Das 2. Vatikanische Konzil und ein paar Probleme mit ihm

Das 2. Vatikanum: Die Liberalen unter den Katholiken berufen sich gerne darauf, und schauen mit Grausen auf die Zeit davor, die Konservativen bestehen immer darauf, was das Konzil eigentlich gesagt hat, und die Tradis meiden es bei aller prinzipiellen Anerkennung als 21. Ökumenisches Konzil oft lieber – wofür es tatsächlich ganz gute Gründe gibt. Ein genauerer Blick darauf lohnt allerdings auch einmal.

Wenn man zuerst einmal die Zeit anschaut, in der das 2. Vatikanum einberufen wurde, fällt auf: Es war auf den ersten Blick keine Krisenzeit, sondern eine optimistische Blütezeit.

In der Nachkriegszeit, den 50ern und frühen 60ern erlebte die Kirche erst einmal eine kleine Renaissance. In dieser Zeit schienen auch Liberalismus und Sozialdemokratie mit den großen Religionen im Westen (Protestantismus, Katholizismus und Judentum) deutlich besser auszukommen als vorher. Der Faschismus war erledigt; es war die Blütezeit der europäischen Christdemokratie (man denke an Namen wie Adenauer, Gasperi usw., an die Gründung der Montanunion); auch in den USA war man sehr gläubig, und die Protestanten gleichzeitig so tolerant gegenüber religiösen Minderheiten wie Katholiken und Juden wie selten zuvor. Nach dem Albtraum von Weltkriegen und Totalitarismus wollte man vergessen, leben, zu Humanität und Gottesfurcht zurückkehren, und Völker und Religionen versöhnen. Man proklamierte die Menschenrechte, und man wollte unbedingt an den Fortschritt glauben. Das alles geschah seltsamerweise zeitgleich mit der von unglaublicher Brutalität begleiteten Ausbreitung des Kommunismus in Osteuropa, großen Teilen Asiens und schließlich auch Teilen Lateinamerikas und Afrikas.

Es war keine Krisenzeit für die Kirche (außer unter besagten kommunistischen Diktaturen, aber auch hier waren die Gläubigen oft verfolgt, aber treu – Polen ist ein Beispiel). Papst Pius XII., der nach einer fast zwanzigjährigen Zeit als Papst 1958 starb, war hoch angesehen und beliebt in aller Welt (der Mythos von „Hitlers Papst“ war noch nicht erfunden), unter Protestanten ging der Antikatholizismus zurück, die Arbeiterschicht und sogar die Intelligentsia war weniger antiklerikal als früher, in Missionsgebieten wie Afrika breitete sich der Glaube stetig aus und eine einheimische Kirchenhierarchie entstand allmählich, islamische Länder wurden liberaler, westlicher und toleranter. Zu Gottesdiensten, Wallfahrten, Heiligsprechungen usw. kamen große Massen. Auch die religiöse Bildung war auf einem guten Stand; die Katholiken hatten oft ihre Volksmessbücher (in Deutschland den Schott) und kannten die Liturgie (der Mythos, sie hätten nicht gewusst, was bei der lateinischen Messe passierte, ist schlicht das: ein Mythos), die Kinder lernten ihren Katechismus. Es gab große katholische Laienbewegungen wie die Katholische Aktion, die Piusvereine, die Abendländische Bewegung. Die Verbände waren damals noch wirklich katholisch – ob Katholische Landjugend oder Katholischer Frauenbund. Erzbischof Fulton Sheens Radio- und Fernsehprogramme waren in den USA unglaublich beliebt. Über mangelnde Priester- und Ordensberufungen konnte man sich nicht beklagen.

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(Papst Pius XII. Gemeinfrei.)

Es gab einige vorsichtige Reformen in der Kirche – Pius XII. führte z. B. ein paar kleinere liturgische Reformen durch und erkannte die positiven Seiten der sog. historisch-kritischen Exegese an (wobei das nichts absolut Neues war). Aber gleichzeitig war man stolz auf die Tradition, beharrte fest auf der Lehre, die Kleriker leisteten ihren Anti-Modernisten-Eid, das Heilige Offizium (später in „Glaubenskongregation“ umbenannt) gab den Index der verbotenen Bücher heraus. Erst recht wurden Dogmen und Morallehre nicht infrage gestellt – d. h. von Nichtkatholiken natürlich schon, auch zu dieser Zeit, aber es wurde nicht die Ansicht verbreitet, auch die Kirche würde ihre Dogmen und Morallehre schon bald aufgeben; und an theologischen Fakultäten wurde zumindest im Allgemeinen keine Häresie gelehrt. Die Kirche wurde grundlegend als Bastion der Tradition wahrgenommen – und auch die, die sie dafür ablehnten, brachten ihr immerhin noch einen gewissen Respekt entgegen.

Es war die Zeit einiger bekannter katholischer Theologen, Intellektueller und Schriftsteller: Romano Guardini, Réginald Garrigou-Lagrange, Dietrich von Hildebrand, Flannery O’Connor, Gertrud von Le Fort, und wen es noch alles gab. Es war auch die Zeit einiger Theologen und Philosophen, die noch nicht so extrem modernistisch waren, aber wegen einiger Aspekte ihrer Theologie trotzdem von der Kirchenhierarchie und den neuthomistischen Theologen kritisch beäugt und teilweise mit Disziplinarmaßnahmen belegt wurden – etwa Vertreter der Nouvelle theologie wie Henri de Lubac und Yves Congar, oder der Philosoph Jacques Maritain (der an der Ausarbeitung der UN-Menschenrechtserklärung beteiligt war) und andere sog. Personalisten. Es gab genügend junge Theologen und Studenten, denen der damals noch relativ starke Thomismus und die „Handbuchtheologie“ (man denke hier an Namen wie Ludwig Ott und Heribert Jone) zu muffig waren, und die auch in Bezug z. B. auf die Religionsfreiheit liberaler dachten als bisher im Katholizismus üblich. Dann gab es die Arbeiterpriester in Frankreich, die sich nach und nach dem Kommunismus annäherten und deren Tätigkeit von Rom nach anfänglicher Unterstützung schließlich verboten wurde, weil sie ihre eigentlichen priesterlichen Aufgaben nicht wie nötig ausübten; schon ein bisschen länger hatte es ja katholische Bewegungen gegeben, die politisch in eine sehr sozialistische Richtung gingen – Le Sillon in Frankreich, das Catholic Worker Movement in den USA.

Sicher gab es auch das ein oder andere anderweitige Problem in dieser Zeit; und als eine, die Jahrzehnte später geboren ist, kann ich mich vermutlich nicht perfekt einfühlen; aber allgemein scheint es (im Westen) doch eine der besseren Zeiten der Kirchengeschichte für die Kirche gewesen zu sein.

Es gab jedenfalls keine Krise, die es unbedingt notwendig gemacht hätte, ein Konzil zu ihrer Klärung einzuberufen – keine große neu aufgetauchte Irrlehre, kein weitverbreitetes skandalöses Verhalten im Klerus. Eher war man beflügelt von Optimismus und wollte die Situation weiter verbessern – die Hand stärker ausstrecken, die Türen weiter aufmachen, und so mit etwas mehr Offenheit die Welt in die Kirche holen.

Wobei, nun ja: vielleicht merkte man auch am Beginn der 60er schon, dass die Renaissance der Religion ihrem Ende zuging (der Schock des Weltkrieges wollte allmählich begraben werden, das Wirtschaftswunder richtete die Gedanken der Menschen auf anderes), und dass z. B. die sexuelle Liberalisierung sich fortsetzte. 1968 kam nicht aus dem Nichts, und auch wenn dieselben Ideen schon seit Jahrzehnten und noch länger in bestimmten Zirkeln ihre Anhänger hatten, jetzt verbreiteten sie sich vielleicht stärker. Also hatte man den Eindruck, man müsste auch deswegen ein wenig offener und freundlicher werden, um nicht weitere Katholiken aus der Kirche zu treiben.

Das war der Anfang, bei solchen Leuten wie dem hl. Papst Johannes XXIII., der das 2. Vatikanische Konzil (sehr überraschend für die Welt und die Kirche) einberief und noch vor seinem Ende starb. Wie es weiterging, und vor allem, wie es wahrgenommen wurde, ist eine andere Geschichte.

Das Konzil war von Anfang an als reines Pastoralkonzil geplant; dogmatische Fragen sollte es gar nicht ansprechen. Die Dogmen standen fest, der Plan war, sie höchstens anders zu präsentieren. Freilich gab es auch dabei bald einige Streitereien zwischen den liberaleren und den konservativeren Konzilsvätern, Kurienmitarbeitern und Konzilsberatern (zu den Konservativen zählte z. B. Kardinal Ottaviani, der Präfekt des Heiligen Offiziums); in den Konzilstexten setzten sich dann liberale Formulierungen oder schwammige Kompromissformulierungen durch. Das Konzil gab Texte zu allen möglichen Themen heraus – was ist eigentlich die Kirche, was bedeutet eigentlich die Bibel -, aber auch zu ein paar modernen Spezialthemen, die auftauchten, wie der Religionsfreiheit, dem Ökumenismus, dem Verhältnis zu anderen Religionen, den sozialen Kommunikationsmitteln. Es wurden natürlich viele pastorale Fragen angesprochen: Laienapostolat, Ordensleben, christliche Erziehung, Mission usw.; bedeutend und ziemlich typisch für die Konzilsstimmung war die Pastoralkonstitution Gaudium et spes, die mit den Worten beginnt:

„Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Menschen von heute, besonders der Armen und Bedrängten aller Art, sind auch Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Jünger Christi. Und es gibt nichts wahrhaft Menschliches, das nicht in ihren Herzen seinen Widerhall fände.“

Ich fand diesen Anfang ja immer ein bisschen, hm, komisch. Sind die „Jünger Christi“ Außerirdische, die die Erde erforschen? Freilich geht es dann weiter mit

„Ist doch ihre eigene Gemeinschaft aus Menschen gebildet, die, in Christus geeint, vom Heiligen Geist auf ihrer Pilgerschaft zum Reich des Vaters geleitet werden und eine Heilsbotschaft empfangen haben, die allen auszurichten ist.
Darum erfährt diese Gemeinschaft sich mit der Menschheit und ihrer Geschichte wirklich engstens verbunden.“,

aber, ach ne. Christen sind Menschen. Gut, dass wir das geklärt hätten.

Das Konzil war geprägt von einem angestrengten überfreundlichen Anbiedern an die außerkirchliche Welt, und einem gewissen Fortschrittsoptimismus, dem Gefühl, dass die Menschen in den 1960ern zu einem tieferen moralischen und religiösen Gespür gekommen wären als die Menschen früher, dem Glauben daran, dass man Gottes Fingerzeig überall um einen herum in der Welt von heute (d. h. damals) sehen könne. Das ist zwar nicht völlig falsch; jede Epoche hat ihre klaren Momente – aber sie hat leider auch ihre besonderen Fehler, auf die man aus dem zeitlosen Glauben der Kirche antworten muss, und darauf wurde zu dieser Zeit viel zu wenig geachtet.

Das Problem ist nicht nur, was dann im Endeffekt in den Texten landete. Die Texte des 2. Vatikanums (die übrigens zwar Lehramtstexte sind, aber nicht zu den unfehlbaren Lehramtstexten zählen) drücken viele Glaubenswahrheiten aus (die meisten konservativeren Katholiken werden die Aussage aus Lumen Gentium 11 kennen, dass das eucharistische Opfer Quelle und Höhepunkt des ganzen christlichen Lebens ist). Das Problem war auch die Verschiebung im Tonfall, und oft das, was ausgelassen wurde; die mangelnde Klarheit.

Am deutlichsten ist das beim Thema Religionsfreiheit und Verhältnis zu anderen Religionen: Die Kirche hatte immer z. B. Zwangstaufen abgelehnt, aber den typischen Indifferentismus der sog. „Aufklärung“ (alle Religionen seien gleich gut (oder gleich schlecht) und der einzelne brauche nicht nach der einen wahren zu suchen, denn jede umfasse nur einen Aspekt der Wahrheit, keine die ganze Wahrheit) auch immer klar zurückgewiesen; das tat sie auch weiterhin in Dignitatis Humanae und Nostra Aetate; trotzdem bekamen viele in- und außerhalb der Kirche durch die Berichterstattung über das Konzil den Eindruck, die Kirche würde diese Ansicht von jetzt an billigen oder sich zumindest in die Richtung bewegen, all das einzugestehen. Die Kirche hatte auch gelehrt, dass ein Staat nicht alle Religionen/Sekten/Ideologien in derselben Weise tolerieren müsse, und den konfessionell-katholischen Staat (also einen Staat, der (wie das z. B. offiziell immer noch in Malta oder Liechtenstein der Fall ist), die katholische Religion als Staatsreligion anerkennt, und seinen Gesetzen eine katholische Weltanschauung zugrundelegt, mit der Kirche zusammenarbeitet, und andere Religionen einfach duldet) als Ideal behandelt. Das wurde nicht so richtig widerrufen, aber doch als Ideal fallengelassen. Man sprach jetzt vom Recht des einzelnen Gewissens gegenüber dem Staat, und fast nur noch davon. Gerade die Welt außerhalb der Kirche, die die einzelnen Schattierungen der Lehre nicht genau kannte und nicht gut im Zwischen-den-Zeilen-Lesen ist, musste den Eindruck bekommen, dass die Kirche ihre Lehre fallenließ, eingestand, dass sie geirrt hatte, und sich dem Fortschritt der ihr überlegenen Welt unterwarf.

Man begann, den Glauben weniger wie etwas zu behandeln, das unversehrt weitergegeben muss, und ihn mehr wie etwas zu behandeln, das sich weiterentwickeln muss, indem die Kirche auf die Stimme Gottes in der Gegenwart hört. Das ist, wie so viele falsche Ideen, nicht zu einhundert Prozent falsch; es gab tatsächlich eine Entwicklung der Glaubenslehre im Lauf der Kirchengeschichte. Aber das war eine Vertiefung und Klärung, keine Umwandlung; und vor allem kam sie nicht durch das Hören auf eine oft genug antikatholische Welt.

Dann kam die Liturgiereform – nicht während des Konzils, sondern im Anschluss: Und ein gewisser Annibale Bugnini schnitt die Liturgie und den Festkalender auf teilweise sehr brachiale und nicht unbedingt gründlich geplante Weise zusammen, auf eine Weise, die von den Konzilsvätern nicht unbedingt beabsichtigt worden war (z. B. hatten die Konzilsväter das Latein in der Messe nicht abschaffen wollen). Und die Umsetzung fiel in vorauseilendem Gehorsam oft nach radikaler aus, als es die neuen Rubriken vorsahen: Man nahm eben an, dass „das Konzil“, „die Kirche“ wünsche, dass alles neu werde. Als die Handkommunion per Indult zusätzlich zur Mundkommunion gestattet wurde, wechselte man vielerorts komplett zur Handkommunion, und Erstkommunionkindern wurde nichts anderes mehr beigebracht. An manchen Orten kamen schlimme liturgische Missbräuche vor, die u. U. sogar die Messe ungültig machen konnten.

Eine weitere Entwicklung fällt in diese Zeit: Im Jahr 1960 wurde die Anti-Baby-Pille erfunden. Aus heutiger Sicht ist es schwer vorstellbar, dass künstliche Empfängnisverhütung damals noch anrüchig war; aber das war sie tatsächlich, vor allem, wenn dafür geworben wurde, dass unverheiratete Paare sie verwenden sollten; es galt noch bei vielen als zumindest irgendwie unmoralisch, Sex nur zur Befriedigung zu verwenden und Kinder künstlich auszuschließen. Dennoch: Die Akzeptanz wuchs in genau dieser Zeit rapide, zumindest, wenn es um die Verwendung durch Ehepaare ging; einige progressive Weltuntergangspropheten schürten Ängste wegen „Überbevölkerung“; die Argumente der Eugeniker des frühen 20. Jahrhunderts, die der Meinung gewesen waren, man müsse die Vermehrung der Armen und Erbkranken eindämmen, waren auch noch in den Köpfen; und natürlich war es bequemer, weniger Kinder zu haben, auch, da die Kindersterblichkeit zurückgegangen war und man nicht mehr mehrere Kinder haben musste, damit welche überlebten. Die von der Kirche erlaubte Natürliche Familienplanung (damals noch als Ogino-Knauss-Methode bezeichnet) war noch nicht so ausgereift und sicher wie heute, so dass einige katholische Paare nur auf fast oder ganz vollständige Enthaltsamkeit hätten zurückgreifen können, wenn sie gerade keine Kinder zeugen wollten. Die Pille bot nun eine neue Alternative. Und sie war nichts so Vulgäres wie Kondome und coitus interruptus (sie störte nicht so offensichtlich die „eheliche Vereinigung“); und nichts so Endgültiges wie die Sterilisation. Damals waren tatsächlich einige Theologen genuin verwirrt, ob sie nach katholischer Lehre unerlaubt sein müsse. Auf dem Konzil wurde die Diskussion darüber allerdings unterbunden; aber dann setzte der Papst eine Kommission ein, um diese Frage langwierig zu studieren.

Es war die Zeit, in der vieles neu zu werden schien; vorher schwer Denkbares wurde zur Regel. Nicht wenige Priester vermittelten Ehepaaren, sie könnten die Verwendung der Pille mit ihrem Gewissen vereinbaren, das würde auch Rom in Kürze verkünden. Dass Paul VI. dann schließlich doch (gegen die Mehrheitsmeinung der Kommission) 1968 in der Enzyklika Humanae Vitae verkündete, dass die Pille unter das Verbot der Künstlichen Empfängnisverhütung fiel, und dass dieses Verbot weiterhin galt, kam wie eine kalte Dusche. Man hatte damit gerechnet, dass es erlaubt werden würde; man hatte schon so gehandelt. Dementsprechend antworteten die deutschen Bischöfe in der Königsteiner Erklärung mit gespaltener Zunge auf die Enzyklika:

„Das neue päpstliche Rundschreiben hat in der Kirche und in der Welt sehr viel Zustimmung gefunden – ein Zeichen für die Übereinstimmung vieler Gläubigen, ja auch nichtkatholischer Christen mit den Zielen des Papstes und mit grundsätzlichen Gedanken und Forderungen seiner Enzyklika. Die Enzyklika ist aber auch auf Widerspruch gestoßen. Bei Katholiken beruht dieser nicht auf einer grundsätzlichen Ablehnung der päpstlichen Autorität. 
In den letzten Jahren sind die Themen, die jetzt in der Enzyklika behandelt wurden, sehr eingehend diskutiert worden. Neue Fragestellungen und neue Gesichtspunkte theologischer und profaner Wissenschaften, die auch in Rom bei der Vorbereitung der Enzyklika erörtert wurden, sind weiten Kreisen bekannt. Sie fanden im Schrifttum ihren Niederschlag, haben die katholische Ehe- und Familienarbeit mitbestimmt und sind in den verschiedenen Formen der Erwachsenenbildung und des Apostolates der Laien wirksam geworden. Sie hatten auch ihre Auswirkung auf die seelsorgliche Praxis. Die Methoden der Verwirklichung verantwortlicher Elternschaft wurden vielfach dem verantwortungsbewußten Gewissensurteil der Eheleute überlassen, ohne daß dabei dem Ungehorsam gegen die Kirche, dem Subjektivismus oder der Willkür das Wort geredet wurde. So ist es verständlich, daß viele Priester und Laien vom Heiligen Vater eine andere Entscheidung erwartet hatten. Das erklärt auch das zwiespältige Echo auf das Erscheinen der Enzyklika. […]

Die Diskussion um die strittigen Fragen ist nicht beendet, sondern aufs stärkste entfacht. Bei vielen Priestern und Laien, die ebenso in Liebe zur Kirche stehen wollen, herrscht große Ratlosigkeit. Sie leiden nicht nur unter den Schwierigkeiten, diese Lehre zu leben oder in die seelsorgliche Praxis umzusetzen; sie haben vielfach auch ernste Gewissensbedenken, die in der Enzyklika ausgesprochenen Verpflichtungen zu bejahen und zu vertreten. […]

Auf der anderen Seite wissen wir, daß viele der Meinung sind, sie könnten die Aussage der Enzyklika über die Methoden der Geburtenregelung nicht annehmen. Sie sind überzeugt, daß hier jener Ausnahmefall vorliegt, von dem wir in unserem vorjährigen Lehrschreiben gesprochen haben. Soweit wir sehen, werden vor allem folgende Bedenken geltend gemacht: Es wird gefragt, ob die Lehrtradition in dieser Frage für die in der Enzyklika getroffene Entscheidung zwingend ist, ob gewisse neuerdings besonders betonte Aspekte der Ehe und ihres Vollzuges, die von der Enzyklika auch erwähnt werden, nicht ihre Entscheidung zu den Methoden der Geburtenregelung problematisch erscheinen lassen. 
Wer glaubt, so denken zu müssen, muß sich gewissenhaft prüfen, ob er – frei von subjektiver Überheblichkeit und voreiliger Besserwisserei – vor Gottes Gericht seinen Standpunkt verantworten kann. Im Vertreten dieses Standpunktes wird er Rücksicht nehmen müssen auf die Gesetze des innerkirchlichen Dialogs und jedes Ärgernis zu vermeiden trachten. Nur wer so handelt, widerspricht nicht der rechtverstandenen Autorität und Gehorsamspflicht. Nur so dient auch er ihrem christlichen Verständnis und Vollzug.“

Kurz gesagt, hier findet man, was die DBK am besten versteht: Unter vielen wohlklingenden Worten ein Messer in den Rücken der Kirche rammen.

(Am lächerlichsten finde ich persönlich das Vorbringen von „ernsten Gewissensbedenken“ gegenüber der kirchlichen Lehre: Als ob es irgendjemand für möglicherweise unmoralisch ansehen hätte können, die Pille nicht zu verwenden.)

Auch der Fall des Priesterzölibats wurde in dieser Zeit von vielen vorhergesagt. Seminaristen wurde vermittelt, in wenigen Jahren würde die Kirche ihn nicht mehr verlangen, und in diesem Bewusstsein ließen sie sich weihen. Auch hier stellte Papst Paul VI. die Sache in einer Enzyklika klar (Sacerdotalis Caelibatus von 1967), aber für viele bedeutete das kein Ende der Vorhersagerei, die Kirche würde sich in dieser Hinsicht bald ändern. (Ja, hier ist es komplizierter, in der Hinsicht, dass die Kirche den Zölibat theoretisch abschaffen könnte; was freilich kein Argument ist, eine so extrem alte, universale* und sinnvolle Tradition abzuschaffen; und jedenfalls tat sie es entgegen der Vorhersagen nicht.)

Auf Berufungen wurde jetzt weniger Wert gelegt; und vor allem bei den Frauenorden brach die Zahl der Ordenseintritte katastrophal ein. Viele Nonnen wechselten ihre Ordenskleidung mit weltlicher Kleidung aus und gaben auch andere Aspekte ihres Lebens auf; sie versuchten sich nicht mehr von der Welt zu unterscheiden und verloren dadurch auch das, was an ihrem Leben anziehend für Katholikinnen gewesen war. Aber noch schlimmer als das Fehlen neuer Berufungen und die Veränderung der Orden war, wie viele Nonnen, Mönche und Priester ihre Berufung ganz aufgaben und sich von ihren Gelübden/Versprechen entbinden ließen.

Die nachkonziliare Zeit ließ auch die religiöse Bildung auf ein geradezu lächerliches Niveau absinken, weil man die klassische katechetische Unterrichtsweise verwarf und meinte, Schüler müssten selber dazu finden, was sie glauben (als ob Jugendliche sich einfach ihren eigenen Glauben zusammenbasteln würden, ohne Ideen von irgendwo aufgenommen zu haben – wenn nicht aus der Kirche, dann aus der Welt). Aber religiöse Erziehung schien eben fast genauso unnötig zu werden wie Mission: schließlich konnte man, wie Rahner es ausdrückte, auch ein „anonymer Christ“ sein, jemand der christlich lebte, ohne ausdrücklich Christ zu sein; wozu dann soviel Wert darauf legen, bestimmte Lehren weiterzugeben?

Die Glaubenspraxis schien irgendwie verweltlicht, normalisiert, eingeebnet zu werden – sowohl Prunk und „Triumphalismus“ als auch Fasten, Buße, Sühne wurden zurückgefahren. Mit anderen Worten: Festliche Freude galt ebenso nicht mehr wie tiefes Leid, Trauer, Demut. Stattdessen hielt eine deprimierende Effizienz und Kargheit Einzug. Auch Autorität und Gehorsam wurden nunmehr als reine Hindernisse der Freiheit gesehen – nicht mehr wie vorher als Mittel zum Schutz der Schwachen und Teil einer heiligen Ordnung, die Gott eingesetzt hatte.

Am klarsten sieht man die Früchte des Konzils, wenn man sich einzelne Personen ansieht. Es ist ziemlich bedrückend, finde ich,wenn man den Wandel von bestimmten berühmten Katholiken nach dem Konzil betrachtet.

Theologen wie Bernhard Häring oder Karl Rahner, die bisher katholisch gewesen waren, vielleicht mal ein wenig unkonventionell oder auch falsch gedacht hatten, aber wohl schon noch Wert darauf gelegt hatten, sich innerhalb der vom Lehramt festgesteckten Grenzen zu halten, schienen jetzt überzeugt zu werden, dass die Kirchenlehre doch nicht so unveränderlich war wie bisher geglaubt. Sie wurden allmählich ungehorsamer, kamen zu der Ansicht, künstliche Empfängnisverhütung könne gerechtfertigt sein, oder die Jungfrauengeburt sei nicht wirklich real gewesen. Thomas Merton, ein US-amerikanischer Trappist und bereits sehr bekannter geistlicher Schriftsteller, der seinem Orden viele Berufungen beschert hatte, begann sich stark mit östlichen Religionen zu beschäftigen, begann eine kurze Affäre mit einer sechsundzwanzig Jahre jüngeren Frau, und vernachlässigte Gebet und klösterliche Gemeinschaft für seinen Status als bei der politischen Linken beliebter Celebrity-Mönch. Der belgische Theologe Edward Schillebeeckx ging weiter als andere: Im Holländischen Katechismus, an dem er mitarbeitete, und seinen übrigen Veröffentlichungen leugnete er zahlreiche katholische Dogmen. Das alles wurde dadurch verschlimmert, dass die Glaubenskongregation inzwischen kaum noch gegen solche Auswüchse einschritt.

Schilleebeckx und andere legten besonders den Fokus darauf, wer Jesus „für mich“ sei, nicht darauf, wer Er in sich ist; typisch für den nachkonziliaren Relativismus. Auch in der Moral hielt dieser Einzug: Die „Lebenserfahrung“ der Leute sollte jetzt mehr gelten als Prinzipien – was natürlich alles mögliche rechtfertigen konnte, das jemand vor sich rechtfertigen wollte. Es wurde auch von manchen insinuiert, der „historische Jesus“ habe die Kirche vielleicht gar nicht oder zumindest nicht so gewollt; die übliche Taktik des Protestantismus, einen Keil zwischen Christus und die Braut Christi zu treiben, war in der Kirche angekommen. Damit wurde natürlich auch Jesu Autorität und Wirken selbst geschmälert: Er war plötzlich für manche nicht mehr der Gott, der die Kirche vom Himmel aus lenkt und in ihr präsent ist, sondern der tote Gründer aus der Vergangenheit.

Das wirklich Perfide war, wie die Frommen im Zug der Nachkonzilszeit dazu gebracht wurden, sich den „vom Konzil gewollten“ Veränderungen zu beugen, still zu sein und zu gehorchen – von denen, die den Gehorsam in der Kirche in jedem anderen Zusammenhang jetzt verspotteten oder geringschätzten. Der Papst wollte es ja. Sollte man sich anmaßen, katholischer zu sein als der Papst? Man konnte mit der neuen Liturgie zwar nichts anfangen, die Bilderstürmerei in der Pfarrkirche war verstörend, aber man konnte sich doch nicht gegen die Kirche stellen. Und wenn man doch etwas dagegen tun wollte, wurde man als ungehorsamer Fanatiker abgestempelt – während offene Häretiker toleriert wurden. Ich kann mir ziemlich gut vorstellen, wie hilflos manche sich gefühlt haben müssen.

Es gab Katholiken, die gerade unter den liturgischen Veränderungen litten (darunter z. B. so bekannte Namen wie Evelyn Waugh und J. R. R. Tolkien), und solche, die auch Warnungen aussprachen, etwa Dietrich von Hildebrand in seinen Büchern „Das trojanische Pferd in der Stadt Gottes“ und „Der verwüstete Weinberg“. Und dann gab es auch einen gewissen französischen Bischof namens Marcel Lefebvre, ehemals Erzbischof von Dakar (Senegal) und selbst Konzilsvater, der sich angesichts der nachkonziliaren Verwüstungen entschloss, eine Priesterbruderschaft zu gründen, die die traditionelle Liturgie feiern und an der traditionellen Theologie klar festhalten sollte. Bald gab es Spannungen zwischen Rom und der Priesterbruderschaf St. Pius X.; Lefebvre wurde 1976 von Paul VI. suspendiert. Unter dem hl. Papst Johannes Paul II. schien sich wieder eine Einigung anzubahnen, doch dann weihte Lefebvre, der Rom nicht mehr traute, ohne Genehmigung vier Bischöfe und wurde exkommuniziert. Einige Priester verließen die Piusbruderschaft, gründeteten die Petrusbruderschaft und erreichten dafür eine Genehmigung vom Heiligen Stuhl. Das Verhältnis der Piusbrüder zu Rom blieb gespannt; Lefebvre starb als offiziell Exkommunizierter (die Exkommunikation hatte er freilich nie als rechtmäßig anerkannt) – eine himmelschreiende Ungerechtigkeit, gerade wenn man darüber nachdenkt, wie mit Häretikern währenddessen umgegangen wurde.

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(Lefebvre (links) zu glücklicheren Zeiten bei seiner eigenen Bischofsweihe. Gemeinfrei.)

Unter Johannes Paul II. (und seiner rechten Hand, Kardinal Joseph Ratzinger, ehemals Konzilsberater und jetzt Präfekt der Glaubenskongregation) gab es zumindest ein wenig mehr Toleranz für die Traditionalisten, und auch sonst schien es ein gewisses konservatives Roll-back zu geben. Man betonte, dass das und das häretische Zeug gar nicht in den Konzilstexten stehe und das Konzil dies und jenes gar nicht gewollt habe. Johannes Paul II. war sehr klar bei Themen wie dem Lebensrecht der Ungeborenen. Und er war, anders als Paul VI., fähig, größere Massen für den Glauben zu begeistern – durch seine Reisen, durch die Weltjugendtage. Auch führte er wieder eine andere Ostpolitik im Vatikan ein und behandelte den Kommunismus nicht mehr, wie die beiden Päpste vor ihm, wie etwas Unbesiegbares, mit dem man sich irgendwie arrangieren musste. Gegenüber häretischen Theologen wurden etwas mehr halbherzige Versuche unternommen, sie zur Vernunft zu bringen oder ihnen die Lehrerlaubnis zu entziehen. Andererseits betonte auch dieser Papst die Religionsfreiheit, veranstaltete interreligiöse Gebetstreffen in Assisi, küsste einmal sogar den Koran, und beließ die neue Liturgie, wie sie war. Ein „Zurück vors Konzil“ gab es nicht.

Leider.

Mir persönlich ging es genau umgekehrt wie der Konzilsgeneration: Ich bin mit dem liberalen häretischen Katholizismus aufgewachsen, habe dann den etwas liberalen, aber auf Lehramtstreue schauenden Nachkonzilskatholizismus endeckt, und am Ende Neuthomismus, Handbuchtheologie, Integralismus, kurz gesagt den Traditionalismus. Und ich bin ehrlich gesagt relativ wütend darüber, was mir so lange vorenthalten worden ist. Handbuchtheologie ist erfrischend!

Die Johannes-Paul-II.-Generation hat den Traditionalismus gemieden; die nächste Generation findet vielleicht eher zu ihm. Weil man merkt, dass einem etwas geraubt wurde, dass die Nachkonzilsrechtgläubigkeit vielleicht doch ein nicht nötiger Kompromiss war, und dass die goldene Mitte nicht bei ihr liegt. Es bringt doch nichts, immer nur darüber zu reden, dass das Konzil ja das und das gar nicht gesagt habe; natürlich hat es das nicht (oder nicht immer), aber eine gewisse Zweideutigkeit, ein gewisser Mangel an klarer Verkündigung bisher verkündigter Glaubenswahrheiten, ein falscher Tonfall findet sich eben schon in den Konzilsdokumenten.

Es ist doch okay, sich einzugestehen, dass „das“ Konzil ein ziemliches Desaster war – aus welchem Grund auch immer sich die einzelnen Faktoren damals zu einem solchen Desaster aufsummiert haben. Es hat schlicht keine Erneuerung gebracht, sondern Verwirrung. Es hat Katholiken aus der Kirche getrieben – viele in „liberale“ Häresien oder am Ende kompletten Unglauben, ein paar, die nicht fassen konnten, wie die Kirche sich zu ändern schien, auch in den Sedisvakantismus. Es hat unglaublich vielen Katholiken eingeimpft, die Kirche könne und würde sich bei Dingen ändern, bei denen sie noch beteuere, sie könne sich nicht ändern; und die Kirche vor „dem“ Konzil wäre gar nicht richtig christlich gewesen, erst jetzt fände sie langsam zu ihrer wirklichen Bestimmung. So wurde an dem Ast gesägt, auf dem man sitzt: Denn wenn die Kirche nicht verlässlich ist, wieso dann überhaupt noch katholisch sein? Die Konzilsgeneration blieb vielleicht noch großteils in der Kirche; die Generation danach ging schon seltener zur Kirche und nahm den Glauben weniger ernst; die Generation danach kann mit dem Glauben großteils wenig anfangen. In meiner Familie sehe ich das jeden Tag.

Das 2. Vatikanische Konzil samt den Reformen der Nachkonzilszeit war ein zunächst wohlmeinender, und dann völlig fehlgeschlagener und von den falschen Leuten gesteuerter Versuch, mit einer Welt zu dialogisieren, die eigentlich gar nicht mit der Kirche dialogisieren wollte. Mal ehrlich: Schon 1968 hätte kein Hippie, der freie Liebe propagierte, die Geduld aufgebracht, sich mit ein paar alten Bischöfen zusammenzusetzen, die vorschlugen, dass manche Ehepaare es ja vielleicht doch nach eingehender Prüfung mit ihrem Gewissen vereinbaren könnten, zeitweise die Pille zu nehmen. Und auch bei den förmlichen Dialogen, die geführt wurden (z. B. mit protestantischen Kirchenvertretern) – was gab es dabei denn für Ergebnisse?

Ein weiteres Problem ist, dass „dem“ Konzil oft Dinge zugeschrieben werden, die nicht von ihm stammen, sondern schon lange existierten – z. B. die Lehre, dass es auch in anderen Religionen Elemente der Wahrheit gibt, und auch jemand, der einer anderen Religion angehört, in den Himmel kommen kann (dank praktisch „unüberwindlicher Unwissenheit“ über die wahre Religion). Interessanterweise wurde gerade unter Pius XII. ein Priester namens Leonard Feeney, der diese Lehre leugnete, und behauptete, dass ausschließlich getaufte Katholiken in den Himmel kommen könnten, und der nicht einmal die Begierde- und die Bluttaufe gelten lassen wollte, 1949 suspendiert und 1953 dann exkommuniziert; unter Paul VI. wurde seine Exkommunikation 1972 aufgehoben. Auch die Evolutionstheorie (solange sie wirklich wissenschaftlich bleibt) wurde (auch wenn er aus damaliger Sicht zur Vorsicht bei der vorschnellen Interpretation der Forschungsergebnisse mahnte) schon von Pius XII. für vereinbar mit dem katholischen Glauben gehalten und nie verurteilt. Die Sachlage ist klar: Die Vergangenheit soll diffamiert werden, indem man ihr Undifferenziertheit, Unbarmherzigkeit, Ahnungslosigkeit unterstellt; und die Nachkonzilszeit damit aufgewertet.

An allen anderen Konzilien und Synoden der Kirchengeschichte ist Kritik erlaubt und wird oft genug geübt; wieso sollte das letzte Konzil eine Vorrangstellung haben? Natürlich haben die „Pforten der Hölle“ die Kirche auch hier nicht überwunden; sie hat nichts Falsches zum Dogma erklärt. Aber unterhalb einer solchen Katastrophe verhindert der Heilige Geist leider nicht sämtlichen Mist, den Kleriker und andere Katholiken anrichten wollen.

Dietrich von Hildebrand fällt ein Gesamturteil über das 2. Vatikanum, das mir ziemlich passend vorkommt:

„Mag vieles vor dem Konzil reformbedürftig gewesen sein – ein Vergleich der Kirche im Jahr 1956 und 1972 drängt einem die Worte des Psalmisten auf: ‚Super flamina Babylonis illic sedimus et flevimus cum recordaremur Sion.‘ Psalm 136 (‚An den Flüssen Babylons saßen wir und weinten, als wir Sions gedachten.‘)“ (Der verwüstete Weinberg, 7. Kapitel)

* Auch die Ostkirchen kennen den Zölibat, auch wenn hier die Regeln weniger streng sind: Es können Verheiratete geweiht werden; wer unverheiratet geweiht wird, oder nach der Weihe zum Witwer wird, muss unverheiratet bleiben; und die Bischöfe werden nur aus den Unverheirateten gewählt.

3 Gedanken zu “Das 2. Vatikanische Konzil und ein paar Probleme mit ihm

  1. Das erinnert mich an meine Großmutter, die den Pfarrer in ihrer Heimatgemeinde, nachdem der ausdrücklich die Handkommunion eingeführt hatte, mit der Frage konfrontierte: „Haben wir jetzt einen anderen Herrgott, als früher?“ Diese Frau hatte von Theologie keine Ahnung aber in dieser Frage lag mehr vom hl. Geist als in den sog. Früchten des Konzils. Die Antwort blieb ihr der Pfarrer ein Leben lang schuldig.

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  2. Dass vor dem Konzil keine Krise in der Kirche gab, würde Ratzinger nie sagen. Schon im Jahr 1958 stellte er schon eine tiefe Krise in der Kirche fest. Zu dieser Krise schrieb er den Text „Die neuen Heiden und die Kirche“ (link unten). Auch Pater Garrigou-Lagrange schirieb (ich vermute im Jahr 1938) über die Verlust der Ehrfurcht vor der Kommunion, die durch die mangelhafte Danksagung nach der Kommunion gekennzeichnet war. Auch da hatte er schon die Wurzeln eines tiefen Problems erkannt.

    https://www.kath.net/news/36968

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    1. Die Krise kam nach 1960 natürlich nicht aus dem Nichts. Es ist vorher schon vieles verloren gegangen. Aber auch Ratzinger hätte sicher gesagt, dass die Katholiken 1958 jedenfalls wussten, was der Katholizismus ist, zu was sie da offiziell noch gehören. Es gab keine solche Verwirrung.

      Und ich kann ihm auch nicht ganz zustimmen. Sicher, viele Menschen waren eher Gewohnheitschristen, aber es war ihnen irgendwo doch wichtig. Später wurden sie so richtig vom Glauben weggetrieben.

      – LG, Crescentia

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