engels der Gerechtigkeit, diesem also vertraue und seinen Werken. Betrachte nun auch die Werke des Engels der Schlechtigkeit. Er ist vor allem jähzornig, verbittert und unverständig, seine Werke sind böse und verführen die Diener Gottes; wenn also dieser sich in deinem Herzen regt, dann erkenne ihn an seinen Werken.‘ ‚Ich verstehe nicht, o Herr, wie ich ihn erkennen soll.‘ ‚So höre‘, sprach er. ‚Wenn ein Jähzorn an dich kommt oder eine Erbitterung, dann wisse, dass er in dir ist; ferner wenn Begierden kommen, allerlei zu treiben, und mannigfache Ausgaben für reichliche Tafelgenüsse, häufiges und übermäßiges Trinken, für allerlei Leckerbissen und unnötige Dinge, Begierden nach Frauen und Reichtümern; ein übermäßiger Stolz und Prahlerei, und alles, was diesen verwandt und ähnlich ist: wenn also derlei Gedanken in deinem Herzen aufsteigen, dann wisse, dass der Engel der Schlechtigkeit in dir ist. Wenn du dann seine Werke erkannt hast, dann sage dich los von ihm und vertraue ihm nicht, weil seine Werke schlecht und den Dienern Gottes schädlich sind. Nun hast du die Wirkungen beider Engel. Lerne sie kennen und vertraue dem Engel der Gerechtigkeit.“ (Hirte des Hermas 2,6,2,1-6)

Auch der Barnabasbrief (vor 130 n. Chr.) unterscheidet zwischen guten und bösen Engeln:

„Nun wollen wir aber übergehen zu der anderen Erkenntnis und Lehre. Es gibt zwei Wege der Lehre und der Macht, nämlich den des Lichtes und den der Finsternis Der Unterschied zwischen den beiden Wegen aber ist groß. Auf dem einen sind nämlich aufgestellt lichttragende Engel Gottes, auf dem anderen aber Engel des Teufels. Und jener ist Herr von Ewigkeit zu Ewigkeit, dieser aber ist der Fürst dieser gegenwärtigen, gottlosen Zeit.“ (Barnabasbrief 18)

Auch Irenäus von Lyon schreibt um 180 n. Chr. etwas über die Engel. Es gibt eine klare Abgrenzung zwischen den Engeln und ihrem Schöpfer:

„Daß nämlich Engel und Erzengel, Throne und Herrschaften von dem allerhöchsten Gott durch sein Wort geschaffen und gemacht sind, das hat Johannes deutlich kundgetan. Denn nachdem er von diesem Worte Gottes gesagt hat, daß es im Vater war, fügt er hinzu: ‚Alles ist durch dasselbe gemacht worden, und ohne dasselbe ist nichts gemacht worden.‘ […] Daß er aber alles aus freiem Willen und nach seinem Gutdünken gemacht hat, bezeugt wiederum derselbe David, indem er sagt: ‚Unser Gott hat oben im Himmel und auf Erden alles gemacht, wie er es wollte.‘ Schöpfer aber und Geschöpfe, Ursache und Wirkung sind verschiedene Dinge. Er nämlich ist unerschaffen, ohne Anfang und ohne Ende, gebraucht nichts und genügt sich selbst und verleiht allem übrigen das Dasein. Was aber von ihm erschaffen worden ist, hat einen Anfang genommen. Was aber einen Anfang genommen hat, kann auch wieder aufgelöst werden, ist untergeordnet und bedarf dessen, der es erschuf. Also muß auch bei denen, die sich wenn auch nur ein geringes Unterscheidungsvermögen bewahrt haben, ein verschiedener Ausdruck gebraucht werden, so daß der Gott, welcher alles gemacht hat, samt seinem Worte allein rechtmäßig Gott und Herr genannt wird, das Erschaffene aber an diesem Ausdruck keinen Anteil haben noch darauf Anspruch erheben darf, da er allein dem Schöpfer zukommt.“ (Irenäus, Gegen die Häresien III,8,3)

Die Engel dienen immerzu Gott, aber nicht, weil Er sie nötig hätte, und auch unter ihnen gibt es gewisse Hierarchien:

„Die Welt nun aber wird von sieben Himmeln umgeben, in denen die Mächte, die Engel und die Erzengel wohnen und die Pflicht des Dienstes gegen Gott den Allmächtigen, den Schöpfer aller Dinge, erfüllen; nicht als bedürfte er sie, sondern sie sollen nicht untätig, ohne Nutzen und Segen sein. Reichlich ist deswegen das Innewohnen des Geistes Gottes, und vom Propheten Isaias werden sieben Formen Seines Dienstes aufgezählt, welche ruhen auf dem Sohn Gottes, d. h. auf dem Wort bei seiner Ankunft als Mensch. Er sagt: ‚Es wird auf ihm ruhen der Geist der Weisheit und des Verstandes, der Geist des Rates und der Stärke und der Frömmigkeit, es wird ihn erfüllen der Geist der Gottesfurcht.‘ Somit ist der erste Himmel von oben her, der die andern umschließt, die Weisheit, der zweite hernach der des Verstandes, der dritte der des Rates, der vierte, von oben gerechnet, der der Kraft, der fünfte der der Wissenschaft, der sechste jener der Frömmigkeit, der siebente ist die Feste über uns, die voll ist von der Furcht des Geistes, der die Himmel erleuchtet. Als ein Bild davon ließ Moses den siebenarmigen Leuchter immer im Heiligtum strahlen, gemäß dem, was das Wort geoffenbart hatte: ‚Du sollst ihn genau nach dem Urbild herstellen, welches du auf dem Berge gesehen hast.‘

Nun wird dieser Gott verherrlicht von seinem Worte, welches sein ewiger Sohn ist, und vom Heiligen Geist, welcher die Weisheit des Vaters von allem ist. Und ihre Mächte, die des Wortes und der Weisheit, die Cherubim und Seraphim genannt werden, preisen Gott mit unaufhörlichem Lobgesang, und jegliches Geschöpf, das nur im Himmel ist, bringt Gott, dem Vater von allem, Lobpreis dar. Er hat die ganze Welt durch das Wort gebildet — und auf der Welt sind auch die Engel — und der ganzen Welt schrieb er die Gesetze vor, bestimmte für jedes seinen festen Stand, dessen gottgesetzte Grenze es nicht überschreiten darf, und so vollführt ein jedes die ihm übertragene Aufgabe.

Den Menschen aber bildete er mit eigener Hand. Er verwandte dazu den feineren und zarteren Stoff der Erde und verband in [weisem] Maße miteinander die Erde und seine Macht. Denn er hat dem Geschöpfe seine Form gegeben, damit es in seiner Erscheinung Gottes Bild sei. Als Abbild Gottes setzte er den von ihm erschaffenen Menschen auf die Erde. Damit er Leben empfange, hauchte er in sein Angesicht den Lebensodem, auf daß der Mensch sowohl seiner ihm eingehauchten Seele nach und in seiner Leibesbildung Gott ähnlich sei. Er war folglich frei und Herr über sich selbst durch Gottes Macht, damit er über alles, was auf Erden ist, herrsche. Und dieses große Schöpfungswerk der Welt, das alles in sich barg, von Gott schon vor der Schöpfung des Menschen zubereitet, wurde dem Menschen zum Wohnsitz gegeben. Und es fanden sich an ihrer Stelle und mit ihren Arbeitsleistungen die Diener dieses Gottes, der alles schuf. Und ein Hauswalter hatte als Schützer dieses Gebiet inne, der über die Mitknechte gesetzt war. Die Knechte waren die Engel, der Walter und Schützer aber der Fürst der Engel [ein Erzengel]. (Irenäus, Erweis der Apostolischen Verkündigung 9-11)

Rose Briar // acheiropoietos: Archangel Victor Vasnetsov | Archangels,  Archangel michael, Christian art
(Viktor Vasnetsov, Erzengel.)