Ein paar gute Bücher aus dem letzten Jahr

Wenn ich gute Bücher lese, habe ich irgendwie immer auch das Bedürfnis, sie mit allen zu teilen, deshalb dachte ich, hier kommt mal ein kleiner Beitrag über ein paar besonders gute Bücher, die ich im letzten Jahr entdeckt habe.

„Theologie für Anfänger“ von Frank Sheed

Sheeds Buch bietet auf etwas mehr als 200 Seiten eine grundlegende Erklärung der wichtigen Glaubenslehren, gut verständlich, aber tiefgehend: Wie sieht das innere Leben der Dreifaltigkeit aus, wie ist das Verhältnis von Körper und Geist, was bedeutet Erlösung, was kommt nach dem Tod? Ich habe durch ihn z. B. endlich besser verstanden, wie es sich mit der einen Person und den zwei Naturen in Christus verhält. Das Buch enthält keinen Satz zu viel, keinen Satz zu wenig; Sheed bringt die Dinge einfach ohne viel Gelaber auf den Punkt.

Auszüge als Beispiel:

„Diese Vermischung von Geist und Materie in den menschlichen Handlungen unterscheidet den menschlichen Geist von jedem anderen. Der menschliche Geist ist der einzige, der zugleich auch Seele ist – das heißt: Lebensprinzip in einem Leib. Gott ist Geist, aber er hat keinen Leib; die Engel sind Geister, aber sie haben keinen Leib. Nur im Menschen ist der Geist mit einem Leib vereint, belebt einen Leib, macht ihn zu einem lebendigen Leib. Jeder lebendige Organismus – der Pflanzen, der niederen Tiere, der Menschen – hat ein Lebensprinzip, eine Seele. Und ebenso wie unser Geist der einzige Geist ist, der zugleich Seele ist, so ist unsere Seele die einzige, die zugleich auch Geist ist.

Wir haben gesehen, daß der Geist auf vielerlei Weise in uns tätig ist: Er erkennt und liebt, und er belebt den Leib. Aber was ist nun schließlich Geist?

Wir können es verstehen, wenn wir uns selbst betrachten und eine der Tätigkeiten unserer Seele im einzelnen prüfen: Sie bringt Ideen hervor. Ich erinnere mich an ein Gespräch eines unserer Redner mit einem Materialisten, der behauptete, seine Idee von Gerechtigkeit sei das Resultat rein körperlicher Aktivität, durch menschliche Gehirnmasse hervorgerufen. Der Redner fragte ihn, wieviel Zoll denn die Gerechtigkeit mäße? Er: ‚Fragen Sie nicht so dumm! Ideen haben keine Länge!‘ Wieviel sie denn wöge? Er: ‚Wollen Sie mich auf den Arm nehmen?‘ Der Redner: ‚Nein. Ich nehme Sie nur beim Wort. Welche Farbe hat sie? Welches Gewicht?‘

An diesem Punkt brach das Gespräch ab, weil der Materialist sagte, der Redner rede dummes Zeug. Natürlich ist es dummes Zeug, davon zu reden, daß eine Idee Länge oder Gewicht oder Farbe oder Gestalt haben könne. Aber der Materialist hatte gesagt, daß die Idee stofflich sei, und der Redner hatte ihn daraufhin nur gefragt, was für stoffliche Eigenschaften sie denn habe. Natürlich hatte sie keine; und der Materialist wußte das ganz genau. Nur hatte er nicht die augenscheinliche Schlußfolgerung gezogen. Wenn wir beständig etwas hervorbringen, was keine stofflichen Eigenschaften hat, dann muß in uns etwas sein, was nicht Stoff ist. Und das nennen wir Geist.

Seltsam genug, hält der Materialist uns für abergläubische Leute, die an ein Phantasiegebilde namens Geist glauben, sich selbst aber für einen nüchternen Realisten, der behauptet, daß Ideen von einem körperlichen Organ, dem Gehirn, hervorgebracht werden. Er behauptet schlichtweg, daß die Materie etwas hervorbringt, was nicht eine einzige Eigenschaft mit ihr gemeinsam hat – was könnte phantastischer sein als das? Demgegenüber sind wir die nüchternen Realisten – darauf sollten wir bestehen.“ (S. 17f.)

„Wir werden noch darauf zurückkommen – aber zuerst müssen wir noch den größten aller Unterschiede betrachten: nämlich daß die Seele ihre Existenz Gott verdankt. Er rief sie ins Dasein, erhält sie, kann sie zunichte machen (aber er versprach uns, es nicht zu tun). Seine eigene Existenz nicht festhalten zu können, das ist die einschränkendste Einschränkung, die sich denken läßt; sie macht den größten Unterschied aus zwischen dem endlichen Geist, der unsere Seele ist, und dem unendlichen Geist, der Gott ist.

Bernard Shaw erzählte, daß er einmal einen Priester fragte: ‚Wer schuf Gott?‘ Der Priester, sagt Shaw, war wie vom Donner gerührt. Ob er Selbstmord beging oder bloß aus der Kirche austrat, berichtet Shaw nicht. Aber die Begebenheit ist lächerlich. Jeder Philosophiestudent hat diese Frage schon einmal gehört, und jeder weiß, daß es ein Wesen geben muß, das es nicht nötig hat, geschaffen zu werden. Wenn nichts da wäre außer Empfängern von Dasein – woher sollte das Dasein dann kommen? Damit überhaupt etwas da sein kann, muß es ein Wesen geben, das es nicht nötig hat, Dasein zu empfangen, ein Wesen, welches Dasein einfach hat. Gott kann allen anderen Wesen Dasein verleihen, eben deswegen, weil es ihm nicht verliehen wurde. Es ist seine Natur, da zu sein, zu existieren. Gott kann nicht Dasein empfangen, weil er Dasein ist.“ (S. 26)

„An die Liebe glauben“ von Pater Jean du Coeur de Jésus d’Elbée

Das Buch ist aus Predigten bei Exerzitien hervorgegangen, und der Autor bezieht sich immer wieder auf die Gedanken der hl. Thérèse von Lisieux. Es hilft einfach wunderbar dabei, sich Gottes Liebe bewusst zu werden. Ich habe immer nur ein paar Seiten am Stück gelesen, und dann etwas gebetet. Ein kurzer Auszug:

„Oft stelle ich die Frage: ‚Denken Sie, dass Sie eine Freude für Jesus sind?‘ Wie viele Male wurde mir geantwortet: ‚Daran habe ich nie gedacht.‘ Oder man entgegnet, dass so zu denken ein Mangel an Demut wäre; und man stellt seine Armseligkeit heraus. Darüber werde ich zu Ihnen noch ausführlich im Verlauf der Exerzitien sprechen. Und doch, ist es nicht die einfachste Logik, dass ein Vater und sein Kind einander eine Freude sind? ‚Jesus, Du bist meine Freude und auch ich bin Deine Freude.‘ Steht nicht geschrieben, dass ‚es seine Wonne ist, bei den Menschenkindern zu sein‘? […]

Ich sagte es Ihnen schon, dass wir in der Liebe und Barmherzigkeit geradezu gebadet werden. Wir haben alle einen Vater, Bruder, Freund, Gemahl unserer Seelen, Mittelpunkt und König unserer Herzen, Erlöser und Heiland, der sich mit unsagbarer Milde über uns neigt, über unsere Schwäche und Kinderohnmacht, der über uns wacht wie über seinen Augapfel, der gesagt hat: ‚Barmherzigkeit wünsche ich und nicht Opfer, denn ich bin nicht gekommen, die Gerechten zu berufen, sondern die Sünder.‘ Ein Jesus, besessen von dem Wunsch, uns um jeden Preis zu retten, der den Himmel unter unseren Schritten geöffnet hat.“ (S. 18f.)

„Verteidigung des deutschen Kolonialismus“ von Bruce Gilley

In diesem kurzen Buch (knapp 200 Seiten) bietet der Politikwissenschaftler Gilley einen Überblick über die Kolonien, die Deutschland für eine kurze Zeit besaß: Deutsch-Südwestafrika (Namibia), Deutsch-Ostafrika (Tansania), Kamerun, Togoland, Deutsch-Samoa, Deutsch-Neuguinea und Qingdao. Er bietet Kontext für die schlechten Seiten, stellt aber auch die vielen positiven Seiten heraus, die Vorteile für die Einheimischen, über die im Allgemeinen heutzutage brav Stillschweigen gewahrt wird (z. B. die Abschaffung der Sklaverei in Afrika, die Erforschung von Tropenkrankheiten, die Schaffung moderner staatlicher Strukturen). Er geht auch darauf ein, wie (tatsächliche oder völlig frei erfundene) koloniale Brutalitäten schon damals in Europa als Kriegspropaganda gegen andere Länder genutzt wurden, und wie später der Ostblock und speziell die DDR den Antikolonialismus zur Propaganda nutzte.

Auszüge:

„Waren die Afrikaner mit der deutschen Herrschaft zufrieden? Erachteten sie sie als legitim? Neben solchen Zeitzeugenaussagen wie denen von Martin Ganisya haben wir als Beweismittel die unverbrüchliche Loyalität dutzender großer Stämme, die nicht nur in Afrika zu den Deutschen hielten, sondern auch in China und in der Südsee. […]

Der beste Beweis für die Legitimität der deutschen Kolonialherrschaft ist die winzige deutsche Militär- und Polizeipräsenz vor Ort. Im Jahr 1904 bestand die gesamte deutsche Kolonialverwaltung in Ostafrika – einem weiträumigen Gebiet dreimal so groß wie das Deutsche Reich, mit einer Bevölkerung von fast 8 Millionen – aus 280 Deutschen und 50 eingeborenen Beamten.“ (S. 63f.)

„Während die DDR-Forschung brutalstmögliche Bewertungen der deutschen Kolonialgeschichte fabrizierte, war die DDR selbst an der brutalstmöglichen Unterdrückung von farbigen Menschen auf der ganzen Welt beteiligt. Als ein marxistisches, sowjetgestütztes Regime 1967 im Südjemen die milde britische Herrschaft vertrieb, durfte die DDR eine hausgemachte Revolution begleiten. In der Spitze waren 2000 DDR-Kader für die Errichtung von Systemen zur Massenunterdrückung und Verelendung zuständig. Polizei, Kitas, Theater und Fernsehsender wurden nach DDR-Vorbild eingerichtet. Stasi-Offiziere halfen dabei, 250 jemenitische Offiziere zu identifizieren, die dem neuen Regime gegenüber als illoyal bezeichnet wurden, und die man kurz darauf hinrichten ließ.

Der Antikolonialismus der DDR verwandelte das blühende, kosmopolitische britische Schutzgebiet Aden in einen Schutthaufen. Ein Drittel der Arbeiter floh trotz Verbot des Regimes in die Golfstaaten und nach Saudi-Arabien, um Arbeit zu finden und schickte bald 60 bis 70 Prozent der jemenitischen Auslandsdevisen nach Hause. Bis 1982 war das Pro-Kopf-Einkommen auf 450 Dollar halbiert. Nach der Bodenkollektivierung flohen die meisten Bauern in die Städte und wurden zu Bettlern.“ (S. 183)

Christliche Kultur am Sonntag: „Eines Tages“

Bei christlichen Sachbüchern findet man bekanntlich relativ leicht gute Sachen; bei Romanen, Filmen oder Kinderbüchern sieht es allerdings manchmal schwieriger aus, auch wenn einige vermutlich gern mehr davon besäßen. Dabei gibt es eigentlich auch hier viel Gutes, wenn man näher hinschaut, und weil nicht allen alles bekannt ist, dachte ich, ich stelle meinen Lesern hier mal jede Woche kurz ein Werk vor – hauptsächlich katholische Sachen, aber wenn es von guter Qualität ist, auch mal was aus anderen Konfessionen; nicht nur Hochkultur, sondern auch eher Populärkultur (aber halbwegs gut gemacht soll es sein); und sowohl solches mit explizit religiösen Inhalten (im Einzelfall auch mal, wenn es von persönlich nicht sehr frommen Menschen kommt), als auch Werke von überzeugten Christen ohne explizite Botschaft. Viele werden bestimmte Klassiker schon kennen, aber andere vielleicht noch nicht.

Und weil ich ja auch nicht alles kennen kann: Wer ein katholisches Lieblingsbuch, einen Film o. Ä. hat, von dem er schon immer mal mehr Leuten erzählen wollte, darf mir gern über die „Contact“-Seite schreiben und vielleicht ergibt sich ein Gastbeitrag.

Heute: „Eines Tages“ (Corinna Turner)

Corinna Turners kurzer Roman „Eines Tages“ (geeignet ca. ab 16 Jahre) beginnt irgendwo im ländlichen England, im methodistischen Mädcheninternat Chisbrook Hall. In der Nacht ertönt der Feueralarm, und fremde Männer in Uniform drängen die Schülerinnen nach draußen. Bald wird ihnen klar, dass es keine Soldaten sind. Die Männer geben sich als Mitglieder einer islamischen Terrormiliz zu erkennen, treiben die Mädchen in LKWs und Pferdeanhänger und fahren mit ihnen davon. Später werden sie im Wald in andere Fahrzeuge umgeladen, und noch ein wenig später bei Nacht und Nebel auf ein Schiff gebracht, das England schnell hinter sich lässt.

„Eines Tages“ erzählt die Entführung der 276 nigerianischen Schülerinnen aus Chibok im Jahr 2014 durch die Terrorgruppe Boko Haram nach, versetzt sie aber nach England. Die Geschichte wird aus häufig wechselnder Sichtweise erzählt; aus der Sicht verschiedener Schülerinnen und aus der Sicht von Leuten, die nach ihnen suchen. Da wäre Ruth, die wegen ihres christlichen Glaubens entschlossen ist, sich nicht zwingen zu lassen, das islamische Glaubensbekenntnis aufzusagen, obwohl die anderen sie anflehen, es zu tun, um nicht getötet zu werden; Alleluia, die es schafft, andere Mädchen zu einem riskanten Fluchtversuch zu bewegen, als sich ihnen, während sie noch in England sind, eine Gelegenheit bietet; Daniyah, die muslimische Schülerin, die versucht, den anderen Schülerinnen zu helfen, da sie weiß, was von ihnen erwartet wird; Yoko, die japanische Austauschschülerin, die wenig Englisch spricht und die ihre shintoistischen Talismane aus ihrem Schlafsaal mitgenommen hat, was dann von einem der Entführer entdeckt wird; Sam, Isaar und Rishad, Offizierskadetten, die bei der Suche nach den Mädchen helfen und zwei im Wald zurückgelassene vergewaltigte Mädchen finden.

Es wird nichts beschönigt; manche Mädchen werden vergewaltigt, manche werden getötet. Die Terroristen wollen schließlich aussortieren, wer als „Ehefrau“ taugt und wer nur als Sklavin, was sich bei ihnen kaum voneinander unterscheidet, und wollen sie zur Konversion zum Islam zwingen. Bei vielen einzelnen Punkten der Handlung hat die Autorin sich an Berichte von Mädchen aus Chibok angelehnt, die fliehen konnten.

Die Handlung wirkt an manchen Stellen nicht so glaubwürdig, wie wenn es in Nigeria spielen würde; man würde einen größeren Einsatz der Sicherheitsbehörden erwarten, und dass Flucht und Untertauchen im dichter besiedelten Europa nicht so einfach wären. (Andererseits stellt die Autorin dieses England als mit ständigen weiteren Terrorakten überfordert dar.) Aber es bringt das Ganze eben auch näher. Corinna Turner ist keine brillante, aber eine gute Autorin; und die Geschichte selber fesselt genug. Die schlimmsten Szenen werden nicht direkt geschildert – was eine gewisse Achtung vor den Opfern ausdrückt, meiner Meinung nach; denn es geht hier auch nicht nur um Buchfiguren, sondern auch um die realen Vorbilder.

Das letzte Kapitel endet damit, wie man in England Monate nach der Entführung erfährt, dass vier weitere Mädchen von einer Farm in Albanien geflohen sind, wo sie zuletzt gefangen gehalten wurden, und dass diese Mädchen vom Tod von ein paar weiteren Mädchen berichten konnten. Die anderen – über 200 – werden nicht gefunden; die Terrorgruppe ist weitergezogen.

Es gibt kein wirkliches Ende, keine zufriedenstellende Auflösung, eigentlich überhaupt keine Auflösung. Auch hier hat sich die Autorin an die Realität gehalten. (Das Buch wurde 2016 geschrieben; jetzt, Stand 2021, sind immer noch über 100 der Mädchen aus Chibok in der Gewalt von Boko Haram.) Man erfährt nicht einmal, ob ein paar der Figuren in England, bei denen man es hätte erwarten können, noch irgendwann zusammenfinden; und es wird nichts mehr aus der Sicht der Mädchen erzählt, die noch in Gefangenschaft geblieben sind. Sie sind verschwunden, fort aus der Geschichte, irgendwo verschollen. Man weiß nur von Vergewaltigung, Sklaverei und Elend.

Das Buch enthält ein Vorwort eines nigerianischen Bischofs und im Anhang Berichte realer Opfer von Boko Haram; der Erlös geht an die Hilfsorganisation Kirche in Not, die auch in Nigeria aktiv ist. Es ist über den Verlag Petra Kehl oder den Sarto-Verlag erhältlich.

Christliche Kultur am Sonntag: „Trotz Folter und Strick“

Bei christlichen Sachbüchern findet man bekanntlich relativ leicht gute Sachen; bei Romanen, Filmen oder Kinderbüchern sieht es allerdings manchmal schwieriger aus, auch wenn einige vermutlich gern mehr davon besäßen. Dabei gibt es eigentlich auch hier viel Gutes, wenn man näher hinschaut, und weil nicht allen alles bekannt ist, dachte ich, ich stelle meinen Lesern hier mal jede Woche kurz ein Werk vor – hauptsächlich katholische Sachen, aber wenn es von guter Qualität ist, auch mal was aus anderen Konfessionen; nicht nur Hochkultur, sondern auch eher Populärkultur (aber halbwegs gut gemacht soll es sein); und sowohl solches mit explizit religiösen Inhalten (im Einzelfall auch mal, wenn es von persönlich nicht sehr frommen Menschen kommt), als auch Werke von überzeugten Christen ohne explizite Botschaft. Viele werden bestimmte Klassiker schon kennen, aber andere vielleicht noch nicht.

Und weil ich ja auch nicht alles kennen kann: Wer ein katholisches Lieblingsbuch, einen Film o. Ä. hat, von dem er schon immer mal mehr Leuten erzählen wollte, darf mir gern über die „Contact“-Seite schreiben und vielleicht ergibt sich ein Gastbeitrag.

 

Heute: Robert Hugh Benson: „Trotz Folter und Strick“ (Originaltitel: „Come rack! Come rope!“)

Robert Hugh Benson (1871-1914), Konvertit vom Anglikanismus und katholischer Priester, war seinerzeit ein ziemlich bekannter Schriftsteller, der heute leider oft mehr oder weniger vergessen scheint; sein noch bekanntester Roman ist „Der Herr der Welt“, ein apokalyptischer Zukunftsroman (auf den ich übrigens aufmerksam geworden bin, weil der Papst ihn vor Jahren einmal in einer Predigt empfohlen hat – unironisch eins der sehr wenigen Dinge, für die ich Papst Franziskus dankbar bin).

Monsignor R. H. Benson in Oct. 1912, Aged 40.jpg

(Msgr. Robert Hugh Benson. Gemeinfrei.)

Mein (bisher; ich habe noch zu wenig von ihm gelesen) liebstes Buch von ihm ist allerdings der historische Roman „Come rack! Come rope!“, der im 16. Jahrhundert spielt. Es gibt eine deutsche Übersetzung von 1926 dazu, die den Titel „Trotz Folter und Strick“ trägt, die ich aber nicht bewerten kann, weil ich ihn im Original gelesen habe; und wer genug Englisch versteht, dem kann ich das nur empfehlen, denn die Sprache in Msgr. Bensons Buch ist wunderschön. Der Titel ist ein Zitat vom hl. Edmund Campion, der eine Nebenrolle im Buch spielt.

Der Roman beginnt Ende des Jahres 1577 im Norden Englands. Der siebzehnjährige Katholik Robin Audrey, der einzige Sohn eines verwitweten niederen Adeligen, reitet zu der gleichaltrigen Marjorie, mit der er sich vor kurzem verlobt hat (noch ohne ihren jeweiligen Eltern etwas davon zu sagen). Unter Elisabeth I. ist die anglikanische Kirche seit langem Staatskirche, und alle, die nicht am anglikanischen Gottesdienst teilnehmen wollen, also insbesondere die Katholiken, müssen hohe Geldstrafen zahlen; Priester reisen verkleidet umher, um den Katholiken hin und wieder heimliche Messen bieten zu können, und wenn sie gefasst werden, werden sie gehängt, ausgeweidet und gevierteilt (so beispielsweise – Spoiler – mit dem hl. Edmund Campion geschehen); Katholiken, die Priester verstecken, werden ebenfalls manchmal hingerichtet. Nun hat Robins Vater beschlossen, dass er genug davon hat, und an Ostern zur anglikanischen Kirche übertreten wird. Als Robin sich mit Marjorie bespricht, sind sie sich einig, dass Robin dabei nicht mitmachen kann, wissen aber noch nicht, wie es dann weitergehen soll…

Auf eines muss man sich bei diesem Buch einstellen: Es geht nicht so weiter, wie die meisten modernen Leser erwarten würden. Die Gnade/Übernatur zählt hier letztlich mehr als die Natur, und das Ende ist für Katholiken ein Happy End, für andere aber vermutlich weniger.

Robert Hugh Bensons feinsinniger Humor ist wunderschön. Eine Kostprobe aus dem ersten Kapitel:

„Robin Audrey was no more religious than a boy of seventeen should be. Yet he had had as few doubts about the matter as if he had been a monk. His mother had taught him well, up to the time of her death ten years ago; and he had learned from her, as well as from his father when that professor spoke of it at all, that there were two kinds of religion in the world, the true and the false—that is to say, the Catholic religion and the other one. Certainly there were shades of differences in the other one; the Turk did not believe precisely as the ancient Roman, nor yet as the modern Protestant—yet these distinctions were subtle and negligible; they were all swallowed up in an unity of falsehood.“

(Meine Übersetzung: „Robin Audrey war nicht religiöser als ein siebzehnjähriger Junge sein sollte. Aber er hatte so wenige Zweifel in Bezug auf diese Angelegenheit, als ob er ein Mönch gewesen wäre. Seine Mutter hatte ihn gut unterrichtet, bis zum Zeitpunkt ihres Todes vor zehn Jahren; und er hatte von ihr gelernt, wie auch von seinem Vater, wenn dieser Bekenner überhaupt davon sprach, dass es zwei Arten von Religion in der Welt gab, die wahre und die falsche – das hieß, die katholische Religion und die andere. Sicherlich gab es Nuancen von Unterschieden bei der anderen; der Türke glaubte nicht genau dasselbe wie der antike Römer, noch wie der moderne Protestant – aber diese Unterschiede waren subtil und vernachlässigbar; sie gingen alle in einer Einheit des Irrtums unter.“)

Außer dem hl. Edmund Campion kommen noch mehr historische Figuren vor – u. a. Maria Stuart, Anthony Babington, der hl. Nicholas Owen – und es ist sehr schön, wie gut recherchiert der Roman ist, und wie die Figuren tatsächlich wie Menschen des 16. Jahrhunderts wirken.

Christliche Kultur am Sonntag: „Die Brautleute“

Bei christlichen Sachbüchern findet man bekanntlich relativ leicht gute Sachen; bei Romanen, Filmen oder Kinderbüchern sieht es allerdings manchmal schwieriger aus, auch wenn einige vermutlich gern mehr davon besäßen. Dabei gibt es eigentlich auch hier viel Gutes, wenn man näher hinschaut, und weil nicht allen alles bekannt ist, dachte ich, ich stelle meinen Lesern hier mal jede Woche kurz ein Werk vor – hauptsächlich katholische Sachen, aber wenn es von guter Qualität ist, auch mal was aus anderen Konfessionen; nicht nur Hochkultur, sondern auch eher Populärkultur (aber halbwegs gut gemacht soll es sein); und sowohl solches mit explizit religiösen Inhalten (im Einzelfall auch mal, wenn es von persönlich nicht sehr frommen Menschen kommt), als auch Werke von überzeugten Christen ohne explizite Botschaft. Viele werden bestimmte Klassiker schon kennen, aber andere vielleicht noch nicht.

Und weil ich ja auch nicht alles kennen kann: Wer ein katholisches Lieblingsbuch, einen Film o. Ä. hat, von dem er schon immer mal mehr Leuten erzählen wollte, darf mir gern über die „Contact“-Seite schreiben und vielleicht ergibt sich ein Gastbeitrag.

 

Heute: Alessandro Manzoni: „Die Brautleute“ („I Promessi Sposi“)

Manzoni ist für Italien quasi das, was Goethe oder Fontane oder Thomas Mann für Deutschland ist; nur dass er mir besser gefällt. Sein in einer ersten Fassung 1827 und in der Endfassung 1840-42 erschienener Roman spielt im Herzogtum Mailand in den Jahren 1628-1630. Ich habe ihn dieses Jahr zu Weihnachten geschenkt bekommen und sofort geliebt. In früheren deutschen Übersetzungen hieß er oft „Die Verlobten“; in meiner neueren Übersetzung von Burkhart Kroeber heißt er „Die Brautleute“, was dem italienischen Titel wohl besser entspricht, weil die zwei Hauptfiguren nicht nur verlobt sind, sondern eigentlich kurz vor ihrer Hochzeit stehen.

Der Erzähler gibt das Buch als Nacherzählung einer Geschichte aus, die er in einer anonymen barocken Schrift gefunden hat. Es geht um Renzo Tramaglino und Lucia Mondella, ein junges Paar aus einem kleinen Dorf in den Bergen bei Mailand; sie stehen kurz vor ihrer Hochzeit. Ein Adliger aus der Gegend, Don Rodrigo, hat angefangen, Lucia nachzustellen, und bedroht ihren Pfarrer, um die Hochzeit zu verhindern, und will Lucia dann entführen lassen. Renzo, Lucia und Lucias verwitwete Mutter Agnese müssen aus ihrem Dorf fliehen, und sich auf der Flucht dann trennen; und dann gibt es noch allerlei Verwicklungen, die sie voneinander entfernen.

(Renzo und Lucia, Illustrationen in der Ausgabe von 1840. Gemeinfrei.)

Es kommen Hungersnot, Krieg und Pest in diesem Buch vor, aber es bleibt eine trotz ihrer Fremdheit verständliche, menschliche und manchmal sehr faszinierende Welt, die Manzoni hier zeigt. Das Schöne ist: Er hat wirklich sehr gut recherchiert, bis hin zu sämtlichen Erlassen der Mailänder Gesundheitsbehörde und der korrekten Anrede für Kardinäle; und er erfasst einfach den Geist des 17. Jahrhunderts und hat es nicht nötig, seine Figuren zurückversetzte „ihrer Zeit voraus“ seiende Charaktere seines eigenen Jahrhunderts sein zu lassen. Außerdem schön: Der billige Antiklerikalismus des 19. Jahrhunderts fehlt bei dem Katholiken Manzoni völlig. Man hat im Verlauf der Handlung sehr bewundernswerte Kirchenleute wie Kardinal Federigo Borromeo oder Pater Cristoforo (ein Kapuzinerpater und Lucias Beichtvater), und sehr, nun, nicht bewundernswerte wie Don Abbondio (Renzos und Lucias Pfarrer) oder die Nonne Gertrude. Der Schreibstil ist hervorragend.

Man legt das Buch jedenfalls weg mit einer gehörigen Bewunderung für Mut und Frömmigkeit, und mit der gefestigten Erkenntnis, dass Behördeninkompetenz nichts Neues unter der Sonne ist. Der Roman hat um die 800 Seiten; aber keine zu viel. Der einzige Wermutstropfen ist, dass die Nebenfiguren manchmal so ausführlich ausgestaltet sind (was an sich sehr schön ist), dass die Hauptfiguren fast ein wenig unterzugehen drohen; und dass Manzoni an ein oder zwei Stellen durchblicken lässt, dass er Aristoteles nicht so sehr bewundert, wie es sich schickt. Aber bis auf das könnte man es fast das perfekte Buch nennen. Sehr, sehr empfehlenswert.

Christliche Kultur am Sonntag: „Eine Weihnachtsgeschichte“

Bei christlichen Sachbüchern findet man bekanntlich relativ leicht gute Sachen; bei Romanen, Filmen oder Kinderbüchern sieht es allerdings manchmal schwieriger aus, auch wenn einige vermutlich gern mehr davon besäßen. Dabei gibt es eigentlich auch hier viel Gutes, wenn man näher hinschaut, und weil nicht allen alles bekannt ist, dachte ich, ich stelle meinen Lesern hier mal jede Woche kurz ein Werk vor – hauptsächlich katholische Sachen, aber wenn es von guter Qualität ist, auch mal was aus anderen Konfessionen; nicht nur Hochkultur, sondern auch eher Populärkultur (aber halbwegs gut gemacht soll es sein); und sowohl solches mit explizit religiösen Inhalten (im Einzelfall auch mal, wenn es von persönlich nicht sehr frommen Menschen kommt), als auch Werke von überzeugten Christen ohne explizite Botschaft. Viele werden bestimmte Klassiker schon kennen, aber andere vielleicht noch nicht.

Und weil ich ja auch nicht alles kennen kann: Wer ein katholisches Lieblingsbuch, einen Film o. Ä. hat, von dem er schon immer mal mehr Leuten erzählen wollte, darf mir gern über die „Contact“-Seite schreiben und vielleicht ergibt sich ein Gastbeitrag.

 

Heute: Charles Dickens: „Eine Weihnachtsgeschichte“

Zweiter Advent, es geht auf Weihnachten zu, also heute ein passender Klassiker:

Der geizige Geschäftsmann Ebenezer Scrooge wird am Vorabend des Weihnachtstages vom Geist seines toten Partners Jacob Marley besucht, der Ketten trägt und ihm kundtut, dass er wegen seines schlechten Lebens jahrelang ruhelos durch die Welt wandern muss, und dass er für Scrooge seinerseits eine Warnung hat. Er kündigt ihm den Besuch dreier weiterer Geister an: dem der vergangenen, dem der gegenwärtigen und dem der zukünftigen Weihnacht. Die Geister kommen und führen Scrooge zu Szenen aus seinem vergangenen Leben, aus dem Weihnachtsfest anderer Menschen und dem Weihnachtsfest in zukünftigen Jahren.

(Scrooge und Marleys Geist. Gemeinfrei.)

Dickens‘ Buch ist sehr schön, wirklich schön geschrieben, nicht allzu lang und geeignet für ältere Kinder und Erwachsene; vielleicht ein Buch zum Vorlesen in den Weihnachtsferien. Den Text gibt es auch online in einer älteren deutschen Übersetzung und auf Englisch für alle, die ein bisschen hineinlesen wollen.

Screenshot (1690)

(Der berühmte Beginn des 1. Kapitels.)

Es gibt etliche Verfilmungen, die zwar nicht so gut wie das Buch sind, aber oft trotzdem nicht schlecht: ich kenne z. B. Disney’s Animationsfilm von 2009 oder „Eine Weihnachtsgeschichte“ von 1984.

Christliche Kultur am Sonntag: „Die Chroniken von Narnia“

Bei christlichen Sachbüchern findet man bekanntlich relativ leicht gute Sachen; bei Romanen, Filmen oder Kinderbüchern sieht es allerdings manchmal schwieriger aus, auch wenn einige vermutlich gern mehr davon besäßen. Dabei gibt es eigentlich auch hier viel Gutes, wenn man näher hinschaut, und weil nicht allen alles bekannt ist, dachte ich, ich stelle meinen Lesern hier mal jede Woche kurz ein Werk vor – hauptsächlich katholische Sachen, aber wenn es von guter Qualität ist, auch mal was aus anderen Konfessionen; nicht nur Hochkultur, sondern auch eher Populärkultur (aber halbwegs gut gemacht soll es sein); und sowohl solches mit explizit religiösen Inhalten (im Einzelfall auch mal, wenn es von persönlich nicht sehr frommen Menschen kommt), als auch Werke von überzeugten Christen ohne explizite Botschaft. Viele werden bestimmte Klassiker schon kennen, aber andere vielleicht noch nicht.

Und weil ich ja auch nicht alles kennen kann: Wer ein katholisches Lieblingsbuch, einen Film o. Ä. hat, von dem er schon immer mal mehr Leuten erzählen wollte, darf mir gern über die „Contact“-Seite schreiben und vielleicht ergibt sich ein Gastbeitrag.

 

Heute: C. S. Lewis: „Die Chroniken von Narnia“

Lewis‘ nicht nur für Kinder geeignete Kinderbücher gehören ja zu den bekanntesten Klassikern der christlichen Literatur. Der erste Band mit dem englischen Titel „The Lion, the Witch and the Wardrobe“ (erschienen 1950), auf Deutsch unter dem etwas unscheinbareren Titel „Der König von Narnia“ herausgekommen, handelt von den vier Geschwistern Peter, Suse, Edmund und Lucy, die während des 2. Weltkriegs aufs Land ins Haus eines alten Professors geschickt werden, um vor den Bombenangriffen auf England sicher zu sein, und da einen Zugang zu einem magischen Land namens Narnia entdecken, wo eine Hexe herrscht, die macht, dass es immer Winter, aber niemals Weihnachten ist. Die Ankunft der vier Geschwister erfüllt eine Prophezeiung, und jetzt kehrt auch der Löwe Aslan zurück, mit dem zusammen sie die Hexe bekämpfen sollen. Ein Problem: Edmund ist einmal allein in Narnia gewesen, hat die Hexe getroffen, und sich von ihr einwickeln lassen.

Als nächster Band der Reihe erschien „Prinz Kaspian von Narnia“, in dem die vier ein zweites Mal nach Narnia kommen, wo inzwischen hunderte von Jahren vergangen sind und das meiste aus den alten Zeiten vergessen oder nur noch Mythos ist; dann kamen „Die Reise auf der Morgenröte“ und „Der silberne Sessel“, die weitere Abenteuer in Narnia erzählen (jetzt kommen auch zwei weitere Kinder aus unserer Welt vor). Danach brachte Lewis eine Geschichte heraus, die nur in Narnia, d. h. hauptsächlich in den Nachbarländern von Narnia, spielt (mit dem sehr hübschen englischen Titel „The horse and his boy“ – dt. „Der Ritt nach Narnia“; sie beginnt mit einer Flucht von zwei sprechenden Pferden und zwei Kindern aus dem Reich der Kalormenen nach Narnia), als vorletztes eine Vorgeschichte, in der Narnia erschaffen wird (hier taucht der alte Professor Kirk als Kind auf, und man erfährt, woher die Hexe kam; engl. Titel „The Magician’s Nephew“, dt. „Das Wunder von Narnia“); und als letztes „Der letzte Kampf“ – und hier geht es um das Ende der narnianischen Welt. Meiner bescheidenen Meinung nach werden ja besonders „Der Ritt nach Narnia“, „Der silberne Sessel“ und „Der letzte Kampf“ deutlich zu wenig geschätzt.

Lewis ist für seine relativ offene Symbolik in den Büchern von manchen kritisiert worden (Aslan steht für Jesus, was nicht schwer zu erraten ist, wenn man die christliche Religion kennt); aber die Symbolik passt einfach, und Aslan und andere Figuren sind keine bloßen Nacherzählungen, sondern völlig authentische Teile dieser Geschichten.

Was die Verfilmungen angeht, die Walden Media zu den ersten drei Bänden produziert hat, ist „Der König von Narnia“ ziemlich gut geraten, „Prinz Kaspian von Narnia“ immerhin nicht schlecht, und „Die Reise auf der Morgenröte“ hat mit dem Buch nur noch wenig zu tun.

(Karte der Welt von Narnia von David Bedell.)

Christliche Kultur am Sonntag: „Der satanarchäolügenialkohöllische Wunschpunsch“

Bei christlichen Sachbüchern findet man bekanntlich relativ leicht gute Sachen; bei Romanen, Filmen oder Kinderbüchern sieht es allerdings manchmal schwieriger aus, auch wenn einige vermutlich gern mehr davon besäßen. Dabei gibt es eigentlich auch hier viel Gutes, wenn man näher hinschaut, und weil nicht allen alles bekannt ist, dachte ich, ich stelle meinen Lesern hier mal jede Woche kurz ein Werk vor – hauptsächlich katholische Sachen, aber wenn es von guter Qualität ist, auch mal was aus anderen Konfessionen; nicht nur Hochkultur, sondern auch eher Populärkultur (aber halbwegs gut gemacht soll es sein); und sowohl solches mit explizit religiösen Inhalten (im Einzelfall auch mal, wenn es von persönlich nicht sehr frommen Menschen kommt), als auch Werke von überzeugten Christen ohne explizite Botschaft. Viele werden bestimmte Klassiker schon kennen, aber andere vielleicht noch nicht.

Und weil ich ja auch nicht alles kennen kann: Wer ein katholisches Lieblingsbuch, einen Film o. Ä. hat, von dem er schon immer mal mehr Leuten erzählen wollte, darf mir gern über die „Contact“-Seite schreiben und vielleicht ergibt sich ein Gastbeitrag.

 

Heute: Michael Ende: „Der satanarchäolügenialkohöllische Wunschpunsch“

Die Handlung dieses Kinderbuchs (geeignet schätzungsweise für Kinder ab ca. 10 Jahren) setzt am Nachmittag des Silvestertages in der Villa des bösen Zauberers Beelzebub Irrwitzer ein, der unangenehmen Besuch von einem höllischen Zwangsvollstrecker erhält. Irrwitzer hat seinen Teil eines Vertrages mit dem Teufel nicht erfüllt und im vergangenen Jahr nicht genug böse Taten vollbracht, und jetzt droht ihm selbst Böses. Der Grund für seinen Rückstand: Der Rat der Tiere hat ihm einen Spion ins Haus geschickt, einen Kater, der sich Maurizio di Mauro nennt. Obwohl der böse Zauberer (der Bescheid wusste, was vor sich ging, es aber nicht wagte, die ganze Tierwelt wissen zu lassen, dass er einer von denen ist, die ihr so sehr schaden) es geschafft hat, den nicht allzu klugen Kater einzuwickeln und ihn glauben zu machen, er sei ein großer Wohltäter, hat ihn dessen Anwesenheit bei seinen bösen Geschäften doch sehr gestört.

Aber er hat noch eine Frist bis Mitternacht, und nachdem der höllische Beamte vorläufig wieder fort ist, kommt Irrwitzers Tante, die Geldhexe Tyrannja Vamperl ins Spiel, die dasselbe Problem hat (bei ihr ist es ein Rabe namens Jakob Krakel, der allerdings nicht ganz so leichtgläubig ist wie der Kater Maurizio). Tyrannja hat eine Idee, wie sie und ihr Neffe ihren Rückstand noch aufholen können, nämlich, indem sie gemeinsam den satanarchäolügenialkohöllischen Wunschpunsch brauen, der Wünsche wahr werden lassen kann. Sie machen sich hastig ans Werk, während Jakob, der auch zu der Villa gekommen ist, Maurizio davon überzeugen kann, dass die Hexe und der Zauberer tatsächlich böse sind, und die beiden Tiere sich an den Versuch machen, das Unterfangen zu verhindern. Am Ende ist es jemand vom Himmel, der ihnen dabei zu Hilfe kommt: Der zuständige Tagesheilige Sankt Silvester persönlich.

Nicht nur die Darstellung des Bösen und Guten ist sehr gut gelungen, es gibt an einer Stelle auch eine hübsche kurze Darlegung des hl. Silvester, was Gut und Böse eigentlich ist. Außerdem sind die beiden Tiere sehr sympathische Protagonisten, und Michael Ende schreibt natürlich wie immer wunderbar. Meiner Meinung nach übertrifft der „Wunschpunsch“ die „Unendliche Geschichte“ eindeutig.

Christliche Kultur am Sonntag: Der Herr der Ringe, Der kleine Hobbit, Das Silmarillion

Bei christlichen Sachbüchern findet man bekanntlich relativ leicht gute Sachen; bei Romanen, Filmen oder Kinderbüchern sieht es allerdings manchmal schwieriger aus, auch wenn einige vermutlich gern mehr davon besäßen. Dabei gibt es eigentlich auch hier viel Gutes, wenn man näher hinschaut, und weil nicht allen alles bekannt ist, dachte ich, ich stelle meinen Lesern hier mal jede Woche kurz ein Werk vor – hauptsächlich katholische Sachen, aber wenn es von guter Qualität ist, auch mal was aus anderen Konfessionen; nicht nur Hochkultur, sondern auch eher Populärkultur (aber halbwegs gut gemacht soll es sein); und sowohl solches mit explizit religiösen Inhalten (im Einzelfall auch mal, wenn es von persönlich nicht sehr frommen Menschen kommt), als auch Werke von überzeugten Christen ohne explizite Botschaft. Viele werden bestimmte Klassiker schon kennen, aber andere vielleicht noch nicht.

Und weil ich ja auch nicht alles kennen kann: Wer ein katholisches Lieblingsbuch, einen Film o. Ä. hat, von dem er schon immer mal mehr Leuten erzählen wollte, darf mir gern über die „Contact“-Seite schreiben und vielleicht ergibt sich ein Gastbeitrag.

 

Heute: J. R. R. Tolkien: „Der Herr der Ringe“, „Der kleine Hobbit“ & „Das Silmarillion“

„Der Herr der Ringe ist natürlich von Grund auf ein religiöses und katholisches Werk, unbewusstermaßen zuerst, aber bewusst im Rückblick“, schrieb der katholische Autor J. R. R. Tolkien (1892-1973) in einem Brief über sein bekanntestes Buch; außerdem ist es ein sehr schönes Werk und eins, das die Bezeichnung „Epos“, die man ja inzwischen gerne Fantasyromanen, die nur ausführliche Schundliteratur plus Drachen oder Werwölfe sind, gern beilegt, tatsächlich verdient hat. Die Geschichte vom scheinbar aussichtslosen Kampf gegen Sauron, der Mittelerde bedroht, von dem einen Ring, der mächtigen Waffe, die zerstört werden muss, bevor sie Sauron wieder in die Hände fällt, die aber dazu neigt, jeden, der ihr nahekommt, in ihren Bann zu ziehen, ist wirklich spannend; und die Figuren, die hier auftauchen, vom Bösen angefochten werden, zum Teil schwanken, und sich schließlich für eine Seite entscheiden müssen, sind ebenso faszinierend.

(Die Verfilmung hat ein paar kleinere Fehler (Faramir! Aragorns Krönungsszene!), ist aber trotzdem im Ganzen sehenswert.)

Das schöne Kinderbuch „Der kleine Hobbit“ erzählt die unmittelbare Vorgeschichte dazu (und die neueste Verfilmung ruiniert es ein wenig mit unnötiger Überdramatisierung und Streckung durch dazuerfundenes Zeug ohne viel Sinn dahinter); und das „Silmarillion“, nach Tolkiens Tod veröffentlicht, dann die weitere Vorgeschichte – genau genommen ab der Erschaffung der Welt. Hier erfährt man nicht nur, wer Sauron und Gandalf eigentlich sind, sondern kann auch etliche weitere mehr oder weniger zusammenhängende Geschichten über Engel, Dämonen, Elben, Orks, Zwerge und Menschen lesen; das Silmarillion ist einfach wunderschön und viel zu wenig bekannt.

Silmarillion.png

(Erstausgabe des Silmarillions von 1977 mit einer Zeichnung von Tolkien auf dem Cover. Gemeinfrei.)

Christliche Kultur, diesmal am Montag: „Pater Brown“

Bei christlichen Sachbüchern findet man bekanntlich relativ leicht gute Sachen; bei Romanen, Filmen oder Kinderbüchern sieht es allerdings manchmal schwieriger aus, auch wenn einige vermutlich gern mehr davon besäßen. Dabei gibt es eigentlich auch hier viel Gutes, wenn man näher hinschaut, und weil nicht allen alles bekannt ist, dachte ich, ich stelle meinen Lesern hier mal jede Woche kurz ein Werk vor – hauptsächlich katholische Sachen, aber wenn es von guter Qualität ist, auch mal was aus anderen Konfessionen; nicht nur Hochkultur, sondern auch eher Populärkultur (aber halbwegs gut gemacht soll es sein); und sowohl solches mit explizit religiösen Inhalten (im Einzelfall auch mal, wenn es von persönlich nicht sehr frommen Menschen kommt), als auch Werke von überzeugten Christen ohne explizite Botschaft. Viele werden bestimmte Klassiker schon kennen, aber andere vielleicht noch nicht.

Und weil ich ja auch nicht alles kennen kann: Wer ein katholisches Lieblingsbuch, einen Film o. Ä. hat, von dem er schon immer mal mehr Leuten erzählen wollte, darf mir gern über die „Contact“-Seite schreiben und vielleicht ergibt sich ein Gastbeitrag.

 

Heute, ausnahmsweise etwas verspätet: „Pater Brown“ (Kurzgeschichten und Fernsehserie)

Die Kurzgeschichten von G. K. Chesterton um den hellsichtigen Pater Brown, der immer wieder mit Kriminalfällen konfrontiert wird und sie löst, indem er sich in den Verbrecher hineinversetzt, haben ja Kultstatus in Katholikenkreisen und dürfen in dieser Serie auf keinen Fall übergangen werden. Erschienen sind Chestertons 49 Kurzgeschichten zwischen 1910 und 1935; sprachlich und erzählerisch sehr schön, enthalten sie außerdem so einige überraschende theologische Einsichten, die aber nicht holzhammerartig präsentiert werden. Die meisten Kurzgeschichten hängen nicht zusammen, aber eine zweite Figur taucht mehrere Male auf: Der Meisterdieb Flambeau, der sich bekehrt und Pater Browns Freund wird.

Die deutschen Filme mit Heinz Rühmann („Das schwarze Schaf“ und „Er kann’s nicht lassen“) haben wenig mit den originalen Geschichten zu tun; aber die österreichische Serie mit Josef Meinrad hält sich gut an sie und ist generell relativ gut gelungen (mit vereinzelten Ausnahmen – die Folge „Der Hammer Gottes“ hat das zentrale Motiv in der entsprechenden Kurzgeschichte ziemlich verdreht). (Die in den letzten Jahren produzierte BBC-Serie mit Mark Williams ist filmisch gut gemacht, basiert aber auch oft nur lose auf Chestertons Geschichten und offensichtlich konnten die Macher die meiste Theologie nicht vertragen und mussten die Titelfigur zu einem theologisch Liberalen umdichten.)

Soviel zu den Verfilmungen, die ich kenne (das sind nicht die einzigen, die produziert wurden); am lohnendsten sind aber natürlich die in mehreren Bänden erhältlichen Kurzgeschichten. Man findet übrigens auch zweisprachige Bände mit ein paar Erzählungen auf Deutsch und im englischen Original nebeneinander, z. B. hier.

Christliche Kultur am Sonntag: „Die Letzte am Schafott“

Bei christlichen Sachbüchern findet man bekanntlich relativ leicht gute Sachen; bei Romanen, Filmen oder Kinderbüchern sieht es allerdings manchmal schwieriger aus, auch wenn einige vermutlich gern mehr davon besäßen. Dabei gibt es eigentlich auch hier viel Gutes, wenn man näher hinschaut, und weil nicht allen alles bekannt ist, dachte ich, ich stelle meinen Lesern hier mal jede Woche kurz ein Werk vor – hauptsächlich katholische Sachen, aber wenn es von guter Qualität ist, auch mal was aus anderen Konfessionen; nicht nur Hochkultur, sondern auch eher Populärkultur (aber halbwegs gut gemacht soll es sein); und sowohl solches mit explizit religiösen Inhalten (im Einzelfall auch mal, wenn es von persönlich nicht sehr frommen Menschen kommt), als auch Werke von überzeugten Christen ohne explizite Botschaft. Viele werden bestimmte Klassiker schon kennen, aber andere vielleicht noch nicht.

Und weil ich ja auch nicht alles kennen kann: Wer ein katholisches Lieblingsbuch, einen Film o. Ä. hat, von dem er schon immer mal mehr Leuten erzählen wollte, darf mir gern über die „Contact“-Seite schreiben und vielleicht ergibt sich ein Gastbeitrag.

 

Heute: Gertrud von Le Fort: „Die Letzte am Schafott“

Diese kurze Novelle, 1931 erschienen, beruht auf der Geschichte der sel. Karmelitinnen von Compiègne, die 1794 auf dem Höhepunkt der Französischen Revolution hingerichtet wurden, weil sie ihr Ordensleben nicht aufgeben wollten; die Hauptfigur, Blanche de la Force, ist allerdings fiktiv. Die Novelle hat die Form eines Briefes eines französischen Adligen, der einer befreundeten Emigrantin, die ins Ausland geflohen ist, von den Karmelitinnen und speziell von Blanche schreibt.

Blanche ist nicht die Art Person, die man als Heldin eines Buches erwarten würde; sie leidet an extremen Ängsten, auch noch, nachdem sie gegen Anfang der Französischen Revolution als Novizin in den Karmel eintritt. Die zweite Hauptfigur, die bewundernswerte Novizenmeisterin Schwester Marie de l’Incarnation, die sich, als die Revolution fortschreitet und den Orden das Leben allmählich schwerer gemacht wird, sehr danach sehnt, das Martyrium erleben und Gott ihr Leben als stellvertretendes Opfer anbieten zu können, bietet einen deutlichen Gegensatz zu ihr. Ich kann nicht viel mehr schreiben, ohne zu spoilern; also lest es selbst. (Hier gäbe es noch ein paar mehr Infos über die Novelle und die Autorin, allerdings inklusive Spoiler.)

Die Sprache ist wunderbar, die Figuren werden durch wenige Sätze lebendig, die historische Einbettung ist sehr gelungen, nicht nur, was die äußeren Umstände, sondern auch die Art der Figuren, zu denken und zu sprechen, angeht; und der Inhalt geht wirklich unter die Haut.

(Die Märtyrinnen von Compiègne, Illustration von 1906. Gemeinfrei.)